Kapitel Verführung
Es war heiß, unerträglich heiß. Höllisch heiß. Er lag nackt auf seinem Bett, das Fenster weit geöffnet, und doch wollte kein Windhauch seinen gequälten Leib kühlen, windstill waberte die Hitze vor dem Fenster und drängte sich in den Ecken des Zimmers, legte sich auf Brust und Gesicht, nahm die Luft zum Atmen und schnürte die Kehle zu. Langsam strich er sich das nasse Haar aus der Stirn, war nahe daran aufzustehen, eine Flasche Wein zu holen, ein wenig Kühle? Doch der Wein würde warm sein wie Pisse, würde schmecken wie die Spucke des Teufels, und ihm taten doch alle Knochen weh, lass mich schlafen, Ruhe finden, bitte, nach den beiden Wochen, in denen Tréville sie geschliffen hatte, durch unwegsames Gelände, buchstäblich über Stock und Stein. Geschliffen und gewarnt, die Zeichen stünden auf Krieg, sie müssten bereit sein. Bereit? Er war bereit, jederzeit, begrüßte jeden Waffengang, lad mich ein in die Hölle, dort werde ich schlafen können. Schlafen, um nie wieder aufzuwachen, was konnte besser sein? Zehnmal, tausendmal besser, als hier in diesem Ofen zu verglühen. Er drehte sich auf die andere Seite, das Laken war eklig feucht, klebte an seinen Gliedern. Bilder stiegen in ihm auf, Bilder von verschwitzten Laken, nicht von der Hitze, oh nein, mitten im Winter hatten die Laken an ihren ineinander verschlungenen Körpern geklebt, Zeuge ihres sündhaften, wundervollen Treibens, Zeuge des Paradieses, Zeuge ihrer Lust. Ihre Haut war samtig gewesen, und sie hatte nach Rosen gerochen, noch heute konnte er keine Rosen riechen ohne an sie zu denken, musste den absurden Wunsch unterdrücken, auf Rosen einzuschlagen, sie zu brechen, sie auszureißen. Roch es nicht jetzt auch nach Rosen? Rote Rosen, rot, wie ihre Lippen, blutig, wie ihre Hände, wie schön sie gewesen war, wie sachte sie ihm über die Brust gestrichen hatte, mit den Fingerspitzen zuerst, weich wie die Berührung eines Schmetterlings, um dann eine rote Linie quer über seine nackte Haut zu ziehen, hinunter bis zu seinem Geschlecht. Schmerz und Lust hatten sich vereint, ihre Kratzer gekühlt durch Küsse, seine Begierde angestachelt durch ihre Rücksichtslosigkeit, sie hatte ihn geküsst, sie hatte ihn genommen, er lag auf dem Rücken, sie saß auf ihm und trieb ihn brutal durch Raum und Zeit, ließ ihm keine Chance, fragte nicht nach seinem Wollen, machte ihn hörig. Er wollte es nicht und wollte es doch, es war süß und grausam, es war wundervoll und erniedrigend, es schmerzte! Parbleu, es schmerzte so … der Geruch nach Rosen vertiefte sich, da saß jemand auf ihm, ritt ihn, bewegte sich auf und ab und er fühlte seine wachsende Begierde und sein bodenloses Entsetzen.
„Nein!“, wisperte er, „nein!“
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