Oktoberherausforderung 2004 von Maike 

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Kapitel Seven drunken Nights von Anonymous

Hallo das hier ist einfach nur ein auf einer langer Busfahrt geschriebener, sehr schräger Spaß, der in keinen Chronolgie passt und mit so im halb Wachen Zustand einfiel. Viel Spaß damit!

Seven drunken nights

Im „Pomme de Pin“ ging es hoch her, eine ganze Runde Musketiere war versammelt, es wurde getrunken, gezecht und gesungen. Die frisch aus dem Dienst gekommenen Musketiere waren dabei den Abend bei reichlich Wein ausklingen zu lassen. An einem Tisch auf der linken Seite des Raumes saßen d’Artagnan, Aramis und Porthos und sprachen kräftig dem Anjouwein zu. Aramis war soeben dabei einen höchst anzüglichen Scherz zum besten zu geben. „... und man fand den Kardinalshut im Springenbrunnen, daneben einen Strauß Rosen mit einem Fischschwanz darinnen, in einem Weinfass das in der Seine schwamm dieses Scheusal de Cavoyes und einen weinenden Kardinal auf der Treppe des Palais.“ Sagte er grade. „Also was ist passiert.“

„Hm, ich denke Eminenz bedauern irgendetwas, Aber wie zum Teufel kam der Hauptmann in das Weinfaß?" fragte d'Artagnan mit unglücklicher Miene. "Und wie der Fischschwanz in die Rosen und der Kardinalshut in den Springbrunnen?" Und fragend sah er Aramis an.

„Nun Eminenz haben sich wütend den Hut vom Kopfe gerissen, als er den Fischschwanz in den Rosen fand und Cavoyes der an allem Schuld war in einem Fass in der Seine versenken lassen und anschließend sehr betrauert, dass eine weitere Dame in Paris seine Aufmerksamkeit abgelehnt hat.“ Erwiderte Aramis woraufhin Porthos und d’Artagnan herzlich lachten.

Auf der anderen Seite des Raumes begannen einige Musketiere fröhlich und schon recht trunken zu singen.

Duhallier s'en va-t-en guerre,
Mironton, mironton, mirontaine,
Duhallier s'en va-t-en guerre,
Ne sait quand reviendra,

Duhallier s'en va-t-en guerre,
Mironton, mironton, mirontaine,
Duhallier s'en va-t-en guerre,
Ne sait quand reviendra.

D’Artagnan verdrehte die Augen, er kannte den Bandwurm von einem Lied der hier gewöhnlich folgte! Doch ehe er seine Kameraden vielleicht auf ein anderes Lied bringen konnte, trat Athos, eindeutig in Eile an ihren Tisch und setzte sich auf den letzten freien Schemel.

„Was ist passiert, Athos?“ erkundigte sich Aramis verblüfft. „Wenn Ihr es so eilig habt...?“

Athos Blick richtete sich auf d’Artagnan. „Ihr hättet doch beinahe Monsieur de Rochefort diesen Sommer nach Orleans begleitet, oder?“ fragte er. „Seid nur froh dass Ihr es nicht getan habt! Wie ihr wisst hat man Rochefort verhaften und in die Conciergerie werfen lassen. Der Herzog von Orleans klagte ihn des Mordes an einer Frau an! Er soll sie bei besagtem Abenteuer in Orleans ermordet haben und wurde für schuldig befunden. Ende des Monats ist es zu Ende mit ihm.“

„War es den wenigstens eine schöne Frau?“ rutschte es Porthos, der schon arg angeheitert war, heraus.

Athos bedachte ihn mit einem sehr strafenden Blick, antwortete jedoch nichtsdestotrotz. „Das soll sie gewesen sein. Man hat sie und Rochefort zusammen gesehen, und es hatte den Anschein dass...“ er brach ab.

