Alter schützt vor Dünkel nicht von kaloubet und Aramis
Durchschnittliche Wertung: 5, basierend auf 4 BewertungenKapitel Kapitel 4
Athos führte seinen Freund in ein kleines Zimmer, kleiner als alle anderen Räume, die Aramis bisher zu Gesicht bekommen hatte. Ein Fenster ging in den Garten hinaus, was gleichzeitig auch die einzige freie Fläche des Raumes war, an allen anderen Wänden standen Regale voller Bücher, deren abgegriffene Rücken davon zeugten, dass sie durchaus gelesen wurden und nicht nur zur Zierde dienten. Ein bequemer Sessel, ein kleiner Tisch und ein Sekretär vervollständigten die Einrichtung, auch auf dem Tischchen lagen zwei aufgeschlagene Bücher, daneben stand ein Kerzenleuchter. Athos wies auf den Sessel: „Wenn Ihr Euch setzen wollt …“, während er selbst sich über den Sekretär beugte und in dessen Fächern zu suchen begann.
Aramis trat gehorsam an den Stuhl, ließ sich auf ihm nieder und sah seinem Gefährten schweigend zu - endlich schien Athos gefunden zu haben, was er suchte, und reichte ihm einen vergilbten Bogen Pergament. Aramis nahm ihn mit sachten Fingern aus den Händen seines Freundes entgegen, vorsichtig und behutsam, um das brüchige Dokument nicht zu beschädigen. Gespannt beugte er sich darüber, ja, es schien, als wäre der Text, wie erwartet, in Latein. Doch als er beginnen wollte, die altertümlich kalligraphierten Worte zu entziffern, verschwamm plötzlich die Schrift vor seinen Augen - es überlief ihn heiß, mon Dieu, war`s ihm in Noisy nicht ebenso ergangen?! Er zog scharf die Luft ein, sprang vom Sessel hoch und trat, das Dokument in Händen, ans Fenster - sein Stuhl stand im Schatten, vielleicht herrschte hier schlicht und einfach zu wenig Licht, um diese minutiösen Schriftzeichen zu entziffern! Doch auch im hellen Tageslicht wollten diese vor seinem Blick nicht klarer werden! Sacrédieu! Er schloss kurz die Augen und holte tief Atem, dann ließ er das Pergament sinken und wandte sich, mit auffallend bleichen Wangen, zögernd und widerstrebend zu seinem Freund um: „Mon cher Athos, ich bin untröstlich! Aber ich muss Euch gestehen, ich sehe mich nicht imstande, dieses Schreiben zu lesen.“
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