Eine Nacht in Toulon von AlienorDartagnan

OT: Das hier ist mein erster Versuch, eine Geschichte einmal in der Form des Ich-Erzählers zu schreiben (sonst wähle ich meistens die dritte Person) und zwar aus Raouls Sicht.

Gestern erfuhren wir auf Bragélonne vom Tod des Königs, den alle nur den Sonnenkönig nannten, und der zweiundsiebzig Jahre lang Frankreich regiert hatte. Im ganzen Land gibt es nur noch sehr wenige Menschen, die sich noch an die Zeit bevor Louis XIV gekrönt wurde, erinnern können, und ich bin einer von ihnen. Als der König geboren wurde war ich vier, als er gekrönt wurde, acht Jahre alt. Vor meiner Geburt diente mein Vater als Musketier am Hof von König Louis XIII, eine Zeit, an die sich jetzt fast niemand mehr erinnern kann. Viele Menschen können gar nicht glauben, dass der Sonnenkönig tot ist, weil er immer dagewesen ist, solange sie zurückdenken können, hielten die meisten ihn für ein unsterbliches, gottgleiches Wesen.
Mein geliebter Vater, der vor fast zwanzig Jahren starb, ach, wie sehr ich ihn doch vermisse. Noch heute tut es mir leid, dass ich ihm als junger Mann so viel Kummer gemacht habe. Ich war damals sehr egoistisch, hatte mich regelrecht in meinem Schmerz vergraben, nachdem Louise mir das Herz gebrochen hatte. Heute weiß kaum noch jemand, dass Louise de La Valiére, die berühmte Mätresse des Sonnenkönigs, einst meine Verlobte gewesen ist. Ach, was habe ich sie damals geliebt, ich hätte alles für sie getan, doch sie verlor ihr Herz an den König, wie so viele andere junge Frauen und Mädchen damals. Und in jenen Tagen, als der König sie regelrecht vergötterte und ihr jeden Wunsch von den Augen ablas, konnte sie nicht ahnen, dass er sie schon bald durch eine andere Mätresse ersetzen und sie dann in ein Kloster abschieben würde.