Brisez les chaînes von kaloubet
Durchschnittliche Wertung: 5, basierend auf 85 BewertungenKapitel Préparatifs de départ
Als d´Artagnan am nächsten Morgen die Augen öffnete, stellte er erstaunt fest, dass er länger geschlafen haben musste als es seine Gewohnheit war, denn die Sonne strahlte hell durch die Fenster, deren Vorhänge er am vorigen Abend zuzuziehen vergessen hatte. Oder besser am frühen Morgen, denn es war schon weit nach Mitternacht gewesen, als sie schließlich ins Bett gefunden hatten. Und anstatt gleich aus dem Bett zu springen, wie er es gewöhnlich tat, blieb er noch liegen und bewegte langsam seine Zehen unter der Decke. Es war warm, weich und roch gut, lud geradezu zum Verweilen ein. Ein Luxus, den er sich in den letzten Jahren nie gegönnt hatte, waren doch seine Stube und sein Bett im Wirtshaus La Chevrette nicht gerade ärmlich, aber auch nicht sehr komfortabel. Es war praktisch dort und damit war schon alles gesagt. Als sein Blick über den hübschen Raum schweifte, in dem er sich befand, die hellen Tapeten, die mit Sorgfalt dazu ausgewählten Möbel, das weiche Bett und die frischen Blumen auf seinem Nachttisch, an die Amandine gedacht haben mochte, befiel ihn eine seltsame Melancholie. Was hatte Athos gestern gesagt? Ein Arrangement zu beider Nutzen. Genau das beschrieb recht genau sein Verhältnis zu Madeleine und bisher hatte er sich nie daran gestört. Warum also nagte diese Erkenntnis plötzlich an ihm? Warum erschien ihm sein Leben in den letzten sechs Jahren schal? Was wollte er denn mehr? Er hatte einen Rang, ein warmes Haus und eine Frau, die bereitwillig seine Launen ertrug und – soweit er das einschätzen konnte – gerne mit ihm schlief. Was war es nur, was ihn zwickte wie ein Gedanke, den man nicht zu fassen bekam, seit er Athos´ Haus betreten hatte, seit er seinen Freund in seinem neuen Leben gesehen hatte?
Er war sich bewusst, dass er Madeleine nicht liebte, aber das hatte er schon vorher gewusst. Und es immer praktisch gefunden, denn so konnte ihm nichts passieren. Sollte sie eines Tages von ihm genug haben, nun denn, es würden sich andere Frauen finden lassen. Und er würde zumindest nicht mehr das durchmachen, was er beim Tod Constances durchgemacht hatte. Auch jetzt noch gab es ihm einen Stich, wenn er an sie dachte. Sechs Jahre, und er hatte nichts vergessen. In manchen Nächten meinte er, sie neben sich spüren zu können und oft träumte er von ihr. Wenn er aus solchen Träumen erwachte, versuchte er immer, sich so lange als möglich zu erinnern, aber die Träume zerflossen und übrig blieb nur das Gefühl einer unendlichen Leere. Dann flüchtete er sich in die Routine, in die Disziplin, bis das tägliche Einerlei wieder Besitz von ihm ergriffen hatte und er sich im Bett neben Madeleine wiederholen konnte, dass es ihm eigentlich ziemlich gut ging.
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