Amour secret von Angel
Durchschnittliche Wertung: 4.5, basierend auf 8 BewertungenKapitel Prolog
Schutzsuchend zog sie den Kragen ihres Mantels in ihr Gesicht, senkte ihren Blick und lief blind durch die engen Straßen von Paris. Niemandem schenkte sie ihre Aufmerksamkeit, zu tief war sie in Gedanken versunken. Es war nun schon das zweite Mal, dass sie sich nach einem Streit heimlich aus dem Haus ihrer Tante geschlichen hatte und vor den vergangenen Ereignissen geflohen war. Ihre Wut wandelte sich in Verzweiflung und Traurigkeit. Doch sie wusste, wo sie Beistand finden konnte und wandte sich nach links. Endlich stand sie vor der Kirche. Als sie eintrat war ihr Gesicht tränenüberströmt, leise setzte sie sich auf die hinterste Bank, lehnte sich vor und stützte ihren Kopf auf ihre Hände. Dabei bemerkte sie nicht, wie ein dunkler Schatten, an einer Säule lehnend, sie beobachtete. Nach einiger Zeit, als wolle er sich erst vergewissern, ob es tatsächlich die Person war, für die er sie hielt, trat er aus dem Schatten auf die junge Dame zu. Von den Schritten aufgeschreckt richtete sie sich auf und sah in zwei nahezu schwarze Augen. „Ihr Madame? Ihr seid es tatsächlich!“, sprach der Mann sie an. „Monsieur Aramis, ich hoffte Euch hier anzutreffen.“ Schnell gewahrte er ihre Tränen auf den Wangen und erinnerte sich sogleich wieder an ihr erstes Aufeinandertreffen.
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Kapitel In Tränen
Er trat aus dem Kabinett des Priesters, mit dem er einen theologischen Bericht durchgegangen war, und erblickte eine zusammengekauerte Dame auf der letzten Kirchbank sitzend. Ihm war allzu bewusst, dass die Menschen an diesen Ort kamen um allein zu sein und ihre Sorgen, Probleme und Fehler zu beichten. Doch irgendetwas ihn ihm widerstrebte der Gedanke, die Kirche zu verlassen und dieses arme Geschöpf dort sitzen zu lassen. Im Schutz einer der Strebpfeiler beobachtete Aramis diese Dame. Sie war, soweit er das von seinem Standort aus beurteilen konnte, noch jung und hübsch. Ihre lockigen, fast blonden Haare hingen ihr halb in das Gesicht, dennoch bemerkte er die Tränen, welche unaufhaltsam an ihren Wangen herunter liefen. Für einen winzigen Moment erinnerte sie ihn an Milady de Winter, doch als er näher trat, verschwand seine Überlegung, sie könne die Tochter sein, augenblicklich. Auch wenn er nicht wusste, warum. „Madame, kann ich etwas für Euch tun?“, sprach er die junge Dame leise an. „Seid Ihr der Priester hier?“, fragte sie ihn etwas schroff zurück. Ihre Augen waren blaugrün, als würde sich der Himmel in einem See spiegeln. Aramis biss sich kurz auf die Unterlippe, sei es aus Gewohnheit oder um nicht in ihren Augen zu versinken. „Nein Madame, nicht direkt. Möchtet ihr denn den Priester sprechen?“ „Nein!“, erwiderte sie ihm sofort. Nun runzelte er die Stirn und die Dame richtete ihren Blick auf den Altar. „Würdet Ihr mir erlauben mich zu Euch zu setzten?“, fragte er sie, innerlich darauf hoffend, dass sich ein Gespräch entwickeln würde. Aramis konnte sich selbst kaum erklären, was gerade in ihm vorging. Doch sicher war, dass nicht nur ihre Augen ihn anzogen. Sie blickte ihn kurz an, nickte und rutsche ein Stück weiter auf der Bank. Aramis ließ sich neben der Dame nieder und teilte mit ihr die Stille und Ruhe der Kirche.
