Cimetière des Innocents von AlienorDartagnan
Durchschnittliche Wertung: 5, basierend auf 24 BewertungenKapitel Die Frau auf dem Friedhof
OT: Den genannten Friedhof der Unschuldigen gab es in Paris tatsächlich, er existierte bis ungefähr 1780, als er geschlossen wurde, weil einige Bürger an den Ausdünstungen von Fäulnisgasen erstickt waren. Ich fand es interessant, den Friedhof einmal in eine FF einzubauen, weil es ihn eben zur Zeit unserer Helden noch gab. Lasst euch einfach mal überraschen, was ich in der FF noch so alles an Überraschungen bereithalte;)
Und dort trieben sich wirklich nachts Prostituierte, Taschendiebe, und andere zwielichtige Gestalten der damaligen Zeit herum.
Paris, Cimetière des Innocents, 1. November 1628
Kalt und diesig war es in der Stadt an diesem ersten Tag des Monats November, von der Seine her war dichter Nebel aufgezogen.
Trotz des trüben und eisig kalten Wetters füllten sich an diesem Tag die Straßen schon früh mit Menschen. Wie jedes Jahr am ersten November waren fast alle Paris Bürger unterwegs um sich an den Gräbern ihrer Angehörigen zu versammeln.
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Kapitel Claire de Giouli
Paris, 1. November 1628
Schwester Mathilde nahm die junge Frau mit zum Hotel-Dieu, wo sie eine warme Suppe und ärztliche Versorgung bekommen sollte. Das Eingangsportal lag in unmittelbarer Nähe des Vorplatzes der Kathedrale von Notre Dame, die an diesem Morgen fast gänzlich im dichten Nebel verschwand, und als die Nonne die junge Frau hineinführte, klammerte sie sich ängstlich an sie. Sie hatte zwar aufgehört zu weinen, schien aber immer noch unter Schock zu stehen.
Die Nonne führte die am ganzen Körper zitternde Frau in den Saal Sankt Martha, den größten Krankensaal des Hotel-Dieu. Dort gab es neunzig mit roten Baldachinen und seitlichen Vorhängen voneinander abgetrennte Betten, die in dem weiten, von dunklen Säulen getragenen Saal in Sechserreihen nebeineinander aufgestellt worden waren.
Schwester Mathilde führte die junge Frau zu einem leeren Bett am Ende des Saales in direkter Nähe zu der kleinen Kapelle, in der jeden Morgen eine Messe für die Kranken gelesen wurde. Durch die hohen Spitzbogenfenster des Saales konnte man hinaus in den weitläufigen, nun kahlen, im Frühling und Sommer jedoch begrünten Innenhof blicken, in dem jene Patienten, die noch laufen konnten, die Möglichkeit hatten, kleine Spaziergänge zu machen. Doch bei dieser Kälte wagte sich niemand hinaus in den nun so trostlos wirkenden Innenhof. Mehrere Kohlenbecken und ein großer Kamin sorgten für Wärme im Krankensaal.
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Kapitel Das Hotel zu den drei Eichen
Paris, Hotel-Dieu, am späten Nachmittag des 1. November 1628
Schwester Mathilde brachte der jungen Frau ein einfaches aus braunem und grauem Leinenstoff gefertigtes Gewand, das einer der Mägde, die im Hospital für die Nonnen arbeiteten, gehörte.
"Ich danke Euch", erwiderte Claire freundlich lächelnd, während sie sich hinter ihrem Bettvorhang umzog, "ich werde Euch niemals vergessen, was Ihr alles für mich getan habt. Wenn Ihr nicht gekommen wärt, wäre ich vermutlich in dieser düsteren, eisigen Kapelle liegen geblieben und erfroren."
Die Nonne erwiderte Claires freundliches Lächeln.
"Du brauchst mir nicht zu danken, das war doch selbstverständlich, das hätte doch jeder getan. Ich bin froh, dass Gott mich genau dorthin geleitet hat, wo du gelegen hast. Ich werde dir auch während des Prozesses beistehen, das verspreche ich dir. Du musst deinem Peiniger nicht alleine gegenübertreten."
