Conséquences von kaloubet
Durchschnittliche Wertung: 5, basierend auf 27 BewertungenKapitel Île d´Ouessant
Île d´Ouessant
Er saß im Gras an der Spitze der unteren Landzunge der Île d´Ouessant, deren beiden Landzungen von oben betrachtet fast aussehen wie die Scheren eines Krebses, und blickte auf das Meer und die gischtumwobenen Felsen vor der Küste. Es war ein warmer Tag und eine neugierige Hummel umsummte den still dasitzenden Mann, der sich schon seit längerer Zeit nicht bewegt hatte, als wolle sie überprüfen, ob er noch Mensch war oder schon Gestein.
Er verscheuchte sie nicht, genoss die ungewohnte Wärme und gestand sich ein, dass seine Mission gescheitert war. Es waren nun schon mehr als drei Monate, dass er die Küste Frankreichs absuchte, nach der berühmten Stecknadel im Heu. Er war auf den Inseln gewesen, die der Fischer ihm genannt hatte, hatte sich in schwankende, kleine Boote gewagt, wäre mehr als einmal fast mit ihnen an den Riffen zerschellt. Dann hatte er Ouessant abgeritten, einmal rundum, aber in dem Gewirr der Felsen, bei der Menge an kleinen Buchten, Einkerbungen und einsamen Gehöften, war ihm klar geworden, dass er nie, niemals jedes Versteck finden könnte. Er hatte die Bretagne verlassen, war nach Norden gezogen, in die Weiten der Baie de Somme, an die Sandstrände von Dünkirchen, aber auch da hatte er nichts gefunden. Nicht einmal einen Hinweis, kein Gerücht, nichts. Es war, als existierten diese Piraten nur in seinen Träumen und doch verschwanden die Schiffe. Wieder war eines verschwunden, wieder hier, vor der Pointe de Penmarch dieses Mal, vor drei Wochen. Und irgendwie hatte es ihn zurückgezogen auf diese Insel, obwohl die Pointe de Penmarch auf dem Festland lag. Irgendetwas hatte er gesehen oder gespürt, vielleicht war es auch Einbildung, aber bevor er endgültig abreiste, hatte er diese Insel noch einmal besuchen wollen. Doch in den zwei Wochen, die er nun schon hier war, war nichts passiert. Und so hatte er schließlich aufgegeben, hatte sich mit den Fischern von Feunteun Vélen befreundet, obwohl er ihren Dialekt kaum verstand, hatte Fische und Meeresfrüchte gegessen, Cidre getrunken und sich einfach Tage des Nichtstuns gegönnt. Morgen würde er sich auf den Heimweg begeben und sein Scheitern eingestehen, wobei er sich sagte, dass es eine unmögliche Aufgabe gewesen war. Heute aber würde er hier sitzenbleiben bis es dunkel wurde, allein in dieser grandiosen Landschaft, und dann zurückgehen in das kleine Steinhaus, in dem er logierte.
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