Kapitel Kapitel 5
Das Collège de Clermont zu Paris, vormals Residenz der Bischöfe von Langres, zählte zu den ehrwürdigsten und berühmtesten Bildungseinrichtungen Frankreichs. Benannt nach seinem Stifter, Guillaume Duprat, Bischof von Clermont, der das bereits seit dem vorigen Jahrhundert bestehende Pariser Jesuitenkolleg großzügig in seinem Testament bedachte, entwickelte sich dieses zu einer der führenden wissenschaftlichen Ausbildungsstätten des Landes, zu deren Kapelle König Heinrich III. in eigener Person den Grundstein gelegt hatte. Zwar traf das Collège dazumal ein heftiger Schicksalsschlag, als einer seiner ehemaligen Schüler, Jean Châtel, auf König Heinrich IV. ein Attentat verübte, was zur Schließung des Kollegs und zur kurzzeitigen Verbannung der Jesuiten aus Frankreich führte. Doch im Jahre 1618 öffnete das Collège de Clermont, dank der Erlaubnis des jungen Königs Louis XIII, wieder seine Pforten, und der neuerliche Zustrom seiner Schüler wuchs beständig, sehr zum Ärger der Professoren der Pariser Sorbonne, die sich durch solch überragende Konkurrenz massiv bedrängt sahen. Auch seitens der Jansenisten gab es beständig Anfeindungen, doch all diese Querelen konnten dem Collège und seinem hervorragenden Ruf nichts anhaben. Ja, es schien wahrhaftig, als hielte der Allmächtige Seine schützende Hand über die Patres! Oder waren sie schlicht mit dem Teufel im Bunde?
Den Abbé d`Herblay wandelte prompt ein seltsames Gefühl an, beim Anblick dieses imposanten Gebäudes, und die Erinnerung an jene Jahre, die er seit der Wiedereröffnung des Collèges bis zu seinem unglücklichen Hinauswurf hier verbrachte, stieg im Angesicht der hohen, respektgebietenden Mauern so klar und deutlich in ihm hoch als hätte alles damals Vorgefallene erst gestern stattgefunden.
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