Nach einer Weile wurde Aramis von ihr angesprochen. „Monsieur, wer seid ihr?“ „Man nennt mich Aramis.“, antwortete er ihr ruhig. Ihre noch immer mit Tränen gefüllten Augen schauten ihn fragend an. „Ich bin Musketier, kein Priester – noch nicht.“ Sie nickte. „Aber ihr habt vor Euer Musketierwams durch das eines Priester zu ersetzten?“, fragte sie ihn etwas erstaunt. Aramis nickte zustimmend. „Ja, ich trage nur vorläufig die Musketiersuniform, zu der mich meine Freunde überredet haben.“ Er dachte schon fast, sie von ihrem Kummer abgelenkt zu haben, doch sobald er geendet hatte, wurde ihr Blick wieder leer und sie wirkte so verloren wie zuvor. „Madame, würdet Ihr mir die Ehre geben, mich auf einem Spaziergang zu begleiten?“ Verwirrt sah die Dame ihn an. Das Wetter draußen war stürmisch, nass, kalt und er forderte sie zu einem Spaziergang auf? Im selben Moment erinnerte auch er sich an das Wetter und hätte sich für diesen Vorschlag ohrfeigen können. Trotzdem bekam er eine Antwort, die ihn einigermaßen überraschte. „Monsieur ... Aramis,“ er nickte, „ich werde Euch begleiten.“ Ohne weiter über diese Antwort nachzudenken, stand er auf und reichte ihr den Arm. Gemeinsam verließen sie die Kirche, gingen durch die Straßen, ohne viele Worte zu verlieren, bis sie zu dem Jardin du Luxembourg kamen.
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Kapitel Diner bei Athos
Ein plötzlicher Ausruf hinter ihm riss ihn aus seinen Gedanken und er drehte sich um. „Monsieur Aramis! D’Artagnan schickt mich Euch zu holen.“, sprach ihn sein Diener an. „Bazin! Ist denn etwas passiert?“ „Nicht, dass ich wüsste, Monsieur. Aber ich glaube, die Herren wollten zusammen bei Monsieur Athos speisen.“ Da fiel es Aramis wieder ein, sie hatten sich für diesen Abend verabredet, um den neuen Monat mit einem schönen Essen einzuläuten „Ah, Bazin! Ich danke dir. Eile zurück zu unseren Freunden und sage ihnen, dass ich mich ein bisschen verspäte.“ Der Diener nickte und machte sich auf den Weg, um den Auftrag auszuführen. Währenddessen folgte Aramis den Straßen zur Rue Vaugirard und begann sich in Gedanken damit zu beschäftigen, wie es sein konnte, dass Juliette vor der Hochzeit von ihrem zukünftigen Gemahl angerührt worden war.
Aramis betrat seine Wohnung, entledigte sich seines nassen Mantels, griff einen anderen, über einer Stuhllehne hängenden, und zog ihn sich über. Kurz blieb er an dem Kreuz, welches er immer mit einer Kette um den Hals trug, hängen und steckte es daraufhin unter sein weißes Hemd. Er griff noch nach seinem Hut, dann zog er die Wohnungstür wieder hinter sich zu und folgte der Straße zur Rue Férou.
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Kapitel Besuch im Louvre
Am nächsten Morgen hatte Aramis zusammen mit Athos Wache am Louvre. Wieder war das Wetter regnerisch, ihre Kleidung war durchnässt und auch wenn sie es nie zugegeben hätten, so froren sie doch erbärmlich. Ihre Blicke waren auf den Weg vor ihnen gerichtet, in ihrem Rücken befand sich das Tor zum Louvre. Eine kleine, zierliche Gestalt in einen dunklen Mantel gehüllt, die Kapuze tief in die Stirn gezogen, kam auf sie zu.