Nachdem Claire das Kleid angezogen hatte, begann sie mit langen, ausgiebigen Strichen ihr braunes, noch immer etwas wirres Haar zu bürsten, mit der Bürste, die die Nonne ihr mitgebracht hatte.
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Kapitel Schatten der Nacht
Paris, Nacht vom 1. auf den 2. November 1628
Es war schon weit nach Mitternacht, und um diese Zeit war fast keine Menschenseele mehr in den Straßen unterwegs, abgesehen vom Nachtwächter und ein paar von Gasthaus zu Gasthaus ziehenden Trunkenbolden. Und so bemerkte auch niemand die in einen dunklen Kapuzenmantel gehüllte Gestalt, die aus einer Gasse hinter dem Fischmarkt kommend, dem Friedhof der Unschuldigen zustrebte, auf dem sich auch in dieser Nacht wieder Bettler, Huren, Diebe und ähnliches Gelichter herumtrieben.
Ein paar Kerzen, die vonden Angehörigen, die an diesem Tag an den Gräbern ihrer Verstorbenen gebetet hatten, angezündet worden waren, brannten immer noch und tauchten die Grabsteine und Kreuze in ein gespenstisches Licht. Kein ehrbarer Pariser Bürger wagte sich bei Nacht und Nebel an diesen Ort, der doch eigentlich alleine den Toden gehören sollte. Ein paar Bettler hatten sich die kleine Kapelle am Rand des Friedhofes, in der man am Morgen zuvor die junge Frau gefunden hatte, als Schlafplatz auserkoren, einer der wenigen Orte in der nächtlichen Stadt, die Schutz vor der schneidenden Novemberkälte boten.
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Kapitel Abbé Ignatius
Paris, Hôtel Tréville am Morgen des 2. November 1628
Tréville versprach der jungen Frau, alles dafür zu tun, den Täter zu finden. Er war sicher, dass es nicht Athos gewesen war, der dieser Minou das angetan hatte. Dann rief er einen seiner Männer, der Minou zu senier Frau bringen sollte, damit sie neue Kleidung und eine warme Mahlzeit bekam. Er wollte sie nicht wieder zurück in die Straßen von Paris lassen, bevor er nicht noch einmal mit ihr gesprochen hatte. Athos wäre zu so etwas nicht fähig, dessen war er sich sicher, und ihm waren auch einige Ungereimtheiten an der ganzen Sache aufgefallen..
Er hatte nach Athos schicken lassen, und der Edelmann kam nicht alleine, sondern in Begleitung seiner drei Freunde Porthos, Aramis und d Ártagnan. Die vier waren unzertrennlich, und Tréville hoffte inständig, dass sie auch in der letzten Nacht zusammen gewesen waren, denn in diesem Fall wäre Athos Unschuld erwiesen.
Athos war bleich im Gesicht und hatte tiefe Ringe unter den Augen, das fiel dem Hauptmann sofort auf.
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Kapitel Das erste Gespräch
Paris, Hotel zu den drei Eichen, am Nachmittag des 2. November 1628
Claire de Giouli hatte es sich gerade mit heißem Würzwein und Keksen vor dem Kamin ihres Hotelzimmers gemütlich gemacht, und blickte zufrieden lächelnd in die lodernden Flammen.
"Ihr werdet leiden, Graf de La Fére, so sehr leiden, dass Euch am Ende selbst die Hölle als ein lieblicher Garten Eden erscheinen wird"; murmelte sie leise vor sich hin, während sie einen großen Schluck Würzwein trank, "jemand wie Ihr verdient es nicht besser."
Ein kleines, kaum merkliches Lächeln zeigte sich auf ihren Lippen, als sie sich vorstellte, wie sehr er jetzt womöglich schon litt. Ja, er sollte viel mehr leiden, als sie einst gelitten hatte...er sollte die Strafe bekommen, die er verdiente, fand sie.
Sie verzog unwillig das Gesicht, als ihre Zofe Jeanne anklopfte, und dann den Kopf zur Tür hereinstreckte.
