Bazin von Aramis
Durchschnittliche Wertung: 5, basierend auf 38 BewertungenKapitel Bazin
„Hmja, ganz hübsch!“ Porthos zwirbelte seinen wohlgetrimmten Schnurrbart und sah sich funkelnden Blickes in meiner Wohnung um. „Jawohl, mon cher Aramis, Ihr habt es hier wirklich passabel getroffen. Ein nettes logis, hell und freundlich, nicht überragend groß, aber durchaus geräumig, überdies ansprechend und bequem möbliert, an luxuriöser Eleganz zwar nicht mit meinem Domizil in der Rue du Vieux-Colombier zu vergleichen, doch Athos` Bärenhöhle in der Rue Férou eindeutig überlegen! Zudem besitzt diese Wohnung eine günstige Lage, hier in der Rue de Vaugirard, und Eure Hauswirtin, Madame Péronne,“ er zwinkerte süffisant, „hat, wie mir scheint, bereits ein mütterliches Auge auf Euch geworfen!“ Er hielt inne und musterte mich mit gerunzelter Stirne. „Hm, kein Wunder, bei Eurem körperlichen Zustand!“
„Wie bitte?“ Ich sah meinem Gefährten verblüfft ins Gesicht, „mon cher Porthos, was soll das heißen?“
„Ça veut dire, es wird wahrhaftig Zeit, dass man Euch endlich mal ordentlich auffüttert! Eure Schlankheit grenzt ja bereits an Magersucht!“
Nach der Anmeldung geht es weiter!
Dieses Kapitel und viele weitere sind verfügbar für Mitglieder. Jetzt anmelden!
Noch kein Account? Jetzt registrieren!
Kapitel Unerwünschter Mitbewohner
Patsch! „Ha! Ich hab sie!“
Der scharfe Knall, gefolgt von Bazins freudigem Ausruf, riss mich prompt aus meiner gespannten Konzentration. Morbleu! Gerade glaubte ich, endlich den passenden Vers gefunden zu haben, nach dem mein Gehirn so verbissen jagte, doch nun war er, durch diese plötzliche Irritation verscheucht, meinen Gedanken wieder entschlüpft! Theseus, der strahlende junge Held Athens, beugte sich soeben über den siegreich erschlagenen Minotauros, doch was wollte er gerade sagen?? Verflucht! „Mon cher Bazin!“, rief ich ärgerlich und wandte mich am Schreibtisch nach meinem Diener um, „was zum Teufel macht Ihr denn da?!“
„Ich hab sie erwischt, Monsieur Aramis!“, erklärte Bazin, den Pantoffel triumphierend in der Faust, und seine feisten Wangen glänzten, „dieses Miststück hat uns lange genug genervt!“
„Um Himmels willen, welches Miststück?“
„Na, diese elende Schmeißfliege, die hier beim offenen Fenster hereinschwirrte! Aber nun hab ich ihr endlich den Garaus gemacht! Ebenso wie dieser penetranten Stechmücke, die Euch unlängst des Nachts in Eurem Schlafgemach belästigte! Und die Spinne, die bereits begann, in der Zimmerecke ihr graues Netz auszuspannen, die hab ich heute morgen ebenfalls glücklich entsorgt!“
Nach der Anmeldung geht es weiter!
Dieses Kapitel und viele weitere sind verfügbar für Mitglieder. Jetzt anmelden!
Noch kein Account? Jetzt registrieren!
Kapitel Mit Speck fängt man Mäuse
Liebe kaloubet,
dein Wunsch ist mir Befehl, und daher hab ich versucht, eine Fortsetzung zum 2. Kapitel zu basteln; es ist allerdings bloß ein harmloses Stimmungsbild draus geworden *hüstel*, denn wie das Ganze ausgehen wird, ist ja eh bereits klar...
***
„Messieurs, Ihr wünscht?“, fragte Mademoiselle Pouponne mit freundlichem Lächeln, das ihre netten Grübchen charmant vertiefte, „ich hab diese Woche Nudelhölzer im Angebot, aus Hartholz, sorgfältigst gedrechselt, und hervorragende neue Schöpflöffel aus bestem Material!“
„Exzellent!“, lobte Porthos blitzenden Auges, ehe Bazin auch nur den Mund auftun konnte, „doch wir bräuchten, Mademoiselle, dringend etwas anderes!“
„Etwas anderes?“, gab die junge Verkäuferin hilfsbereit zurück, „ein Schneidbrett? Eine Pastetenform? Einen Kochlöffel? Oder eine Kehrichtschaufel?“
„Nein, nichts von alledem, Mademoiselle! Was wir benötigen, ist eine Mausefalle!“ Porthos zwinkerte der drallen jungen Frau zu und zwirbelte funkelnden Blickes seinen Schnurrbart. „Ihr habt doch sicher eine solche hier in Eurem Sonderangebot der Woche?“
Nach der Anmeldung geht es weiter!