Juliette hatte Aramis sogleich erkannt und ihren Blick schnell auf den Boden gerichtet. Ihre Hände zitterten und sie sprach stumme Stoßgebete aus, dass er sie nicht erkennen würde. Gerade, als sie durch das Tor zum Louvre gehen wollte, sprach er sie an. „Verzeiht, aber wir können sie hier nicht einfach durchlassen. Wie ist Euer Name?“, sprach Aramis sie mit sanfter Stimme an. Ihr Herz raste. „Bitte nicht!“, murmelte sie leise. Noch immer starrte sie auf den Boden, in eine Pfütze und erblickte Aramis darin. Sie erschrak heftig und auch in Aramis Gesicht ließ sich die Überraschung nicht verkennen, beide wurden augenblicklich bleich. „Aramis, was habt Ihr?“, sprach Athos ihn leise an. Er ignorierte diese Frage und griff nach Juliettes Handgelenk. „Was macht Ihr hier?“, fragte er sie rau. Nun hob sie ihren Blick und sah in seine fast schwarzen Augen. „Monsieur, bitte lasst mich einfach gehen.“, ihre Augen wurden trüb. Aramis schüttelte den Kopf, „Ich kann nicht. Zu wem möchtet Ihr?“ Juliettes Worte wurden etwas lauter, obwohl sie dies nicht gewollt hatte. „Ich kann es Euch nicht sagen!“ Stumm hielt Aramis sie fest. Kurz verdrehte sie die Augen, sah Athos mit strengem Blick an und trat näher auf Aramis zu. Sie stellte sich auf die Fußspitzen und flüsterte Aramis ins Ohr: „Ich soll meinen Versprochenen wieder treffen und dem König vorsprechen, damit dieser unsere Ehe bewilligt und segnen lässt“ Juliette machte einen kleinen Schritt, um ein wenig mehr Abstand zwischen sich und Aramis zu bringen. Dieser starrte sie an, unfähig etwas zu sagen, formten seine Lippen nur ein Wort: Wer? Sie schluckte schwer, schüttelte verneinend den Kopf und trat durch das Tor.
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Kapitel Freundschaft und Tadel
Athos akzeptierte Aramis Schweigen zum ersten Mal nur ungern. Es bereitete ihm Unbehagen, dass Aramis etwas an dieser geheimnisvollen Dame fand. Eine merkwürdige Geschichte war das. Ihm war es vorher noch nie zu Ohren gekommen, dass ein Mann vor der Hochzeit mit seiner Ehefrau die Nacht verbracht hätte. Kein Edelmann würde dies tun. Schon gar nicht eine Dame dabei so zu entstellen, wie Aramis es ihnen am Abend zuvor geschildert hatte. Auch ihn interessierte es, welcher Mann dazu im Stande war. Doch würde er Aramis sein gewecktes Interesse daran bekunden, so müsste er unterstützen, dass er die Dame wieder sieht. Und irgendetwas ihn ihm warnte ihn davor, zu viele ungeklärte Dinge waren hier im Spiel. Warum durfte sie nicht den Namen ihres zukünftigen Mannes nicht nennen? Plötzlich unterbrach Aramis sein Schweigen. „Athos, was denkt ihr?“ Unsicher sah Aramis ihn an. Mit einem kurzen Blick vergewisserte Athos sich, dass niemand ihnen nahe genug stand, als das er hätte zu hören können. „Ich denke wir sollten uns da nicht einmischen. Auch wenn ich zu geben muss, dass ich nicht verstehe, welcher Ehrenmann in der Lage ist eine Dame zu entwürdigen“ Aramis spürte, dass Athos ein wenig einlenkte und sah seine Chance, ihn um Hilfe zu bitten. Er war am vorherigen Abend noch lange wach gewesen, grübelnd, was er tun könne, jedoch ohne zu einem richtigen Entschluss zu kommen. Dennoch war er sich sicher, dass er sie nicht ihrem Schicksal hingeben würde. Aramis sah Athos fest an und gerade, als er zu einem Wort ansetzen wollte, schnitt Athos es ihm ab. „Ich weiß, worauf Ihr hinaus wollt. Mir missfällt das ganze, dass wisst Ihr.“ Aramis nickte ergeben. „Dennoch, wenn Ihr euch sicher seid, dass Ihr euch für sie in Kämpfe und Intrigen verwickeln lassen wollt, dann sei es so.“ „Dann steht Ihr nicht hinter mir?“, hinterfragte er Athos. Dieser schüttelt leicht den Kopf. „Aramis, egal, wie Ihr euch entscheidet...ich stehe hinter Euch.“ Brüderlich hatte Athos ihm kurz die Hand auf die Schulter gelegt, die er nun wieder zurückzog.