"Jeanne, was soll denn das? Ich hatte dir doch gesagt, dass ich bis heute Abend meine Ruhe haben will. Warum störst du mich jetzt?"
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Kapitel Der Beichtiger
Rue Ferrou, in Athos Wohnung am späten Nachmittag des 2. November 1628
Nachdem Aramis bei Claire gewesen war, ging er wie verabredet gleich in Athos Wohnung, wo Porthos und d Ártgnan dem Freund Gesellschaft leisteten. Sie hatten sich geschworen, in dieser Nacht nicht wieder einzuschlafen und ein Auge auf Athos zu haben, damit niemand mehr mit falschen Anschuldigungen kommen konnte.
Als Aramis dort ankam, saß Athos am Kamin und starrte trübsinnig in die Flammen, während seine Freunde ihn zu trösten, und ihn von seiner Unschuld zu überzeugen versuchten.
Aramis schenkte Athos ein aufmunterndes Lächeln und setzte sich zu ihm und den anderen an den Kamin. Über dem Feuer rösteten an einem Spieß drei Hasenbraten, deren Duft durch die ganze Wohnung zog, auf einem Tisch standen drei Becher mit dampfendem Würzwein.
"Athos, Ihr seid unschuldig, dessen bin ich mir jetzt, nachdem ich bei dieser Frau gewesen bin, ganz sicher. Sie hat sich in Widersprüche verstrickt, sie sprach davon, dass sie Euer Gesicht genau erkennen konnte, und beschrieb es mir noch einmal, aber in dieser Nacht hatte doch dichter Nebel sich vor den Mond geschoben, also kann sie Euer Gesicht gar nicht erkannt haben. Jemand muss ihr Euer Gesicht genau beschrieben und sie zu dieser Lüge angestiftet haben..und glaubt mir, ich werde herausfinden, wer das gewesen ist, damit dieser Alptraum für Euch ein Ende hat."
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Kapitel Der Einbruch
Einen Tag später, Abend des 4. November 1628, Hôtel Treville
Die vier Freude saßen in der großen Halle des Hôtel Treville am Kamin und tranken heißen Würzwein. Mittlerweile hatte sich die Geschichte mit den zwei vergewaltigten Frauen und den Verdacht gegen Athos bei den anderen Musketieren herumgesprochen, anscheinend hatte irgendjemand an der Tür gelauscht. Die Reaktionen darauf waren unterschiedlich. Viele standen zu Athos und glaubten an seine Unschuld, doch es gab auch jene, denen der schweigsame, geheimnisvolle Edelmann nie ganz geheuer gewesen war, und deren wilde Spekulationen nun reichlich Nahrung fanden. Sie standen tuschelnd in kleinen Gruppen zusammen, und warfen Athos hin und wieder argwöhnische Blicke zu.
Athos starrte mit bedrückter Miene in die Flammen und trank seinen Würzwein.
"Macht Euch nichts daraus, Athos, schon bald wird Eure Unschuld bewiesen sein. Diese Claire ist eindeutig nicht vergewaltigt worden. Als ich sie gestern küsste, erwiderte sie den Kuss leidenschaftlich, und heute war sie es, die mich geküsst hat. So verhält sich keine Frau, der von einem Mann Gewalt angetan wird. Und schon bald werde ich das auch beweisen können."
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Kapitel Nächtliches Treiben
Paris, Friedhof der Unschuldigen, Nacht vom 5. auf den 6. November 1628
Zwei bis dreimal in der Woche verließ Mona nachts die kleine Hütte in einem der ärmsten Viertel von Paris, in der sie mit ihrer Mutter und ihren kleinen Söhnen lebte, um auf dem Friedhof der Unschuldigen auf Freier zu warten. Nach dem Tod ihres Mannes, der sich als Tagelöhner verdingt hatte, um die Familie zu ernähren, war sie völlig mittellos zurückgeblieben, und niemand hatte ihr Arbeit geben wollen. Sie empfand tiefsitzenden Abscheu gegen das, was sie seitdem tun musste, damit sie, ihre Mutter und die Kinder nicht verhungerten, aber sie wusste auch, dass ihr keine Wahl blieb. Und der Friedhof war der einzige Ort, an dem sie nicht befürchten musste, von den Gendarmen aufgegriffen und wegen Prostitution eingesperrt zu werden, denn diese mieden, wie fast alle ehrbaren Bürger von Paris, den nächtlichen Friedhof, aus Angst, dass die Geister der Toten sie heimsuchen könnten.
