Aprilherausforderung 2003 von Maike 

  Durchschnittliche Wertung: 5, basierend auf 2 Bewertungen

Kapitel Von Italienern und schlaflosen Nächten von sarah 

Hallo!

Tja, also wenn ich etwas witziges zu schreiben versuche, dann endet das meistens im totalen Desaster - also bewertet das Ding, das ich da verbrochen habe, nicht allzu kritisch... Es hat jedenfalls Spaß gemacht diesen Quatsch "inspired by BK-Kursarbeit" zu schreiben! :D

Sarah

Von Italienern und schlaflosen Nächten

Mit einem müden Seufzer ließ d’Artagnan sich auf sein Bett fallen. Die Beule auf seiner Stirn brannte noch immer wie Feuer, obgleich er sie von Planchet bereits mit der Wundersalbe seiner Mutter hatte behandeln lassen. Um es gelinde auszudrücken: Dieser Tag war eine einzige Katastrophe gewesen!
Angefangen hatte es alles mit einem Duell, das sich zwei seiner Untergebenen geleistet hatten. Eine Familienangelegenheit. Des einen Großvetter zweiten Grades hatte des anderen Cousine einen „tratschenden Hinkefuß“ geschimpft (oder eine hinkende Tratsche?). Wie dem auch sei, jene Äußerung war für die beiden Musketiere jedenfalls Grund genug gewesen, während ihres Dienstes die Degen gegeneinander zu ziehen. Nachdem es d’Artagnan immerhin gelungen war die beiden Hitzköpfe daran zu hindern einander umzubringen, was bereits einige seiner Kraftressourcen aufgebraucht hatte, begab er sich zum Arbeitszimmer seines Vorgesetzten, um den unerhörten Vorfall dem Hauptmann de Tréville zu melden. Nun ja, d’Artagnan hasste es im Grunde sich als Moralprediger aufzuspielen und überlegte bei sich gerade, wie er die ganze Geschichte wohl ein bisschen verdrehen ...
„Mon Dieu! Pass doch auf!“
Trévilles Kammerdiener rempelte ihn an, als er aus dem Arbeitszimmer seines Herrn gerannt kam, murmelte irgendeine halbherzige Entschuldigung und drängte sich bereits an ihm vorbei. Und dann sah der Musketier den Briefbeschwerer auf sich zufliegen. Er vernahm noch den erschrockenen Ausruf des Musketierhauptmanns, „D’Artagnan, gebt Acht, sangdieu, der war doch nicht für Euch bestimmt, sondern für diesen Nichtsnutz von einem Die...“, dann ein dumpfer Schlag und d‘Artagnan verlor das Bewusstsein.

Soviel also zu diesem Tag. Nun wollte der lädierte Musketierleutnant nur noch eines: Ruhe. Endlich einmal... Er hatte den Gedanken noch nicht zu Ende geführt, da war er bereits eingeschlafen.
„Herr D’Artagnan?“
Die Tür knarrte und sein Diener Planchet trat vorsichtig ein. D’Artagnan fuhr auf.
„WAS?!?“ brüllte er den armen Diener an, „Kann ich nicht mal in Ruhe SCHLAFEN?“
„Ich, ich....da ...da“
Bevor er sich noch mehr verhaspelte, schwieg Planchet lieber und für einen Augenblick war es so ruhig, dass man eine Stecknadel zu Boden hätte fallen hören können. Doch nur für einen Augenblick! Dann nämlich pochte ... nein, hämmerte jemand gegen die Wohnungstür, als hänge sein Leben davon ab hineinzugelangen. Erneut fuhr d’Artagnan zusammen.
„Was soll denn das nun wieder?“
„Das wollte ich Euch ja gerade erklären.“ sagte Planchet und ruderte hilflos mit den Armen, „Ich habe Geräusche gehört und dachte es wären vielleicht Einbrecher...“
„Grrr, du siehst überall Einbrecher!“
Mit einem Satz war d’Artagnan aus dem Bett und stampfte auf seine Wohnungstür zu , entschlossen, demjenigen, der es wagte, ihn mitten in der Nacht aus seinem wohlverdienten Schlaf zu reißen, gehörig die Leviten zu lesen. Er öffnete die Tür... und die Kinnlade fiel ihm herunter, während seine Augen aus den Höhlen traten.

