Kapitel Mylady
Lady de Winter murmelte einen überaus undamenhaften Fluch in den pelzbesetzten Kragen ihres Mantels. Ihre Reise nach England hatte von Anfang an unter keinem guten Stern gestanden. Die Überfahrt hatte wegen widrigen Windes um ein Vielfaches länger gedauert als gewöhnlich, und diese Verzögerung hatte ihre Geduld und ihre Nerven aufs Äußerste strapaziert. Was mochte sich nicht alles schon ereignet haben, während sie auf diesem elenden Schiff festsaß und nichts tun konnte außer ruhelos wie ein gefangenes Raubtier vom Bug zum Heck und wieder zurück zu tigern?
Schließlich, nach schier endlosen Tagen auf See, war die englische Küste in Sicht gekommen. Doch kaum hatten sie die Isle of Wight umrundet, waren sie schon von einem kleinen, aber bewaffneten cutter in Empfang genommen worden. Zunächst hatte sie, nichts Böses ahnend, den jungen Kommandanten für einen Lotsen gehalten, der ihr Schiff sicher in den Hafen von Portsmouth steuern sollte, doch schon als er die gesamte Besatzung einschließlich ihrer Person einer gründlichen Musterung unterzogen hatte, waren ihr erste Zweifel gekommen. Aber es war ihr nicht gelungen, seine Absichten zu ergründen, und solange sie sich auf dem Schiff befanden, war es ganz und gar unmöglich, sich seinem Zugriff zu entziehen. Als sie schließlich im Hafen angekommen waren, er ihr Gepäck in das kleine Beiboot laden ließ und sie höflich aufforderte, ihm zu folgen, begriff sie, dass dies nichts anderes als eine gut getarnte Gefangennahme war. Sie beschloss, die erstbeste Gelegenheit zur Flucht zu nutzen.
Nach der Anmeldung geht es weiter!
Dieses Kapitel und viele weitere sind verfügbar für Mitglieder. Jetzt anmelden!
Noch kein Account? Jetzt registrieren!