Noch eine ganze weitere Stunde standen sie in der Kälte, bis zwei Musketiere zu ihrer Ablösung kamen. Athos und Aramis gingen gemeinsam bis zur Rue Vaugirard, dort trennten sich ihre Wege.
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Kapitel Gespräch mit einer Freundin
Juliette schritt die paar Stufen hinauf und drückte die nur angelehnte Tür nach innen. Anscheinend hatte sich Madame Melon sogleich zurückgezogen. Hinter ihr schloss sich die Tür und Juliette stieg die recht enge Wendeltreppe hinauf in das Obergeschoss, wo sie ihr Zimmer hatte. Leise schlich sie sich nach oben, bevor ihre Tante doch noch auf die Idee kam, weiter mit ihr sprechen zu wollen. Sie löste den Umhang von ihren Schultern und hängte ihn an einen Haken, seitlich an der Seitenwand ihres Kleiderschrankes. Juliette blickte suchend zurück auf den Flur. „Monique!“ „Juliette! Ihr seid wieder da, das hatte ich noch gar nicht mitbekommen.“ Die Angestellte war in Juliettes Alter und ihre einzige Bezugsperson, mit der sie über alles sprach. Die dunkelbraunen Haare hatte Monique unter einer weißen Haube zusammen gebunden und mit ihren braunen Augen lächelte sie Juliette an. „Ich komme gleich zu dir, ich muss nur kurz die Wäsche nach unten bringen.“ Juliette lächelte zurück und nickte. Es dauerte keine fünf Minuten, bis Monique in ihrem Zimmer stand. „Kannst du mir erstmal aus diesem engen Kleid wieder heraus helfen?“ „Natürlich!“ Sofort fing sie an die Schürung des Kleides zu lockern und zu öffnen. „Diese Kleider mögen ja schön aussehen, aber wenn ich die länger als zwei Stunden an behalten müsste...“ Monique lachte auf. „Nun, ich fürchte, da wirst du dich dran gewöhnen müssen. Am Hofe wirst du nicht die angenehm zu tragenden Kleider anziehen können.“ Augenblicklich sank Juliettes Kleid zu Boden, wie auch ihre kurzzeitige gute Laune. „Entschuldigt Juliette, ich weiß das es für Euch alles andere als Vergnügen bereitend sein wird.“ Mit ernstem Blick beobachtete Juliette, wie Monique ihr dunkelblaues Kleid, welches sie bereit gelegt hatte, von dem Bett nahm. Nur mit ihrem Unterkleid bekleidet war die Mehrzahl der rot leuchtenden Kratzer und die langsam blau anlaufenden Blutergüsse auf ihrer blassen Haut bereits sichtbar. Nur mit einem langärmeligen und ungebräuchlich hoch geschnittenen Ausschnitt konnten diese Male verdeckt werden. Auf ihrer rechten Schulter befand sich ein besonders dunkler und auffälliger Fleck. Sie hatte Monique am vorherigen Abend keine Erklärung für ihr Aussehen gegeben, überhaupt hatte sie an dem Abend kaum noch etwas gesagt. Monique hatte sie in Ruhe gelassen, mit dem Bewusstsein, dass wenn Juliette so weit war, sie schon mit ihr sprechen würde. Sie half Juliette in das Kleid zu steigen, doch versehentlich kam sie dabei gegen den Bluterguss an ihrer Schulter. Juliette verzog ihr Gesicht, gab jedoch keinen Ton von sich. Vorsichtig zog Monique das Mieder auf dem Rücken zusammen und endlich konnte sich Juliette dazu überwinden Monique von dem Vorfall mit dem Marquis zu erzählen. „Er ist immer näher auf mich zugekommen, hat mir über die Wange gestrichen, seine Hände sanken immer tiefer...“ Sofort spürte sie, dass sie noch immer nicht in der Lage war ohne Tränen davon zu erzählen. Doch Monique hatte bereits verstanden, was vor sich gegangen sein musste, auch wenn es unvorstellbar erschien. Soweit sie wusste, war es das erste Mal gewesen, dass Juliette überhaupt auf den Marquis getroffen war. Während Monique in diesen Gedanken vertieft war, fasste Juliette sich wieder. Sie wischte sich die Tränen streng von der Wange und straffte ihre Schultern. „Was steht heute noch an?