Drum schlafet wohl... von Percy
Durchschnittliche Wertung: 5, basierend auf 1 BewertungenKapitel Drum schlafet wohl...
Der Morgen dämmerte, es war noch früh, die ersten Vögel begannen zaghaft ihr Konzert.
Er wollte noch nicht wachwerden. In den frühen Morgenstunden war es am schönsten im Bett, die Wärme der langen Abendstunden hatte sich verzogen, das Haus war angenehm abgekühlt, dank der über Nacht geöffneten Fenster und Türen.
Gemütlich war es im Bett. Sehr gemütlich. Irgendwie anders als sonst, aber er fühlte sich geborgen und entspannt.
Er schlief noch einmal ein.
Schließlich erwachte er doch. Er spürte die angenehme Wärme eines Körpers neben sich, an seiner Schulter lehnte ein dunkler, wirrer Haarschopf, er hörte regelmäßige Atemzüge.
Entspannt reckte er sich, blickte zur Seite – und sah einen Bart!
Schockschwerenot! Ein Mann! Er lag mit einem Mann im Bett! Natürlich, d’Artagnan und er waren Bettgenossen und teilten sich die Bettstatt brüderlich.
Sein erster Impuls war, aus dem Bett zu springen, doch jetzt seufzte d‘Artagnan im Schlaf, kuschelte sich noch näher an ihn und legte einen Arm auf seine Brust.
Gaaaaanz ruhig, mein Lieber, gaaanz ruhig! Er versuchte, seinen Atem zu beruhigen. Schließlich hatte er sich wieder im Griff, entspannte sich. So schlecht war es nun auch nicht, hier zu liegen. Er blickte zur Seite: D’Artagnans Gesicht war im Schlaf entspannt, er sah jünger und sehr unschuldig aus. Sein Blick glitt an der schlafenden Gestalt entlang und ihm verschlug es den Atem. D’Artagnan trug sein langes Hemd, das ihm im Schlaf bis zur Taille hochgerutscht war. Und er trug NUR sein Hemd. Unterhalb der Gürtellinie sah er eindeutig weniger unschuldig aus!
Er beglückwünschte sich zu seiner eigenen Entscheidung, in T-Shirt und Boxershorts zu schlafen, während der Gascogner eben seine eigene Unterwäsche wählte…… mehr gab es damals ja nicht als Unterbekleidung….
Um die Situation zu vervollständigen, murmelte der Musketier etwas im Schlaf und legte sein Bein auf das des Freundes. Kompletter Kontakt! Der Freund rang um Atem! Du lieber Himmel, wie sollte er hier wieder rauskommen?
Vorsichtig versuchte er, den anhänglichen Schlafenden zur einen Seite und sich unter ihm zur anderen Seite zu bewegen – vergeblich! Selbst im Schlaf waren die Reflexe des Gascogners unwiderstehlich, er hielt den Freund noch fester umfaßt, schob sein Bein nachdrücklich zwischen dessen Beine.
Der Freund gab es auf. Erst einmal Atem holen und ruhig bleiben, entschied er.
D’Artagnan fühlte sich gut an, er war schlank, aber nicht knochig, eher durchtrainiert und geschmeidig. Viele Männer würden zehn Jahre ihres Lebens für einen solchen Körper eintauschen. Er grinste. Da konnte er zwar nicht ganz mithalten, aber offensichtlich war er sehr griffsympathisch, sonst würde d’Artagnan ihn nicht so nachdrücklich in seiner Komfortzone festhalten.
Sicherheitshalber schirmte er mit seiner freien Hand (auf dem anderen Arm lag d’Artagnan) seine edelsten Teile ab. Nicht daß sein Bettgenosse im Schlaf das Knie doch weiter hochzog als gut war…..
Als ob er es vorhergesehen hätte, wanderte das Knie des Gascogners langsam höher, er erstarrte. Kurz bevor es in verbotene Zonen kam, rührte sich d’Artagnan neben ihm, hob den Kopf und blinzelte ihn verschwörerisch an. „Guten Morgen, mon ami! Habt Ihr gut geschlafen?“
Ihm verschlug es die Sprache. D’Artagnan lachte leise, seine Augen blitzten, er ließ das Knie und den Arm genau da, wo sie waren! Der impertinente Kerl!
Der Freund japste schließlich: „Ausgezeichnet, mein Lieber! Könntet Ihr wohl…..euer Knie….Ihr versteht?“
D’Artagnan schaute unschuldig zu ihm auf, „Ach, es ist so gemütlich hier…..ich liege so gut!“ Das war sicher die verspätete Rache für seine Indiskretion am Zaun, überlegte der Freund.
Irgendwie kam es dem Musketier überhaupt nicht seltsam vor, neben ihm, einem Mann, aufzuwachen. Seine Gedanken überschlugen sich: Waren die vier sich durch mehr als freundschaftliche Bande zugetan? Wenn ja, wie? Wer mit wem? Und überhaupt: War das damals nicht verboten? Er zwang sich zur Ruhe. Konventionen scherten ihn sonst einen Teufel. Warum nicht einfach die Situation so annehmen, wie sie war? D’Artagnans Gesicht war ihm zugewandt, ohne Zweifel las er seine Gedanken und grinste.
