Heizungsausfall von Percy 

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Kapitel Heizungsausfall

Der Winter war lang. Und kalt. Und dunkel.

Zwar lugten im Garten die ersten Schneeglöckchen aus dem kalten Boden, aber bei bedecktem Wetter überwog die winterliche Tristesse. Schnee gab es keinen, dafür Matsch und Regen und in klaren Nächten deutliche Minustemperaturen.

Der Freund hatte den Winter bereits satt. Weihnachten und Jahreswechsel waren zum Glück rasch vergangen, auch der irgendwie unnötige Monat Januar, doch dann lagen seine Nerven blank.

Pünktlich nach Abgabe der überfälligen Grundsteuererklärung an einem im Büro verbrachten Freitagabend hatte ihn zum Wochenendbeginn ein grippaler Infekt niedergeworfen. Eine Nacht lang Schüttelfrost und Fieber, am nächsten Morgen fühlte er sich wie ein Untoter. Der Sonntag hielt noch eine viel schwerwiegendere Überraschung für ihn bereit: Tagsüber wurde es im Haus immer kühler, es gab kein warmes Wasser mehr. Die alte Ölheizung im Keller stand auf Störung, gab seltsame Geräusche von sich. Ganz prächtig! Genau das, was er brauchte!

Lange kauerte er auf der Couch, gehüllt in zwei Wolldecken, mit dem dicksten Strickpullover, den er besaß, und zwei Paar Socken an den Füßen. Konnte sich zu absolut gar nichts hinreißen lassen. Die Dämmerung ließ die Schatten in den Zimmerecken länger werden. Das schlecht isolierte, alte Haus kühlte rasch aus, er glaubte zu spüren, wie ein eisiger Windhauch durch die Ritzen fegte.

Mißmutig raffte er sich auf, wollte zumindest den offenen Kamin entzünden, um ein wenig Wärme zu haben. Gehüllt in seine Winterjacke, mit dem großen Eimer in der Hand, mit dem er Brennholz vom Stapel unter der Remise holte, öffnete er die Haustür, schauderte in der kalten Luft und fuhr entsetzt zusammen. Draußen, in der trüben Winterdämmerung stand eine Gestalt, fast direkt vor seiner Tür.

„Huaaah!!!!“ entfuhr es ihm heiser, dann hörte er ein leises Lachen und eine bekannte Stimme antwortete ihm: „Aber mon ami, kein Grund, Euch so zu erschrecken! Ich bin’s doch nur, d’Artagnan!“

Und der Gascogner trat lächelnd auf ihn zu. Mit einem „Hmpf……Tach auch!“ stapfte der Freund an ihm vorbei zum Holzstapel, holte etliche Scheite herunter und lud sie in den Eimer, während sein Besucher überrascht die Augenbrauen hochzog und ihn aufmerksam betrachtete.

Als der Freund den Eimer zurück ins Haus schleppen wollte, kam ihm d’Artagnan zuvor. „Nein, lasst mich! Ich brauche etwas….Bewegung!“ Und er ergriff rasch den Eimer, denn er kannte die Sturheit des Freundes.

Im Haus angekommen, warf sich der Freund wieder auf die vor dem Kamin stehende Couch, zog die beiden Decken über sich und starrte mißmutig vor sich hin.

Sachte stellte d’Artagnan den Eimer neben dem Kamin ab und meinte leichthin: „Bißchen kalt habt Ihr’s hier, mon ami!“

„Ach….???“ nuschelte der Freund, ohne den Kopf zu heben.

„Wißt Ihr was, ich mach erst mal Feuer!“ meinte d’Artagnan wohlgemut und begann, sich am Kamin zu schaffen zu machen. Innerhalb weniger Minuten hatte er ein prasselndes Feuer in Gang gebracht.

Der Gascogner drehte sich zum Freund um, lächelte: „So, jetzt wird es gleich angenehmer!“

Dem Freund war absolut nicht nach netter Konversation zumute: „Wußte gar nicht, dass Ihr Feuer machen könnt! Habt doch sonst für alles im Haus Planchet……“ Boshaft setzte er hinzu: „Wahrscheinlich wischt der Euch doch noch den Hintern ab, nachdem Ihr….“

Blitzschnell war d’Artagnan bei ihm auf der Couch, der Freund rappelte sich zum Sitzen hoch. Wie dumm und unüberlegt, den Gascogner jetzt zu provozieren, in seinem kränkelnden Zustand! Es gab wirklich nichts Dümmeres, was ihm hätte einfallen können! Doch d’Artagnan kniete sich lediglich direkt neben ihn, streckte eine Hand aus und legte sie ihm auf die Stirn. Vorwurfsvoll schüttelte er den Kopf: „Wie ich’s mir dachte, mon ami, Ihr habt Temperatur, vielleicht auch ein wenig Fieber! Sonst wäret Ihr nicht so garstig!“

