Brisez les chaînes von kaloubet
Durchschnittliche Wertung: 5, basierend auf 85 BewertungenKapitel En mer I
Porthos wachte davon auf, dass sein Magen knurrte. Er knurrte eigentlich beständig, seit sie auf See waren, obwohl sie die Nahrungsmittel nicht wirklich rationierten, noch nicht. Er dachte mit Grauen an das Pökelfleisch, das in den Fässern lagerte und jetzt schon schrecklich roch. Im Augenblick hatten sie noch frisches Fleisch und Gemüse, aber das würde nicht von Dauer sein, denn auch wenn sie an der Küste entlang segelten, so hatte der Kapitän anscheinend nicht vor, in der nächsten Zeit an Land zu gehen, sonst hätte er nicht darauf hingewiesen, dass sie mit den Vorräten haushalten mussten und der Koch hätte nicht die Portionen derart klein bemessen, dass ein anständiger Mensch kaum davon satt werden konnte. Aber das fiel natürlich nur ihm auf, denn d´Artagnan war von Natur aus klein und zäh und brauchte wenig, die beiden Frauen zählten nicht, da Frauen sowieso nie richtig aßen und Athos hatte noch nie darauf geachtet, was sich in seinem Teller befand. Hätte er, Porthos, nicht ein Auge auf das Wohlergehen seiner Freunde gehabt, sie wären mehr als einmal in die Gefahr gekommen Hungers zu sterben. Vor Porthos´ innerem Auge erschien ein gestopfter Kapaun in feiner Soße bis er sich Einhalt gebot. Das führte zu nichts. Nur dazu, dass sein Magen noch mehr rebellierte. Er spielte mit dem Gedanken aufzustehen und in der kleinen Kombüse nach etwas Essbarem zu suchen, aber es war mitten in der Nacht, er würde die anderen wecken.
Seine Hängematte schwang mit einem leisen knarrenden Geräusch hin und her, sie roch nach Staub und Salzwasser, aber es war nicht unangenehm, in ihr zu schlafen. Zuerst hatte er gedacht, das könne nicht wahr sein, als d´Artagnan ihnen ihre Kajüte gezeigt hatte, die nicht mehr als ein Verschlag unter Deck war, ein mit Bretterwänden abgetrennter Raum, in dem fünf Hängematten schaukelten. Der Raum war zu klein, zu eng für Betten, das hatte er eingesehen, aber eine Hängematte? Er hatte noch nie in so einem Ding geschlafen und das Einsteigen erwies sich zuerst als äußerst tückisch, doch die Konstruktion hielt und stellte sich als recht bequem heraus, zumal die Schiffsbewegungen durch das Schwingen ausgeglichen wurden. Und durch die hochgezogenen Seiten ergab sich doch tatsächlich so etwas wie ein eigener Raum, niemand konnte dem anderen beim Schlafen zusehen. Zumindest das. Sonst war es wie auf allen ihren Reisen, man hatte kein Fleckchen Haut mehr, das seinen Freunden unbekannt wäre. Ihn selbst störte ja dergleichen nicht, und sie hatten versucht, den Frauen ein wenig Intimsphäre zuzugestehen, indem sie sie am Morgen ein Weilchen allein in dem Verschlag ließen, so dass sie sich zumindest unbeobachtet waschen konnten. Die beiden hielten sich, das musste Porthos ihnen zugestehen. Nach sieben Tagen auf See hatte noch keine geklagt, nein, Mme de la Farge oder Manon, wie sie von ihnen genannt werden wollte, gab sich sogar alle Mühe, so wenig als möglich auf- oder zur Last zu fallen. Sie hielt sich im Hintergrund, sprach wenig und wenn, dann mit Amandine oder d´Artagnan, der ihr recht zugeneigt schien. Ihm selbst war diese Person zwar sympathisch, sie war sehr nett anzusehen, auch sehr höflich und zuvorkommend, aber ein wenig zu … fein? Zu kompliziert? Er wusste nicht, wie er es nennen sollte, aber er bevorzugte eindeutig handfestere Frauen. Die nicht lange um den heißen Brei rumredeten, die man nicht erst umständlich erobern musste, sondern die gerne Spaß mit Männern hatten. Einfach so. Leider war das ja bei seiner Gattin so gar nicht der Fall. Er hatte einmal von Odalisken gehört, in der Levante sei das ein Brauch, Frauen, die sich einfach mehr oder weniger tot stellten und alles mit sich machen ließen. Seine Frau hielt es auch so. Als wäre es ein Übel, das sie über sich ergehen lassen müsste. Das hatte ihm den Spaß vergällt und er war mehr und mehr dazu übergegangen, seine Freuden bei den Bediensteten zu suchen, aber das war auch nicht das Wahre. Er wollte seine Frau nicht unter ihrem Dach hintergehen, deswegen war er schließlich auf die Idee mit den Etablissements in Paris gekommen. Aber auch das befriedigte ihn nur kurz, nur körperlich. Gott, manchmal dachte er an Marguerite, an ihren warmen, weichen Körper, an ihr Lachen. Wo sie wohl war? Ob sie auch ab und an noch an ihn dachte? Wohl kaum. Er verbot sich auch diesen Gedanken, bevor die Sehnsucht zu sehr zerrte, es brachte ja doch nichts. Man musste sein Leben leben, wie es kam, alles andere war sinnlos.
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