Das Urteil des Paris von Aramis
Durchschnittliche Wertung: 5, basierend auf 43 BewertungenKapitel Unverhoffter Besuch
Die nächsten Tage vergingen mit ländlichen Beschäftigungen, familiärem Beisammensein und heimlichen Plänen, und am Morgen des siebenten Tages brachen wir auf. Ich hatte Henri gebeten, seiner Gemahlin wie ihrer Cousine die unabdingbare Notwendigkeit unserer Reise zu erklären, über ihren wahren Anlass aber möglichst Stillschweigen zu bewahren, und dies schien ihm auch einigermaßen gelungen zu sein. Tante Pünktchen witterte zwar prompt Unheil, doch sie hielt an sich, aus Sorge um ihre Cousine und um des häuslichen Friedens willen, bloß der kleine Armand war sehr ärgerlich und schmollte, weil sein Papa ihn nicht mitnehmen wollte, in die verlockende Stadt Paris, vor deren Toren der Onkel wohnte. „Aber wenn ich groß bin, dann reite ich hin!“, verkündete er mit zornig gerunzelter Stirne und erhobener Stimme, „ich will auch den König in seinem goldenen Schloss sehen!“
„Natürlich, mein Liebling!“, tröstete ihn seine Mutter, „wenn du groß und stark geworden bist und gelernt hast, den Degen zu führen, dann darfst du sogar ganz alleine nach Paris reiten!“ Doch sie seufzte dabei leise und warf Henri verstohlen einen wehmütigen Blick zu. Ach, die Kinder wurden doch viel zu rasch erwachsen und verließen zu früh ihr trautes Elternhaus! Und nicht nur das - mon Dieu, was hatte ihr lieber Gemahl bloß vor? Er war so düster und verschlossen, als sie ihn darum fragte, und erklärte bloß, er müsse sich sofort auf den Weg machen, um die Ehre seines Vaters wiederherzustellen! Himmel, hatte man diese etwa posthum beleidigt? War René, sein Bruder, deshalb hierher gekommen? Oh, l`honneur! Nichts war einem wahren Edelmann heiliger als diese! Und die des hochverehrten Herrn Vaters überstieg, ebenso wie diejenige der über alles geliebten Mutter, die eigene Ehre noch um ein Vielfaches mehr!
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