“, fragte sie nun wieder an Monique gewand. „Madame hatte mir noch aufgetragen dein neues Kleid vom Schneider abzuholen und für heute Abend hat sich Monsieur Trèsville mit seiner Frau und zwei Begleitern angekündigt.“ „Mit zwei Begleitern?“, fragte Juliette überrascht. „Ja, ich glaube sie sind Musketiere.“ „Aber warum kommen sie mit? Monsieur Trèsville ist doch sonst mit seiner Frau auch alleine gekommen.“ „Da überfragst du mich ausnahmsweise. Aber ich hoffe sie sind noch jung und sehen gut aus.“, dabei zwinkerte Monique ihr zu. Juliette hatte die morgendlichen Ereignisse verdrängt und war zu einem Spaß aufgelegt. Sie drehte sich schnell um und langte nach einem Kissen von ihrem Bett, dann warf sie es Monique entgegen. Diese lachte laut auf. „Hey! Hättest du dann Lust mit zum Schneider zu kommen?“ „Ja, gerne. Im Moment ist mir alles lieb, solange ich nicht mit meiner Tante verkehren muss...“ Monique hatte mal wieder augenblicklich den stummen Wink verstanden. „Sagen wir in zehn Minuten vor dem Haus?“, schlug Juliette nun vor. Monique nickte zustimmend und huschte aus dem Zimmer. Juliette hingegen blickte einfach noch einige Minuten aus dem Fenster und beobachtete das mittägliche Treiben auf den Straßen. Dann erhob sie sich, legte sich ihren Mantel um, schlich die Treppen hinunter und trat vor die Tür. Kurze Zeit später erschien Monique neben ihr. Ohne ein weiters Wort zu wechseln gingen die beiden jungen Damen los. Als sie einer Gruppe Musketieren begegneten, fiel Juliette wieder ein, dass Aramis ebenfalls einer von ihnen war. Ob er es ist, der Monsieur Trèsville heute Abend begleiten wird? Bei diesem Gedanken spürte sie, wie ihr Herz auf einmal schneller Schlug. Auch wenn sie sich immer noch nicht stark genug fühlte, um Juliette von den Geschehnissen mit dem Marquis zu erzählen, so wollte sie ihr zumindest von dem Musketier berichten. Kurz warf sie einen schweifenden Blick um sich, niemand schien sie zu beachten. „Monique?“ Sie wand den Kopf zu Juliette um und sah sie neugierig an. „Auf dem Rückweg gestern... ich habe Zuflucht in einer Kirche gesucht, um mich zu beruhigen und zu ordnen. Da hat mich ein junger Edelmann angesprochen. Er hat versucht den Grund für meine Tränen heraus zu finden und wollte mich ablenken. Wir sind schließlich ein wenig im Jardin du Luxembourg spazieren gegangen. Doch war das Wetter noch immer so stürmisch, dass ein Windstoß mir den Mantel aufwehte und er meine Blessuren sehen konnte...“ Gebannt betrachtete Monique sie und Juliette konnte ihrem Gesicht ablesen, dass sie unbedingt wissen möchte, wie es weiter ging. „Nun ja, er wollte beharrlich erfahren, wer das war...aber ich schwieg darüber. Schließlich verabschiedete ich mich und ging.“ „Wie, einfach so?“, hakte Monique fast enttäuscht nach. Juliette nickte mit einem verschmitzen Lächeln auf den Lippen. „Und weißt du, wer dieser besorgte Edelmann war? Sah er gut aus?“ Moniques Augen funkelten vorwitzig. Juliette schmunzelte. „Er ist Musketier und sein Name, den er mir genannt hatte, war Aramis.“ „Und nun sag schon, sah er gut aus?“, drängte Monique sie. Absichtlich ließ Juliette noch einen Moment vergehen, dann antwortete sie mit einem breiten Grinsen im Gesicht. „Ja, er sieht gut aus. Seine Augen sind fast schwarz, wie auch seine Haare. Ein zartes Gesicht mit rosigen Lippen...“ Sie stockte, geriet sie doch gerade tatsächlich in schwärmende Beschreibungen dieses Herrn? Plötzlich ging Monique noch einen Gedankengang weiter. „Ah, nun verstehe ich. Du überlegst, ob er einer der Begleiter Monsieur Trèsvilles sein wird?“ Ertappt liefen Juliettes Wangen leicht rot an, sie nickte. Zum Glück waren sie inzwischen beim Schneider angelangt und das Gespräch somit vorerst beendet.
