Brisez les chaînes von kaloubet
Durchschnittliche Wertung: 5, basierend auf 85 BewertungenKapitel Un bref retour à la vie
Die Sonne brannte auf seinen bloßen Kopf und obwohl es noch früh am Tag war, wurde es schon recht heiß. Fliegen begannen ihn zu umschwirren und er entschloss sich, den Eintritt in die Stadt zu wagen. Nicht viele Menschen waren in die Stadt gegangen, seit er sich hier hinter den Büschen versteckt hatte, einige Bauern mit großen Körben und ein paar mageren Tieren, ein paar Wanderer in weiten Gewändern und mit Turbanen, die er nicht näher identifizieren konnte, auch ein oder zwei Familien, aber kein Angehöriger des Klosters. Die Wächter hatten sie alle eingelassen und die Kontrolle bestand nur aus einem gelangweilten Blick in die Richtung dessen, der da Einlass begehrte. Als sich wieder eine etwas größere Gruppe von Bauern der Stadt näherte, schloss er sich ihnen an, nicht zu nah, um nicht Fragen zu provozieren, nicht zu weit entfernt, um noch als Angehöriger der Gruppe gelten zu können. Und tatsächlich ließen die Wachen ihn und die ganze Gruppe anstandslos passieren. Fast verfluchte er sein Zögern, das ihn Zeit gekostet hatte. Zwischen den Häusern von Ceuta war es noch angenehm kühl, die eng beieinander stehenden Häuser und die engen Gassen speicherten die Kälte der Nacht. Es roch nach Meer und nach Gewürzen und ein klein wenig nach Unrat und Staub. Er merkte, wie sein Magen knurrend protestierte, denn er hatte seit dem frühen Morgen nichts mehr gegessen und der Geruch des Meeres weckte Assoziationen nach frischem Fisch, nach Krabben, nach Freiheit.
Die kleine Gruppe, der er sich mehr oder weniger angeschlossen hatte und der er weiterhin folgte, weil er nicht wusste, wo der Hafen lag, bewegte sich recht zielstrebig in eine Richtung, in die es noch andere Menschen zog, Bewohner von Ceuta, und allmählich wurden die engen Gassen immer voller, bis er sich schließlich in einem Viertel wiederfand, in dem gerade ein Markt stattzufinden schien. Längs jeder Hauswand saßen oder standen Händler und Händlerinnen, die einen saßen einfach am Boden, hatten einige Tücher vor sich ausgebreitet und dort ihre Früchte, Gemüse oder was auch immer sie verkauften, ausgelegt, andere standen hinter schmalen Tischen, so dass die schon so recht enge Gasse noch schmaler wurde und die Menschenmenge, die sich hier versammelt hatte, kaum noch vorwärts kam. Das störte jedoch niemanden, denn alle waren anscheinend hierher gekommen, um zu kaufen oder zu verkaufen, alle sprachen durcheinander, Wortfetzen in verschiedenen Sprachen umschwirrten Aramis, dessen Magen angesichts der vor ihm ausgebreiteten Delikatessen nur noch lauter knurrte. Doch er, der sonst Menschenansammlungen aller Art gemieden hatte, der es nicht hatte leiden können, wenn ihm ein fremder Mensch zu nahe kam, er bemerkte mit Erstaunen, dass er den recht engen und unausweichlichen Kontakt mit all den Menschen in diesen engen Gassen genoss. Dass er es genoss, endlich wieder Menschen miteinander sprechen zu hören, dass er selbst die weiche Wärme und den Geruch, den sie ausströmten, nicht unangenehm fand. Seine Augen schweiften über die Menge, hielten Bilder fest, er berauschte sich regelrecht an dem, was er sah. Fast drei Jahre war er eingesperrt gewesen, fast drei Jahre hatte er mit fast niemandem gesprochen, hatte keinen anderen Menschen berührt – er hätte ewig in dieser Gasse bleiben können. Eine junge Frau streifte ihn am Arm, dunkle Haut, klirrende Armreifen, sie ging weiter ohne sich umzusehen, aber er strich sanft über die Stelle, wo sie ihn berührt hatte. Er hatte mehr als drei Jahre lang keine Frau mehr angerührt. Langsam ließ er sich weiter treiben, betrachtete die Bewohner dieser Stadt, dieses Landes, die meisten waren dunkelhäutig und sprachen eine Sprache, die er nicht verstand, aber auch einige spanische Ausdrücke erreichten sein Ohr. Er besah sich die Waren, Tuche in allen Farben, Haushaltsgefäße, betörend riechende Gewürze, Früchte, von denen er die meisten nicht erkannte, aber auch Brot, Fleisch, Käse, bei deren Anblick ihm fast schwarz vor Augen wurde vor Hunger, die er aber nicht kaufen konnte, weil er kein Geld hatte. Er zog im Gehen den Rest seines Trockenfleisches aus seinem Sack, fast wurde ihm schlecht, als ihm der Geruch in die Nase stieg, ein Geruch, der mit all den Wohlgerüchen um ihn herum nur zu stark kontrastierte. Doch es half nichts, sein Magen forderte sein Recht und er biss beherzt ein Stückchen ab, als sich neben ihm eine Frau erhob und ihn ansprach. Er sah sie an, sie war stattlich und dunkelhäutig, in bunte Gewänder gekleidet, ihre Haare unter einem Tuch versteckt mochte sie wohl an die dreißig Jahre zählen. Sie sagte wieder etwas, doch er schüttelte nur den Kopf, er verstand sie nicht. „Du mochte essen?“, wiederholte sie, diesmal auf Spanisch, und deutete auf ihre Ware: Brot, kleine Kuchen und Früchte, bei deren Anblick Aramis das Wasser im Mund zusammenlief. „Es tut mir leid, ich habe kein Geld.“, beschied er der Frau, ebenfalls auf Spanisch. Sie lächelte, bückte sich und hob zwei kleine Kuchen auf. „Du bätte für mich.“, bat sie, als sie ihm die Kuchen zusteckte.
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