Unter Musketieren... von MadameAramis

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Kapitel Alptraum

Kapitel 9

Alexandra wachte mit einem mal ruckartig auf und saß aufrecht im Bett. Mit wildem Blick sah sie sich um, als suche sie einen Angreifer, der sich jeden Moment auf sie stürzen könne. Schnell atmend und panisch fuhr sie herum, als sie neben sich ein Geräusch wahrnahm. Dann sah sie sich dem Gesicht von Athos gegenüber und schnappte überrascht nach Luft. Athos runzelte die Stirn und schenkte ihr einen besorgten, fragenden Blick : „Alles in Ordnung?“

„Ja, ähm war nur ein Traum?“. Der Ausdruck der sich jetzt auf Alexandras Gesicht bereit machte, stand jedoch im absolutem Gegensatz zu ihren Worten. Sie erinnerte sich wieder an ihren Traum:

Sie rannte. So schnell wie sie konnte und rannte und rannte. Nie blieb sie stehen. Sie wusste nicht, wovor sie davon rannte, aber es schien ihr wichtig zu sein, nicht anzuhalten. Sie war in einem dunklen Wald und das rauschen des Windes flüsterte bedrohlich in den Zweigen. Auf einmal fiel sie, konnte sich nirgends festhalten und landete auf dem kalten Waldboden. Sie stand wieder auf und wollte weiter laufen, aber eine unsichtbare Kraft schien sie festzuhalten. Es herrschte eine absolute Stille. Sie war alleine, ganz alleine. Panisch sah sie sich um, konnte in den tiefen Schatten der herabhängenden Äste jedoch niemanden ausmachen. Auf einmal nahm sie eine Bewegung war, direkt hinter ihr... Schnell wandte sie sich um. Ihre blauen Augen suchten in der Dunkelheit. Immer wieder spürte sie die Anwesenheit von etwas anderem oder jemand anderem. Ängstlich fragte sie in die Nacht: „Ist da jemand?“

Keine Antwort... Sie fragte lauter und irgendwann schrie sie. Ihre Stimme zitterte. Auf einmal packte sie jemand von hinten und hielt sie fest. Sie spürte einen fauligen Atem an ihrem Nacken, die festen Hände, die sich um ihren Körper schlossen und die bedrohliche Präsenz eines Dolches, der ihr an den Rücken gehalten wurde. Verzweifelt versuchte sie sich freizukämpfen, schrie um Hilfe, doch es war niemand da, der sie hören könnte. Sie weinte und wehrte sich, doch ohne Erfolg. Die Hände des Fremden wahren wie Stahl, fest um sie geschlossen und nicht bereit, sie gehen zu lassen. Da tauschte wie auf dem Nichts eine weitere Gestalt auf, die aus den dunklen Bäumen hervorgetreten war. Im schwachen, Silber glänzendem Licht des Mondscheins erkannte Alexandra Aramis und war erleichtert, nicht mehr alleine zu sein. Seine dunklen, gewellten Haare glänzten im Licht und er schien ihre Rettung zu sein. Doch das Musketier nahm sie nicht wahr, obwohl sie schrie. Aramis hatte seinen Blick an ihr vorbei, in die Ferne gerichtet und sah nicht, wie Alexandras Angreifer einen Pistolenlauf auf ihn richtete. Im Nächsten Moment gab es einen ohrenbetäubenden Knall und Aramis sackte leblos zu Boden. Alexandras Schrei hallte durch den Wald und sie brach in einen Strom aus Tränen aus und wäre ebenfalls auf den Boden gestürzt, hätte der Fremde sie nicht festgehalten. Noch nie hatte sie sich so hilflos gefühlt. Porthos kam plötzlich aus den Bäumen gestürmt, sah Aramis am Boden liegen und warf sich neben ihm auf die Knie. „Nein, nein, nein das kann nicht war sein! Aramis NEIN“.