„Mon ami, was habt ihr für komplizierte Gedankengänge! Ihr zerfurcht Eure Stirn!“
„Äh, ja….. nun ja….ich bin es nicht gewohnt, neben einem Mann aufzuwachen…..“ Er biß sich auf die Lippe. Das klang ja furchtbar!
D’Artagnan kicherte leise. „So schlimm?“
„Also, nein….äh, versteht das bitte nicht falsch. Es ist wirklich gemütlich…..“ seine Stimme wurde immer leiser, während der Gascogner ihn mit seinem dunklen Blick ins Visier nahm.
„Ihr seid ein seltsamer Kerl, wißt Ihr das?“
„Wieso?“
„Nun, Ihr habt hier Euer Königreich, gebietet über Haus und Hof und über all diese neumodischen, seltsamen Dinge, die Ihr alle perfekt handhabt…..und dann bringt es Euch aus der Fassung, neben mir, einem anderen Mann, aufzuwachen?“ D’Artagnan lachte leise, warf das dunkle Haar zurück. „Ich glaube, es gibt hier nichts, was Ihr nicht selbst von Euch kennt….“
Dem Freund verschlug es erneut die Sprache. Natürlich, d’Artagnan hatte ja Recht, aber dennoch….. allmählich wurde ihm immer wärmer. Hätte sein Gast nur ein klitzekleines bißchen mehr an, insbesondere unter seinem Hemd….. er fühlte, wie seine Wangen glühten und hoffte, daß sich sein Blutvolumen treulich auf die obere Körperhälfte konzentrieren würde.
„Also….ja, Ihr habt natürlich Recht, aber trotzdem muß ich mich jetzt ganz kurz mal entschuldigen, denn…Ihr versteht sicher…..“ Entschlossen schob er d’Artagnans Knie nach unten, seinen Am von seiner Brust und entfleuchte zur Bettkante. Bevor er sich erhob, zog er sein T-Shirt verlegen nach unten. Vergeblich….irgendwie war es zu kurz.
Am Treppenabsatz vernahm er d’Artagnans leise Stimme vom Bett her: „Übrigens, wißt Ihr was, mein lieber Freund?“
Er verharrte, drehte sich halb zu d’Artagnan um, der genüßlich sein Profil betrachtete. „Was?“
„Ihr fühlt Euch gut an!“
„Aha…!“ Mehr fiel ihm dazu nicht ein und kurzentschlossen trat er die Flucht die Treppe hinunter an. Hinter sich hörte er, wie sich d’Artagnan leise lachend in die Kissen zurückwarf. Der Teufel sollte den Gascogner holen! Jetzt brauchte er wirklich eine kalte Dusche!
Athos und Aramis waren bereits wach, genossen die morgendliche Ruhe und Langsamkeit. Mit geschlossenen Augen hörten sie, wie d’Artagnan oben leise lachte und ihr Gastgeber daraufhin noch leiser an der Couch vorbei in Richtung Badezimmer huschte.
Aramis kicherte, schlug die Augen auf: „Ich glaube, unser Gascogner bringt gerade unseren Gastgeber ein wenig in Wallung!“
Athos blieb mit geschlossenen Augen auf dem Rücken liegen. „Ach ja? Findet Ihr? Er will ihn bestimmt nur etwas herausfordern!“
„Natürlich will er das! Sonst wäre er nicht d’Artagnan! Und ich glaube, unser lieber Freund aus der Zukunft ist sich gerade nicht sicher, wie attraktiv er d’Artagnan findet….“ Aramis grinste. „Umgekehrt denke ich, hat d’Artagnan weniger Hemmungen. Er ist ja recht hübsch, unser Freund. Bißchen pummelig vielleicht, aber es paßt zu ihm.“
„Aramis! Daß Ihr so über einen anderen Mann redet! Was soll ich da von Euch denken?“ Athos verzog beleidigt die Mundwinkel.
Aramis Grinsen wurde breiter. „So? Ihr seid eifersüchtig, mein lieber Athos!“
„Ich? Niemals!“
„Aber ja doch! Und das schmeichelt mir ungemein!“ Aramis rückte näher an Athos heran. „Einen gutaussehenden Mann kann man sich immer anschauen, ebenso eine schöne Frau. Aber kennt Ihr nicht das Sprichwort: ‚Appetit holen kann man sich woanders, gegessen wird zuhause!‘?“ Mit diesen Worten rutschte er blitzschnell an Athos Seite, legte dessen Arm um sich und blickte strahlend zu ihm auf.
Athos kapitulierte angesichts der aufgefahrenen Waffen. „Ja, gut, ich denke, solange Ihr stets zu den Mahlzeiten zuhause seid, kann ich es Euch noch mal durchgehen lassen!“ Und damit zog er Aramis enger an sich und die Decke über sie beide, falls ihr Gastgeber auf dem Rückweg vom Bad einen genaueren Blick riskieren sollte.