Hierher zum Friedhof kamen vor allem Diebe, Bettler und auch Männer, die zu arm zum heiraten waren, und nicht genug Geld hatten um in ein Hurenhaus zu gehen, und genau wussten, dass die Frauen hier keine andere Wahl hatten, als ihren Körper schon für wenige Sou zu verkaufen, wenn sie nicht verhungern wollten.
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Kapitel Die Gegenüberstellung
Hôtel Tréville, Morgen des 6. November 1628
Als ihn an diesem Morgen Bertrand d Áubrey, der Oberinspektor der Gendarmerie von Paris, sprechen wollte, beschlich Tréville, den Hauptmann der Musketiere, sogleich ein ungutes Gefühl. d Áubrey kam nur selten zu ihm, und wenn, dann handelte es sich meistens um etwas sehr Wichtiges, das keinen Aufschub duldete. Und nach den Vorfällen der letzten Tage befürchtete er, dass es etwas mit Athos zu tun haben könnte, und er sollte Recht behalten.
Der Oberinspektor war nicht alleine gekommen, er hatte gleich zehn seiner Gendarmen und außerdem noch eine blonde junge Frau, die recht mitgenommen und verstört aussah, und sich wie ein verschrecktes Kaninchen umblickte, und am ganzen Körper zitterte, mitgebracht.
Wie immer, so stolzierten auch an diesem Morgen, in voller Rüstung und zu allem bereit, fünfzig bis sechzig Musketiere unten im Hof auf und ab, die sich immer wieder abwechselten, um stets eine eindrucksvolle Menge abzugeben, und diese Männer hatten den Oberinspektor mit den Gendarmen und der Frau im Schlepptau gesehen, als diese über den Hof zu Trévilles Haus gingen und darin verschwanden. Als die Gruppe dann ihren Blicken entschwunden war, begann unter den Musketieren das Getuschel.
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Kapitel Duelle in der Kathedrale
Paris, Notre Dame, Nachmittag des 6. November 1628
Als Mona das Hôtel Tréville verließ, folgten d´Artagnan und Porthos ihr in sicherer Entfernung. Aramis kam nicht mit ihnen, er machte sich stattdessen auf den Weg zu Claire ins Hotel zu den drei Eichen, um zu versuchen, endlich mehr aus ihr herauszubekommen. Allmählich vertraute sie ihm, und er hoffte darauf, dass sie an diesem Nachmittag endlich beichten würde.
Porthos und d´Artagnan folgten Mona zielstrebig durch die Straßen. Die junge Frau bog schliesslich von einer schmalen Gasse auf den Vorplatz der Kathedrale von Notre Dame ein, auf dem jeden Tag ein Markt abgehalten wurde, auf dem man neben Milch, Brot, Fleisch, Eiern, Eierkuchen und Fleischpasteten auch lebende Tiere, Stoffe, Holzspielzeug, Gewürze und Seifen erstehen konnte. Mona schenkte den bunten Ständen gar keine Beachtung, sie steuerte zielstrebig die von Bettlern belagerte Pforte der Kathedrale von Notre Dame an, und verschwand schliesslich in dem Gotteshaus.
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Kapitel Die Enthüllung
Paris, Hotel zu den drei Eichen, Nachmittag des 6. November 1628
Zur gleichen Zeit war Aramis bereits bei Claire eingetroffen, und hatte mit ihr zusammen gebetet und danach setzten sie sich in die Sessel am Kamin und tranken ein Glas Rotwein. Aramis fühlte sich von ihr magisch angezogen, so sehr er auch dagegen ankämpfte, und jedes Mal wenn er sie ansah, spürte er dieses unbeschreibliche Kribbeln in der Magengegend.