Verzweifelt nahm er Aramis Gesicht in seine Hände und sein Ton enthielt eine so tiefe Trauer, wie Alexandra sie nicht für möglich gehalten hätte. Porthos schaute Alexandra direkt in die Augen: „Das ist deine Schuld!“

Dann waren beide verschwunden. Sie hatten Lexie zurückgelassen... mit diesem Mann. An der Stelle an der die Musketiere eben noch gewesen waren, tauchte jetzt Leah auf. Sie bewegte sich langsam und elegant, doch als Lexie jedoch genauer hinsah, erkannte sie mit blankem Entsetzen, dass ein Dolch aus ihrer Brust ragte. Leah machte noch einen Schritt auf sie zu und sankt auf die Knie. Mit einer ungeheuren Kraft, die sie nicht für möglich gehalten hatte, stieß Lexie ihren Angreifer um und rammte ihm seinen eigenen Dolch in den Körper, mit der er sie noch immer bedrohte. Lexie lief los, erreichte Leah, fiel neben ihr nieder. Ihre braunen Augen waren erfüllt von Angst und Schmerz: „Warum hast du mich verlassen?“, hauchte sie, so leise, dass sie es kaum verstanden hätte. Lexie wollte antworten, doch es war zu spät, ihre Schwester hörte sie schon nicht mehr.

„Leah?“, fragte sie ungläubig und mit zarter, zitternder Stimme. Als sie in die erloschenen Augen sah, erinnerte sie sich, dass sie diesen Blick schon einmal gesehen hatte.

„Nein“, flüsterte sie und erstickte fast an dem Wort, da sie keinen Atem mehr hatte. Sie hielt Leahs Gesicht in ihren Händen, strich zart über ihr Haar und legte ihre Stirn an die ihrer Schwester. Tränen nahmen ihr mit einem mal die Sicht und ein markerschütternder Schrei erfüllte die Finsternis...

 

„Hey?“, riss Athos sie aus ihren Gedanken. „Brauchst du irgendwas?“.

Lexie schreckte hoch: „Nein, ist schon gut“

Ihr waren die Tränen gekommen und sie rollten ihr nun unkontrolliert über die Wangen. Athos zögerte einen Moment, nahm sie dann jedoch wortlos in seine Arme. Lexie legte die Stirn an seine Schulter und schluchzte. Sie lies ihren Gefühlen freien Lauf und als sie sich wieder einigermaßen beruhigt hatte ging es ihr etwas besser. Sie löste sich von dem ältesten Musketier, woraufhin dieser einen zweiten Versuch wagte: „Was ist passiert?“

„Ich, ich habe geträumt, das, das...“, sie stotterte, doch Athos legte seine Hand auf ihre und ermutigte sie, weiter zu reden: „Ist schon gut“.

„Aramis ist gestorben, und und Leah!“, brachte sie zwischen ein paar weiteren Tränen hervor und sah zu Athos, als könne er ihren Traum ungeschehen machen.

„Es war nur ein Traum, nichts von alle dem ist passiert! Versuch noch etwas zu schlafen, ja?“

Bei dem Gedanken an Schlaf, und der Möglichkeit eines weiteren Traumes, schaute Lexie panisch zu Athos. Athos fixierte Lexie mit ruhigen blauen Augen.

„Ich bin hier, ich passe auf und wenn ich merke, dass du schlecht träumst, dann wecke ich dich“.

Und so fiel Alexandra wieder in einen Schlaf, diesmal zum Glück ohne Traum.


Am nächsten Morgen fühlte sich Lexie wenig ausgeruht. Athos hatte ihr nächtliches Gespräch nicht erwähnt und alles lief seinen mehr oder weniger normalen Gang. Aramis war aufgewacht und obwohl er sich in einem ziemlich geschwächten Zustand befand, war ihm offensichtlich langweilig. Gerade führte er eine Diskussion mit Porthos, die auf Außenstehende bestimmt ziemlich komisch wirkte:

„Du hast mein Hemd zerschnitten, was soll ich deiner Meinung nach jetzt anziehen?“, erkundigte Aramis sich gerade äußerst unzufrieden.

„Es war notwendig! Außerdem hast du noch Eines dabei“, verteidigte sich Porthos.

Aramis guckte ihn beleidigt an und schmollte „Das war mein Lieblingshemd!“, sagte er schließlich und hörte sich ernsthaft getroffen über den Verlust seines Kleidungsstückes an.

„Ich kauf dir ein Neues“, war Porthos schlichte Antwort auf Aramis Genörgel.