Dieses Kapitel und viele weitere sind verfügbar für Mitglieder. Jetzt anmelden!
Noch kein Account? Jetzt registrieren!
Kapitel Stammtischrunde
„Bonsoir!“ Bazin holte schnaufend Luft und trat an den Tisch, „ich hoffe, ich bin nicht zu spät dran?“
„Nein, keine Sorge, mein Lieber,“ erwiderte Mousqueton, „Grimaud und ich sind auch eben erst gekommen. Setz dich zu uns, Brot und Käse stehen schon bereit, und dazu frisch gezapftes Bier!“ Und damit ergriff er den mächtigen Krug und schenkte die irdenen Humpen bis zum Rand voll.
Bazin ließ sich aufatmend auf der Bank nieder, langte nach seinem Becher und nahm prüfend einen sachten Schluck. Doch seine skeptische Miene erhellte sich sofort, denn das Bier schmeckte in der Tat süffig, das Brot schien knusprig und frisch, und die Scheiben vom würzigen Käse, den Mousqueton eben mit geübter Hand schnitt, dufteten ebenso vielversprechend! Jawohl, so ließ es sich hier in Paris leben, und es war in der Tat ein Glück, dass seine beiden Gefährten, als alteingesessene Kenner der Pariser Gastronomie, diese gemütliche kleine Kneipe in der Rue d`Hérisson zum gemeinschaftlichen Stammlokal erwählt hatten. Jeden Mittwoch, an ihrem freien Abend, trafen sich Athos` und Porthos` Diener hier am gemeinsamen Tisch und hatten Bazin, der vor kurzem in Aramis` Dienste getreten war, sogleich in ihren kollegialen Bund aufgenommen.
Nach der Anmeldung geht es weiter!
Dieses Kapitel und viele weitere sind verfügbar für Mitglieder. Jetzt anmelden!
Noch kein Account? Jetzt registrieren!
Kapitel Bella Italia
Enfin! Die Sonne war aufgegangen, mein Dienst damit glücklich beendet, und ich durfte mich, müde und ermattet von der heutigen Nachtwache, endlich nach Hause begeben. Bazin, mein wackerer Diener, erwartete mich sicher schon, gewissenhaft und fürsorglich wie er war, mit einem ausgiebigen Frühstück, und danach wollte ich mich ein paar Stündchen aufs Ohr legen, um mein nächtliches Schlafdefizit gehörig auszugleichen. Ah, wie freute ich mich schon darauf! Geruhsamer Schlummer und ein gutes Mahl, das war`s, was man sich am frühen Morgen wünschte!
Mein Magen knurrte vernehmlich, in unwillkürlicher Vorfreude, ich schritt zügig aus, meinen Heimweg entlang, schon bog ich um die Ecke in die Rue de Vaugirard ein, und das behäbige Bürgerhaus meiner Frau Zimmerwirtin kam in Sicht, in dessen Beletage sich mein gemütliches, wohlgepflegtes Domizil befand.
Doch im nächsten Augenblick hielt ich überrascht inne – parbleu, was war das? Ein großer, schwerer Wagen stand vor Madame Péronnes Haustor, und zwei hünenhafte Fuhrknechte waren eben damit beschäftigt, ein sperriges Möbelstück von seltsamer Form abzuladen, dabei beständig umkreist von einem auffallend extravagant gekleideten Herrn von südländischem Aussehen, der mit erregter Miene und heftiger Gestikulation, die wirre dunkle Lockenmähne in alle Richtungen gesträubt, nervös auf sie einschrie: „Attenzione!! Dies ist nickt Olzkiste, ma un clavicembalo! Ein Instrument um zu macken musica!! Capito?! Gebt also ackt, dass es nickt nimmt Schaden! - Oooh, mamma mia! - E tu, pezzo d`asino, pass gefelligst auf!“ Das galt einem kleinen, dürren Bedienten, der einen lederbezogenen und mit glänzenden Metallbeschlägen gezierten Geigenkoffer umklammert hielt. „Il mio violino ist nickt Olzbrett von Bettelmusikant sondern errlickstes Gunstwerk vom beriehmten Signore Amati! Impagabile! Una meraviglia!!“ Hochrot und mit wilder Gebärde scheuchte er den Ärmsten vor sich her hinein ins Haus, und ich, sprachlos vor Verblüffung, folgte dem ungleichen Paar konsterniert, während die beiden Möbelpacker den großen Cembaloflügel achtsam an mir vorbei die Stiege hinauf in den zweiten Stock transportierten. Endlich erreichten sie, unter gehörigem Schwitzen und Schnaufen, den oberen Treppenabsatz und verschwanden, nach einigem angestrengten Hin- und Hermanövrieren, mit ihrer Last in einer offenen Türe - aus dem dahinterliegenden Raum drang lautes Stimmengewirr, etwas zerbrach klirrend zu Scherben, und eine schrille Tenorstimme fluchte wütend auf Italienisch, sekundiert von Madame Péronnes entsetztem Gezeter.