Ich bin doch hoffentlich nicht dabei, mich in sie zu verlieben?; dachte er sich erschrocken, ich darf mich nicht verlieben, ich muss doch versuchen, mehr über sie herauszufinden, um Athos aus der Bastille holen zu können.
Und irgendwie vermutete er, dass auch sie etwas für ihn empfand, denn jedesmal wenn sie ihn ansah, gewahrte er dieses Leuchten in ihren Augen, und diesen entrückten, verträumten Ausdruck in ihrem Gesicht, diesen Gesichtsausdruck, der allen Verliebten zueigen war. Ob auch sie das Gleiche in seinem Gesicht erkennen konnte? Leuchteten seine Augen etwa auch, wenn er sie ansah?
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Kapitel Ein Schatten in der Nacht
Paris, Bastille, Nacht vom 6. auf den 7. November 1628
Athos kauerte in seiner Zelle und versuchte, möglichst wenig von seiner Umgebung wahrzunehmen, denn ihm grauste vor dem, was um ihn herum vorging. Hierher nach unten, in einem der Kellergeschosse, drang kein Lichtstrahl mehr von draußen, die einzige Lichtquelle bildeten die blakenden Fackeln an der Wand. In der Zelle, die seiner gegenüberlag, schlug eine alte Frau ihren Kopf immer wieder gegen die Wand und wimmerte leise, irgendwo, in einer anderen Zelle schrie jemand laut, dass er seine Strafe längst abgesessen habe, und man ihn jetzt gefälligst endlich herauslassen sollte. Der Mann in der Zelle neben Athos trat immer wieder gegen seine Gitterstäbe, und ein anderer Mann in einer weit entfernteren Zelle heulte immer wieder wie ein Wolf.
Es stank entsetzlich nach Schweiß, Kot, Urin und Abfällen, doch das war längst nicht das Schlimmste. Obwohl es so eisigkalt war, gewährte man den Gefangenen keine Decken, so dass viele von ihnen den harten Winter nicht überlebten und hier unten jämmerlich erfroren. Einige deckten sich in ihrer Not mit dem fauligen Stroh in ihrer Zelle zu, doch soweit war Athos noch nicht. Er hatte sich in seiner Zelle ganz eng zusammengekauert, und wickelte sich seinen Mantel fest um die Schultern, aber dennoch fror er. Irgendwo fiepte eine Ratte, und machte sich dann über den graubraunen Brei, den sie hier als Essensration bezeichneten, her. Athos war es gleichgültig, er verharrte eng zusammengekauert und hing seinen trüben Gedanken nach.
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Kapitel Weitere Verdachtsmomente
Vier Tage später, 11. November 1628
Paris, Gendarmerie
Bertrand d´Aubrey, der Oberinspektor der Gendarmerie von Paris, saß gerade in seinem Büro bei einem späten Frühstück, als Marc-Per Toissaint, einer seiner Gendarmen, ihn sprechen wollte. Es gefiel dem Inspektor ganz und gar nicht, bei seinem Frühstück, das aus zwei belegten Broten mit Wurst und Käse und einem Glas Rotwein bestand, gestört zu werden, aber als Toissant ihm sagte, dass es sehr wichtig sei, unterbrach er schliesslich sein Frühstück, um den Gendarmen anzuhören.
"Nun gut, Toissaint, dann sagt mir doch, worum geht es?"
"Nun, Inspektor, ich habe einmal die alten Akten aus den letzten Jahren durchstöbert, und bin dabei auf einige Vermisstenfälle der letzten Jahre aufmerksam geworden. Insgesamt neun an der Zahl seit dem Jahr 1621, also seit gut sieben Jahren. Allesamt junge Frauen im Alter zwischen etwa fünfzehn bis fünfundzwanzig, vier davon Prostituierte, zwei Mägde, eine Kaufmannstochter, eine Bäckerstochter, und eine junge Marktfrau. Von allen Frauen fehlt jede Spur, bis heute wurde keine Leiche gefunden. Und ich bin einmal der Sache nachgegangen und habe unter den Musketieren gefragt. Die meisten wollten mir keine Auskunft geben, doch einer sagte mir, dass unser Verdächtiger, dieser Athos, vor genau sieben Jahren nach Paris zu den Musketieren kam, also genau in jener Zeit, in der die ersten Frauen verschwanden. Dieser Musketier kam am 17. Juli 1621 nach Paris, und genau zwei Monate später wurde die erste Frau als vermisst gemeldet, Jeanne Albraid, die Tochter des Kaufmans Jaques Albraid. Und von diesem Zeitpunkt an verschwanden im Abstand von mehreren Monaten immer wieder Frauen spurlos, die letzte vor fünf Monaten. Also damit ist für mich der Fall klar, Inspektor, dieser Athos ist auf jeden Fall schuldig."