Aramis sah ihn an, als hätte er etwas unmögliches vorgeschlagen: „Es war aber unersetzbar!“

Porthos verdrehte nur genervt die Augen, als hätte er diese Unterhaltung schon tausendmal geführt, musste dann aber über die Eitelkeit seines Freundes lachen. „Meine Güte, du bist schwieriger mit deinen Klamotten als jede Dame in Paris!“

„Ich will halt nicht wie der letzte Mensch rumlaufen, ich habe einen Ruf zu verlieren!“, sagte Aramis mit einem gewissen Stolz in seiner Stimme.

Athos hatte die Unterhaltung, sichtlich amüsiert, von seinem Platz am Fenster aus verfolgt. Er hatte Porthos ja gewarnt es sich zweimal zu überlegen, Aramis Kleidung zu ruinieren. Dennoch sprang er nun heldenhaft zu Porthos Unterstützung ein: „Sei froh, das du überhaupt noch einen Ruf verlieren kannst, hätten wir dich lieber verbluten lassen sollen?“, fragte Athos mit hochgezogener Augenbraue.

Aramis machte ein Geräusch, welches vermutlich seine Unzufriedenheit über Athos Einwand ausdrücken sollte und wollte sich beleidigt auf die Seite drehen. Ein plötzlicher Schmerz in seiner Schulter hinderte ihn jedoch daran und ihm wurde kurz schwindelig. Er schloss die Augen und blieb dann doch lieber auf dem Rücken liegen. Als er die Augen wieder öffnete schaute er in die Gesichter von Zwei äußerst besorgten Musketieren. „Na toll, hätte er doch nicht versucht, sich zu drehen, jetzt würden sie ihn erst recht nicht aus den Augen lassen.“

„Alles klar? Willst du noch was von diesem Tee, gegen die Schmerzen?“

Aramis drehte seinen Kopf: „Nein Porthos, ich will nichts von dem Tee, er schmeckt abscheulich!“

„Aramis, bitte!“, versuchte er das sture Musketier zu drängen, erkannte dann jedoch, dass er so vermutlich nicht weiter kommen würde und versuchte es anders: „Du zwingst uns auch immer das Zeug zu trinken! Es ist nur fair, wenn du jetzt auch mal dein eigenes Gebräu zu dir nehmen musst...“

„Porthos, du bist ein äußerst rachsüchtiger Freund“, stellte Aramis mit gespielten Entsetzen fest.

Das Musketier hob abwehrend die Hände:„Ich will nur dein Bestes“.

Trotz seinem belustigten Ton, waren seine Augen warm und strahlten die tiefe Verbundenheit zwischen den Männern aus. Aramis erwiderte den Blick, nickte schließlich ergeben und Porthos hielt ihm den Becher mit dem Tee hin. Das schwächelnde Musketier nahm einen Schluck, während Porthos seinen Kopf stützte, verzog angewidert das Gesicht und wollte ein Glas Wasser zum Nachspülen.

Athos unterbrach die Szene und beschloss, dass sich jetzt jemand um die weitere Organisation des Tages kümmern musste: „Porthos ich geh mal nachsehen, wo D´Artagnan geblieben ist. Kannst du dich um ein Frühstück kümmern?“.

Nur widerwillig ließ das große Musketier Aramis so hilflos zurück, doch folgte dann schließlich Athos. Vorher drehte er sich jedoch noch einmal um und wandte sich an Lexie: „Lass ihn sich keinen Millimeter bewegen! Egal was er sagt, egal, wie sehr er dich versucht mit seinem Blick zu erweichen. Du musst seinem Charme widerstehen!“, obwohl Porthos seine Anweisungen durchaus ernst meinte, musste er sich bemühen ein Grinsen zu verkneifen, da es sich ein bisschen so anhörte, als erkläre er, wie man einen Hund Babysittete.

„Das kriege ich wohl hin“, sagte Lexie mit einem Lächeln auf dem Gesicht.“

„Gut“. Damit war Porthos aus der Tür und Alexandra war alleine mit Aramis.


Sie setze sich zu ihm ans Bett, auf den Stuhl, auf dem eben noch Porthos gesessen hatte. Aramis öffnete die Augen und schaute sie an.

