Die Saat des Bösen von AlienorDartagnan
Durchschnittliche Wertung: 5, basierend auf 54 BewertungenKapitel Mit den Waffen einer Frau
Ich bin richtig aufgeregt, als Georges und ich die Grafenfamilie zu ihrem Schloss begleiten. Die de La Féres besitzen eine große Kutsche auf der auf beiden Seiten ihr Wappen zu sehen ist. Ein kapitaler brauner Hirsch mit einem riesigen Geweih und darüber prangen drei goldgelbe Lilien. Ich kenne mich mit Adelswappen gut aus, daher weiß ich, dass nur Familien, die beim König durch besondere Verdienste in hoher Gunst stehen, dies in ihrem Wappen führen dürfen. Ein Vicomte dessen Familie aus altem Adel stammt und beim König in besonderköniglichen Liliener Gunst steht, das ist beinahe genauso gut wie ein Marquis. Der Innenraum der Kutsche ist so geräumig, dass auf jeder Seite drei bis vier Personen bequem nebeneinander Platz finden können. Der Vicomte erweist sich als äußerst galant, er reicht mir eine Hand um mir beim Einsteigen zu helfen. Während der Fahrt sitze ich ihm gegenüber, und stelle zufrieden fest, dass er mir ein sanftes, verträumt wirkendes Lächeln schenkt. Er ist bereits dabei meinem Zauber zu erliegen, und da ist er nicht der einzige.
Sein etwa vierzehnjähriger Bruder, der eine ihm bis aufs Haar gleichende jüngere Ausgabe von ihm ist, schenkt mir ein zaghaftes Lächeln und sucht während der gesamten Fahrt den Augenkontakt mit mir. Als er sieht, dass Olivier mich anlächelt und mir tief in die Augen schaut, wirft er ihm einen hasserfüllt wirkenden Seitenblick zu. Meine Menschenkenntnis sagt mir, dass nicht ich alleine die Ursache dafür sein kann. Diese beiden Brüder haben kein gutes Verhältnis zueinander, das erkenne ich auf Anhieb. Ich vermute, dass dieser Enguerrand gar nicht an mir interessiert ist und mich nur deswegen mit Interesse beäugt, weil er gemerkt hat dass der Vicomte sich für mich interessiert. Dieser junge Mann gönnt seinem älteren Bruder vermutlich nicht einmal die Butter auf dem Brot. Der andere Bruder, der Blondschopf hat nicht einen Blick für mich übrig und schaut die ganze Zeit stoisch aus dem Fenster. Ich bin ganz froh, dass er mich nicht beachtet, denn sein pickliges, an einen Streuselkuchen erinnerndes Gesicht löst bei mir großen Abscheu aus. Er sieht seinen Brüdern überhaupt nicht ähnlich, und ich frage mich, ob er die beiden wohl um ihre Schönheit beneidet. Selbst ohne die Pickel im Gesicht wäre dieser Raoul kein gutaussehender Mann, und ich bin sicher, dass er es als Zweitgeborener, der kein Erbe zu erwarten hat, schwer haben wird eine Frau zu finden. Keine Frau hält es mit so einer hässlichen Kröte aus, wenn sie dafür nicht mit Geld und Ländereien entschädigt wird.
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