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Kapitel Aramis und Claire
Hotel zu den drei Eichen, Morgen des 14. November 1628
Aramis hatte Claire nun schon ein paar Tage nicht mehr gesehen, nachdem sie sich gestritten hatten, und er vermisste sie sehr. Ganz gleich was er auch tat um sich abzulenken, sie ging ihm einfach nicht mehr aus dem Kopf, und genau das machte ihm Angst. Er war sich mittlerweile sicher, dass sie irgendetwas zu verbergen hatte, und dass sie etwas mit all dem Unglück, das Athos gerade zustieß, zu tun hatte, er vermutete, dass irgendjemand, der Athos abgrundtief hasste, zum Lügen angestiftet hatte. Auch er begann sich mittlerweile zu fragen, ob Mylady in jener Nacht wirklich vom Henker von Lille enthauptet worden war, oder ob sie selbst diesen Henker, der einen großen Groll gegen sie hegte, dazu überredet hatte, ihr die Flucht zu ermöglichen. Myladys Hinrichtung war am anderen Ufer erfolgt, und es war dunkel gewesen. Sie hatten gesehen, wie der Henker ein Bündel ins Wasser warf, doch war das wirklich ihre Leiche gewesen? Als gläubiger ehemaliger Priester zog Aramis durchaus auch die Möglichkeit in Erwägung, dass Mylady ein Dämon sein könnte, eine Art Wiedergängerin, die man nicht töten konnte, denn schliesslich war sie damals, als Athos sie aufgehangen hatte, auch nicht gestorben. Steckte sie womöglich hinter all den Lügen und Intrigen, hatte sie die Frauen dazu angestiftet, solche Behauptungen in den Raum zu stellen?
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Kapitel Eine schockierende Enthüllung
Pünktlich um zehn Uhr kam Claire aus dem Haus, sie hatte sich in einen leuchtend roten Brokatumhang mit weiter Kapuze gehüllt, so dass ihr Gesicht kaum zu erkennen war. Als Soldat hatte Aramis Erfahrung damit, einer Person leise und unauffällig zu folgen, und so schlich er Claire hinterher und verbarg sich rasch in einem Laternenpfahl oder einer Straßenecke, wenn sie sich wirklich einmal umdrehte. Bei Tageslicht war es natürlich viel schwieriger einer Person heimlich zu folgen als mitten in der Nacht, aber Aramis schaffte es dennoch, ihr ungesehen hinterher zu schleichen.
Claires Weg führte nicht sehr weit, drei Straßen weiter bog sie auf den Place Royale ab und klopfte dort an die Tür des Hauses Nr. 6.
Place Royale Nr. 6...Aramis fragte sich, warum ihm diese Adresse so bekannt vorkam. Während Claire von einem Diener die Tür geöffnet wurde, und sie dann in dem prachtvollen Haus verschwand, fiel es Aramis wie Schuppen von den Augen. Hier hatte d´Artagnan sich doch im letzten Sommer immer mit seiner angebeteten Mylady getroffen...ja sie hatte im Haus Nr. 6 am Place Royale gelebt. Doch Mylady war seit drei Monaten tot..er und die anderen hatten sie selbst durch die Hand des Henkers von Lille sterben sehen. Wer lebte nun in ihrem Haus? Gehörte das Haus nun womöglich wieder dem Kardinal Richelieu? Steckte er vielleicht hinter dem Rachefeldzug gegen Athos? Arbeitete Claire ebenfalls für den Kardinal? Immerhin hatte Athos in La Rochelle am Strand doch sehr freimütig mit dem Kardinal gesprochen, und ihn dadurch womöglich verärgert. Doch würde der Kardinal sich wirklich die Mühe machen, sich so systhematisch an jemandem zu rächen?