„Wie geht’s dir?“, fragte Lexie in Ermangelung eines anderen Gesprächsthemas.

„Mir geht es ganz gut, den Umständen entsprechen. Die Frage ist: Wie geht es dir!“

Alexandra war verdutzt: „Mir? Äh gut?“

Aramis musterte sie, sah sie an, als würde er ihr das nicht ganz abkaufen und ließ nicht locker: „Wirklich? Du machst einen ziemlich geschafften Eindruck!“

Lexie verfluchte sich, nicht in den Spiegel geguckt zu haben. Sah sie wirklich so schlimm aus? „Hm, ich hab vielleicht nicht so gut geschlafen!“

Aramis wurde aufmerksamer und sah sie einfach nur auffordernd an, als warte er auf eine Fortsetzung der Geschichte.

„Ich hab nur schlecht geträumt, das ist alles!“

Aramis sah sie mitfühlend an: „Willst du mir davon erzählen?“

Das Musketier wusste in der Tat, wie man mit Frauen redete und so erzählte Alexandra es ihm... Sie erzählte alles: Von ihren Heimweh, von dem Angriff, dem grausamen Zwischenfall mit dem Banditen, den sie aus Notwehr umbringen musste, ihrer Sorge um Leah und von dem furchtbaren Traum. Als sie fertig war, kamen ihr bereits wieder die Tränen und sie drehte ihren Kopf weg, damit Aramis sie nicht sehen konnte. Doch dieser streckte seine Hand aus und drehte ihren Kopf am Kinn wieder zu sich.

„Ist schon gut, sieh mich an! Wir stehen das durch und du kommst wieder nach Hause!“

Alexandra blickte in Aramis braune kaffeefarbenden Augen und ihr rollte eine Träne die Wange herunter. Aramis wischte sie vorsichtig mit seinem Daumen weg und Lexie war gar nicht aufgefallen, wie sie sich immer näher gekommen waren und sich ihre Lippen langsam auf einander zu bewegten...


 Mit einem unheimlich lauten Geräusch polterten drei Musketiere durch die Türe. Vor Schreck wäre Alexandra beinahe vom Stuhl gefallen, hätte Aramis sie nicht mit einem Laut des Schmerzes festgehalten. Ertappt wendeten Beide ihren Blick der Geräuschquelle zu.

Athos, der als Erster durch die Tür gekommen war, sah Aramis mit einem Blick an, der nichts Gutes verhieß.

„Stören wir?“, fragte das Musketier in ruhigem Ton, der keinerlei Aufschluss über seinen Gemütszustand gab. Seine Augen jedoch funkelten. Gut, dass Blicke nicht töten konnten, denn Aramis wäre ansonsten auf der Stelle tot umgefallen. Porthos tauchte hinter Athos auf und betrachtete die Szene die sich im bot: Lexie, die betreten auf den Boden guckte, als wäre dieser auf einmal sehr interessant geworden. Aramis, der Athos zerknirscht anschaute und versuchte seinen stahlblauen Augen auszuweichen, die ihn zu durchbohren schienen.

„Aramis.“, sagte er ermahnend, „Sag jetzt nicht, dass du...“

„Will jemand was essen?“. D´Artagnan war ebenfalls eingetreten und wäre fast gegen Porthos gelaufen, der noch vor der Tür stand. „Was ist los?“, erkundigte er sich, als er mühselig versuchte über das größere Musketier zu gucken, welches vor ihm stand.

„Das wollte Aramis und gerade erklären“, sagte Athos streng.

Da meldete sich Alexandra mit einem mal und versuchte sich aus der unvorteilhaften Situation heraus zu reden: „Ich habe geprüft, ob er Fieber hat!“

Athos Augen verengten sich zu engen Schlitzen und Lexie musste schlucken.

„Und?“, fragte d´Artagnan erwartungsvoll. Lexie sah ihn verwirrt an, deswegen fügte er noch ein „irgendein Anzeichen von Fieber“ hinzu.

„Äh, nein, alles gut“, antwortete Lexie ein wenig perplex.

