Kapitel Furioso
Misstrauisch spähte Charlotte durch das kleine Kutschenfenster. Allmählich kamen die ersten Häuser in Sicht, und sie spürte, wie ihre Anspannung wuchs. Nach ihrer Flucht hatte sie sich bis zum Morgen des folgenden Tages in einem Gasthof verborgen gehalten, bis sie es gewagt hatte, eine Kutsche zu mieten und nach Portsmouth zurückzukehren. Sie wusste, dass sie auf der Hut sein musste. Das Risiko, welches ohnehin mit ihrem Auftrag verbunden war, schreckte sie wenig, aber die Geschehnisse bei ihrer Ankunft im Hafen gaben ihr dennoch zu denken. Ihr wäre wohler gewesen, wenn sie wenigstens gewusst hätte, wer dahintersteckte.
Sie lehnte sich in die Polster zurück und grübelte. Wer war der junge Offizier gewesen, der versucht hatte, sie festzunehmen? Sie war sicher, dass sie ihm noch nie zuvor begegnet war. Entweder war er tatsächlich ein Angehöriger der englischen Marine – dann mochte auch seine Erklärung ihr gegenüber, dass zur Zeit alle ausländischen Reisenden auf diese Weise in Empfang genommen wurden, der Wahrheit entsprechen. Doch warum hatte er sie schon auf dem Schiff so seltsam gemustert, warum gerade sie für eine Ausländerin gehalten? Das war ihr in England noch nie passiert, und es gab nicht den kleinsten Anhaltspunkt dafür – weder ihr Aussehen noch ihre Kleidung, weder ihre Sprechweise noch ihr Auftreten. Hatte er also auf bloßen Verdacht gehandelt? Oder aber er hatte sich lediglich als Offizier ausgegeben, um sie zu entführen! Das erschien ihr plausibler, ließ das Warum aber weiterhin offen, ebenso wie die Frage, wer letztlich dahintersteckte. Ganz offenkundig jemand, der von ihrer Ankunft in England Kenntnis hatte und sie aus dem Verkehr ziehen wollte – und da fiel ihr bei bestem Willen niemand ein.
Nach der Anmeldung geht es weiter!
Dieses Kapitel und viele weitere sind verfügbar für Mitglieder. Jetzt anmelden!
Noch kein Account? Jetzt registrieren!