Kapitel Das Brevet
Zornigen Blickes, eine tiefe Falte steil auf der Stirn und die Brauen finster gerunzelt, betrat Monsieur de Tréville sein Sanctissimum und knallte enerviert die Türe hinter sich zu. Parbleu! Ausgerechnet zwei seiner besten Männer zu verlieren, das zerrte wahrlich an seinen Nerven! Hatten doch Porthos und Aramis allen Ernstes ihren Dienst als Musketiere des Königs quittiert, und dies noch dazu unter fadenscheinigsten Begründungen! Ha! Eine reiche Heirat - welch abstruses, vollkommen unvernünftiges Argument! War Porthos wahrhaftig von allen guten Geistern verlassen?! Wollte er, einer der besten und stärksten Degen des Königreichs, nun tatsächlich seine kriegerischen Qualitäten verleugnen und sich, bloß um des leidigen Geldes willen, unter den Pantoffel eines zänkischen Eheweibs begeben, bis dass der Tod sie beide glücklich schied?! Verdammt nochmal, welch hirnverbrannte Torheit! Und Aramis hatte, als ebenso ominöse Erklärung für sein unwiderrufliches Entlassungsgesuch, ernsthaft bekundet, der Bruderschaft jenes stadtbekannten Père Vincent de Paul beitreten zu wollen, dessen neugegründete lazaristische Vereinigung eben in aller Munde war! Pah! Von wegen geistliche Berufung! Was war denn Aramis`Austritt aus dem Korps der Musketiere anderes als ein Gang nach Canossa, demütiges Anbiedern und reumütige Flucht zurück in den Schoß der Kirche, ein Kniefall vor eben jenen geistlichen Herren, die den jungen Mann vor geraumer Zeit so entschieden aus ihren frommen Reihen hinausgeworfen hatten!
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Kapitel Katerstimmung
„Monsieur!, monsieur!“
Er schlug die Augen auf und schloss sie sofort wieder, parbleu, war das hell. „Bist du das, Grimaud?“, murmelte er zwischen den Zähnen, obwohl er genau wusste, dass da sein Diener stand und sprach. Laut und viel zu früh. „Monsieur, pardon“, Grimaud dämpfte den Ton, „monsieur d´Artagnan ist draußen. Dringend, sagt er.“
„Warum redest du so viel?“, seufzte Athos auf, viel zu müde, um energischer zu reagieren, „lass ihn rein.“ Oh Gott, wie spät war es gewesen, gestern Abend? Oder besser heute früh? Er hatte Dienst gehabt und war dann noch ins Pomme de Pin gegangen. Und von dort ins Trois Cléfs. Und von dort? Keine Ahnung.
„Athos?“
Der junge Gascogner trat an die Schlafzimmertüre und klopfte vernehmlich. „Athos, seid Ihr wach? Bitte steht sofort auf! Monsieur de Tréville schickt mich - Ihr sollt Euch auf der Stelle bei ihm melden!“
„Herrgott, kommt rein und schreit nicht so“, murmelte Athos, doch ein neuerliches Klopfen sagte ihm, dass sein leises Murmeln nicht gehört worden war. Fluchend schwang er schließlich die Beine aus dem Bett und musste sich einen Moment abstützen, als das Zimmer um ihn zu rotieren begann. Bei allen Teufeln, so heftig hatte es ihn aber lange nicht mehr erwischt. Das musste der relativen Abstinenz geschuldet sein, in der er gelebt hatte, während Aramis noch hier war. Aramis! Beinahe hätte er sich wieder ins Bett verkrochen, denk nicht dran! Steh auf, dein Hauptmann will dich sehen. Schwankend kam er auf die Beine, was war nur passiert? Er griff nach Hemd und Hosen, warum hatten diese verflixten Kleidungsstücke aber auch nur so viele Öffnungen? Eine Hand zog daran, entwirrte einen Ärmel und half ihm hinein. Als er aufblickte, sah er direkt in d´Artagnans schreckgeweitete Augen. „Danke!“, flüsterte er, „was´n los?“
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Kapitel Wohlwollen
Verflucht, verflucht, verflucht, das war nicht wahr! Das war ein Alptraum! Athos verhaftet, Tréville, der ihnen zürnte, ja mehr noch, der sie der Insubordination anklagte, und alles, alles war allein seine Schuld. D´Artagnan lief blind durch die gerade erwachende Stadt und die wohlbekannten Straßen, die so oft durchquerten Plätze, die Gänge des Louvre schienen fremd, feindselig fast. Als er du Parcs Posten einnahm, kam er sich vor, als maße er sich einen Dienst an, der ihm nicht zustand, als gehöre er nicht hierher, als käme gleich einer, der ihn seines Platzes verweise. Wenigstens hatte du Parc nichts wissen wollen, er hatte ihn zwar komisch angesehen, aber sich sogleich getrollt, vermutlich froh über die frühe Ablösung. Nun stand er hier und hatte nichts anderes zu tun, als den Vormittag Revue passieren zu lassen, als sich selbst die bittersten Vorwürfe zu machen und sich die möglichen Lösungen der vertrackten Situation auszumalen. Die schlimmste Variante endete mit einer Hinrichtung, wobei er sich selbst ermahnte, nicht zu übertreiben. Was sie getan hatten, war allenfalls eine Anmaßung, aber in keinem Fall ein Verbrechen. Und dennoch … verflucht, dreimal verflucht. Athos konnte so stur sein. Schieb es nicht auf ihn, du hast ihn da reingeritten, jetzt sieh zu, wie du ihn da rausbekommst. Vielleicht sollte er sich dem König zu Füßen werfen? Ihn um Verzeihung bitten und erklären, dass all dies nur seiner unglaublichen Naivität geschuldet war? Aber würde er ihm auch glauben? Würde das nicht alles nur verschlimmern? Er stand ja gerade vor den Gemächern seiner Majestät, vielleicht könnte er mal vorsichtig klopfen? Was bildest du dir eigentlich ein? Meinst du, der König hat nichts anderes zu tun? Willst du in der Bastille enden? Aber verflucht, es war ja keine böse Absicht gewesen. Und Tréville schien nicht bereit, ihnen Gehör zu schenken … im Gegenteil. Das Beste, was du tun kannst, ist deinen Dienst punktgenau zu erfüllen. Darauf kommt es jetzt an, erfülle deine Pflicht und alles wird sich geben. Vielleicht. Hoffentlich. Eine Tür wurde geöffnet, Sporen klangen auf dem Parkett, der Gascogner nahm Haltung an und sah gespannt auf den Besucher, der von einem vorauseilenden Diener angekündigt wurde. Der Ankömmling widmete ihm jedoch keinen Blick, kalt ging er an ihm vorbei, als der Diener die Tür öffnete und den Hauptmann der Musketiere ankündigte.