Nach der Anmeldung geht es weiter!
Dieses Kapitel und viele weitere sind verfügbar für Mitglieder. Jetzt anmelden!
Noch kein Account? Jetzt registrieren!
Kapitel Lokalaugenschein
„Na, mon ami? Ausgeschlafen?“, brummte eine tiefe Stimme mir ins Ohr – ich blinzelte, noch nicht ganz Herr über meine Sinne, holte tief Atem und rieb mir unter leisem Seufzen die Augen. „In der Tat, mon cher Porthos!“, murmelte ich rau und richtete mich in den Kissen auf, „ich hab geschlafen wie ein Stein! - Mon cher Athos, habt Dank für Eure Großzügigkeit und Euer weiches Bett!“
Meine beiden Gefährten lächelten wohlwollend, angesichts meiner Folgsamkeit, was die Wahl meines Schlaflagers betraf, und so schlug ich die Decken zurück und schwang die Beine aus dem Bett. Ich fühlte mich in der Tat erfrischt und ausgeruht, der mehrstündige Schlaf hatte mein nervöses Gemüt spürbar beruhigt, und ich hielt mich nun für genügend gestärkt, um dem Verhängnis, das über mir hing, offen ins Auge zu blicken. „Nun denn, mes amis,“ begann ich also entschlossen, während ich mir die Hosen überstreifte und in meine Stiefel fuhr, „zum Dank für Eure so gastfreundliche Hilfe werde ich Euch den Grund meiner Flucht nicht mehr länger vorenthalten! Wisst, in Madame Péronnes Haus, direkt über meiner Wohnung, logiert ein neuer Mieter - ein Musiker aus Italien, um genau zu sein. Und der trieb mich heute morgen, als ich vom Wachdienst nach Hause kam, mit seiner Musik wahrhaftig zur Verzweiflung! Ich sage Euch, es ist einfach furchtbar, wenn man schlafen will, und es dringen einem andauernd das hartnäckige Geklimper eines clavecins oder das lautstarke Winseln einer Violine ins Ohr!“
Nach der Anmeldung geht es weiter!
Dieses Kapitel und viele weitere sind verfügbar für Mitglieder. Jetzt anmelden!
Noch kein Account? Jetzt registrieren!
Kapitel Überraschendes Finale
Unser gemeinsames Mahl war gut und reichlich, dank Bazins gewissenhafter Sorge für Speisekammer und Küche, und wir ließen uns den saftigen kalten Braten, begleitet von würzigem Käse, knusprigem Gebäck und frischem Obst, trotz der verschärften Bedingungen ordentlich schmecken. Auch der Wein machte beständig die Runde, und schon war wiederum eine Flasche leer, denn im Gefolge meiner Verzweiflung langte auch ich, ganz gegen meine sonstige Gewohnheit, bei Speis und Trank kräftig zu.
Athos war es, der uns schließlich darauf hinwies. „Meine Freunde,“ erklärte er und hielt überrascht im Trinken inne, „ist es Euch auch schon aufgefallen? Man hört gar nichts mehr!“
Tatsächlich - der musikalische Lärm über uns war verstummt, und meine Freunde und ich sahen einander ungläubig ins Gesicht. Durften wir denn wahrhaftig unseren Ohren trauen?
Doch im selben Augenblick schallten plötzlich laute Rufe von der Gasse herauf, das Haustor öffnete sich und fiel wieder ins Schloss, und wir vernahmen, begleitet von Madame Péronnes nervösem Girren, erregtes Stimmengewirr draußen auf der Treppe, deren hölzerne Stufen abermals unter dem Gewicht fremder Schritte zu ächzen begannen. Die Unbekannten erklommen sogleich die Stiege hinauf in den zweiten Stock, und eine schrille Tenorstimme schrie freudig: „Aaah! I miei amici! Venite dentro! Nur herein, nur herein!“, worauf sich ein wahrer Begeisterungssturm erhob, gefolgt von einem lauten Türenknallen.
Nach der Anmeldung geht es weiter!
Dieses Kapitel und viele weitere sind verfügbar für Mitglieder. Jetzt anmelden!
Noch kein Account? Jetzt registrieren!
