Enguerrand von AlienorDartagnan

Seitdem Athos aus Toulon, wohin er Raoul begleitet hatte, nach Bragélonne zurückgekehrt war, fühlte er sich von Tag zu Tag elender. Bis zu seinem zweiundsechzigsten Lebensjahr war der Comte de La Fére jugendlich geblieben, ein Kriegsmann der trotz aller Strapazen seine Kraft, trotz allen Unglücks seine geistige Frische, trotz Mylady, Mazarin, Louise de La Valiére und allen, die ihm das Leben erschwerten, seine Heiterkeit bewahrt hatte. Jetzt war er innerhalb weniger Tage ein alter Mann geworden, denn ohne Raoul fehlte ihm jeglicher Halt im Leben. Er aß und trank kaum noch, und anstatt wie früher bereits bei Sonnenaufgang aufzustehen, blieb er nun oft bis zum Mittag im Bett liegen, weil er in der Nacht lange keinen Schlaf gefunden hatte.
Für ihn bestand das Leben nur noch aus Kummer und Schmerz, genau wie damals, als Mylady ihn so bitter enttäuschte, und er viele Jahre lang geglaubt hatte, sie ermordet zu haben. Oft sprach der gealterte Comte tagelang kein Wort, weigerte sich, Besucher zu empfangen. Immer wieder fragte Athos sich, ob er nicht alles hätte tun müssen, damit Raoul nicht nach Afrika ging. Er hatte gewusst, dass sein Sohn in den Krieg zog, weil er dort im Gefecht umkommen wollte, und er hatte ihn gehen lassen, aus Angst, seinen geliebten Sohn vor seinen Augen sterben zu sehen. Nun wurde ihm allmählich klar, dass es seine Aufgabe gewesen wäre, dem verzweifelten Raoul neuen Lebensmut zu geben, und ihm zu verklären, dass er feinen fatalen Fehler machte, wenn er für eine unglückliche Liebe sein Leben wegwarf. Außerdem machte der Comte sich Vorwürfe, weil er nicht schon vor Jahren gemerkt hatte, dass Raoul regelrecht bessen von Louise war. Der Gedanke, dass Raoul wegen seiner Nachlässigkeit in Afrika im Gefecht stand und dort den Tod suchte, war für ihn unerträglich, und er hätte sogar seine Seele verkauft, nur um seinen Sohn wieder in die Arme schließen zu können.