Der Pariser Totentanz von Silvia
Durchschnittliche Wertung: 5, basierend auf 6 BewertungenKapitel Prolog
Niemand wunderte sich sehr darüber, als man im Faubourg St.-Germain einen Bettler ermordet auffand. Auch die Tatsache, daß nur kurze Zeit später aus der Gegend um die Weinberge des Montmartre die Ermordung eines Einsiedlers gemeldet wurde, kümmerte die Pariser nicht sonderlich. Nicht einmal der seltsame Umstand, daß bei beiden Toten ein Zettel mit einer merkwürdigen Inschrift gefunden wurde, vermochte irgend einen Menschen, der davon hörte, erschüttern. Morde passierten doch heutzutage beinahe täglich… Dafür sorgten schon die verschiedenen Garden… Was scherte es da einen braven Pariser Bürger, wenn ein Bettler und ein Einsiedler umgebracht wurden? Irgend jemand, der sich wichtig machen wollte, hatte die Tat begangen, und um noch ein wenig geheimnisvoller zu erscheinen, hatte er die Zettel bei den Toten zurückgelassen. Auf die gleiche Weise erklärten sich die meisten Pariser die beiden Toten, die nur wenige Tage später gefunden wurden. Ein einfacher Bauer, niemand kannte ihn, der seine Waren in der Stadt hatte verkaufen wollen und ein kleiner Pfarrer aus der Rue Monconseil waren die Opfer gewesen. Auch diesmal waren Zettel mit geheimnisvollen Versen neben den Toten gefunden worden. Die Stadtwache kümmerte die Sache nicht weiter, sie hatte so viel zu tun, daß vier Tote, die niemanden groß interessiert hatten, es nicht wert waren, in dieser Sache Ermittlungen anzustellen. Doch nicht alle Pariser blieben so gleichgültig. Einer war auf die merkwürdige Häufung ungeklärter Todesfälle mit ähnlichen Begleitumständen aufmerksam geworden. Es gehörte gewissermaßen zu seinem Beruf, hinter einer scheinbar bedeutungslosen Angelegenheit mehr zu vermuten – und hinter dieser Geschichte schien weit mehr zu stecken als es für die meisten Pariser den Anschein hatte.
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Kapitel Im Nebel
Es war kalt und dunkel im Wald. Der Abend dämmerte bereits und dichter Nebel stieg vom feuchten Waldboden und den umliegenden Wiesen auf. Durch das dichte Blätterdach, das sich bereits gelb verfärbte, gelangte nur selten etwas Licht hindurch. Eine fast bedrohliche Stimmung lag über dem Wald.
So empfand es wohl auch der Reiter, der sein Pferd auf dem schmalen Pfad einen bedächtigen Schritt gehen ließ und eine Hand am Degengriff liegen hatte – bereit, die Waffe jederzeit zu ziehen. Wachsam und mißtrauisch musterte er das dichte Gebüsch und die Bäume links und rechts des Pfades, als fürchtete er jeden Augenblick einen Angriff. Er parierte sein Pferd, als er vor ihm ein Geräusch vernahm. Leise zog er seinen Degen und spähte aufmerksam in die Dunkelheit. Doch der Nebel nahm ihm die Sicht. Eine Weile wartete er ab, doch als sich nichts mehr regte, setzte er sein Pferd wieder in Bewegung und wagte sich vorsichtig weiter vor – noch langsamer als zuvor. Wieder erklang das Geräusch und diesmal konnte er es zuordnen: es war das Schnauben eines Pferdes nur wenige Schritt vor ihm. Möglichst lautlos stieg er ab, band sein Pferd an einen tiefhängenden Ast und näherte sich der Stelle, von der er das Schnauben gehört hatte. Seinen Degen hielt er fest in der Hand. Als er auf eine Lichtung gelangte, hielt er inne. Der Nebel war mittlerweile fast undurchdringlich geworden, aber die Bäume ließen genügend Licht hindurch, daß er das Pferd erkennen konnte. Es rupfte am Rand der Lichtung ein wenig Gras. Es war allein, trug jedoch Sattel und Zaumzeug. Er erkannte das Tier sofort. „Ich bin zu spät gekommen“, murmelte er ganz leise. Er hatte geahnt, daß etwas derartiges passieren würde – von Anfang an war ihm nicht wohl bei der Sache gewesen. Und nun hatten sich seine Befürchtungen tatsächlich bewahrheitet – Monsieur de Tréville war verschwunden. Wieso nur hörte er niemals auf seine Untergebenen?
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