Kapitel Orvietan
„Hatschii!“
Ich stöhnte und zog mein Taschentuch hervor – mon Dieu, der Tag fing ja wahrhaftig gut an! Verflucht, ich hätte gestern doch direkt von der Wache nach Hause gehen sollen, anstatt de Chavigny noch ins Pomme de Pin zu folgen! Doch Porthos hatte mir einen gehörigen Strich durch die Rechnung gemacht: Parbleu, Kameradschaft sei schließlich alles! Man dürfe die großzügige Einladung eines Waffenbruders nicht einfach ausschlagen, jawohl, sie abzulehnen wäre schlicht ein Sakrileg! Und so hockte ich also gehorsam mit meinem großen Freund und unserm Herrn Kameraden bis spät in die Nacht in unserem erklärten Stammlokal beim Wein, obwohl ich, meines angeschlagenen Gesundheitszustands wegen, viel lieber beizeiten ins Bett gegangen wäre.
„Nichts da, Aramis! Ihr kommt mit!“, erklärte Porthos lapidar, fasste mich mit seiner riesenhaften Faust unter und schleppte mich wie einen störrischen Jungen mit sich - ja, es fehlte nicht viel, und er hätte mich auf seine herkulischen Schultern gehievt und bis hin zum Pomme de Pin getragen!
Nach der Anmeldung geht es weiter!
Dieses Kapitel und viele weitere sind verfügbar für Mitglieder. Jetzt anmelden!
Noch kein Account? Jetzt registrieren!
Kapitel Ärgernisse
Bei allen Teufeln! Was für ein furchtbares Unglück! Wankend zwischen hellem Zorn und tiefster Verzweiflung holte ich meinen Wohnungsschlüssel hervor und steckte ihn mit bebender Hand ins Schloss. Es knirschte, die Türe öffnete sich, und obwohl ich mich bemühte, keinen Lärm zu machen, eilte Bazin, die feisten Wangen bleich und die Stirne besorgt gefurcht, auch schon in heilloser Aufregung auf mich zu. „Beim Allmächtigen! Monsieur Aramis, wo in aller Welt seid Ihr gewesen?! Ich hab die ganze Nacht vor Angst kein Auge zugetan! Gott im Himmel! Was ist passiert?!“
„Nun, äh - ich habe die Nacht bei meinem Freund Athos verbracht!“, erwiderte ich rau und räusperte mich nervös. „Er ist - hm! - empfindlich erkrankt, und daher haben Porthos und ich an seinem Bett Krankenwache gehalten - “
„Oh, ich verstehe!“, rief mein guter Diener erleichtert, doch schon runzelte er abermals in tiefster Sorge die Stirn, und seine sanften Kälberaugen weiteten sich erschrocken. „Monsieur Athos ist also krank? Mon Dieu! Es ist doch hoffentlich nichts Ernstes?“
Nach der Anmeldung geht es weiter!
Dieses Kapitel und viele weitere sind verfügbar für Mitglieder. Jetzt anmelden!
Noch kein Account? Jetzt registrieren!
Kapitel Vorbehalte
„Hola, mein Freund! Du bist sicher Bazin, nicht wahr? Einen guten Morgen wünsch ich! Ist dein Herr zu Hause?“ Und schon trat der junge Mann forschen Schrittes über die Schwelle, ohne die Antwort des kleinen, dicklichen Dieners abzuwarten, der auf sein lautes Klopfen hin soeben die Türe geöffnet hatte.
„Äh, jawohl, Monsieur Aramis ist hier!“, erwiderte dieser und musterte den Jüngling misstrauisch von oben bis unten – parbleu, diesen Herrn hatte er wahrhaftig hier noch nie gesehen! Ein schmales braunes Antlitz mit kühnen, scharfen Zügen, blitzende dunkle Augen, schwarzes Haar und sehnige Glieder, die offenbar die Ruhe scheuten und ständig in Bewegung zu sein schienen. Dazu hohe Stiefel und edelmännische Kleidung, deren Zustand jedoch verriet, dass ihr Träger wohl nicht mit Reichtümern gesegnet war. Doch was Bazin an dem jungen Besucher am allermeisten beunruhigte, war der lange Raufdegen an dessen Seite – parbleu! Der Mann sah wahrhaftig aus wie ein spadassin, so gefährlich, wie er grinste und den schon ein wenig zerknautschten Hut verwegen in die Stirn gezogen trug! Was in aller Welt wollte der Kerl hier? „Ähm! Monsieur, wen darf ich melden?“
Nach der Anmeldung geht es weiter!
Dieses Kapitel und viele weitere sind verfügbar für Mitglieder. Jetzt anmelden!
Noch kein Account? Jetzt registrieren!