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Kapitel Aussprache
Drei Schritte auf vier, so groß war der Karzer der Musketierskaserne. Raue, unverputzte Wände, ein gestampfter Lehmboden, eine niedrige Tür, ein Eimer und eine hölzerne Pritsche, das war die ganze Einrichtung, aber immerhin war der kleine Raum sauber und einigermaßen hell, auch wenn das kleine Fenster vergittert und so hoch angebracht war, dass er auf die Pritsche hätte steigen müssen, um nach draußen zu sehen. Er tat es nicht, denn er wusste, was er dort zu sehen bekommen hätte: Den Boden des Innenhofs, auf den das Fenster hinausging, fast ebenerdig, denn der kleine Raum lag im Keller. Nun war er schon fünf Jahre in dieser Kompanie und noch nie war er auch nur in die Nähe des Kerkers gekommen, nicht einmal um einen Kameraden hierher zu begleiten, Tréville machte kaum von ihm Gebrauch. Dass er ihn hier hatte einsperren lassen, zeigte, wie ernst er diese Angelegenheit nahm. Athos hatte sich, kaum hatten seine Kameraden ihn hier eingesperrt, auf die Pritsche gelegt und starrte nun an die graue Decke, er hatte noch immer Mühe zu realisieren, dass das hier kein Traum war, kein Hirngespinst, geboren aus alkoholschwangeren Fantastereien. Mit einer solchen Reaktion hatte er nicht gerechnet, im Gegenteil, er hatte sich für d´Artagnan gefreut, hatte erwartet, dass ihr Hauptmann diese Beförderung ebenfalls als eine Anerkennung der Leistungen dieses jungen Mannes sah, eines Mannes, der immerhin die Ehre der Königin gerettet hatte. Verflucht, er hatte es verdient, Leutnant zu werden, im Gegensatz zu den meisten Musketieren betrachtete der Gascogner die soldatische Laufbahn als seinen Lebenszweck, warum es ihm also nicht zugestehen? Warum ihn dienen lassen bis er alle Illusionen verloren hatte? Er hatte das Zeug zu einem guten Leutnant, er war intelligent, geschickt mit den Waffen und weitsichtig. Dass es ihm noch an Diplomatie fehlte, war seiner Jugend geschuldet. Er würde das Handwerk lernen, da hatte Athos gar keine Zweifel, doch würde Tréville ihn nun an seinen Platz verweisen, hätte er ihm jegliche Motivation genommen – und einen guten Mann verloren, einen Mann, der es einmal weit bringen konnte. Herrgott, wem hätte Tréville das Patent denn anbieten können? Ihm selbst? Er war immerhin altgedient und laut des Hauptmanns eigenem Bekunden ein guter Soldat. Er verzog unwillkürlich das Gesicht, der Kopfschmerz meldete sich stechend zurück. Mehr alt als gedient, ein altgedienter Trinker. Pah! Verdammt, er hätte einen Schluck gebrauchen können, wenigstens Wasser, seine Kehle war ausgedörrt wie die Sahara selbst. Aber hier war nichts, gar nichts, nicht einmal ein kleiner Krug. Wie lange ließen sie ihn hier wohl vermodern? Vielleicht richteten sie draußen ja schon das Spalier fürs Spießrutenlaufen oder gar den Galgen. Sollten sie, er würde seine Strafe hinnehmen, sich nicht wehren, denn er hatte geschworen. Und im Gegensatz zu dem, was Tréville von ihm dachte, war ihm sein Eid heilig. Aber dann, wenn sie ihn nicht umbrächten, dann würde er ihm sagen, was er von dergleichen Anschuldigungen hielt. Es ihm sagen und den Dienst quittieren, stehenden Fußes. Ihm seinen Degen vor die Füße pfeffern, dem sturköpfigen, verblendeten Gascogner, was glaubte er eigentlich, dass er mit ihm machen könne? Er hätte jede Strafe ohne Murren auf sich genommen, wäre sie gerechtfertigt gewesen, aber das hier, das war Willkür. Verflucht noch eins! Schade, er hatte den Dienst nicht ungern getan, er hatte ihm ein Auskommen verschafft und war durchaus sinnvoll gewesen, nun würde er sich nach etwas anderem umtun müssen. Sollte nicht so schwer sein, in Deutschland tobte der Krieg, und Söldner wurden gesucht. Der Sold war sicher nicht so gut, aber zum Leben reichte es. Was brauchte er schon? Was zu trinken, alles andere war egal. Und dann eine Kugel in irgendeinem Scharmützel. D´Artagnan würde auch ohne ihn seinen Weg machen, Aramis sowieso. Aramis. Denk nicht an ihn! Auch er wird seinen Weg gehen, steh ihm nicht im Weg. Es war schön, es ist vorbei. Das Leben gab dir viel, mehr, als du je zu hoffen gewagt hast, nach all dem, was sie dir angetan hatte, nach all dem, was du an ihr verbrochen hast, also beklage dich nicht. Andere sterben und haben weniger gelebt. Er drehte sich auf die Seite und legte seinen schmerzenden Kopf auf den Arm, die Nacht war kurz gewesen, und das Beste, was er im Augenblick tun konnte, war, den verlorenen Schlaf nachzuholen. Auch wenn die Pritsche nicht sehr bequem war.
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Kapitel Kameraden
Die Türe zur Wirtsstube des Pomme de Pin wurde aufgerissen, ihre eisernen Angeln krachten, und ein Trupp martialischer Männer in blauen casaquen betrat lautstark und heftig gestikulierend die geräumige, von Bierdunst und Bratenduft geschwängerte Wirtsstube. „Gemach, gemach!“, knurrte der stämmige Inhaber des Lokals und stemmte die Fäuste in die muskulösen Hüften. „Nicht so stürmisch, die Herren!“ Raufereien konnte er hier wahrhaftig keine gebrauchen!
„Wein her, Herr Wirt!“, rief de Chavigny, der Wortführer, ihm mit grimmiger Miene zu. „Und nicht zu knapp! Bei allen Teufeln! Wir haben ihn nötig!“ Damit trat er an seinen bevorzugten Tisch, warf ärgerlich seinen Hut auf die Tischplatte und ließ sich auf die Bank niedersacken, unter verächtlichem Schnauben, während seine beiden Freunde, de Brissart und de Barray, es ihm in spürbarem Verdruss gleichtaten. Abermals öffnete sich die Türe, mit ebenso rüdem Schwung, weitere Musketiere traten sporenklirrend ein, die Stube füllte sich alsbald mit Soldaten, und ihre finsteren Blicke verhießen nichts Gutes. „Parbleu!“, zischte de Chavigny und schenkte sich und seinen Freunden die Weinbecher bis zum Rand voll, „meine Herren, bitte kneift mich, ich glaub, ich träume! Will der Herr Hauptmann uns etwa verarschen?!“
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Kapitel Pflicht
D`Artagnan saß an seinem Schreibtisch im Hôtel de Tréville und starrte blicklos auf das nach wie vor unbeschriebene Blatt Papier vor ihm auf der Tischplatte nieder. Bei Gott, er konnte es immer noch nicht fassen, dass er sich tatsächlich hier in seinem neuen Büro befand, als Leutnant d`Artagnan, erst gestern von seinem Herrn Hauptmann vor versammelter Kompanie öffentlich präsentiert und feierlich angelobt! Parbleu, wie hatten seine Kameraden doch geglotzt, stumm und starr vor Überraschung, als der capitaine ihn vortreten ließ und jene so heiß ersehnten Worte sprach! Er hob den Kopf, ein Lächeln glitt über sein Gesicht, ja, nun hatte sich sein drängender Wunsch doch noch erfüllt! Und der Grundstein für seinen militärischen Aufstieg war somit gelegt!
Aber zu welchem Preis?, sprach da plötzlich eine leise Stimme in ihm. Dein Freund saß deinetwegen im Karzer, musste Trévilles Verhör über sich ergehen lassen! Und der Hauptmann selbst hatte wohl zu tun, den König von deiner unbedingten Loyalität zu überzeugen! Denn wer hat an seiner statt dein Leutnantspatent unterzeichnet?!
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Kapitel L`Ours Rouge
Aufseufzend ließ sich Athos auf der Holzbank nieder, parbleu, er spürte seine Beine nicht mehr, und sein Rücken protestierte auch. War das das Alter? Hatte er früher nicht zwei, drei Wachen nacheinander übernehmen können, ohne dass seine Knochen revoltierten? Zugegeben, er hatte nicht viel Schlaf abbekommen die letzten Tage, was ihm aber sehr entgegen kam. Noch ein, zwei Flaschen Wein in diesem diskreten Etablissement, und er würde wohl Ruhe finden, diese Nacht. Nach seiner Wache war er gleich hierher gekommen, in das Cabaret de l´Ours Rouge, es war klein und abseits gelegen, wurde vor allem von Handwerkern und kleinen Händlern besucht. Soldaten fand man hier kaum, vermutlich weil die Schankmagd schon etwas älter und die Frau des Wirts war, es war ein ruhiges, gesittetes Wirtshaus, das ihm heute Abend gerade recht war. Er hatte keine Lust, seine Kameraden im Pomme de Pin über d´Artagnan spotten zu hören, würde Chavigny noch einmal seine vorlaute Klappe aufreißen, würde er ihn wohl fordern. Er hatte es erwartet, dieses herausfordernde, freche Verhalten, und es war nicht an ihm, für seinen Freund Stellung zu ergreifen, das musste der Gascogner schon selber tun, wenn er nicht jegliche Autorität verlieren wollte. Aber er kannte sich, er konnte bei Ungerechtigkeiten einfach seinen Mund nicht halten, und d´Artagnan war sein Freund. Er griff nach der Flasche, die schon auf dem Tisch stand, schenkte sich ein und machte der Magd ein Zeichen. Sie reagierte prompt, und er bat sie um Braten mit Brot, was sie ihm im Handumdrehen brachte. Er war schon ein paar Mal hier gewesen, und immer hatte sie sich fast mütterlich um ihn gekümmert, hatte ihm ungefragt den Wein hingestellt und das Brot nicht auf die Rechnung gesetzt. Ihm sollte es recht sein, ein wenig Wärme schadete nicht, und er dankte es ihr mit einem höflichen Lächeln. Gerade wollte er seinen Löffel in die Soße tauchen, da ging die Tür des Wirtshauses auf, und ein Musketier kam herein.
