Aus dem Leben der Jeanne Lame-Minette von Mademoiselle

24.09.1627

Dies ist nun also mein erster Tag hier gewesen. Im „Grappe Rouge“. Nicht unbedingt das beste Bordell von Paris. Andererseits auch nicht das am meisten Heruntergekommene. So wie das „Rideau“ in St. Ouen, in das meine Schwester Sybille gebracht wurde. Wer hätte auch jemals gedacht, dass unsere Mutter uns hierher verkauft. Wir hätten genauso gut am Hafen in einem Wirtshaus anfangen können zu arbeiten. Oder als Magd auf dem Bauernhof unseres Nachbarn Monsieur Jaques. Statt dessen schickt er uns hierher. Dass er mich aus dem Haus haben wollte, kann ich ja noch verstehen. Aber Sybille... gerade mal 15 und nun muss sie sich als Hübschlerin durchbringen.

Andererseits sind hier in dem Bordell auch viele Mädchen, die nicht viel älter sind. Da ist z.B. Marie. 16 Jahre ist sie gerade mal alt. Soviel ich weiß, kommt sie wie ich aus Calais. Jedenfalls ist sie mit mir zusammen hergebracht worden. Ihr Vater und ihre Mutter sind gestorben als sie noch nicht mal vier Jahre alt war. Danach kam sie ins Waisenhaus. So zumindest hat es mir Beatrice erzählt. Beatrice ist mit 27 die älteste hier. Jedoch sieht man ihr sehr an, dass sie hier schon seit 13 Jahren arbeitet. Ihr Gesicht und auch ihr Rücken sind voller braunen Flecken und ihr Busen hängt herab wie der einer alten Frau. Sie hat mir heute auch sofort gezeigt, wie das Gewerbe funktioniert.