Die Schlangengrube von AlienorDartagnan
Durchschnittliche Wertung: 5, basierend auf 71 BewertungenKapitel Das Weihnachtsgeschenk
Paris, Palais am Place Royale, Weihnachten 1638
In den fast vier Monaten, die Alais nun schon im Stadtpalais lebte, hatte der Kardinal sie zweimal zu sich rufen lassen, um sich ein Bild von ihren Fortschritten zu machen. Dann hatte er jedes Mal ein paar Dokumente vor sich liegen, und stelle ihr Fragen über die höfische Etikette, Amerika, und der Geschichte der bedeutensten französischen Adelsgeschlechter, und ausserdem ließ er sich von ihr die verschiedenen Arten von von Hofknicksen, und mit einem seiner Diener die höfischen Tänze, die sie mit Madame oft geübt hatte, vorführen. Doch obwohl er mit ihren Fortschritten immer sehr zufrieden war, gewährte er ihr, wenn sie höflich danach fragte, nicht einen einzigen freien Tag.
Und so waren mittlerweile fast vier Monate vergangen, eine sehr harte Zeit für Alais, die sich noch immer nicht mit dem Korsett und Madames strengen Unterrichtseinheiten abfinden konnte. Ihr brummte mittlerweile der Kopf von all den vielen kuriosen höfischen Regeln, die ihrer Meinung nach einfach nur absurd waren. König und Königin taten ihr sehr leid, denn sie hatte gelernt, dass die beiden so gut wie keine Privatsphäre hatten, weil sie fast rund um die Uhr von ihren Höflingen und Dienern umgeben waren. Als Madame ihr erzählt hatte, dass es unter den Höflingen als besonderes, hart umkämpftes Privileg galt, dem König beim essen zusehen zu dürfen, hatte sie nur ungläubig den Kopf geschüttelt, und sie begann sich zu fragen, ob König und Königin es gelernt hatten, zwischen Speichelleckern, die nur auf ihren Vorteil und besondere Privilegien bedacht waren, und echten Freunden, denen sie vertrauen konnten, zu unterscheiden.Gab es für die beiden überhaupt so etwas wie echte Freunde? Doch wenn nicht, wem konnten sie überhaupt noch vertrauen? Schon seit Jahren kursierten Gerüchte, dass es mit der Ehe des Königspaares nicht zum Besten stand, und so war die Geburt des so lange ersehnten Dauphins für die Öffentlichkeit eine große Überraschung gewesen. Je mehr sie darüber grübelte, umso unbehaglicher fühlte Alais sich bei dem Gedanken, schon bald die arme Königin ausspionieren zu müssen. Sie hoffte inständig, dass sie während ihres Aufenthaltes bei Hofe nichts Kompromittierendes über Königin Anna herausfinden würde, was dazu führen könnte, dass sie vom König geschieden und verbannt wurde.
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