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Kapitel Dorain
Dorain nickte lächelnd, wandte sich um und schritt seinem Waffengefährten voran die schmale Gasse hinunter. An ihrem Ende angekommen, bogen sie links ab und erreichten ein behäbiges, respektables Bürgerhaus. Der Musketier hielt vorm Eingang und öffnete den schweren Torflügel. Sie durchquerten die Einfahrt, betraten einen kleinen Innenhof, in dessen Mitte ein Brunnen stand, und stiegen unter leisem Sporenklirren einen engen, gemauerten Treppenaufgang empor. Vor der Türe zu Dorains Wohnung machten sie Halt, der Schlüssel knirschte im Schloss, schon stand sie offen - „Herr Kamerad, wenn Ihr bitte eintreten wollt? Pardon, es ist ziemlich finster hier, ich mache sofort Licht!“
Athos folgte der Einladung, hielt jedoch im Flur inne, bis Dorain einen Kandelaber angezündet hatte. Es fühlte sich seltsam an, hier in dieser fremden Wohnung zu stehen, war er doch seit mehreren Jahren nur noch bei seinen engsten Freunden zu Besuch gewesen. Was sich dann schon nicht mehr als Besuch, sondern als ´Heimkommen´ angefühlt hatte. Er wusste nicht recht, warum er Dorains Vorschlag gefolgt war, vermutlich, weil die Aussicht, zu Hause alleine eine Flasche Cognac zu leeren, nichts besonders Reizvolles an sich hatte. Andererseits wurde ihm gerade jetzt mit Macht bewusst, wie einsam er war, seit Aramis und Porthos die Stadt verlassen hatten, fünf Jahre lang hatten sie sich täglich mehrmals gesehen, und nun waren seine Freunde fort. Die Plätze, die Straßen, alle Orte waren noch da, aber nichts war mehr wie zuvor, er hatte das Gefühl, etwas Lebenswichtiges verloren zu haben, fand sich ein wenig wie ein Kind im Wald, allein und völlig orientierungslos – während eine bissige Stimme in seinem Hinterkopf sich über ihn lustig machte und ihn verspottete, was hatte er auch erwartet? Im Leben gab es nur eine Konstante, und das war die Veränderung.
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Kapitel Nächster Morgen
Im Innersten enerviert, das braune Antlitz widernatürlich bleich, bog d`Artagnan um die Ecke und eilte fliegenden Schrittes aufs Hôtel de Tréville zu - verflucht, nun kam er zu allem Überfluss auch noch zu spät zum Dienst! Sein frühmorgendlicher Gang in den Louvre hatte sich als vergebliche Mühe erwiesen, er hatte den Weg umsonst gemacht, denn die erhoffte königliche Unterschrift auf seinem Leutnantspatent fehlte noch immer. Bedaure, Seine Majestät sei zur Jagd geritten, hatte man ihm mitgeteilt, unter gleichmütigem Achselzucken, nach seiner Rückkehr erwarteten den König dringende Staatsgeschäfte und eine äußerst wichtige Konferenz mit Monseigneur le cardinal, der Herr Leutnant dürfe also beileibe nicht hoffen, ihn heute noch zu sprechen!
Sacrédiou! Finsteren Blickes durchquerte der junge Gascogner den Hof, eilte die steinernen Stufen zum Eingangsportal hinauf und betrat das Vestibül, von seinen Kameraden bloß flüchtig und mit süffisantem Grinsen gegrüßt. Ah, hatte der Herr Leutnant etwa verschlafen? Tja, kein Wunder, angesichts der langen Nachtwachen, die er nun auf sich nehmen musste, um Leutnant d`Oucques` tagtägliche Dienstpläne der letzten drei Jahre akribisch zu studieren! Hatte doch dieser nun, auf Trévilles Wunsch hin, mehr oder weniger freiwillig beschlossen, dem jungen Kerl zu zeigen, wo`s langging und ihm gleich fürs erste dieses langwierige Geschäft aufgebrummt!
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Kapitel Abendessen
Die Wache war so unspektakulär und langweilig wie nur möglich verlaufen, der König hatte sich mit seinem Ersten Minister zwecks dringender Staatsgeschäfte zurückgezogen, niemand hatte ihn stören dürfen, und niemand hatte um Einlass gebeten. Die zehn Stunden Dienst, die sie abzuleisten gehabt hatten, hatten sich endlos gezogen, nun schmerzten Rücken und Beine aufs Unerträglichste. Er hatte sich von Dorain verabschiedet, der genauso müde aussah wie er selbst, ein Händedruck, der baldiges Wiedersehen versprach, und lenkte nun seine Schritte zurück zum Hôtel des Mousquetaires, das in der späten Stunde fast verwaist dalag. Nur drei Kartenspieler hatten sich in der unteren Halle zu einem Spielchen versammelt, sie luden ihn ein, aber er winkte ab, stieg rasch die breite Treppe zu d´Artagnans Büro hinauf und klopfte leise.
Der junge Leutnant hockte an seinem Schreibtisch, die Ellbogen auf die Tischplatte gestemmt, die Finger ins Haar gekrallt, und blickte starr auf das dicke Buch vor seinen Augen nieder. Bei Gott, wie lange saß er schon an diesem verfluchten Wälzer?! Die Ausbildung des Kavalleristen zu Pferd und zu Fuß, Ausbildung der Rekruten und Remonten, Drill und Exerzieren, militärischer Gebrauch der Waffen, Kommandos, Ehrenbezeigungen, Fahnen- und Trompetensignale, kavalleristische Manöver, Caracollieren, Chokieren, Angriff in Linie, in Kolonne, korrekte Ausführung des Schwenkens in paralleler, schiefer und staffelförmiger Ausrichtung, Formationen und Schlachtordnungen, Kunst der Strategie – morbleu, es wollte schier kein Ende nehmen! Wie der Hauptmann heute erklärte, standen nun alle Zeichen endgültig auf Krieg, und er, Tréville, warte nur noch auf den königlichen Marschbefehl! Daraufhin knallte d`Oucques seinem jungen Kollegen stehenden Fußes dieses riesenhafte militärische Kompendium auf den Schreibtisch und knurrte ihm zu, es gründlich zu studieren, denn wer die Kriegstechnik nicht von der Pike auf im praktischen Milieu des Schlachtfelds erlernt habe, der müsse sich eben notgedrungen mit grauer Theorie aus Büchern behelfen! Vous comprenez?!
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Kapitel Orpheus
Er hatte sich vor der Tür zu d´Artagnans Logis von seinem Freund verabschiedet, hatte den jungen Mann umarmt und kurz festgehalten, parbleu, könnte er doch nur all das Unbill von ihm wenden, könnte er die Zeit zurückdrehen und diese vermaledeite Entscheidung rückgängig machen. Aber vielleicht war sie ja richtig gewesen, diese Entscheidung, das Zeug zum Leutnant hatte der Gascogner, da war er sich sicher, und wer weiß, ob sich diese Chance noch einmal ergeben hätte. Manch einer diente sein ganzes Leben lang als Soldat und kam nie auf einen solchen Posten. Trotzdem schmerzte es, den Jungen so geknickt zu sehen. Er wandte sich um und ging langsam in die Richtung zu seiner Wohnstätte, sich dabei verzweifelt das Hirn zermarternd, wie er d´Artagnan helfen könnte – wenn er nur nicht so verdammt alleine wäre. Wenn nur Porthos und Aramis … halt, keinen Gedanken mehr, hör auf, hör auf ...! Der Schmerz überfiel ihn mit Macht, schnürte ihm die Kehle zu und ließ ihn taumeln, sodass er sich an einer Hauswand abstützen musste, bis der Schwindel vorüber war. Er nestelte mit zitternden Fingern die kleine Flasche hervor, die er immer bei sich trug, und trank sie aus mit einem Zug. Der Branntwein tat gut, machte seinen Kopf wieder klar, und er konnte weitergehen, weiter nach Hause, zu der Flasche mit Cognac –
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Kapitel Bitternis
Pochenden Herzens eilte Aramis die abendlich dämmrige Gasse entlang und bog endlich raschen Schrittes in die Rue Ferou ein - ja, sein erster Gang nach seiner Ankunft in Paris durfte ihn nirgendwo anders hin führen als zu Athos, seinem über alles Geliebten! Père Vincent und seine geistlichen Angelegenheiten konnten beileibe warten! Er hatte nach seiner Rückkehr seine alte Wohnung in der Rue de Vaugirard aufgesucht, die er immer noch zur Miete besaß, schlicht und einfach deswegen, weil er nicht wusste, wohin mit all seinen Büchern. Sein ameublement hatte ihn sichtlich verstaubt empfangen, wie in leisem, stummem Vorwurf, Sofa und fauteuils waren mit weißen Laken verhüllt, doch er hatte sich keine Zeit genommen, diese zu entfernen oder gar in der Küche nachzusehen, ob noch eine trinkbare Flasche Wein da war – nein, er musste zu ihm, seinem Einzigen, seinem Liebsten! Jede Sekunde, die er hier verlor, schmerzte ihn wie ein Stich im Herzen!
