Kapitel No mercy
Die imposante London Bridge, tagsüber einer der belebtesten Orte der Stadt, lag still und verlassen im nächtlichen Dunkel. Niemand ließ sich blicken, kein Mensch kreuzte ihren Weg, nur eine magere Katze huschte an ihnen vorbei, als die vier Freunde mitsamt ihrem Gefangenen der ehemaligen Kapelle zustrebten, die in der Mitte der Brücke lag und seit ihrer Schließung im Zuge der kirchlichen Reformation unter König Heinrich VIII. als Geschäftslokal und Warenlager diente. Welch düsterer Anblick, welch frevelhafte Entweihung dieser vormals so heiligen Stätte! Unter den mächtigen steinernen Pfeilern rauschte die Themse, murmelte ihr dumpfes, unheilverkündendes De profundis, und auf ihren dunklen Wellen glitzerte fahles Mondlicht.
Der schwere Regen hatte seine Spuren hinterlassen, nass glänzte das Kopfsteinpflaster der Brücke, überall gluckerten Rinnsale und schimmerten große Pfützen. Die vier Freunde schritten zügig aus, doch bemüht, dabei keinen verräterischen Lärm zu machen, und verständigten sich bloß flüsternd oder durch stumme Zeichen. Der Verbrecher in ihrer Mitte hatte eingesehen, dass jeder Widerstand zwecklos war; gehorsam ließ er sich von Porthos’ herkulischer Faust, die ihn nach wie vor am Arm gepackt hielt, mitziehen, und d’Artagnans Degen im Rücken überzeugte ihn davon, dass es besser war, keinen Laut von sich zu geben, wenn ihm sein Leben lieb war. So näherte sich der kleine Trupp seinem Ziel, und als die steinerne Fassade der ehemaligen Kapelle vor ihnen auftauchte, zischte Athos dem Räuber zu:
Nach der Anmeldung geht es weiter!
Dieses Kapitel und viele weitere sind verfügbar für Mitglieder. Jetzt anmelden!
Noch kein Account? Jetzt registrieren!