Beginn einer Freundschaft von kaloubet und Aramis
Durchschnittliche Wertung: 5, basierend auf 30 BewertungenKapitel Nachtruhe
Der junge Mann genannt Aramis verschloss sorgfältig die Türe seiner kleinen Wohnung, stieg vorsichtig die Treppe hinab und trat, noch spürbar wankenden Schrittes, auf die Rue de Vaugirard hinaus - mon Dieu! Sein Kopf schmerzte, als hämmerten tausend Teufel auf ihn ein, und ihm war noch immer so flau im Magen, dass der bloße Gedanke an Frühstück ausreichte, um abermals Übelkeit und Brechreiz in ihm zu wecken. Ein flüchtiger Blick in den Spiegel hatte ihm genügt, er sah furchtbar aus, nach wie vor grün im Gesicht wie ein Magenkranker und mit schwarzen Ringen unter den verschwollenen Augen, die den Eindruck erweckten, als wäre er über Nacht um Jahre gealtert. Er hatte Athos`logis in der Rue Ferou in aller Herrgottsfrühe verlassen, nachdem es seinem Gastgeber endlich mit zunehmend verstärktem Rütteln an der Schulter gelungen war, ihn aus seinem totenähnlichen Schlaf zu wecken, hatte in seiner Wohnung rasch alles Nötige zusammengerafft, und nun machte er sich mit weichen Knien auf den Weg zum Hôtel de Tréville, in dessen Hof er sich mit seinen beiden neuen Kameraden Schlag acht Uhr morgens treffen sollte, um alles für ihre Abreise vorzubereiten. Endlich kam sein Ziel in Sicht, das imposante Tor zum Hauptquartier der königlichen Musketiere lag glücklich vor ihm, er durchquerte die Einfahrt, trat in den Hof - und da erblickte er auch schon einen riesenhaften Mann in Hut und Mantel, der sich sogleich umwandte und martialischen Schrittes auf ihn zu kam. „Bonjour, Monsieur Aramis!“, versetzte der Hüne wohlwollend, mit breitem Grinsen, „wie war die Nacht?“
Zum Teufel, sollte das eine Scherzfrage sein?! „Durchaus unangenehm, Monsieur Porthos, ich danke der Nachfrage!“, knurrte der junge Mann grimmig, während ihn eine neuerliche Welle an Kopfschmerz und Übelkeit überflutete, als drehe sich etwas in ihm beständig im Kreis. Bei allen Geistern der Hölle, nie hatte er sich erbärmlicher gefühlt als an diesem Morgen! Und dazu die Gewissensbisse, die nun begannen, ihn immer stärker zu bedrücken! Was mochte Monsieur Athos wohl von ihm denken! Der Musketier hatte zwar heute frühmorgens nochmals erklärt, aber nein, es mache ihm gar nichts aus, sein junger Freund solle sich wegen des gestrigen Zwischenfalls nicht beunruhigen, sowas käme in Soldatenkreisen durchaus öfters vor - aber dies war vermutlich bloß so dahingesagt, in ritterlich höflicher Manier! Wahrscheinlich dachte Athos sich im Stillen seinen Teil über diesen schwächlichen jungen Kerl, den das Schicksal ihm und seinem Freund Porthos so überraschend und ungebeten als Klotz am Bein aufgehalst hatte!
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