Belle Aventure von Silvia
Durchschnittliche Wertung: 5, basierend auf 50 BewertungenKapitel Geständnisse
Claire sah Athos ruhig an. „Das sehen wir dann, Monsieur“, sagte sie und lächelte aufmunternd. Sie glaubte nicht, daß es etwas gab, das sie dazu bringen würde, ihn zu hassen. Doch sie erkannte deutlich, wie schwer es Athos fiel, einen Anfang zu finden. Sie wartete ruhig ab und drängte ihn nicht.
„Meine Mutter starb kurz nachdem ich aus England nach Hause zurückgekehrt war“, begann Athos schließlich langsam. „Sie vererbte ihr ganzes Vermögen meinem Bruder, weil ich ja durch meinen Vater versorgt war, doch viel war es nicht, denn sie stammte aus einer zwar guten, aber verarmten Familie und das gesamte La Fère’sche Vermögen lag bei meinem Vater. Nachdem mit meiner Mutter auch das letzte Mitglied der leiblichen Familie meines Bruders verstorben war, veränderte sich unser Verhältnis zueinander. Er zog sich öfter zurück und erweckte manchmal fast den Eindruck, als fühle er sich nicht mehr zugehörig zu unserer Familie, als wäre er wirklich im wahrsten Sinne des Wortes ein Stiefkind. Dieses Gefühl der Entfremdung wurde nur ein halbes Jahr später noch stärker, als die Pfarrei unserer Grafschaft neu vergeben wurde. Mit dem Pfarrer zog nämlich auch dessen Schwester in das Pfarrhaus ein, eine wunderschöne, beinahe engelsgleiche, junge Frau.“ Athos schwieg eine ganze Weile, in schmerzhaften Erinnerungen gefangen. „Ich verliebte mich beinahe auf der Stelle in sie. Sie und ich verbrachten viel Zeit miteinander, Zeit, die ich vorher mit Olivier verbracht hatte. Er wurde daraufhin noch zurückhaltender und jetzt im Nachhinein glaube ich, daß er sich damals gefühlt hat, als bedeute er weder meinem Vater noch mir irgend etwas. Damals war ich zu verliebt, um irgendeine Mißstimmung zu bemerken. Ich verbrachte mehr und mehr Zeit mit Anne, so hieß die Schwester des Priesters, und mit jedem Tag wurde mein Wunsch stärker, sie zu heiraten und zur Gräfin de La Fère zu machen. Doch sie war von niedrigem Adel, ohne Familie und Verbindungen, und ich wußte, daß mein Vater, der, obwohl er mir ein wunderbarer Vater war und ich ihn sehr geliebt habe, sehr auf Stand, Rang und Vorteil bedacht war, diese Ehe niemals gutheißen würde. Er hatte sich schon längst für eine junge Dame entschieden, die meine Braut werden sollte, doch ich wollte Anne und keine andere. Mit meinem Vater konnte ich also über diese Sache nicht sprechen und deswegen vertraute ich mich irgendwann meinem Bruder an und erzählte ihm alles, daß ich Anne liebte und daß ich sie heiraten wollte. Ich fragte ihn nach seiner Meinung, auf die ich immer viel gegeben habe, und er, der wohl sah, wie sehr ich Anne liebte, riet mir dazu und bemühte sich in der Folgezeit auch, Anne und mir günstige Gelegenheiten zum Alleinsein zu verschaffen.
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