Aramis lächelte maliziös. „Dass der gute Graf seine Finger nicht von einer Affaire lassen konnte? Um sie anschließend zu ermorden? Klingt ganz nach einer Intrige des roten Herzogs. Allein, es passt zu dem was man mir über die Geschichte in Orleans erzählt hat.“

Alle Blicke richteten sich neugierig auf Aramis, der vorgab erst nach einiger Nötigung ungern weiter zu erzählen. „Ein Freund von mir, ein Bruder im geistlichen Stande, schrieb mir er habe Rochefort mit einer gar seltsamen Person gesehen. Zuerst habe er geglaubt es handelte um einen Mann und als er hörte dass Rochfort... ahem gar mächtig mit demjenigen gefeiert habe, und schlimmeres, hätte er an Sodomie gedacht, doch dabei erwies sich besagte Person als eine schöne dunkelhaarige Frau, die offensichtlich in der Verkleidung eines Mannes gereist war, auch wenn sie für seinen Geschmack allzu mager geraten war.“

D’Artagnan erbleichte. „Eine dunkelhaarige, sehr schlanke Frau, die als Mann verkleidet reiste und ein schwarzes Pferd ritt? Letzten Mittsommer in Orleans? Aramis war es so?“ fragte er erschrocken und eindringlich.

„Ja, genauso war es. Kennt Ihr sie auch mein Freund?“ erkundigte sich Aramis.

„Sehr gut.“ Erwiderte d’Artagnan. „Sie muss den Brief nicht mehr bekommen haben, dass ich nicht nach Orleans kommen würde...“ er brach ab.

Athos legte ihm mitfühlend die Hand auf die Schulter. „Es tut mir leid.“ Sagte er leise. „Ihr habt geglaubt dass Rochefort Euer Freund sei und nun hat er sie ermordet.“

D’Artagnan sah auf. „Sie ist nicht tot Athos. Jedenfalls war sie es vor drei Wochen noch nicht. Das muss ein Komplott sein, wahrscheinlich vom Herzog von Orleans. Er hasst den Kardinal und wenn er nicht gegen diesen vorgehen kann, dann gegen dessen untergebene. Es war schon eine Weile ein Gerede dass der Herzog vorhabe sich für die erlittene Schmach zu rächen.“

"Das ist bestenfalls ein Gerücht." entgegnete Athos.

"Sicher ist dagegen, daß Monsieur de Rochefort unschuldig verurteilt in der Conciergerie sitzt und das besagtes Urteil noch vor Allerheiligen vollstreckt werden wird.“ fuhr d’Artagnan auf. „Versteht Ihr nicht Athos, er kann diese Frau gar nicht ermordet haben!“ er hielt inne und stand auf. „Allerheiligen, das sind dreieinhalb Wochen, sie wird reiten müssen wie der Teufel um es rechtzeitig zu schaffen.“ Murmelte er, während er hastig davonging.

Die drei Freunde sahen einander verwirrt an. „Was war das eben?“ fragte Aramis.

„Eifersucht.“ Konstatierte Porthos. „Nichts als Eifersucht. Ich kenne das.“ Damit gönnte er sich einen weiteren tiefen Schluck Wein.

Athos hingegen sah dem Gascogner nachdenklich nach. „Ich werde um Erlaubnis nachsuchen Rochefort zu besuchen. Jemand sollte erfahren was eigentlich geschehen ist.“

***

Es dauerte über eine Woche ehe es Athos gelang seinen Besuch bei Rochefort in der Conciergerie zu machen. Die ganze Woche lang hatte sich d’Artagnan seltsam verhalten, mehr als seltsam um genau zu sein. Als Athos nun Rochefort traf, den man in einer winzigen Zelle im Untergeschoss der Conciergerie untergebracht hatte, wurde ihm klar, dass was immer hier passierte, sicher kein Komplott des Kardinals handelte: Rochefort wirkte Verzweifelt auf ihn. Ein Mann der bereits aufgegeben hatte. „Warum seid Ihr gekommen, Monsieur le Mousquetaire?“ fragte er leise. „Um Euch an meinem Fall zu weiden?“