Das ist nicht wahr! Ich muss mir eine Gehirnerschütterung zugezogen haben! Oder ist das vielleicht einer dieser Alpträume, wenn man glaubt die Augen zu öffnen und es in Wahrheit nur geträumt hat!

Erst auf den zweiten Blick identifizierte der Musketier das, was sich da durch seine Tür quetschte, als ein schwer bepacktes menschliches Wesen. Schnaufend wälzte es sich bis ins Esszimmer hinein, wo es dann seine Ladung zu Boden fallen ließ. Als Planchet eine Kerze anzündete, erkannte D’Artagnan eine Anzahl recht merkwürdiger Dinge, ein großer viereckiger flacher Gegenstand, der in mehrere Laken Papier eingewickelt war, eine Malpalette, verschiedene Pinsel und noch einige Objekte, die der junge Gascogner nicht so recht zu identifizieren wusste. Und inmitten dieses Gerümpels saß ein kleines Männchen in viel zu eleganter und eindeutig zu bunter venezianischer Kleidung, einem undefinierbaren Wirrwarr schwarzer Locken, einer Nase, die viel zu lang, und munteren braunen Augen, die viel zu klein wirkten.
„Ah! Alberto! Mi amico! Schön Euch zu sehen!“ Mit diesem Ausruf, einem übertriebenem Lächeln und einem noch übertriebenerem italienischen Akzent warf sich diese schlechte Karikatur eines venezianischen Straßenkünstlers dem völlig überrumpelten d’Artagnan an den Hals.
Es WAR ein Alptraum!
„Wollt Ihr nicht sehen meine Kunstwerk?“ Mit einer schwungvollen Bewegung riss er das Papier von dem viereckigen Gegenstand, der sich als ein Porträt Seiner Eminenz des Kardinals Richelieu entpuppte: ein nicht einmal schlecht gelungenes Werk, wie d’Artagnan sicher zugegeben hätte, wenn er überhaupt irgendeinen klaren Gedanken hätte fassen können, „Die Cardinale! Ein Meisterwerk, no? Morgen schon, ich werde es abliefern in die Palais Cardinale!“
Er lehnte das Kunstwerk an den Tisch.
„Äh...“
„Äh? Ich verstehe nicht.“
„Wer, zum Teufel, seid Ihr, Monsieur! Pardon, aber wir kennen uns nicht!“
„Aber Alberto! Ich bin es, Vergigio, erinnerst du dich nicht? Damals in Florenz auf die Universität!“
„Mein Name ist d’Artagnan. nicht Alberto. Jean-Claude d’Artagnan und weder kenne ich einen Vergidingsda noch war ich jemals in Florenz.“
„Come dice? Nicht Alberto? Albert de Roussel? Aber er hat doch geschrieben, ich kann kommen zu ihm, wenn ich bin in Paris. Zu ihm in die Rue des Foux.“
„Férou!“
„Was?“
„Rue Férou!“
„No, no, no! Rue des Foux! Ich irre nie!
„Nun, Monsieur, dann hat Euch Euer Freund Albert zum Narren gehalten! Es gibt keine Rue des Foux!“ ...auch wenn Ihr da besser aufgehoben wäret, fügte d‘Artagnan in Gedanken hinzu.
„Oh, diese Bastardo!“ Vergigio stampfte vor Wut in den Boden. „Diese, diese...!“ Doch so schnell, wie er gekommen war, verflog sein Zorn auch schon wieder und er strahlte d’Artagnan an. Ein Strahlen, das nichts Gutes verheißen konnte! „Warum rege ich mir auf? So, ich habe die Ehre kennenzulernen Euch Signore...“
„D’Artagnan.“
„Sehr erfreut! Ich werde schlafen bei Euch, Dada-yo! Ah, dort ist die Schlafzimmer! Messieures, entschuldigt. Ein Künstler braucht sein Schlaf. Buona Notte oder Bonne nuit, wie man hier sagt!“
Und mit diesen Worten verbeugte sich der Italiener erst in d’Artagnans und dann in Planchets Richtung und stolzierte in das Schlafzimmer des Musketiers. Jeden anderen hätte d’Artagnan wohl mit einem Fußtritt quer durch den Raum und am besten gleich durchs Fenster befördert, hinter diesem Wahnsinnigen jedoch schloss er sogar eigenhändig die Tür, als wolle er sicher gehen, dass er nicht wieder aus dem Zimmer hervorkam.
Schweißtropfen standen ihm auf der Stirn. Planchet und er starrten sich an.