Kapitel Versprechen
Mon cher cousin,
wie meine libe Schwester Euch bereits schrib, hat sich unser vererter Herr Onkel nun doch entschloßen, etwas für seine Gesundheit zu tun und einen tüchtigen Arzt aufzusuchen, um seinem schweren Herzübel, das ihm grosse Sorgen und wohl ebensoviele Schmertzen bereitet, endlich einhalt zu gebiten. Er reisst also zu diesem zweck nach Paris und wird wol am zehnten dises Monats dort eintrefen. Mein liber Herr Vetter, ich empfele den ärmsten Eurer bewerten Gastfreundschaft, denn die Pariser Herbergen sind erschreklich teuer, und unser Herr Onkel nicht mit reichtum gesegnet. Gewert ihm also, darum bitte ich Euch nochmalen ganz hertzlich in seinem Namen, für die Dauer seines Aufenthalts bei Euch logis, und seid gedrost, Ihr braucht Euch beileibe nicht aleine um ihn zu kümern, denn meine Schwester reisst mit ihm und wird Euch dabei gewisenhaft unterstützen.
Ich küse und umarme Euch!
Eure Euch libende cousine
Nach der Anmeldung geht es weiter!
Dieses Kapitel und viele weitere sind verfügbar für Mitglieder. Jetzt anmelden!
Noch kein Account? Jetzt registrieren!
Kapitel Botschaft zu zweit
Verehrte Frau Tante!
In Beantwortung Eures dringenden Briefes vom vergangenen Mittwoch erlaube ich mir, ein eigenhändiges Schreiben meines neuen Dienstherrn, des wohlgeborenen Herrn Chevalier d`Herblay beizulegen, das Euch aller Zweifel hinsichtlich seiner Person wie auch meines Wohlergehens nun endlich und für immer entheben wird! Ich schulde meinem Herrn für diese Freundlichkeit den allergrößten Dank, und ich versichere Euch nochmals, ma chère tante, Eure Sorgen sind absolut unbegründet!
Euer gehorsamer Neffe
Benoît Bazin
Schreiben des Chevalier d`Herblay dit Aramis an Madame Emilie Boufflonne, ehemalige Kammerzofe der verewigten Madame la Comtesse de Givenchy:
Madame,
Nach der Anmeldung geht es weiter!
Dieses Kapitel und viele weitere sind verfügbar für Mitglieder. Jetzt anmelden!
Noch kein Account? Jetzt registrieren!
Kapitel Kampagne
Bei allen Teufeln!! Kochend vor Zorn bog ich in die Rue de Vaugirard ein, marschierte sporenklirrend die Gasse entlang und hielt schlussendlich vor Madame Péronnes Haus. Mit bebender Hand sperrte ich das Haustor auf, warf es wütend hinter mir ins Schloss und hastete die Treppe zu meiner Wohnung hinauf, in deren offener Türe mein treuer Diener mich bereits erwartete.
„Monsieur?“ Bazin war natürlich prompt zutiefst beunruhigt, „bitte verzeiht, ist etwas Unerfreuliches vorgefallen?“
„Parbleu, das könnt Ihr laut sagen!“, fauchte ich zurück, ehe ich mich besann und meinen Tonfall mäßigte. Bazin konnte ja nichts dafür, im Gegenteil, er hatte treu sein Versprechen gehalten und sich mir gegenüber als zutiefst loyal erwiesen! Und dafür gebührten ihm Anerkennung und mein allerhöchstes Lob, anstatt meine Wut an ihm auszulassen! „Mon cher Bazin, bitte verzeiht meine Heftigkeit!“, setzte ich daher rasch mit gesenkter Stimme hinzu, „und habt keine Sorge, Ihr werdet erfahren, welche Suppe man uns eingebrockt hat, sobald Ihr mir ein Glas Wein gebracht und ich mich beruhigt habe!“
Nach der Anmeldung geht es weiter!
Dieses Kapitel und viele weitere sind verfügbar für Mitglieder. Jetzt anmelden!
Noch kein Account? Jetzt registrieren!
Kapitel Am Scheideweg
„Mon Dieu, mon Dieu!“, stöhnte Bazin mit leichenblasser Miene, während er sich mit zitternden Fingern anschickte, meinen blutgetränkten Verband zu wechseln. Denn der Arzt hatte ihm strikte Anweisung dazu gegeben und seinen verzweifelten Einwand bloß mit einem verächtlichen Lachen abgetan. Wie?! Der valet eines Soldaten könne kein Blut sehen?! Das seien wahrlich seltsame Reden! Nein, Monsieur, Schluss jetzt mit Eurem Gejammer, Ihr werdet der Verletzung Eures Herrn mit aller Gewissenhaftigkeit und Sorgfalt warten, wie es einem treuen Diener geziemt! Ihr wollt doch nicht schuld daran sein, wenn seine schwere Wunde sich entzündet, und ihre mangelhafte Pflege schließlich zu tödlichem Wundbrand führt! Also!