Athos schüttelte den Kopf und überging die Bemerkung, nach einer Woche hier unten, konnte jemand so etwas sagen. „Nein. D’Artagnan glaubt, dass besagte Frau noch am Leben ist, und ich kam um zu erfahren was eigentlich passiert ist?“

Rochefort sah auf. „Dann ist sie kein Phantom gewesen? Keine Ausgeburt einer durchzechten Nacht?“ fragte er überrascht. „Und ich hatte schon angefangen zu glauben, ich hätte sie geträumt, weil Adrian und ich im Suff über Frauen philosophiert haben.“

Athos setzte sich langsam auf den steinernen Boden der Zelle. „Was genau ist Orleans passiert? Und wer ist Adrian?“

Rochefort hob die Schultern. „Adrian ist ein Freund, er stammt aus irgendeiner d’Artagnan Seitenlinie, aus der Gegend von Dax glaube ich. Und Orleans....
***

Rochefort war so in Gedanken versunken, als er – den Hut tief ins Gesicht gezogen – durch die Straßen von Orleans ging, dass er denjenigen mit dem er beinahe zusammengestoßen wäre, kaum bemerkte. Doch dann blieb er überrascht stehen. „Adrian?“ entfuhr es ihm. Ja es gab keinen Zweifel, er hatte seinen Freund Adrian vor sich. Er wirkte ein wenig müde, als habe er eben eine Verwundung oder gar Krankheit hinter sich. „Wie kommt Ihr zurück nach Frankreich?“

Adrian war wie in Gedanken weitergegangen ohne zu reagieren. Jetzt wandte er sich um. „Verzeiht, ich habe Euch nicht gesehen.“ Seine Überraschung war ebenfalls mehr als deutlich. „Ich war völlig in Gedanken.“

„Das kann man von uns beiden dann wohl sagen. Aber wie kommt Ihr zurück nach Frankreich?“ Für einen winzigen Moment hatte Rochefort das Gefühl gehabt, dass Adrian ihn gar nicht erkannt hatte, doch dieses Gefühl verflog sofort, bei dem leisen Lachen und der nächsten Antwort. „Ich fürchte genau darf ich es nicht erzählen. Eine Botschaft aus Friedland. Genauso gut könnte ich Euch fragen, was Euch nach Orleáns führt, Rochefort.“

Wäre Rochefort ganz aufmerksam gewesen, hätte er bemerkt, dass kurz vor diesen Worten, ein starker Windstoß seinen Hut soweit zurück gedrückt hatte, dass die Streifschussnarbe an seiner Schläfe sichtbar wurde. So jedoch ging er davon aus, das Adrian genauso über einem Problem gegrübelt hatte, wie er selbst. „Eure Botschaft hier nach Frankreich lässt sie Euch vielleicht...“

„...etwas Zeit um mich mit den neuesten Verwicklungen Gaston d’Orleans zu befassen?“ erwiderte Adrian schmunzelnd, der Rocheforts Intentionen rasch erahnt hatte. „Wahrscheinlich sollten wir das nicht auf der Straße bereden.“

Gemeinsam waren sie weitergegangen und hatten ohne viele Worte ihre Freundschaft dort wieder aufgenommen wo sie, sie nach den Ereignissen um den verschwundenen Dänenprinzen gelassen hatten. In Rocheforts unauffälligem Quartiere hatten sie schließlich über Rocheforts Auftrag geredet, auf den Adrians waren sie nie zurückgekommen. „Es geht um den Verdacht, dass der Herzog in Korrespondenz mit dem Spaniern steht. Ich weiß dass ein Brief, den er geschrieben hat morgen oder übermorgen die Stadt verlässt. Aber ich kann ihn dem Herzoge nicht wegnehmen, denn der soll nichts merken, und verschwindet der Bote, dann wird er vermuten dass ich es war.“ Aber vielleicht konnte ja Adrian den Boten so erledigen dass der Herzog es erfuhr. Zum Zeitpunkt wenn der Zorn des Herzogs ihn treffen konnte, war Adrian wahrscheinlich längst wieder im Feldlager von Herzog Albrecht und bis dahin reichte der Arm von Gaston d’Orleans schwerlich.