Das wohlbekannte Haus lag vor ihm, er holte tief Atem und sah hinauf zu Athos` Fenstern. Licht schimmerte hinter ihnen, helle Freude durchzuckte ihn, wie gleißender Sonnenstrahl - der Freund war zu Hause! Oh, wie würde er sich freuen, ihn, Aramis, endlich wiederzusehen! Ihr Abschied war so schmerzlich, tat so furchtbar weh, auch wenn Athos sich bemühte, seine Betroffenheit nicht zu zeigen. Doch er war noch nie ein guter Schauspieler gewesen -
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Kapitel Ehrlichkeit
Athos blieb einen Moment vor der geschlossenen Tür stehen. Sein Innerstes war in Aufruhr, noch nie war ihm so etwas widerfahren, noch nie hatte er einen geliebten Menschen so hintergangen. Selbst sie nicht. Er war treu, war es immer gewesen … aber hatte er Aramis wirklich betrogen? Seltsamerweise war keine Reue in ihm, er mochte Dorain, war ihm überaus dankbar und wollte ihn keinesfalls als Freund verlieren, allein, er liebte ihn nicht. Er hatte mit ihm geschlafen, weil sein Körper es verlangte, weil Dorain ihm überaus sympathisch war, ja, weil er sich in ihm wiedererkannte, aber nicht, weil er ihn liebte. Und er war sich sicher, dass Dorain dieses Gefühl erwiderte. Auch sein Herz gehörte einem anderen – doch dieser war tot, und wie musste Dorain sich nun fühlen? Wieder allein, wieder im Stich gelassen? Voller Gewissensbisse öffnete er schließlich die Tür – Dorain stand am Fenster, den Hut in der Hand, er war bereits vollständig angekleidet, in Montur und Waffen, und blickte hinaus in die nachtschwarze Dunkelheit. Bei Athos` Eintritt wandte er sich um und sah seinem Gefährten mit auffallend bleichem Antlitz, doch wie immer ruhig und gefasst entgegen. „Bitte verzeiht, Athos, dass ich noch nicht gegangen bin! Doch ich wollte Eure Unterredung mit Monsieur Aramis nicht stören. Erlaubt, dass ich mich nun verabschiede. Adieu.“ Und damit setzte er seinen Hut auf, ergriff seine Muskete und wandte sich zum Gehen.
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Kapitel Kriegserklärung
„Es ist soweit, der Krieg ist deklariert, der Feldzug eröffnet“ - nur vage drangen Trévilles Worte an sein Ohr, obgleich er in der vordersten Reihe stand und der Hauptmann laut und deutlich sprach. Doch seine Gedanken verblieben in der vergangenen Nacht, waren in der Magie der Liebe gefangen und wollten sich dem Vokabular des Krieges nicht öffnen. Es war wunderbar gewesen letzte Nacht, sie hatten sich auf dem staubigen Bett geliebt, hatten geniest und Wein getrunken und sich wieder der Liebe hingegeben, bis sie schließlich in den frühen Morgenstunden in den Armen des Geliebten eingeschlafen waren. Erst vorher, kurz bevor er zum Appell aufgebrochen war, hatte Athos die Welt wieder in ihren Traum gelassen und Aramis, der kaum fassen konnte, was er da zu hören bekam, von d´Artagnans Leid erzählt. Nun stand er da vorne, der Gascogner, martialisch anzusehen in seiner Paradeuniform, und nur, wer ihn besser kannte, sah den traurigen Zug um seinen Mund. Er musste wissen, dass es nun galt, dass sich nun bewahrheiten würde, ob er seiner Charge gewachsen war, einer Charge, die noch nicht einmal unterschrieben war. In Dreiteufelsnamen, es wurde Zeit, dass der König zu seinem Wort stand. Es gingen Gerüchte, Louis würde sie begleiten, falls das wahr war, würde er versuchen, mit den König zu reden. Allein, dem stand der Sinn vermutlich nicht gerade nach einem kleinen Leutnant, die Lage schien ernst, und der Feldzug würde wohl kein Zuckerschlecken. Das Haus Habsburg war anscheinend wild entschlossen, sich nach dem Tod des Herzogs von Gonzaga Mantua und Montferrat unter den Nagel zu reißen, aber auch der Herzog von Nevers konnte einen legitimen Anspruch vorweisen. Nun war Richelieu wohl zu der Einsicht gekommen, dass es Zeit sei, den Herzog zu unterstützen, nicht aus Nächstenliebe, aber weil die Gegend ein Einfallstor zu Frankreich war und viele wichtigen Handelsrouten hindurch verliefen. Also würden sie gen Pinerolo ziehen, ein langer Marsch, Kampf in unwegsamem, gebirgigem Gelände, gegen eine gut gesicherte Festung – das war keine Parade, das war nicht die Belagerung von La Rochelle, nun ging es gegen einen mächtigen Feind, und viele von denen, die hier standen, würden nicht mehr heimkehren. Er vielleicht auch nicht.
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Kapitel Porthos
„Was ist das denn schon wieder?“
Baronin du Vallon, ehemals Coquenard, griff mit spitzen Fingern nach dem anstößigen Kleidungsstück und hielt es hoch wie ein Stück Abfall. Von dem Hut troff es nass auf den Teppich, die Federn hingen herunter wie ersoffene Hühner, und ein leiser Geruch nach feuchtem Filz und Hund, der in den Regen gekommen ist, erfüllte den Raum. „Könnt Ihr nicht einmal, ein einziges Mal Eure Sachen da ablegen, wo sie hingehören, anstatt mein schönes Canapée damit zu versauen?“ Vorwurfsvoll ging ihr Blick von ihrem Herrn Gemahl, der sich eben anschickte, genüsslich die matschigen Stiefel abzustreifen, zu dem großen dunklen Fleck auf dem hell gepolsterten Sitzmöbel. „Das bekommt man nicht mehr raus. Und hört sofort auf, Eure Schuhe auf meinem Teppich abzutreten, habt Ihr denn gar keine Manieren?“
„Oh!“ Porthos sah auf, stirnrunzelnd und zugleich betreten. „Pardon, meine Teure, aber draußen regnet`s ohne Unterlass! Da werden Kleider und Stiefel eben nass! Bei Gott! Soll uns doch nichts Schlimmeres passieren, meine Liebe, als ein bisschen Dreck auf dem Teppich und ein paar Wassertropfen auf Eurem Sofa!“
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Kapitel Verzweiflung
Der schwere Regen hatte nachgelassen, doch der Wind blies immer noch stürmisch und scharf, und so waren die beiden Reiter auf der Landstraße nach Paris heilfroh, nach langer und anstrengender Etappe des Abends endlich die gastliche Herberge zu Nanteuil zu erreichen. Das üble Wetter hatte auch zahlreiche andere Reisende dort Zuflucht suchen lassen, auf der Suche nach einem warmen Obdach für die Nacht, und somit war die Wirtsstube bereits dicht bevölkert, als Porthos und Aramis, die Hüte vom scharfen Ritt tief in die Stirn gezogen und die Mäntel um sich geschlagen, die Gaststube betraten. Ihre Pferde glücklich im hiesigen Stall untergebracht, fanden sie an einem der dicht besetzten Tische noch ausreichend Platz, um ein nahrhaftes Abendessen einzunehmen, doch die Gästezimmer erwiesen sich bereits allesamt bis zum letzten Bett belegt, und sie mussten daher mit einer kleinen, engen Kammer oben im Dachgeschoß des Hauses vorlieb nehmen.
„Wenn ich bedenke, dass ich zuhause zwischen drei Zimmern wählen könnte, allesamt mit Federbetten ausgestattet“, murmelte Porthos, während er mit spitzen Fingern in die dünne Strohmatratze piekste, auf der ein noch dünneres, fleckiges Laken lag, „das Zeug hier hopst ja von ganz allein davon, wenn die Flöhe ein Opfer erblicken.“
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Kapitel Marschbereit
Immer noch war es kalt, eiskalt, er stand hier allein auf Nachtwache vor der kleinen Pforte des Louvre - auf dem Posten, den keiner mochte, und den d´Artagnan in letzter Zeit immer ihm zuschanzte, weil er wusste, er würde nicht protestieren – und seine Zähne klapperten leise, ohne dass er erkannte, ob das von der Kälte draußen oder der in seinem Innern kam. Er hatte Aramis fortgeschickt, seine Worte hatten ihn verbannt, ihn, das einzig Helle, was ihm geblieben war. Oh, er war es leid. War die Dunkelheit, die Einsamkeit, die Gespenster leid, was war von seinem Leben geblieben? Er, der alles gehabt hatte, was ein Mensch sich nur erträumte, und der alles verspielt hatte, er wollte nicht mehr. Zu viele Sünden hatte er begangen, zu viele Menschen in den Tod geschickt, zu viele Menschen sterben sehen, und nun, auf diesem Feldzug, wäre es sein Metier, den Tod zu bringen. Wieder einmal. Und als ob das nicht genug wäre, schaffte er es auch immer wieder, genau die Worte zu finden, die seinen Geliebten direkt ins Herz trafen, die ihn glauben lassen mussten, dass er ihm gleichgültig wäre. Oh verflucht, und doch wäre alles andere mehr als egoistisch. Er durfte Aramis nicht an sich binden, durfte ihm nicht von seinem Elend erzählen, seiner Verzweiflung und seiner Pein. Er durfte ihn nicht hinab ins Dunkle ziehen. Seit jenem grauenvollen Sommertag, an dem er den Strick geknüpft hatte, war sein Leben verwirkt, seit jenem Tag führte ihn sein Weg abwärts zu den Pforten der Hölle. Nun, wo er direkt davor stand, durfte er niemanden an der Hand nehmen. Diesen Weg musste er alleine gehen.
