Kapitel Kapitel 9
Der Küster von Notre Dame hielt stirnrunzelnd inne, den Staubwedel in der Hand - beim Allmächtigen, welcher Wüstling war denn da an der Türe?! Jemand schlug unentwegt mit der Faust dagegen, ja, es schien ihm gar, man trat mit den Füßen gegen sie! Mon Dieu, war das etwa eine städtische Räuberbande, die wehrlose Bürger in ihren Wohnungen überfiel?!
„Aufmachen! Hola, Bazin! Öffne die Tür!“
Bei allen Heiligen, was für eine Stimme! Der Küster glaubte sich plötzlich in jene schreckliche Zeit zurückversetzt, als er noch Diener bei Monsieur Aramis war, und dieser den königlichen Musketieren angehörte! Herr im Himmel, war das etwa gar - ? „Wer ist da?“, rief er bang und fühlte, wie ihm kalter Schweiß auf die Stirne trat, nein, das konnte nicht sein, er musste träumen!
„Ich bin es! Athos!“, schrie da die Stimme wieder, drängend vor Ungeduld, „mach endlich auf!“ Und eine Faust hämmerte abermals gegen die Türe.
„Oh, bitte habt Geduld, ich komm ja schon!“, krächzte Bazin zurück und knüpfte mit fahrigen Händen seine Schürze auf – Herrgott, damit konnte er sich doch vor dem Grafen nicht blicken lassen! Er schleuderte sie beiseite und lief zur Türe, mit bebender Hand drehte er den Schlüssel im Schloss und öffnete sie. Doch was er sah, ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren: Der Comte de la Fère stand auf der Schwelle, von Kopf bis Fuß nass und völlig derangiert, an seiner Seite ein großer, muskulöser Mann in rußbeschmiertem Lederschurz, und beide stanken dermaßen nach Rauch und Qualm, dass es schier unbeschreiblich war. Aber als er den leichenblassen Mann erkannte, den sie mit vereinten Kräften trugen, wollte ihm beinah das Herz stillstehen. „M…Monsieur l`abbé!“, keuchte er erstickt und starrte entsetzt auf den Verletzten, „um Himmels willen, Messieurs, was ist geschehen?!“
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