Adrian lacht leise. „Dann sollte der Bote hübsch die Reise nach Spanien machen. Und zwar mit einem Briefe wahrhaft netten Inhalts.“

Rocheforts Augen blitzen auf, als er den Vorschlag verstand. „Ihr meint nur die Briefe vertauschen? Adrian das ist genial.“

Adrian zuckte die Schultern. „Nicht einfach vertauschen, sondern etwas hübsch beleidigendes in der Handschrift des Herzogs an den Spanierkönig schicken und den echten Brief still und leise zur Richelieu schaffen. Und natürlich hier in Orleans noch etwas anstellen, das keine denke, Ihr hättet hier wegen des Herzogs etwas gewollt. Habt Ihr irgendein anderes Schriftstück von der Hand des Herzogs?“

Damit konnte Rochefort selbstverständlich dienen. „Aber ich kenne keinen Fälscher in dieser Stadt , der nicht auf Monsieurs Gehaltsliste stünde.“ Sagte er dabei.
Adrian studierte die Handschrift eine Weile. „Ich denke den brauchen wir nicht.“ Erwiderte er. „Das sollte ich auch hinbekommen.“

Und nachdem er einige Versuche auf dem Rande eines alten Briefes vorgenommen hatte, verfasste er einen Brief voller versteckter Beleidigungen und hinterhältiger Anspielungen, welcher der Handschrift des Herzogs verblüffend ähnlich war. Rochefort hätte nicht vermutet, dass Adrian diese Kunst, seine Handschrift derart zu verändern so gut beherrschte und hätte er den wahren Grund geahnt warum sein Gegenüber diese Kunst erlernt hatte, hätte er sich höchstlich gewundert. So aber gingen Adrian und er höchst erfreut an die Arbeit den Boten aufzuspüren und die Briefe unauffällig zu vertauschen. Der Bote verließ mitsamt dem falschen Brief noch am selben Abend die Stadt.

Als sie sich sicher waren, dass er fort war, meinte Adrian. „Morgen in der Frühe muss ich losreiten, der Weg nach Friedland ist weit.“

„Ich hoffe dass hindert Euch nicht daran heute Abend das Wiedersehen und den Abschied in einem zu begießen.“ Erwiderte Rochefort. Sollte d’Orleans doch glauben Rochefort habe mit einem fremden Söldner in einer Stadtbekannten Taverne getrunken und dabei wer – weiß – was verhandelt.

„Warum nicht? Es ist eine Weile her, dass ich französischen Wein genossen habe.“ Erwiderte Adrian als sie langsam in Richtung des Markplatzes gingen.

***

Un satire cornu
Qui n'est pas trop habile,
Amoureux devenu
D'une tant belle fille.

Non, ne luy coupés pas,
Laissés luy son pauvre cas.

L'ayant entre ses bras
Dedans un bois seulette,
Ne la devoit-il pas
Coucher dessus l'herbette?

Non, ne luy coupés pas,
Laissés luy son pauvre cas.
Il luy porta la main
Bien haut sous sa chemise,
Si bien que ce vilain
En humeur l'avait mise.
Non, ne luy coupés pas,
Laissés luy son pauvre cas.
Ce badin toutes-fois
Eut si peu de courage
Qu'elle sortit du bois
Avec son pucelage.
Non, ne luy coupés pas,
Laissés luy son pauvre cas.
Mais tout cela n'est rien
Qui ne fait autre chose.
Le plus souverain bien
C'est de cueillir la rose.
Non, ne luy coupés pas,
Laissés luy son pauvre cas.
Hélas! faut-il tromper
Les filles de la sorte?
Il luy faudroit couper
Les trois pièces qu'il porte.