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Kapitel Nachtlager
Sie ritten lange, an diesem ersten Tag, das Wetter war gut, der Weg eben, und sie kamen schnell voran. Erst als es dunkelte und man den Pferden für einen Tag genug abverlangt hatte, gab d´Artagnan das Zeichen zur Rast. Da in der Nähe kein Gut lag, auf dem sie sich hätten einquartieren können, mussten sie biwakieren, der Ort dafür war bald gewählt: Ein Wiesenstück, durch das ein Bach hindurchfloss, wäre es etwas wärmer gewesen, hätte man den Ort durchaus als romantisch bezeichnen können. So jedoch versorgten sie die Pferde, schlugen sie ihre kleinen Zelte auf und beeilten sich, die Feuer zu entfachen, je ein Feuer für vier Zelte, auch das war von vorneherein vorgesehen, genauso, wie die Wacheinteilung.
„Parbleu, das wurde auch Zeit! Ich spüre meine Kehrseite nicht mehr! Denkt das Bürschchen etwa, wir hätten kein Sitzfleisch?! Und ich sag`s gleich, die Hundswache übernehme ich nicht!“, stieß de Chavigny grimmig hervor und ließ sich unter demonstrativem Stöhnen am Lagerfeuer nieder. „Der Herr Leutnant kann an meiner statt gerne seinen intimen Freund, Monsieur Athos, dafür einteilen, der ist ja bereits daran gewöhnt!“ Er grinste süffisant, zog seine Feldflasche hervor und nahm einen langen Schluck.
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Kapitel Aussprache
Mitternacht war lange vorbei. Er zog seinen Mantel enger zusammen, fröstelnd in der Kälte der Nacht, das Feuer glomm nur noch. Einen Moment lang überlegte er, ob er Holz nachlegen sollte, entschied sich aber dagegen, das wäre Verschwendung, denn bald bräche der Morgen an. Das Lager lag ruhig, die Zelte schwarze Schatten in der Dunkelheit, dazwischen die hellen Flecke der verglimmenden Feuer. Ein Käuzchen schrie, ein Ast knackte, und leises Schnarchen bildete einen sonoren Hintergrund, vor dem die Stille der Nacht nur noch tiefer wirkte. Er gähnte und kämpfte gegen die Müdigkeit, der Weckruf der Wache gegen Mitternacht hatte ihn aus dem Schlaf gerissen, der mehr einer Ohnmacht geglichen hatte. In der letzten Zeit hatte er kaum noch geschlafen, nachts war er zur Wache eingeteilt gewesen, und tags hatten ihn düstere Träume gequält. Was wäre wenn. Nach dem langen Ritt heute war er so müde gewesen, dass er eingeschlafen war, kaum dass er sich hingelegt hatte, und Dorain, mit dem er sich das Zelt teilte, hatte ihn schlafen lassen. Er war diskret, Dorain, und immer da. Schweigsam, fürsorglich und liebevoll, er hatte Aramis´ Präsenz nur mit einer hochgezogenen Augenbraue kommentiert, und Athos hatte den Kopf geschüttelt. Er wollte nicht reden, wollte nicht denken, wollte nur vergessen. Dorain hatte es akzeptiert, genauso, wie er akzeptierte, dass Athos seither zurückhaltender war, sie hatten nicht mehr miteinander geschlafen, hatten sich nur brüderlich geküsst, hatten kleine Zeichen der Zuneigung ausgetauscht. Er konnte es nicht, konnte sich nicht kaltblütig einem anderen hingeben, wenn der, dem sein ganzes Sehnen galt, in der Nähe war. Wenn seine Gedanken nur um ihn, um den einen kreisten, der ihm noch nicht einmal einen Blick zugeworfen hatte. Er war vorausgeritten, den ganzen Tag, und er, Athos, hatte auf seinen Rücken gestarrt. Nicht ein einziges Mal hatte er sich umgedreht, und er hatte sich immer wieder vorgebetet: ´Es ist besser so`. Allein, sein Herz weigerte sich, das zu glauben.
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Kapitel Etappe
Athos seinerseits kehrte zu dem Zelt zurück, das er mit Dorain teilte, doch nicht, weil er befürchtete, der Freund könne ihn vermissen, sondern weil die einfachen Soldaten gehalten waren, schon bei Sonnenaufgang klar Schiff zu machen. Sie sollten ihre Zelte abbrechen, frühstücken, die Pferde richten, um frühestmöglich aufbrechen zu können. Die Offiziere, zu denen Porthos und Aramis nun zählten, genossen das Privileg, dass die Diener sich um die materiellen Dinge kümmerten und sie nur für ihr leibliches Wohl sorgen mussten. Denn die Musketiere wurden von einem recht kleinen Tross begleitet, zu dem drei Marketenderinnen und die Stallknechte und Gefolgsleute der Kompanie gehörten, der eigentliche Tross würde zusammen mit dem restlichen Heer und Richelieu selbst erst später zu ihnen stoßen.
Auf dem Weg zu seinem Lager bemerkte Athos d´Artagnan, der schon auf den Beinen war und die Vorbereitungen überwachte, er war noch immer recht bleich, schien aber mit mehr Eifer bei der Sache zu sein als noch vor zwei Tagen. Er sprach seinen Freund nicht an, sondern nickte ihm nur zu, er musste sich sputen, wenn er Dorain noch bei der Arbeit helfen wollte. Um ihn herum waren alle Kameraden schon mit dem Abbau beschäftigt, und manch schiefer Blick schien zu fragen, warum er sich erlaube, hier spazieren zu gehen. Auch Dorain sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an, er hatte schon fast das ganze Zelt abgebaut und war gerade dabei, die Decken einzurollen. „Verzeiht meine Verspätung“, sagte Athos und kniete nieder, um ihm zu helfen.
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Kapitel Bad
Parbleu, das Wasser des Flusses war empfindlich kalt, und das zwar sonnige, aber spätherbstlich kühle Wetter lud keineswegs zum Baden ein! Doch Aramis biss die Zähne zusammen und begann sogleich, sich mit raschen Griffen zu entkleiden. Sei`s drum, in den Schlafkammern des Pariser Priesterseminars herrschte nur zu oft ebenso eisige Kälte, vom Inhalt der blechernen Waschschüsseln ganz zu schweigen! Er hatte eine kleine, ruhige Bucht ausgespäht, von glattgeschliffenem Gestein eingefasst und mit weichem, sandigem Ufer, seine Kleider samt Handtuch hingen diskret überm Ast eines jungen Erlenstamms, und so watete er nun entschlossen hinein ins sanft rieselnde Wasser. Er schauderte unwillkürlich, doch seine Glieder gewöhnten sich schließlich an die kalte Temperatur, und so beugte er sich nieder, um sich gründlich von oben bis unten zu waschen. Er atmete auf, trotz der empfindlichen Kälte, genoss das frische klare Wasser - ah, welche Wohltat, den Staub der Heerstraße endlich loszuwerden! Drüben am anderen Ufer herrschte abendliche Stille, kein Windhauch, nichts regte sich im dunklen Gebüsch. Das stete Rauschen des Flusses drang ihm ins Ohr, hüllte ihn ein und erfüllte seine Seele. Welch liebliches Bild, welch herrliche Natur, so fern allem Kriegslärm, berückend und schön! Ach, wäre er doch gemeinsam mit seinem Liebsten hier! Aber Athos schlief wohl bereits, in seinem Zelt, zusammen mit seinem blonden Gefährten. Aramis schlug resigniert die Augen nieder, wandte sich um und schickte sich an, zurück zum Ufer zu waten. Doch als er aufblickte, erschrak er bis ins Mark - am Rande der kleinen Bucht stand ein Mann.
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Kapitel Jagd
Immer steiler wand sich die steinige Straße, in schier endlosen Kehren der Passhöhe zu - der Wind blies stürmisch und scharf über sie hin, trieb feine weiße Flocken vor sich her. Überm dunklen Wald hing der Nebel, ließ die mächtigen Bergriesen ringsum nur erahnen - einsam und verwaist lagen die Hochweiden, die Hütten verlassen, alles Vieh war längst zu Tal getrieben, und das verfilzte braune Gras deckte wohl bald der Schnee. Die Pferde schnaubten, unter der Last der Anstrengung, mühselig kroch der Heerzug bergan, und die Räder der schweren Trosswagen rumpelten ächzend und knirschend über das felsige Gestein.
„Parbleu!“, zischte Porthos grimmig und drückte seinen Hut gegen den eisigen Wind noch tiefer in die Stirn, „Dieu merci haben wir in unserer Armee keine Elefanten! Diese raue Witterung hier heroben würde denen sicher gar nicht gefallen!“
„Laut Titus Livius, dem bekannten römischen Geschichtsschreiber, überlebte von Hannibals Elefanten nur ein einziger diese äußerst strapaziöse Gebirgstour!“, entgegnete Aramis sarkastisch und schlug seinen Wettermantel noch enger um sich.
