Bazin von Aramis
Durchschnittliche Wertung: 5, basierend auf 38 BewertungenKapitel Bella Italia
Enfin! Die Sonne war aufgegangen, mein Dienst damit glücklich beendet, und ich durfte mich, müde und ermattet von der heutigen Nachtwache, endlich nach Hause begeben. Bazin, mein wackerer Diener, erwartete mich sicher schon, gewissenhaft und fürsorglich wie er war, mit einem ausgiebigen Frühstück, und danach wollte ich mich ein paar Stündchen aufs Ohr legen, um mein nächtliches Schlafdefizit gehörig auszugleichen. Ah, wie freute ich mich schon darauf! Geruhsamer Schlummer und ein gutes Mahl, das war`s, was man sich am frühen Morgen wünschte!
Mein Magen knurrte vernehmlich, in unwillkürlicher Vorfreude, ich schritt zügig aus, meinen Heimweg entlang, schon bog ich um die Ecke in die Rue de Vaugirard ein, und das behäbige Bürgerhaus meiner Frau Zimmerwirtin kam in Sicht, in dessen Beletage sich mein gemütliches, wohlgepflegtes Domizil befand.
Doch im nächsten Augenblick hielt ich überrascht inne – parbleu, was war das? Ein großer, schwerer Wagen stand vor Madame Péronnes Haustor, und zwei hünenhafte Fuhrknechte waren eben damit beschäftigt, ein sperriges Möbelstück von seltsamer Form abzuladen, dabei beständig umkreist von einem auffallend extravagant gekleideten Herrn von südländischem Aussehen, der mit erregter Miene und heftiger Gestikulation, die wirre dunkle Lockenmähne in alle Richtungen gesträubt, nervös auf sie einschrie: „Attenzione!! Dies ist nickt Olzkiste, ma un clavicembalo! Ein Instrument um zu macken musica!! Capito?! Gebt also ackt, dass es nickt nimmt Schaden! - Oooh, mamma mia! - E tu, pezzo d`asino, pass gefelligst auf!“ Das galt einem kleinen, dürren Bedienten, der einen lederbezogenen und mit glänzenden Metallbeschlägen gezierten Geigenkoffer umklammert hielt. „Il mio violino ist nickt Olzbrett von Bettelmusikant sondern errlickstes Gunstwerk vom beriehmten Signore Amati! Impagabile! Una meraviglia!!“ Hochrot und mit wilder Gebärde scheuchte er den Ärmsten vor sich her hinein ins Haus, und ich, sprachlos vor Verblüffung, folgte dem ungleichen Paar konsterniert, während die beiden Möbelpacker den großen Cembaloflügel achtsam an mir vorbei die Stiege hinauf in den zweiten Stock transportierten. Endlich erreichten sie, unter gehörigem Schwitzen und Schnaufen, den oberen Treppenabsatz und verschwanden, nach einigem angestrengten Hin- und Hermanövrieren, mit ihrer Last in einer offenen Türe - aus dem dahinterliegenden Raum drang lautes Stimmengewirr, etwas zerbrach klirrend zu Scherben, und eine schrille Tenorstimme fluchte wütend auf Italienisch, sekundiert von Madame Péronnes entsetztem Gezeter.
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