Non, ne luy coupés pas,
Laissés luy son pauvre cas.

Der Wirt wusste nicht ob er sich bedauern oder freuen sollte. Die Herren hatten offensichtlich gefallen an dem Lied gefunden, denn sie wiederholten es nun zum dritten Male und stießen mit ihren Weinbechern an. Sie waren ziemlich gut gestimmt und nun, wenn man ganz genau auf die Stimmen hörte, dann hatte der eine, eine recht helle Stimme. Aber wen scherte das schon? Als sie das Lied zum vierten Mal anstimmten, schickte er eine Magd mit noch etwas zu trinken hinüber.

***

Rochefort zuckte müde die Achseln. „Ich weiß nicht wann Sie dazu gekommen ist. Später habe ich mich sogar gefragt ob ich sie nur im Suff zusammenphantasiert habe, denn irgendwie sah sie Adrian ähnlich.“

„Eine Dame?“ erkundigte sich Athos, der sich mit Phantomen im Rausch recht gut auskannte. „Eine Dame gesellte sich zu der Feier?“

„So ungefähr. Ich würde eher sagen sie hat mit uns, mit mir, getrunken. Und gesungen, Himmel sie hatte eine herrliche Stimme, klar und sehr hell, ein bisschen wie Adrian, nur viel viel besser.“ Er runzelte die Stirn. „Ich glaube Adrian war schon gegangen, er musste ja in aller Frühe los.“

Etwas zweifelnd hörte Athos sich das an. „Und dann, ich nehme an ihr seid auch irgendwann zur Ruhe gegangen? Oder am Tisch eingeschlafen?“ Er war sich recht sicher dass Rocherfort nicht im Suff geträumt hatte, derartige Phantome sangen kaum und tranken höchst selten mit. Wenn sie es doch taten, dann waren sie sehr, sehr real, wie Athos wusste.

„Zur Ruhe gegangen.“ Erwiderte Rochefort. Er sah Athos an. „Wir sind zu Ruhe gegangen. Jedenfalls war es so wenn ich nicht völlig betrunken war und geträumt habe.“

„Wenn Ihr noch auf Euren eigenen Füßen bis in Euer Zimmer gekommen seid, könnt Ihr nicht so schwer betrunken gewesen sein.“ Stellte Athos sachlich fest, so wenig ihm das Thema jetzt angenehm war. Er riss sich zusammen. Wenn es hier um Rocheforts Leben ging, würde er sich zur Not die Beichte über dieses Ereignis anhören. „Ich nehme an ihr habt nicht viel geschlafen.“ Fügte er daher diplomatisch hinzu.

„Zu Anfang nicht.“ Erwiderte Rochefort. Dann runzelte er die Stirn. „Diese Narbe, ja ich glaube ich habe sie gefragt woher die stammt.“ Er sah Athos leicht verwirrtes Gesicht. „Eine Narbe wie von einem tiefen Degenstich in den Brustkorb.“ Erklärte er. „Und sie sagte Ihr Onkel hätte sie erstechen wollen, als sie noch ein Kind war, glaube ich.“ Er schüttelte den Kopf. „Sie war fort, am nächsten Morgen.“

***

Rochefort fand am nächsten Mittag als er hinunter in die Wirtstube kam, weder Adrian noch die Fremde vor. Der Wirt – welchen er – verkatert und recht streng befragte, wollte von keiner Frau wissen, die in der Nacht hier gewesen sei. Der Herr müsste wirklich süß geträumt haben. Doch als der Wirt wieder verschwand um nach der Küche zu sehen, begann die Halbzigeunerin die dabei war, die Wirtsstube zu fegen leise zu singen.