Ruhig, Jean-Claude! Es gibt für alles eine Lösung! Schlaf erst einmal darüber! Morgen früh wird dir schon etwas einfallen!

Wenn nur nicht sein Kopf so dröhnen würde.
„Planchet, ich schlafe diese Nacht auf... auf dem Küchentisch.“
„Und ich, Herr?“
„Du schläfst vor der Tür.“
„Aber, Herr d’Artagnan!“
„Du schläfst vor der Tür! Du schnarchst wie ein Tier! Soll ich mir das vielleicht die ganze Nacht – oder was noch von ihr übrig ist – anhören?
Ergeben senkte Planchet den Kopf und trollte sich.

D’Artagnans Rücken schmerzte. Sein Kopf dröhnte. Unruhig wälzte er sich hin und her – und stieß dabei ein halbvolles Weinglas um, das er versehentlich auf dem Tisch hatte stehen lassen. Stöhnend richtete er sich auf.
Mon Dieu!
Nur mit Mühe gelang es ihm einen Schrei zu unterdrücken, als er sah, wie der dunkelrote Inhalt des Glases sich vom Tisch auf das Porträt des Kardinals – genauer gesagt, auf seine blassen Wangen – ergoss. Es war das erste Mal, dass d’Aragnan den Kardinal erröten sah! Was für ein Gedanke, was für ein Blödsinn!
Er durfte garnicht an den Wutausbruch des Italieners denken, wenn er am Morgen aufwachen würde und....Mit einem gascognischen Fluch schwang sich d’Artagnan vom Tisch, entzündete hastig eine Kerze und durchwühlte die Habseligkeiten des Italieners nach etwas, das er gebrauchen konnte, um das Malheur zu beseitigen. Sein Blick fiel auf ein Spitzentaschentuch. Nun ja, es sollte eine Menge Frauen geben, die unkonventionelle Männer liebten. Der Charme der Künstler...
Wie dem auch sei, schnell griff d’Artagnan nach dem italienischen Spitzentaschentuch und begann damit die Wangen Seiner Eminenz zu polieren, um ihnen ihre ungesunde Röte zu nehmen. Doch ehe er das Unglück auch nur halbwegs beseitigt hatte, hörte er plötzlich seine Schlafzimmertür knarren. Hastig blies d’Artagnan die Kerze aus und hatte gerade noch Zeit, sich hinter den Vorhängen der Vorratskammer zu verbergen, bevor er vernahm, wie die Tür geöffnet wurde. Vergigio murmelte auf italienisch irgendetewas unverständliches, und schlich durch den Speiseraum.
„Ein Geräusch! Ganz deutlich habe ich gehört! Da war ein Geräusch!“
Plötzlich hörte das Gemurmel auf und d’Artagnan hielt den Atem an. Schritte näherten sich der Vorratskammer. Er presste sich gegen seinen Weinschrank.

Es gab einfach Tage, an denen lief alles schief. Und heute war unbestreitbar ein solcher Tag. Unglücklicherweise reichte der Vorhang, der die Vorratskammer vom Speiseraum trennte, nicht bis zum Boden...

Der Vorhang wurde aufgerissen und D’Artagnan versteckte hastig das Spitzentaschentuch hinter seinem Rücken.
„Ha! Mamamia! Signore Dada-yo! Ich habe eine Verbrecher ge... Signore Dada-yo? Ihr seid es selbst!“
„Oh ich...äh...“ Gehetzt blickte d’Artagnan sich um und griff in seiner Verzweiflung nach einer der Weinflaschen, „Um Mitternacht ein Schlückchen Wein, da kann ich einfach nicht... hicks... widerstehen.“ Er brach in prustendes Gelächter aus, obwohl er lieber losgeheult hätte.
Mit einem Stirnrunzeln musterte der Italiener den betrunkenen jungen Mann von oben bis unten, dann wandte er sich mit einem Kopfschütteln ab.
„Die spinnen, die Franzosen!“