Kapitel Kapitel 15
Kardinal Richelieu erhob sich von seinem Schreibtisch, trat ans Fenster und spähte gespannt in den Hof hinunter - ja, er hatte sich nicht getäuscht, ein Wagen war soeben vorgefahren, und er sah zwei seiner Gardisten mit respektvollem Salut an den Kutschenschlag treten, der soeben von einem Lakaien geöffnet wurde. Parbleu, das musste er sein! Pater Denis Pétard, allseits bekannter Superior des Jesuitenkonvents zu Noisy und einer der gelehrtesten Männer Frankreichs. Hatte er doch seinerzeit hier zu Paris Theologie unterrichtet und die akademische Welt ob seines messerscharfen Geists und seines umfassenden Wissen in höchstes Erstaunen gesetzt! Der Kardinal holte tief Luft, diable, gegen diesen Herrn musste er sich wappnen! Pater Pétard war entschieden kein simpler Gegner wie andere hier, nein, er war eine Persönlichkeit! Und dass er so dermaßen rasch hier im Palais du cardinal erschien, bewies nur zu deutlich, dass Richelieus Botschaft ihn in Rage versetzt haben musste! Nun ja, zugegeben, es schien tatsächlich politisch höchst bedenklich, einen Angehörigen der Societas Jesu unter Arrest zu stellen, aber was hätte er, Richelieu, denn tun sollen?! Dem Wort des jungen Mannes etwa unbesehen glauben? Nein, diese Angelegenheit hatte streng geprüft zu werden, ehe man daran denken konnte, ihn wieder auf freien Fuß zu setzen! Denn wenn Pater Schott tatsächlich ein doppeltes Spiel trieb, dann musste sich dies nun klar erweisen! Allerdings machte der junge Mann beileibe nicht den Eindruck, als hätte er etwas auf dem Kerbholz, und er, Richelieu, war ein guter Menschenkenner. Aber die Anschuldigungen dieses Schurken de Macaire, den er umgehend in die Bastille befördern hatte lassen, wogen schwer, und daher schien es ihm nicht opportun, einfach darüber hinwegzusehen. Pater Schotts Vorgesetzten über die stattgehabten Geschehnisse sofort zu informieren war jedoch seine unbestrittene Pflicht, und dass dieser prompt erschien, um seinen jungen Mitbruder herauszuhauen, ließ sich in der Tat vorhersehen. Nun denn, mochte der Herr nur kommen! Der Kardinal wandte sich um und lauschte gespannt. Richtig, da erklangen auch schon rasche, forsche Schritte, diese hielten vor der Türe zu seinem Büro, und man klopfte vernehmlich. Auf Richelieus Aufforderung hin öffnete sich die Türe, und der Comte de Rochefort erschien auf der Schwelle. „Eure Eminenz, der hochwürdige Herr Superior der Jesuiten zu Noisy, Monseigneur Pétard, wünscht Euch dringend zu sprechen!“
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