Das wirkte, und so tat Bazin ächzend und mit bebenden Händen seine Pflicht, schwankend zwischen Übelkeit und krampfhafter Überwindung im Anblick der blutigen Wunde in meiner Schulter, die mir höllische Schmerzen bereitete. Aber größer noch als meine körperliche war meine seelische Pein – lag ich doch, verwünschtes Schicksal!, nun hier in dieser Herberge ans Bett gefesselt, während Athos mit d`Artagnan, bloß von Grimaud und Planchet begleitet, in höchster Eile nach Amiens aufgebrochen war. Mein Freund schien zwar, wie sein totenbleiches Antlitz verriet, in größter Sorge um mich zu sein, doch die Zeit drängte, an einen Aufenthalt war nicht zu denken, und so machte sich Athos schweren Herzens zusammen mit d`Artagnan wieder auf den Weg, nicht ohne mir zuvor in sanftem Griff die Hand gedrückt zu haben. Oh, mir wollten bei seinem Abschied schier die Tränen kommen, vor Zorn und ohnmächtiger Verzweiflung! Warum, zum Teufel, hatte ich nicht den Mund gehalten?! Ja, nun war klar bewiesen, dass die Baustelle auf der Landstraße zwischen Beauvais und Crèvecoeur eine Falle war! Doch ich hatte, ärgerlich über den schlammigen Dreck, mit dem die Arbeiter dort scheinbar achtlos um sich warfen, die heimtückische Finte unserer Gegner nicht durchschaut, die Kerle trotz Athos` Warnung mit rüden Worten zurechtgewiesen, und darauf hatten diese Schurken nur gewartet! Sofort formierte sich eine bewaffnete Phalanx gegen uns, sorgfältig verborgene Musketen wurden eilends hervorgeholt, im nächsten Augenblick krachten Schüsse, und so suchten wir schleunigst unser Heil in der Flucht. Eine Kugel hatte meine Schulter durchschlagen, eine andere Mousquetons Hinterteil verwundet, sodass er vom Pferd stürzte und sich im schützenden Gesträuch am Wegesrand verkroch. Athos war, Dieu merci!, unverletzt geblieben, ebenso Grimaud und Planchet, und d`Artagnan hatte, ebenfalls vom Glück im Unglück begünstigt, bloß seinen Hut verloren. In wildem Galopp preschten wir davon, immer noch von krachenden Schüssen verfolgt, und ich ließ, die Hände in die Mähne gekrallt, meinem Pferd notgedrungen mit verhängten Zügeln freien Lauf. Zwei fürchterliche Stunden hindurch ritten wir in voller Carriere weiter, doch dann war ich mit meinen Kräften am Ende. Bazin, selber bleich wie der Tod und vom ausgestandenen Schrecken gezeichnet, musste sein Pferd an meine Seite lenken und mich im Sattel stützen, und als wir endlich vorm Gasthof zu Crèvecoeur hielten, blieb meinen Gefährten nichts anderes übrig, als mich mit vereinten Kräften vom Pferd zu hieven.
Nach der Anmeldung geht es weiter!
Dieses Kapitel und viele weitere sind verfügbar für Mitglieder. Jetzt anmelden!
Noch kein Account? Jetzt registrieren!
Kapitel Zuversicht
„Mon Dieu, mon cher Bazin, macht kein solch klägliches Gesicht!“, stieß ich rau hervor, angesichts der Leichenbittermiene meines Dieners, mit der dieser seit d`Artagnan`s Besuch beständig umherschlich, „ich weiß, Ihr seid im Innersten enttäuscht, weil ich meinen Entschluss, in den Schoß der Kirche zurückzukehren, im Zuge der letzten Ereignisse hintangestellt habe! Aber ich schwöre es Euch, ich konnte nicht anders! Ihr wisst doch, alles hat seine besondere Zeit im Leben, und die meine ist noch nicht gekommen! Habt also Geduld! Ich versichere Euch, noch ist nichts verloren, und seid gewiss, Ihr werdet mich eines Tages vorm Altar sehen!“
„Oh, Monsieur Aramis, Ihr versucht bloß, mich zu trösten!“, schluchzte Bazin auf, und seine braunen Kälberaugen schwammen in Tränen. „Gebt es doch zu, Ihr denkt gar nicht daran, Eure Worte wahrzumachen! Mon Dieu! Welch begnadeter Priester wäre doch aus Euch geworden! Und Ihr hattet die beiden geistlichen Herren, die Euch betreuten, bereits ganz auf Eurer Seite! Sie hätten Euch mit Freuden protegiert und Eure These mit dem allergrößten Wohlwollen zensiert! Doch nun wird diese wohl niemals geschrieben, ungeachtet ihres wahrlich hervorragenden Themas! Und Ihr, Monsieur, lasst weiterhin Euren Degen sprechen anstatt das heilige Wort! Ihr bleibt dem unseligen Kriegsdienste treu, anstatt Eurer geistlichen Bestimmung zu folgen, und gehorcht nicht dem Willen des Höchsten sondern stattdessen den verderblichen Reden Eures Verführers, Monsieur d`Artagnan! Oh! Der Schändliche! Wie konnte er Euch nur von Eurem gefassten Entschluss abbringen! Jawohl, es ist seine Schuld, dass Ihr abermals den Verlockungen der Welt erlagt! Ich sah ihn zusammen mit Euch hier in diesem Zimmer tafeln! Beim Allmächtigen! Ja, der Teufel legt seine Fangschlingen nach Euch aus, und Satan in eigener Person hat diesen jungen Kerl zu Euch gesandt!“
Nach der Anmeldung geht es weiter!