Ho – ochtzeit, sollte im Dorf heut sei – ei – ein,
und der Schmied ruf und such nach seiner Braut.

Ahjei – jei – dam dey dam deia,
Aj dam dey, daram die,

Niemand weiß das sie den Spielmann lie – ie iebt,
Niemand weiß da- ass er gestern bei ihr war.

Ahjei – jei – dam dey dam deia,
Aj dam dey, daram die,

Je- emand hörte vor Tag ein Pfe –erd,
sie ist fort, folgte dem Ruf der Nacht.

Ahjei – jei – dam dey dam deia,
Aj dam dey, daram die.

Und Rochefort war sich mit einem mal wieder sicher, dass da jemand gewesen war.

***

Athos dachte eine Weile nach. „Entweder hat der Herzog von Orleans sie geschickt um Euch in Schwierigkeiten zu bringen, oder später davon erfahren und das ist jetzt seine Rache.“ Erwiderte er.

Rochefort nickte. „Ich kannte noch nicht einmal ihren Namen.“

***

Es war am Vormittag des 31ten Oktober und seine Eminenz der Kardinal de Richelieu befasste sich mit einem höchst unerfreulichen Ereignis im eigenen Hausstande. Ein Diener war seiner Nichte Marie de Combalet zu nahe getreten und der Kardinal hatte ihn erbost von seiner Garde vor sich bringen lassen und war mitten in der Befragung dieses unglücklichen Subjektes, als sein Diener Charpentier herein eilte und ihm meldete, die Dame, welchselbige Rochefort ermordet haben solle, stünde leibhaftig im Vorzimmer und – hier schlug er hastig ein Kreuz – sie weigere sich Weihwasser oder das Kreuz zu berühren zum Zeichen das sie kein Wiedergänger sei, und verlange statt dessen, seine Eminenz zu sprechen und das umgehend. Und sicher seie sie ein ruhelos umgehender Geist der vor der Tür stünde.

"Das hat der Reformationstag nun einmal so an sich, wie?" sagte der Kardinal spöttisch. "Führt ihn ab!" fügte er mit einer Geste auf den Unglücklichen Diener hinzu. „Und steckt ihn in den Rattenkerker.“ Erneut wandte er sich zu Charpentier. „Und Geist oder nicht, lasst die Dame vor.“

Tatsächlich betrat bereits Augenblicke später eine dunkelhaarige Dame im Reisegewand das Studierzimmer seiner Eminenz. Ihr Haar war streng hochgesteckt, was ihr schmales Gesicht sehr betonte, aber dennoch die Ähnlichkeit mit einer anderen – dem Kardinal bekannten Person – nicht auszulöschen vermochte. „Ihr seid also gekommen, um über die Anklagen gegen meinen Stallmeister, Aussage zu machen.“ Eröffnete der Kardinal das Gespräch.

Die Dame nickte. „Allerdings Monseigneur. Leider bin ich an jenem fraglichen Morgen gezwungen gewesen Orleans zu verlassen und leider war ich gezwungen den Herzog glauben zu machen, ich habe die Stadt nicht lebendig verlassen. Und so ist er – bedauerlichweise – zu der Irrtümlichen Schlussfolgerung gekommen, ich sei von Eurem Stallmeister ermordet worden.“

Richelieu hob die Augenbrauen. „Ihr wollt also sagen, dass der Herzog aus nichts anderem als dem höchst verständlichen Wunsche für Gerechtigkeit zu sorgen, diese Anklage erhoben hat?“ fragte er mit einem ironischen Lächeln. „Ich bin mir sicher er wird erfreut sein zu hören, dass Ihr noch lebt Madame. Allerdings hat es einige gar wilde und wenig Ehrenhafte Behauptungen zu Eurer Person im Zusammenhang mit meinem Stallmeister gegeben.“