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Kapitel Jeanne und Jean
Als Aramis hinter dem Vorhang hervorkam, erschrak er, als er den Hass und die Mordlust in ihren blassblauen Augen sah. Sie hatte ihn sofort erkannt, denn er war ja bei der Hinrichtung dabeigewesen.
"Ihr habt Euch der Komplizenschaft des Mordes an einer hilflosen Frau schuldig gemacht!", fuhr Mylady ihn wutentbrannt an, "dafür werdet Ihr sterben! Ihr steckt mit dem Comte de La Fére und d´Artagnan unter einer Decke, deswegen ist Euer Leben verwirkt!"
Mylady trug ein safrangelbes Brokatkleid, und sie war in ein Korsett eingeschnürt. Aramis hoffte, dass dieses Korsett sie in ihrer Beweglichkeit so einschränken würde, dass er im Kampf die Oberhand behalten, und sie zur Strecke bringen konnte ohne sie töten zu müssen.
"Mutter, wir haben Hunger, aber es ist nichts im Haus."
Auf einmal standen zwei Kinder in der Tür, ein etwa siebenjähriges dunkelhaariges Mädchen und ein blonder Junge, der kaum älter als drei Jahre sein konnte. Die beiden hielten sich bei den Händen und blickten ihre Mutter mürrisch an. Die Kinder kamen näher heran, sich noch immer an den Händen haltend, doch als sie Aramis erblickten, hielten sie erschocken inne. Der Junge glich Mylady, er hatte ihr hellblondes Haar und ihre blassblauen Augen, außerdem war er ihr wie aus dem Gesicht geschnitten. Das Mädchen jedoch...als Aramis sie genauer betrachtete, da war es ihm, als ob er in Athos Augen blicken würde. Die Kleine hatte seine Augen, seine Gesichtszüge, seine Haare. War es tatsächlich möglich, dass Mylady damals von Athos schwanger gewesen war? Der Knabe musste Lord Winters Sohn sein, vermutete der Musketier.
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Kapitel Das Selbstmördergrab
Aramis und d´Artagnan suchten den ganzen Markt nach den Kindern ab, konnten sie jedoch nirgendwo entdecken.
"Ist das da vorne nicht Claire?"; fragte der Gascogner Aramis und deutete auf eine vornehm gekleidete junge Frau, die mit einem heruntergekommen wirkenden jungen Mann an einem Stand, an dem Teigtaschen verkauft wurden, tuschelte.
Sie nahm vom Verkäufer zwei goldgelb gebackene Taschen entgegen und reichte eine davon dem Fremden. Während sie auf ihn einredete, brach er große Stücke von der Pastete ab und stopfte sie sich in den Mund, kaute gierig, hörte ihr zu und nickte zustimmend. Kurz darauf stecke sie ihm ein paar Münzen zu und sagte noch etwas zu ihm, bevor sie ihren Weg über den Marktplatz fortsetzte.
"Los kommt, ich will wissen was Claire vorhat, wir folgen ihr unauffällig", meinte Aramis, "die Kinder finden wir jetzt sowieso nicht, darum kümmern wir uns dann später. Eigentlich brauchen wir sie gar nicht zu suchen, da sie gewiss früher oder später zu Myladys Haus am Place Royale zurückkehren werden. Kinder in ihrem Alter gehen immer nach Hause wenn es dunkel und draußen kalt wird."
