Die Saat des Bösen von AlienorDartagnan
Durchschnittliche Wertung: 5, basierend auf 54 BewertungenKapitel Das Feuer
Zwei Wochen später, in einem Waldstück in der Nähe des Dorfes Vitray, Anfang September 1617
In den letzten zwei Wochen habe ich mich fast jeden Tag mit dem Vicomte getroffen. Wir waren gemeinsam auf Falkenjagd, sind zusammen ausgeritten und haben schon mehrmals im Wald auf einer kleinen Lichtung ein Picknick gemacht. Es ist für mich kein Vergnügen, mit diesem gefühlsduseligen Narren meine Zeit zu verbringen und mir sein rührseliges Gewäsch anhören zu müssen. Allmählich beginne ich, eine regelrechte Abneigung gegen ihn zu empfinden. Wenn ich etwas nicht leiden kann, dann sind es Menschen mit einem stark ausgeprägten Gerechtigkeitssinn und Ehrgefühl, denn sie haben einfach nicht den Mut dazu, auch einmal die Regeln zu brechen und das zu tun was sie gerne tun möchten. Zu meinem Verdruss wurden ich und Georges nicht noch einmal zum Diner auf das Schloß eingeladen, und gestern hat Olivier mir erzählt, dass sein Vater ihm verboten habe, sich mit mir zu treffen, da er der Meinung sei, dass ich nicht an ihm, sondern an seinem Vermögen interessiert sei. Ich frage mich, wie es möglich ist, dass der Alte mich so leicht durchschaut hat, obwohl ich mich doch so exzellent verstellt habe. Er scheint genau wie ich eine ausgeprägte Menschenkenntnis zu besitzen, sonst hätte er niemals erkennen können, dass ich seinem Sohn nur etwas vormache. Wenn er für mich zum Hindernis wird, werde ich mir etwas ausdenken müssen, um ihn aus dem Weg zu räumen. Ich bin dem Vermögen der de La Féres jetzt schon so nahe, und ich werde nicht zulassen, dass der alte Comte mir das zerstört. Außerdem wäre es sowieso besser, wenn Olivier bald Comte wird, da er so über das gesamte Vermögen frei verfügen könnte. Ich hatte ja gehofft, dass er mir schon bald Schmuck und Kleider schenken würde, doch bisher hat er das nicht getan. Und weil Georges mir keine prachtvollen Kleider kaufen will, muss ich immer in diesen trostlos aussehenden schwarzen Samtkleidern, von denen er gleich drei Stück besorgt hat, herumlaufen. Aber zumindest hält das den Vicomte nicht davon ab, mir den Hof zu machen, denn dank meiner Schönheit wirke ich selbst in diesen altjüngferlichen Kleidern anziehend auf ihn.
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