Dieses Kapitel und viele weitere sind verfügbar für Mitglieder. Jetzt anmelden!
Noch kein Account? Jetzt registrieren!
Kapitel Manus manum lavat
Noisy-le-sec, anno 1631
„Monsieur l`abbé, habt meinen verbindlichsten Dank!“, erklärte der Herr Pater Superior, erhob sich von seinem Schreibtisch und nickte mir wohlwollend zu, „Eure geheime Mission war von Erfolg gekrönt, wie ich diesem Schreiben des Herrn Kardinals soeben entnahm, und das Licht Eures Erfolgs fällt damit auch auf unseren hochlöblichen Orden! Ihr habt nicht nur Euren heiklen Auftrag erfüllt sondern zugleich auch die Interessen der Societas Jesu wahrhaft würdig vertreten, und ich schätze mich daher glücklich, einen solch fähigen Mann wie Euch hier in meinen Reihen zu haben!“
„Monsieur le supérieur, ich - “
„Oh, mein Lieber, nur keine falsche Bescheidenheit!“, fuhr mein Herr Superior leutselig fort, „Ihr habt Eure Aufgabe mit Bravour gemeistert und dürft daher zu Recht auf Euren Erfolg stolz sein! Hier, Monsieur l`abbé,“ er öffnete eine der Schreibtischladen und entnahm ihr einen ansehnlichen ledernen Beutel, „nehmt dies als Entschädigung für Eure Mühe!“
Nach der Anmeldung geht es weiter!
Dieses Kapitel und viele weitere sind verfügbar für Mitglieder. Jetzt anmelden!
Noch kein Account? Jetzt registrieren!
Kapitel Ein ereignisreicher Abend
Noisy-le-sec, anno 1648
„Ach, Monsieur!“, lamentierte Bazin und faltete beschwörend die Hände, „wahrlich, ich sage Euch, Ihr wandelt hart am Rande des Verderbens! Und wenn Ihr nicht höllisch achtgebt, werdet Ihr, Priester oder nicht, unweigerlich in seinen schrecklichen Abgrund stürzen! Nicht genug damit, dass Ihr, ein Mann der Kirche!, heimlich mit einer vornehmen Dame kokettiert, nein, auch dieser teuflische Verführer, Euer Mephisto, ist nun wieder aufgetaucht! Oh, seit Jahren ließ er sich nicht blicken, und ich dachte schon voll Freude, wir wären ihn glücklich los! Aber weit gefehlt! Er heftet sich nun von neuem, wie vordem, an Eure Fersen und wird Euch, wenn Ihr seinen verderblichen Einflüsterungen nachgebt, mit sich hinab in die schwärzeste Hölle reißen!“
Ich seufzte ärgerlich und rollte die Augen. Zum Teufel, jetzt ging das wieder los! Jawohl, wäre mir mein Herr Adlatus nicht dermaßen nützlich, so setzte ich ihn in solchen Momenten liebend gerne vor die Tür! Doch Mäßigung und Sanftmut sind eines Priesters Zier! „Mon cher Bazin!“, erklärte ich daher und hielt meinen Unmut mit hartem Griff im Zaum, „ich sagte bereits mehrmals, ich wünsche keine guten Ratschläge! Und ich bitte Euch ganz herzlich, Euch an diese Maxime zu halten, wenn Ihr keinen Ärger mit mir heraufbeschwören wollt!“
Nach der Anmeldung geht es weiter!
Dieses Kapitel und viele weitere sind verfügbar für Mitglieder. Jetzt anmelden!
Noch kein Account? Jetzt registrieren!