Die Dame lächelte, sie errötete nicht, es war eher ein sanfter Spott der in ihren Augen blitzte. „Euer Stallmeister geruhten in jener Nacht gar scheußlich mit einem Söldner namens Adrian zu zechen und wie viele der armen Mägde in der „Roten Taube“ sie belästigt haben, entzieht sich selbst der Kenntnis des Wirtes, alles andere was man sagt muss man wohl den Träumen die sein allzu guter Wein bringt, zuschreiben.“

***

Selbstverständlich bedurfte es einigen hin und hers und nicht zuletzt einer Konfrontation der Dame mit Monsieur bevor die Anklage aufgehoben und Rochefort für unschuldig erklärt werden konnte. Erst im Abend des Reformationstages verließ die Dame das Palais seiner Eminenz. Charpentier, der lautlose Diener überbrachte kurz danach ein kleines Büchlein dem Kardinal. „Die Dame hat es in all der Aufregung verloren und ich bin mir sicher sie hat es nicht bemerkt.“ Sagte er als sich verbeugte und ging.

Der Kardinal nickte, zufrieden dass er sich so gut auf seine Diener verlassen konnte, und blätterte in dem Büchlein dass eng beschrieben war und viele Notizen enthielt. Nach einer Weile stieß er auf einen Eintrag der ihn faszinierte. „Rochefort, Comte Charles – César, wir sind uns ein paar Mal begegnet und eigentlich recht gute Freunde wenn man das so sagen kann. (Weberschlüchte 1625/ Holstein 1627/Dänemark 1628) Er ist einer der Vertrauten des Kardinals und dessen bester Spitzel, was seinen Fähigkeiten als Soldat keinen Abbruch tut, noch an seinem Charakter zweifeln lässt. Groß, dunkelhaarig, sehr markante Gesichtszüge.“ Hier hatte eine Hand in Klammern eingefügt dass selbige nicht ganz in die Rochefortlinie passen würden. „Du erkennst ihn ganz leicht, an einer Narbe an der rechten Schläfe die von einem Streifschuss zurückblieb. Er weiß über mich nicht sehr viel und nur über Friedland mehr. Sei dennoch sehr vorsichtig was du ihm gegenüber sagst, solltet Ihr Euch jemals begegnen er ist ein guter Beobachter und könnte Diskrepanzen durchaus bemerken.
PS. Er war eine Zeitlang mit unserem Brüderchen verfeindet und ist daher etwas gebranntes Kind was Gascogner angeht.“ Nachdenklich schloss der Kardinal das kleine Notizbuch, das ihm einige Antworten und noch mehr Rätsel gegeben hatte.

***

In einem kleinen Haus in der Rue de Fossoyeurs, wo immer noch – wenngleich seit einiger Zeit allein – ein gewisser Leutnant aus der Gascogne wohnte, kam an jenem Abend besagte Dame an und eine Stunde später, trat ein Söldner namens Adrian wieder aus dem Dachzimmer. Die Geschwister begrüßten sich herzlich. „Und – was ist mit...“

„Rochefort? Frei und aller Anklagen ledig. Puh... einen Tag die Dame in diesem elenden Palais spielen und ich komme mir ganz staubig vor.“

Beide Geschwister lachten, d’Artagnan goss ihnen Wein ein. „Wie war das eigentlich mit dir und Rochefort? Ihr habt doch nicht wirklich...?“ fragte er mit der Strenge eines großen Bruders.

Seine Schwester lachte ihn aus. „Keine Angst. Adrian und ich lassen dir beim Heiraten den Vortritt.“

Die Diskussion wurde bei Wein und Käse fortgesetzt und nicht wenige Nachbarn waren empört, als im frühen Morgen, zwei Stimmen, gut geölt und nicht eben leise, ein altes Zigeunerlied anstimmten, dessen Refrain heißt: Das uns keiner heut hört – das uns keiner hört stört – dass heut Nacht keiner sieht – was ja doch mal geschieht. Begleitet von herzlich amüsierten Gelächter.