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Kapitel Suche
„Merde, merde, merde!“, fluchte Porthos, aber es wurde ihm weder wärmer, noch tauchte dadurch sein Freund oder zumindest eine Fußspur auf. Gut, überlegte er dann, Aramis war vorausgegangen. Ganz bestimmt, es konnte ja auch nicht anders sein. Sicher saß er schon am Feuer, die Gemsen hingen, handlich zubereitet, darüber, und eine Flasche Wein machte die Runde. Es konnte ja gar nicht anders sein, sonst wäre Aramis noch hier. Parbleu, auf ins Lager! Er machte sich an den Abstieg, erinnerte sich noch gut an die Wegmarkierungen, hier ein einsamer Baum, dort ein seltsam gekrümmter Fels, und traf nach einem guten Fußmarsch zielsicher und frohgemut im Lager ein. „Wo sind die Gemsen?“, begrüßte er sogleich d´Artagnan, der neben Tréville und d´Oucques am Feuer saß und an einem Stück Trockenfleisch kaute, „warum esst Ihr dieses trostlose Zeug?“
„Wie, wo sind die Gemsen?“, gab d´Artagnan erstaunt zurück und stand auf, „habt Ihr den Tieren etwa erklärt, wo sie das Lager finden, und sie sind alleine hierher marschiert?“
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Kapitel Gebirge
Am nächsten Morgen erwachte das Lager nur zögerlich. Der Schnee war in der Nacht in Regen übergegangen, der Boden schlammig, die Zeltplanen hingen nass an den Stangen, und die Zeltpflöcke hielten die Schnüre nicht mehr, so dass einige Zelte zusammengebrochen waren. Deren Besitzer waren dabei, die Zelte abzubrechen, aber die Planen waren schwer von der Feuchtigkeit und ließen sich kaum einrollen. Einige Feuer brannten, entwickelten dabei aber mehr Rauch als Wärme, weil das Holz feucht geworden war, auch wenn sie es unter den Trosswagen gelagert hatten.
Das Zelt von Athos und Dorain hatte standgehalten, aber innen war alles klamm, Uniformen, Mäntel, Decken waren feucht, der Boden gluckste, wenn man darauf trat. Dennoch hatten beide Soldaten trotz des Gewitters geschlafen, zu müde waren sie nach der Suche in den Bergen gewesen. Nun am Morgen war es kalt, der Atem stand als Rauch vor den Mündern, und das Aufstehen fiel beiden schwer, jede Bewegung kostete Kraft und Überwindung. Aber es half alles nichts, die nächsten Tage würden nicht besser werden, der Weg über den Pass stand ihnen noch bevor, also quälten sie sich unter den Decken hervor, die wenigstens ein wenig Wärme gespendet hatten, und begannen ihrerseits mit den Abbau des Zeltes. Da ging ein Ruf durch das Lager: „Morgenmesse“.
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Kapitel Späher
„Monsieur le lieutenant!“, versetzte Porthos ohne alle Umschweife, nachdem d`Artagnan an die Spitze der Kavalkade zurückgekehrt war und sich stumm und bleich wieder neben ihm und Aramis eingereiht hatte, „wir befinden uns bekanntlich im Feindesland - meint Ihr nicht, unsere beiden Späher könnten ein wenig Unterstützung gebrauchen?“
„Was?“, brüsk aus seinen Gedanken gerissen sah d´Artagnan auf, „warum?“
„Nun, weil ich eben unseren Freund mit seinem Kameraden alleine hinter jener Biegung verschwinden sah“, erklärte Porthos nonchalant und wie nebenbei.
„Sie waren nur zu zweit?“ Nun blickte auch der Gascogner auf den Weg vor ihnen, doch da war nichts mehr zu sehen. Parbleu, und wieder ein gedankenloser Fauxpas. Verflucht, warum hatte Athos nur Dorain mitgenommen? Weil er sich nicht mit den anderen streiten wollte, die deine Befehle diskutiert hätten, darum, gab er sich selbst die Antwort.
„Ah, ich sehe“, meinte Porthos immer noch in demselben beiläufigen Ton, „Ihr wagtet nicht, mehr Leute zu schicken, weil Ihr unsere braven Soldaten nicht übermäßig belasten wollt. Nun, wie wäre es, Ihr würdet anstelle der Soldaten mich schicken?“
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Kapitel Verfolgungsjagd
„Schön“, erklärte Athos und betrachtete die vier Leichen, „hier können wir nichts weiter tun. Kommt, Porthos, wir durchsuchen die anderen Räume. Madame“, wandte er sich an die Bauersfrau, die nun neben ihrem stöhnenden Mann kniete, „wenn der andere hier hereinkommen sollte, bitte ruft. Macht Ihr das?“ Sie nickte, und die beiden Soldaten verließen die Küche durch die Türe zum Flur, während hinter ihnen Aramis gerade die Tür zum Hof hinter sich schloss.
Dorain hatte im Hof auf den Priester gewartet und wies nun zu den angrenzenden Stallgebäuden. Dorthin?, fragte seine stumme Geste.
Parbleu, wo anders konnte der Fünfte sich denn aufhalten! Erscholl nicht aus dem kleinen Fenster dort verdächtig lautes, panisches Gegacker, als treibe soeben der Fuchs im Hühnerstall sein Unwesen?! Aramis nickte seinem Waffengefährten grimmig zu, und wahrhaftig, schon flog mit rüdem Schwung die Stalltür auf, und ein dunkelhäutiger, schwarzhaariger Bursche trat in den Hof, in jeder Faust zwei tote Hennen. Er grinste zufrieden und wollte sich eben der Haustüre zuwenden, da fiel sein Blick auf den blonden Musketier. Er erstarrte, im ersten Moment zutiefst erschrocken, die erbeuteten Hühner entglitten seinen Händen - doch im nächsten Augenblick kam Leben in ihn, er wich zurück und riss mit wildem Fluch seine Pistole aus dem Gürtel -
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Kapitel Feinde
Die heimlichen Lauscher hielten den Atem an - hatte der spanische Offizier etwas bemerkt? Auch die übrigen Männer wandten sich misstrauisch um und spähten angestrengt ins nächtliche Dunkel. „Mon capitán, denkt Ihr, ihre espías könnten sich tatsächlich bis hierher gewagt haben?“, zischte einer von ihnen grimmig und legte die Hand an den Degen. Doch der Hauptmann brachte ihn mit resoluter Geste zum Schweigen.
„Nein“, er wandte sich wieder um, „sie wissen nicht, wo wir lagern, sie sind uns zahlenmäßig unterlegen, und sie glauben, dass wir abziehen, ich denke nicht, dass sie uns gefährlich werden. Dennoch gilt es wachsam zu sein, man weiß nie. Auch darum bat ich Euch hier heraus, wenn die einfachen Soldaten beginnen, von unserem Plan zu reden, ist jede Geheimhaltung für die Katz. Also still geschwiegen, meine Herren, lasst uns kehrtmachen und die Franzosen in die Hölle schicken.“
„Ihr schickt sie nirgendwohin“, antwortete ihm da eine leise, scharfe Stimme.
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Kapitel Verletzung
„Athos - !“ Aramis stockte der Atem - bei allen Göttern, sah er recht?! Sein Liebster blutbedeckt und halb ohnmächtig, wohl gar schwerst verwundet! Mit einem Satz war er an Athos` Seite, griff zu, fasste den Freund unter und half Porthos und Dorain, ihn aus dem Sattel zu hieven. „Zum Teufel, was ist geschehen?!“, entfuhr es ihm heiser, während schon die ersten Kameraden heraneilten und sich, mit erregten Mienen und ebensolchen Blicken, um die zurückgekehrten Männer scharten.
„Einer dieser verfluchten Spanier hat ihm eins übergebraten!“, erklärte Porthos grimmig und hielt, zusammen mit Dorain, den Wankenden mit Mühe aufrecht. „Rasch! Er braucht sofort ein Bett!“
Da trat auch schon Tréville aus der offenen Türe des Bauernhauses, eine steile Falte auf der Stirn. „Messieurs!“, befahl er mit knappem Wink, „kommt, bringt ihn hier herein!“ Die Musketiere und der junge Abbé gehorchten und schleppten ihren verletzten Gefährten mit vereinten Kräften ins Haus, während der Comte de Rochefort sich resolut vom Pferd schwang und dem Hauptmann ein stummes Zeichen machte.