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Kapitel Das Diner
„Guten Tag, Mesdames! Sie möchten sicherlich das Kleid abholen.“, der schlaksige Schneider verschwand in einem angrenzenden Zimmer. Es dauerte nur einen kurzen Moment und schon stand er mit einem wundervollen, blauen Kleid vor den beiden jungen Damen. „Möchtet Ihr es einmal anprobieren?“, wand er sich an Juliette. Er hatte sie noch vom letzten Besuch in Erinnerung, wo das Kleid in Auftrag gegeben worden war. Bevor Juliette die Möglichkeit hatte antworten zu können, hatte Monique bereits bejahend genickt. Dafür warf ihr Juliette einen strafenden Blick zu. Sie wollte das Kleid hier nicht anprobieren, man würde viele der Blessuren sehen können. „Verzeiht, doch ich werde es zu Hause anprobieren. Wir sind in Eile!“ Als sie den letzten Satz aussprach sah sie Monique abermals eindringlich an. „Dann packe ich es Ihnen für den Transport ein.“ Der Schneider ging zu einem großen Holztisch und verpackte das Kleid sacht mit Papier zu einer Art Päckchen, dann übergab er es Juliette. Gezahlt hatte ihre Tante bereits im Voraus, sodass die beiden nun die Schneiderei wieder verließen. Sofort nahm Monique das Gespräch von vorher wieder auf. „Also, du meinst, dass er heute Abend beim Essen mit dabei sein könnte?“ Juliette zuckte hilflos mit den Schultern und versuchte Monique von dem Thema abzubringen. „Solltest du noch mehr Erledigungen machen?“ Monique lächelte und verstand den Wink. „Ja, wir brauchen noch einige Lebensmittel von dem Markt für das Diner heute Abend.“ Juliette nickte und schlug den Weg zum Marktplatz ein. Dort gingen sie von Stand zu Stand bis sie alles zusammen hatten. Danach machten sie sich wieder auf den Rückweg. Kaum waren sie herein getreten schall ihnen die Stimme von Madame Melon entgegen: „Habt ihr auch an das Kleid und das Essen gedacht?“ Natürlich, ihrer Tante entging auch überhaupt nichts. Wahrscheinlich hatte sie mal wieder durch das Fenster beobachtet, wie sie das Haus verlassen hatten. „Ja, haben wir!“, rief Juliette ihr zurück. „Ich bringe die Sachen kurz in die Küche, dann komme ich wieder nach oben zu dir und du probierst das Kleid an.“, damit verschwand Monique hinter der nächsten Tür, während Juliette nach oben in ihr Zimmer schritt und das Kleid auspackte. So wundervoll es auch aussah, sie hasste es. Achtlos legte sie es auf das Bett, ging zum Fenster und betrachtete die Menschen in den Straßen bis Monique herein kam. „Ach Juliette, du kannst das Kleid doch nicht einfach so hinwerfen!“ Sie ignorierte Monique, so war das Kleid momentan noch ihre geringste Sorge. Dann hörte sie die schweren Schritte ihrer Tante auf der Treppe. „Juliette, hast du das Kleid schon anprobiert?“
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