Kapitel Ein königlicher Auftrag
Paris, anno 1648
„W...wie?“ Bazin erstarrte auf der Stelle, sein eben noch rosiges Angesicht wurde weiß wie Leinwand, und seine weit aufgerissenen Kälberaugen glotzten mich an als wäre ich verrückt geworden. „W...was sagt Ihr da, Monsieur l`abbé? Ihr wollt den Herrn Grafen nach England begleiten?!“
„So ist es, mon cher.“, bestätigte ich seufzend. Mon Dieu, hätte ich gesagt, ich wolle Athos hinab in die tiefste Hölle folgen, so hätte diese Eröffnung bei meinem getreuen Adlatus wohl kein größeres Entsetzen hervorrufen können! Seine Kinnlade klappte ein paarmal auf und wieder zu, Schweißtropfen perlten auf seiner Stirne, und er begann am ganzen Körper zu beben als überkäme ihn mit einem Mal Schüttelfrost. „Nach...England?!“, wiederholte er, und seine Stimme war bloß ein heiseres Krächzen, „Monsieur l`abbé, das ist nicht Euer Ernst!“
„Doch, ist es!“, widersprach ich und begann resolut, meine Soutane aufzuknöpfen, „ich verlasse Paris noch heute Abend, packt also schleunigst meine Sachen, mon cher Bazin! Ich hoffe, Ihr habt bereits, wie gebeten, meinen Hut und Mantel gebürstet und meine Stiefel geputzt? Parfait! Dann seid bitte so gut, mein Lieber, ladet meine Pistolen und gebt meinem Degen den letzten Schliff!“
Nach der Anmeldung geht es weiter!
Dieses Kapitel und viele weitere sind verfügbar für Mitglieder. Jetzt anmelden!
Noch kein Account? Jetzt registrieren!
Kapitel Rückkehr
Paris, anno 1649
Wasser! Schon wieder nichts als Wasser! Verdammt, ich konnte es nicht mehr ertragen! Es hatte zu Paris offensichtlich ein Unwetter gegeben, die Seine war über die Ufer getreten, Plätze und Straßen heillos überflutet, und das erzbischöfliche Palais erhob sich nun in einem wahren See, der nur mittels eines Bootes passierbar war. Eine Vielzahl von Barken, von mysteriösem Dunkel überschattet oder auch hell erleuchtet, bahnte sich ihren Weg durchs Hochwasser, und man hätte bei ihrem Anblick tatsächlich meinen können, sich nicht in Paris zu befinden sondern in Venedig.
Auch Athos und ich mussten uns eines solchen Verkehrsmittels bedienen, wenn wir zum erzbischöflichen Palast gelangen wollten, und wahrlich, ich stieg mit so heftigem Widerwillen ins Boot, wie ich ihn noch nie verspürt hatte. Morbleu, war`s denn nicht genug damit, dass wir erst vor kurzem in einer solchen Nussschale übers offene Meer trieben, auf engstem Raum zusammengepfercht und ohne Lebensmittel, wie wir vorerst glaubten? Und Porthos`natürlich nicht ernstgemeinter Vorschlag, seinen treuen Diener Mousqueton als den Wohlgenährtesten von uns zu opfern, damit wir nicht Hungers zu sterben brauchten, entlockte mir absolut kein Lachen! Mais Dieu merci, Mousqueton entdeckte glücklich die verborgenen Vorräte, die das Boot geladen hatte, Brot, Pökelfleisch und mehr als ein Dutzend Flaschen Wein, und somit waren wir, zumindest fürs erste, vorm Hungertod gerettet. Mon Dieu! Nicht auszudenken, was geschehen wäre, hätte uns der Kapitän jener kleinen holländischen Fleute nach dieser eisigen, schaudernd vor Kälte verbrachten Nacht nicht hilfsbereit an Bord genommen und uns sicher nach Boulogne gebracht!
Nach der Anmeldung geht es weiter!
Dieses Kapitel und viele weitere sind verfügbar für Mitglieder. Jetzt anmelden!
Noch kein Account? Jetzt registrieren!
Kapitel Simara
„Was willst du schon wieder hier?!“, fauchte Bazin aufgebracht, als er morgens die Haustüre öffnete, um nach dem Wetter zu sehen – es war bereits Spätherbst, der Winter stand bevor, und die damit verbundene Kälte machte sich in den letzten Tagen empfindlich bemerkbar. „Du kleines Miststück hast hier nichts zu suchen! Los, verschwinde! Kschkschksch!“ Er warf die Haustür wieder ins Schloss, seine resoluten Schritte erklangen draußen auf dem Flur, durchquerten hastig die antichambre, und schon erschien er schnaufend vor Ärger in der offenen Türe meines Schreibkabinetts, das zugleich auch als Audienzzimmer diente.
„Mein Guter, was ist den los?“, fragte ich gedankenverloren, ohne von meiner umfangreichen Korrespondenz aufzublicken, die sich schon wieder haushoch auf meinem Schreibtisch türmte, „warum seid Ihr denn so erregt?“
„Dieses Biest war schon wieder da!“, zischte Bazin mit zorngeröteter Stirne, „seit Tagen streicht es ums Haus herum! Und ich bin mir sicher, es lauert nur darauf, in einem unbewachten Moment hier reinzuschleichen und sich in der Küche heimlich was zu stibizen!“
Nach der Anmeldung geht es weiter!
Dieses Kapitel und viele weitere sind verfügbar für Mitglieder. Jetzt anmelden!
Noch kein Account? Jetzt registrieren!