Kapitel Falle
Aramis ließ sich zurück ins Kissen sinken, in jenem schmalen Bett an der Wand der kleinen Schlafkammer, und zog die Decke hoch - Mademoiselle Fleurs weißleinernes Nachthemd spannte um seine Schultern, und er hatte gelinde Mühe gehabt, seine dichte dunkle Mähne vollends unter ihrer rüschenbesetzten Haube verschwinden zu lassen. Mochte der streitbare Achill sich wohl ähnlich gefühlt haben, unter den Töchtern des Lycomedes? Doch nun war alles zum Kampf gerüstet, der Dolch griffbereit unterm Kopfkissen verborgen, das Fenster geöffnet, und der laue Nachtwind strich sachte durch die Gardinen. Verhaltenes dumpfes Grollen erklang aus der Ferne, leise und bedrohlich, wie von einem herannahenden Gewitter, dunkle Wolken zogen auf, begannen unmerklich, sich vor die silbrige Scheibe des Mondes zu schieben, und vom Waldrand her tönte leise und matt der klagende Ruf eines Käuzchens -
Die beiden Mädchen kicherten errötend, als er sich, drüben in Mademoiselle Sophies Zimmer, mit einiger Mühe in jenes weibliche Nachtgewand zwängte, solch ungewöhnliche Maskerade erheiterte sie zutiefst trotz des ernsten Anlasses. Aber als er schließlich, seiner moustache mit heimlich trauerndem Herzen ledig, vor ihnen stand, versiegte ihr Lachen, und sie starrten ihm stumm und verblüfft ins Antlitz, ob seiner so seltsam überzeugenden Verwandlung. Nur der alte Antoine grinste ihm unverhohlen zu und meinte augenzwinkernd: „Ich hab`s ja gesagt, es funktioniert.“
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