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Kapitel Aufenthalt
Dorain und Aramis blieben an seiner Seite, wortlos zumeist, aber tröstend, bis endlich dieses seltsame Gefühl, nicht mehr Herr über seinen Geist zu sein, verschwunden und nur normaler Kopfschmerz zurück geblieben war. Übrig geblieben war eine vage Furcht vor Krankheiten, die die Gedanken kaperten, die nur die Hülle des einstigen Selbst zurückließen. Lieber sterben, als zu merken, dass man langsam seines Verstandes beraubt wurde … doch als die Wachen dann das Nahen der Hauptstreitmacht ankündigten, drängte es Athos aus dem Bett, und trotz der Proteste seiner Freunde ließ er es sich nicht nehmen, in voller Montur und an seinem angestammten Platz den König und den Kardinal mit allen anderen zu begrüßen. Die neu angekommenen Soldaten lagerten sich um den Bauernhof herum, die Senke sah aus wie ein Feldlager, und kurz darauf rief Louis seine Offiziere zum Kriegsrat, wo ihm und Richelieu von allen Beteiligten die Lage bis ins kleinste Detail dargelegt wurde. Übereinstimmend wurde beschlossen, so schnell wie möglich weiterzuziehen, am besten gleich am nächsten Tag weiterzureiten -
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Kapitel Italien
In langen Reihen zog das königliche Heer durch das Val Chisone, auf schmaler, steiniger Gebirgsstraße den Fluss entlang, der dem Tal seinen Namen gab, vorbei an den steilen Abhängen des Grand Puy, dessen felsige Gipfel bereits der Schnee deckte. Kleine Weiler und Dörfer säumten ihren Weg, eng an die steilen Berghänge geschmiegt, der Herbst war vorüber, der Winter kündigte sich an, und der scharfe Wind trieb feinen Schnee vor sich her. Über Soucheres, Fenestrelle, Mentoulles und Villaretto erreichten sie endlich Perosa Argentina, der Stadt und Festung Pinerolo bereits nahe, doch nirgendwo auf ihrem Weg zeigten sich die Spanier oder stellten sich gar zum Kampf - im Gegenteil, der Feind schien vor ihnen zurückzuweichen, in schleunigem Eilmarsch Italien zu, und erst vor Pinerolo würde es sich zeigen, ob die Spanier tatsächlich Hals über Kopf das Feld räumten -
„Ich glaub es nicht!“, zischte de Chavigny, und seine Freunde, de Brissart und de Barray, sekundierten ihrem Gefährten mit grimmigem Nicken, „die schonen lieber ihre Kampfkraft in offener bataille, verschanzen sich todsicher in Pinerolo und warten dort auf kaiserlichen Entsatz! Ihr werdet sehen, meine Herren Kameraden, mein Gefühl trügt mich nicht! Morbleu, ich denke, das wird noch ein verdammt heißes Gefecht geben!“
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Kapitel Pinerolo
„Nun, immerhin lassen uns Seine Majestät und Monsieur le cardinal nicht darben!“, erklärte Porthos zufrieden und nahm im Kreis der Offiziere seine bis zum Rand gefüllte Schüssel in Empfang. „Ein wohlverdientes Mahl, nach dieser strapaziösen Müh und Plage! Bleibt nur zu wünschen, dass der Plan des Herrn Kardinals, die Stadtmauern zu unterminieren, auch aufgeht! Sonst kann diese Belagerung eine langwierige Angelegenheit werden!“
„Und wir sitzen dann mit Sicherheit zwischen zwei Feuern!“, murmelte d`Artagnan und zog die Stirn in Falten. Sein junges Gesicht wirkte wie um Jahre gealtert, Grimm und Resignation spiegelten sich in seinen Zügen. Mordious! D`Oucques hatte ihm beim Kampf gegen die spanische Reiterei und beim anschließenden Beschuss des Feindes den Befehl einfach aus der Hand genommen, wie einem spielenden Kind ein gefährlich scharfes Messer! Zum Teufel, er war es leid, es musste endlich etwas geschehen, es musste ihm gelingen, sein militärisches Können unter Beweis zu stellen! Er fühlte es, spürte es mit immer deutlicherer Gewissheit, dass jene Fähigkeit in ihm schlummerte und bloß darauf wartete, erweckt zu werden! Doch wie sollte er dies bewerkstelligen? Wo bot sich ihm hier eine Möglichkeit, sich als Leutnant zu profilieren? Noch dazu, wo ihm seine Männer, bis auf Athos und Dorain, bloß widerstrebend gehorchten? Finsteren Blickes sah er abermals zu d`Oucques, verstohlen und unter gesenkten Augenlidern - ja, dieser war im kriegerischen Kampf wohlgeübt, beherrschte die Kunst der Strategie, traf seine Entscheidungen im rechten Moment und schüttelte seine Befehle nur so aus dem Ärmel! Seine Untergebenen gehorchten ihm aufs Wort, auf seine Erfahrung und militärische Fähigkeit vertrauend, und dies trug ebenfalls enorm dazu bei, seine Aktionen mit Erfolg zu krönen! Richelieu hatte ihn, zusammen mit dem Herrn Hauptmann, im Zuge seiner abendlichen Inspektion der Truppen nicht umsonst vor versammelter Mannschaft für seinen Mut und seine verantwortungsbewusste Umsicht gelobt! Doch auch d`Oucques hatte wohl zu Beginn seine erste Sternstunde gebraucht, um sich auf seinem Posten zu behaupten! Oh, wann kam diese so verzweifelt ersehnte Chance zur Bewährung endlich auch für ihn, d`Artagnan?
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Kapitel Tunnel
„Was bin ich?“, knurrte de Chavigny zwischen den Zähnen, „ein Regenwurm? Verflucht, es steht einem Musketier nicht an, hier unten in der Erde herumzukriechen wie eine Kakerlake.“
„Psst, Kamerad“, wies ihn Athos zurecht, der direkt hinter ihm und damit als Letzter der kleinen Truppe ging, „Erde trägt auch kleine Geräusche meilenweit.“
Der so Zurechtgewiesene grummelte noch ein ´Grmpf´, dann war nichts mehr zu hören, nur noch ihre vorsichtigen Schritte auf dem Boden und ihr leises Atmen. Es war finster hier unten, nur d´Artagnan, der als Erster ging, trug eine kleine Laterne, die aber abgedunkelt war, damit sie sie nicht verraten konnte. Nur im Notfall durften sie auf das Licht zurückgreifen und mussten hoffen, dass die kleine Kerze bis dahin nicht von selbst ausgegangen war. Es roch nach feuchter Erde, und sie mussten gebückt gehen, denn der Gang war nicht ganz mannshoch und wurde in regelmäßigen Abständen von Holzbalken gestützt. Inzwischen hatten sie die Höhe raus, zu Beginn hatte sich aber jeder der Soldaten mindestens einmal den Kopf gestoßen. Der erste hatte noch geflucht, war jedoch von dem Gascogner zurechtgewiesen worden, so dass danach nur noch dumpfe Schläge zu hören gewesen waren. Aber der letzte war nun auch wieder eine ganze Weile her, sie spürten nun die Höhe und Breite, fast wie wenn sich die Sinne hier in dieser Dunkelheit schärften. Er durfte nicht daran denken, wie schwer die Erde über ihnen lastete, wenn die Stützen brachen oder das Geröll ins Rutschen käme, wären sie hier unten verloren. Schon jetzt wurde es stickig, schon jetzt hatte er das Gefühl, nicht genügend Luft zu bekommen, enge Räume hatten ihm schon immer Unbehagen bereitet, und hier konnte er noch nicht einmal die Arme zu beiden Seiten anwinkeln, ohne die Wand des Tunnels zu berühren. Aber diese Mission abzulehnen wäre ihm nicht eingefallen, erstens hatte er sich noch nie vor einem Auftrag gedrückt, und zweitens wollte er d´Artagnan auf keinen Fall alleine lassen. So hatte er nur genickt, als der Leutnant ihn gefragt hatte. Sie hatten sich die Gesichter mit Kohle geschwärzt und dunkle Tücher um die Köpfe gebunden, Dorain hatte sich die Kohle sogar in seinen blonden Bart gerieben. Nun leuchteten seine Zähne hell, wenn er grinste, was man hier unten allerdings auch nicht sah. De Chavigny, de Tremblay und de Brissart waren nicht so schnell bereit gewesen mitzukommen, und es hatte eine erhobene Augenbraue Trévilles gebraucht, um sie einlenken zu lassen. „Das hat uns doch garantiert dieser Grünschnabel eingebrockt“, hatte de Tremblay gewispert, und Athos war sich nicht sicher, ob sie diszipliniert genug wären, um d´Artagnan in allen Situationen zu gehorchen. Was ein übles Gefühl war, denn wenn es hier unten hart auf hart ging, mussten sie sich aufeinander verlassen können. Le Goff, der Bretone, hatte nur mit den Schultern gezuckt. Er war ein gutmütiger und schweigsamer Mann, der machte, was man von ihm verlangte. Wenn der Leutnant ihn unter die Erde schicken wollte, nun gut, dann machte er eben das auch.
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Kapitel List
Die Spanier standen da und debattierten, als wollten sie diesen Flecken nie mehr verlassen. Verflucht, so ganz allmählich schliefen ihm die Beine ein, in seiner kauernden Position, die er aber nicht verändern wollte, aus Furcht, ihre Aufmerksamkeit zu wecken. Bald würde es dämmern, sein Magen knurrte, und er hatte schrecklichen Durst, aber all das zählte nicht. Das einzige, was zählte, war die Frage, wie er hier nur wieder rauskam. Die Mauern waren hoch und gut bewacht, er würde nach einem Tor, einer Tür, einem Riss in der Mauer suchen müssen – aber ihm war nur zu klar, dass eine unbewachte Tür mehr als unwahrscheinlich war. Sie würden ihn kriegen, sie würden ihn einsperren, und seine erste Mission wäre gnadenlos gescheitert.