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Kapitel Dunkle Geheimnisse
In der fensterlosen Kerkerzelle hatte Athos längst jedes Zeitgefühl verloren, wusste nicht ob gerade Tag oder Nacht war. In trübe Gedanken versunken hockte er auf dem kalten Steinboden. In der Zelle gab es keine Pritsche, nur einen Haufen mit faulig stinkendem Stroh, auf den er sich weder setzen noch legen wollte. Zu essen bekam er nur trockenes Brot und Brei, doch er hatte ohnehin keinen Appetit, so bedrückt wie er im Moment war. Er verstand einfach nicht, warum diese Claire behauptet hatte, er habe ihr Gewalt angetan. So sehr er sich auch den Kopf zerbrach, er kam nicht darauf, wo er sie schon einmal gesehen hatte. Sie kam ihm vage bekannt vor, wie eine ganz ferne Erinnerung. Aber obwohl er sich nicht an sie erinnern konnte, war er felsenfest davon überzeugt, dieser jungen Frau nie ein Leid getan zu haben. Wieso hasste sie ihn nur so sehr? Was, wenn es ihm nicht gelingen würde, seine Unschuld zu beweisen? Bei dem Gedanken womöglich auf dem Schafott zu enden, liefen ihm eisig kalte Schauder über den Rücken. Sein Leben war keinen Pfifferling mehr wert, wenn es seinen Freunden nicht gelang seine Unschuld zu beweisen. Und diese Claire hatte anscheinend alles so raffiniert eingefädelt, dass es nicht leicht sein würde, einen Beweis für ihre Intrige zu finden. Er fragte sich, wer diese anderen Frauen umgebracht hatte. Hatte Claire auch damit etwas zu tun? Hier unten wurden Sekunden zu Minuten, Minuten zu Stunden und Stunden erschienen ihm wie ganze Tage. Der Wärter hatte seine Bitte nach einer Kerze mit den Worten, dass er doch lieber in der Dunkelheit in sich gehen und über seine brutalen Taten nachdenken solle, abgewiesen. Wie lange war er schon hier unten? Einen Tag oder zwei oder drei? Ihm kam es vor, als ob es mindestens eine Woche wäre, obwohl er wusste, dass das nicht sein konnte, denn er hatte erst viermal eine Mahlzeit erhalten, seitdem er hier eingesperrt war.
Mittlerweile begann er sich zu fragen, ob er es nicht sogar verdient hatte hier im Kerker zu sitzen, denn immerhin hatte er vor sieben Jahren versucht seine Frau zu erhängen und dieselbe Frau vor zwei Monaten durch den Henker von Bethune hinrichten lassen. Sicher, Mylady de Winter war mit ihrer Mordlust und ihrer eiskalten, berechnenden Art wie ein Geschöpf aus der Hölle gewesen, doch gab ihre Bosheit und Hinterhältigkeit ihm wirklich das Recht, sie hinrichten zu lassen? Im Grunde war er nichts weiter als ein Mörder und schon seit jenem Tag an dem er die Lilie entdeckt und Anne erhängt hatte, quälten ihn schlimme Gewissensbisse.
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Kapitel Ein Mädchen namens Henriette
Porthos, Aramis und d´Artagnan hatten beschlossen, zu der direkt neben dem Friedhof der Unschuldigen gelegenen Pfarrkirche Saint Eustace zu gehen um sich vom dortigen Pfarrer die Kirchenbücher der letzten zehn Jahre zeigen zu lassen. Üblicherweise trugen die Priester dort auch die Sterbefälle ein, bei denen es sich um Selbstmord handelte und sie hofften, auf diese Weise herausfinden zu können um wen Claire trauerte und wie das Ganze mit Athos zusammenhing. Normalerweise gewährte der Pfarrer niemandem einfach so auf Anfrage Einblick in die Kirchenbücher, doch da die Männer zu den Musketieren des Königs gehörten, machte er eine Ausnahme. Abbé Francis, der in einem kleinen Haus direkt neben der Kirche wohnte, bat die drei Männer herein und führte sie in sein Schreibzimmer, wo er in bis an die Decke reichenden wurmstichigen Holzregalen die Kirchenbücher der Gemeinde Saint Eustace, die beinahe hundert Jahre zurückreichten, aufbewahrte. Ein großes Fenster, aus dem man über einen Teil des Friedhofs blicken konnte, tauchte den schlicht eingerichteten großen Raum in helles Tageslicht, hell genug zum Lesen.
"Könntet Ihr uns die Kirchenbücher der letzten zehn Jahre heraussuchen?", bat Aramis den Geistlichen.
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