„Na dann ist ja alles in bester Ordnung“, freute sich D´Artagnan und mit seiner üblichen Lebensfreude ließ das jüngste Musketier sich beschwingt auf einem weiteren Stuhl nieder, der neben einem kleinen Tisch stand. Athos musterte Aramis und Lexie noch eine Weile misstrauisch, lies dann jedoch ab und wandte sich nun auch dem Frühstück zu. Erleichtert atmete Aramis aus, wusste aber, dass dieses Thema bestimmt noch nicht beendet war.


Aramis Genesung lief überraschend schnell voran und mit jedem Tag, den er sich besser fühlte, wurde es schwieriger ihn daran zu hindern das Bett zu verlassen. Porthos drohte regelmäßig damit ihn einfach ans Bett zu fesseln und das Einzige, was Aramis daran hinderte wieder umher zulaufen waren Athos wachsame Augen und ermahnenden Blicke. Bald schaffte aber selbst er es nicht mehr, Aramis Bewegungslust zu unterdrücken. Als er zustimmte, dass das Musketier nun aufstehen dürfe, grinste Aramis triumphierend und kostete seinen neu gewonnene Bewegungsfreiheit in vollen Zügen aus. Auch wenn er sich Anfangs noch nicht so lange auf den Beinen halten konnte, versuchte er so viel Zeit wie möglich Draußen zu verbringen. Es wurde langsam Zeit, dass sie das eigentliche Ziel dieser Mission wieder verfolgten. So brachen sie schon bald in früher Morgenstunde wieder auf, um sich auf den Weg zu machen. Aramis wurde von Porthos gezwungen seinen Arm in einer Schlinge zu tragen, um die verletzte Schulter zu entlasteten, doch dass konnte Aramis Abenteuerlust nicht aufhalten.

Aramis saß vergnügt auf seinem Pferd und ritt zwischen Lexie und Porthos. Vor ihm liefen die Pferde von Athos und D´Artagnan in einem angenehmen Schritt Tempo. Auch wenn seine Schulter ein bisschen schmerzte, war er froh an der frischen Luft zu sein und nicht nur sinnlos Löcher in die Luft starren zu müssen. Immer wenn er irgendeiner Art von sinnvoller Beschäftigung nachgehen wollte, sei es auch nur Pferde füttern, oder sich etwas zu Trinken besorgen, wurde er von Porthos aufgehalten. Sein besorgter Freund hatte ihm jegliche Arbeit verboten. Nur lesen war ihm erlaubt, aber das war ihm schon bald viel zu langweilig gewesen. Jetzt blühte er nur gerade so von Energie und Eifer.

„Ach, ist das schön! Seht nur die Sonne, die Vögel und der Duft nach frischem Heu. Diese sanften Hügel und die unendliche Freiheit, bis zum Horizont...

Athos hatte sich Aramis Schwärmerei jetzt eindeutig lange genug angehört: „Könnte ihn jemand mal zum Schweigen bringen?“

Porthos zuckte ratlos mit den Schultern. „Wie denn, wenn er einmal in poetischer Stimmung ist, ist er nicht mehr aufzuhalten.“

„Er war mir lieber, als er bewusstlos war!“, grummelte das missgelaunte Musketier.

„Ah, ich denke, da kann ich nachhelfen“, warf D´Artagnan ein, der Aramis poetische Ausbrüche anscheinend ebenso wenig zu schätzen wusste.

Die Einzige, die Aramis Redegewandtheit bewunderte war Lexie, die ab und zu kicherte, wenn Aramis mit seiner verklärten Naturbeschreibung doch ein wenig zu sehr übertrieb. Aramis lächelte ihr in diesen Fällen dann zu und machte einen Witz oder fuhr extra schnulzig fort.

„Ihr wisst es gar nicht zu schätzen, was wir hier haben. Genießt doch mal den Moment... “.

Athos war mit dieser Erklärung allerdings noch nicht befriedigt: „Ich würde ihn sehr viel mehr genießen, wenn es dabei still wäre!“

Ein paar poetische Stunden später, machte die Truppe in einem Gasthaus Halt, in das sie sich für die Nacht einquartierten. Morgen würden sie das Dorf erreichen, in dem die Musketiere vor etwa einem Jahr dem mysteriösen Mann begegnet waren.