Verflucht, die steinerne Stiege hinauf auf die Bastion zu erklimmen, war wohl kaum angebracht! Dort oben befanden sich mit Sicherheit zahlreiche Wachen, um jede Regung im Lager der Franzosen sofort genauestens zu registrieren! Ihm blieb also nur, hier unten im Schatten der Mauern zu verharren und nach einem verborgenen Schlupfloch zu suchen. Eng an die raue Wand gepresst, tastete er sich vorwärts und kam an einen breiten Mauervorsprung. Vorsichtig, mit angehaltenem Atem, spähte er um die Ecke. Vor ihm stand ein massiver steinerner Turm, eine hölzerne Pforte verschloss diesen, und davor patrouillierte klirrenden Schrittes ein schwer bewaffneter spanischer Soldat auf und ab.
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Kapitel Kampf
Gebannt starrten die Musketiere auf den berstenden Pulverturm, schon fehlte das Dach, bei der nächsten Explosion zersprang die Mauer als sei sie aus Glas, und auch in der Stadtmauer zeigten sich die ersten Risse. „Gott steh mir bei!“, flüsterte Dorain, „wenn ich´s nicht besser wüsst`, würd ich sagen, da hat der Teufel seine Hand im Spiel.“
„Wer weiß, wer da seine Hand im Spiel hatte“, wisperte Athos zurück und blies auf die Lunte seiner Muskete. Der Angriff stand direkt bevor, Tréville wartete nur noch auf das Zeichen, und ihre gesamte Kompanie stand hier unter Waffen, direkt gegenüber des speienden Turms, von dem nun nichts mehr zu sehen war, nur eine riesige Rauchwolke, in der es blitzte, als stünden die Tore der Hölle auf.
Und da, im selben Augenblick, im Angesicht der aufgehenden Sonne, erklang das schmetternde Signal - laut und gellend fuhr es über die Reihen der Soldaten hin, schrie in sie hinein und riss sie hoch zum Kampf -
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Kapitel Anerkennung
Hörte er recht? Der Feind hatte sich ergeben? Aramis hielt keuchend inne, den blutigen Degen in der Faust - ungläubig wandte er sich um, doch kein Gefecht tobte noch, kein Kampf mehr, rings um ihn nur Verwundete und Tote -
Er ließ den Degen sinken und holte tief Atem, ihm war, als erwachte er aus einem Traum, einem schrecklichen Nachtmar - bei Gott, wo waren seine Freunde?! Er musste sie finden! Hatten sich Athos und Dorain nicht vorhin Seite an Seite zum Wehrgang hinaufgekämpft, dicht gefolgt von Porthos und d`Artagnan, als die Spanier dort oben ihre Kanonen wendeten?! Schon lief er los, hinüber zur Treppe, mit fliegenden Sprüngen über die Gefallenen hinweg, und hastete die steinernen Stufen hinauf – mon Dieu! Welch grausiger Anblick! Überall Tote, wohin man sah! Aber dort vorne, hinter der Brüstung, erblickte er bereits Porthos` riesenhafte Gestalt! Und ebenso d`Artagnan! Dieu merci, sie waren am Leben! Aber wo war Athos?! Doch als er um die Ecke des Wehrgangs bog, sah er ihn - der Freund kniete am Boden, tief über jemanden gebeugt. Aramis` Schritte stockten unwillkürlich, mitten im Lauf - langsam und zögernd trat er heran. „Mes amis, was ist - geschehen?“, fragte er rau und blickte starr auf den blonden Mann in Athos` Armen.
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Kapitel Besinnung
„Eure Eminenz haben mich rufen lassen?“ Verhaltenen Schrittes trat Aramis in Richelieus Zelt - draußen dunkelte es bereits, und auf dem mit Papierstößen bedeckten Feldtisch brannten die Kerzen.
Der Kardinal wandte sich um und winkte ihn schweigend zu sich heran. Aramis gehorchte und trat näher, immer noch in Waffen und blutbespritztem Kürass, wie schon am Morgen nach der Schlacht.
Richelieu trat vor ihn hin, ohne seinen durchdringenden Blick von ihm zu nehmen, und musterte den jungen Priester von oben bis unten. „Ein wilder Kampf war das heut`, Monsieur l`abbé,“ sprach er langsam, "seid Ihr - verletzt?“
„Nein, Monseigneur“, antwortete Aramis unter leisem Räuspern. „Das heißt, bloß geringfügig, nur ein paar Kratzer.“ Parbleu, durchzuckte es ihn, warum diese Frage? War Richelieu etwa um ihn besorgt?
Der Kardinal nahm seinen forschenden Blick von ihm, wandte sich ab und rückte einige Papiere auf seinem Tisch zurecht. „Monsieur l`abbé,“ sprach er, und in seiner Stimme schwang plötzlich Schärfe, „Ihr bekleidet auf diesem Feldzug die Charge eines Feldkuraten. Warum habt Ihr beim heutigen Sturmangriff in vorderster Reihe gekämpft? Warum seid Ihr nicht, wie es Eurem geistlichen Stand geziemt, hinter der Angriffslinie geblieben?“
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Kapitel Freunde
Fröstelnd und mit steifen Gliedern erhob sich Aramis schlussendlich von der Bank. Zum Teufel, er konnte schließlich nicht die ganze Nacht hier sitzen und in die Dunkelheit starren! Nein, er wollte zum Feldlager zurückkehren, in sein Zelt, und sich schlafen legen - wer weiß, was ihn morgen früh erwartete! Womöglich ein abermaliger Rüffel oder eine weitere königliche Impertinenz!
Er beugte das Knie und bekreuzigte sich mechanisch, wandte sich um und öffnete das Tor - kalte Nachtluft schlug ihm entgegen, und am Himmel funkelten die Sterne. Da vernahm er plötzlich gedämpfte Stimmen und dazu das leise Klirren von Flaschen - zwei dunkle Gestalten saßen drüben auf den Stufen zur Kirche, wohl Soldaten, und sprachen dem Wein zu. Sei`s drum, sollten sie nur! Er wollte sie beileibe nicht beim Trinken stören! Und so ging er raschen Schrittes und in gehörigem Abstand an ihnen vorbei, um sich sogleich ins Lager zu begeben.
„Heda, Kamerad!“, rief es da hinter ihm mit nicht mehr ganz nüchterner Stimme, „wer seid Ihr und wohin geht Ihr?“
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Kapitel Heimkehr
Athos saß in eine Decke gehüllt in seinem Sessel vor dem Kamin, in dem ein Feuer munter brannte, streckte seine Beine dankbar der Wärme entgegen und spürte trotzdem noch immer Kälte in den Knochen und schneidenden Wind auf der Haut. Sie waren vor zwei Tagen in Paris eingetroffen, nach einer Heimreise durch Schnee und Eis. Es war Winter gewesen, als sie endlich Pinerolo verlassen hatten, eine Zeit, in der man nicht mehr reisen sollte, aber Louis hatte auf eine schnelle Rückkehr gedrängt. Durch die Abwesenheit des Souveräns entstand zu schnell ein vager Zustand der Zügellosigkeit, die Feinde als auch Unzufriedene zu nutzen wussten, außerdem scharrten die Spanier nach diesem Feldzug schon mit den Hufen und sehnten sich wohl danach, die Scharte auszuwetzen. Frankreich war eingekesselt, das Haus Habsburg saß an allen Grenzen, und der nächste Krieg zeichnete sich schon ab, vor allem, da Richelieu und Louis nicht gewillt waren, diese Fessel länger hinzunehmen. Die Feinde im Innern waren besiegt, nun ging es gegen die Gegner da draußen, Pinerolo war nur ein Auftakt gewesen. Für Soldaten, die sich Ruhm erkämpfen wollten, war es eine einträchtige Zeit, ebenso wie für junge Leutnants, die sich ihre Sporen verdienen mussten.
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Kapitel Abschied
Vorm Fenster graute bereits der kalte Morgen, als Aramis erwachte. Sachte wandte er den Kopf, seinem Liebsten zu, der nackt wie Gott ihn geschaffen hatte neben ihm in tiefem Schlaf lag. Wie schön er war, wie herrlich von Angesicht und Gestalt! Einem griechischen Gott gleich, Ares, der nun, erschöpft vom wilden Kampf, an seiner Seite schlief. Aramis sah ihn an, lauschte Athos` leisen Atemzügen - Schmerz stieg in ihm hoch und ergriff sein Herz mit eisigen Klauen. Doch es half nichts, er musste aufbrechen, Père Vincent erwartete ihn in aller Frühe! Und er musste vorher noch seine Wohnung in der Rue de Vaugirard aufsuchen, um seine Soutane anzulegen -
Er seufzte schwer, wie ein Alpdruck legte es sich ihm auf die Seele - den Geliebten nun verlassen, nach dieser Nacht der Liebe, mon Dieu, wie sollte er das ertragen! Er fühlte Tränen in seine Augen steigen, verstohlen wischte er sie weg, beugte sich sachte über Athos und küsste ihn auf die Stirn - leicht nur, wie ein Hauch, er wollte den Freund nicht aus seinem tiefen Schlummer wecken. Dieser Kuss sollte sein letzter Gruß sein, bis er wiederkam. Und er wollte wiederkommen! Dies hatte er Athos und sich selbst geschworen! Niemals wollte er ihn pour jamais verlassen, und lägen zwischen ihnen auch Wüsten und Meere!
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