Kapitel Nachtruhe
Langsam strich er seinem Geliebten über Wange und die ungewohnt bartlose Oberlippe, umspielte ein wenig die vollen Lippen, beugte sich schließlich vor und küsste sie sacht, um dann seinen Kopf an Aramis´ Halsbeuge zu betten, zärtlich, erschöpft und so dankbar, am Leben zu sein. Sie lagen aneinander gekuschelt in einem Zimmer, das denen der beiden Mädchen gegenüber lag, es hatte wohl einmal einer Magd gehört, verfügte über ein hinreichend breites Bett und bot den immensen Vorteil, dass es, im Gegensatz zu den Gästezimmern, nahe genug an den Zimmern der Schwestern war, dass diese sie im Falle einer Bedrohung rufen konnten. Sophie und Fleur hatten ihnen zuerst zwei der besten Gästezimmer richten wollen, doch Athos und Aramis hatten sie davon überzeugen können, dass dieses einfache Zimmer gut genug für zwei Soldaten sei und den Mädchen noch dazu den benötigten Schutz böte – denn wer könne wissen, ob nicht der letzte flüchtige Vampir auch noch zurückkehrte. Der Vorwand war keiner, denn obwohl beide Musketiere vermuteten, dass die letzte verbliebene Bestie weit weg geflohen war, wohin auch immer, so konnten sie dessen doch nicht sicher sein und hatten ihre Waffen griffbereit neben sich und unter dem Kopfkissen liegen.
Das Mitternachtsmahl war gespenstisch gewesen, wie es einem Mahl zur Geisterstunde anstand, die Mädchen hatten sie ausgefragt, doch weder Aramis noch Athos hatten Einzelheiten preisgegeben, nur dass die Gefahr wohl gebannt sei, hatten sie verraten. Daraufhin hatte eine seltsame Heiterkeit die beiden Schwestern ergriffen, die zu einem guten Teil der Erleichterung und dem Wein geschuldet war, sie hatten die beiden Soldaten umgarnt und charmant bezirzt, diese hatten schließlich das Spiel mitgespielt, hatten sich von den Späßen anstecken lassen, obwohl es sich anfühlte wie ein Tanz auf dünnem Eis, falsch und richtig zugleich. Auch jetzt fühlte es sich seltsam an, hier zu liegen und den Geliebten im Arm zu halten, während die Kameraden nach dem entflohenen Vampir suchten, während drüben in den anderen Zimmern die Aschehäufchen lagen. Und dennoch war er einfach nur froh, hier zu sein, Aramis´ Wärme zu spüren, seinen Atem zu hören. Wenn alles nur Asche war, wenn alles verflog, war dann nicht dies hier das einzige, was zählte?
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