„Ach? Habt Ihr vielleicht eine medizinische Ausbildung genossen, monsieur le mousquetaire?“ Ein Hustenanfall unterbrach den Sarkasmus des Freundes. D’Artagnan schüttelte milde den Kopf: „Nun habt Euch mal nicht so, mon ami! Das mit dem Handauflegen kennen wir beide doch aus unseren Kindertagen. Jede Mutter hat das so gemacht! Und ich verordne Euch jetzt erstmal eine heiße Tasse Tee!“ Er stand auf, marschierte in die Küche. „Ich koche erst einmal Tee, alle weiteren Argumente später!“

Der Freund klappte verstimmt den Mund wieder zu, hörte d’Artagnan in der Küche rumoren, ordnete die Geräusche zu. Tatsächlich, der Gascogner hatte gut aufgepasst, wenn sie gemeinsam in der Küche waren. Schon hörte er, wie der Fixkocher mit Wasser gefüllt und angestellt wurde. Tassen wurden aus dem einen Schrank geholt, Tee aus dem anderen. Schließlich kochte das Wasser und der Freund hörte, wie d’Artagnan den Tee aufbrühte. Nach einigen Minuten erschien der Musketier wieder, zwei dampfende, große Becher in den Händen. Der Freund rappelte sich erneut hoch zum Sitzen und nahm den Becher dankbar entgegen. „Hmja, danke, war nicht so gemeint das eben…….“

„Schon gut.“ D’Artagnan zwinkerte ihm zu. „Ihr könnt ja nichts dafür, dass Ihr krank seid. Wann hat es Euch erwischt, mon ami?“

„Gestern!“ krächzte der Freund. Erst nachts nur geschlottert und dann den ganzen Tag nur rumgelegen. Kam wie auf den Leib geschmissen, sagte meine Oma immer!“

D’Artagnan verkniff sich ein Grinsen. Wenn man selbst gesund war, sah man das Ganze ein wenig nüchterner.

„Ich sag’s Euch, das ist ein schwerer Fall von Männergrippe!“ lamentierte der Freund.

„Männergrippe? Nie gehört? Was soll denn das sein?“ D’Artagnan war skeptisch. Wollte ihn der Freund veräppeln?

„Na, eben schwere Grippe…..nein, grippaler Infekt…..oder eben doch eine Erkältung……also, Schnupfen und Husten hat man auf jeden Fall……..“ Die Stimme des Freundes wurde immer rauher und tonloser, kraftlos ließ er sich in die Rückenlehne der Couch sinken, nippte an seinem Tee.

„Also rechnet Ihr fest mit Eurem Ableben, mon ami?“ Um d’Artagnans Augen irrlichterte es und seine Mundwinkel zuckten verräterisch.

„Ja……“ kam es schwach von dem Freund.

„Mein armer Freund, das ist ja eine heimtückische Sache, diese Männergrippe! Und Eure gute Laune wird dadurch auch angegriffen, das macht mir am meisten Sorgen!“ D’Artagnan ergriff die freie Hand des Freundes, die nicht die Teetasse hielt.

„Ach, Ihr verarscht mich!“ schnappte der Freund.

„Nein, wirklich nicht, mon ami! Ihr armer Kerl!“ D’Artagnan verriet sich mit einem leisen Kichern, bevor er wieder an seinem Tee nippte.

„Wißt Ihr was, die Frauen heutzutage, die nehmen so eine Männergrippe auch nicht ernst! Bei denen wäret Ihr jetzt hoch im Kurs als Frauenversteher!“ Der Freund starrte seinen Gast finster unter tiefliegenden Brauen hervor an.

„Oh, wirklich? Ach, mon ami, diese Damen würde ich gerne kennenlernen! Wenn ich da als Frauenversteher durchgehe…..ich meine, das eröffnet doch ungeahnte Möglichkeiten!“

Der Freund grinste gequält und angelte nach einer Packung Papiertaschentücher: „Ja, Ihr geht da so lange als Frauenversteher durch, bis sie Euch richtig kennengelernt haben. Dann nicht mehr!“ Und schniefte sich geräusch- und gehaltvoll ins Taschentuch. 

D’Artagnan ignorierte den Affront. Mit entwaffnendem Lächeln setzte er sich direkt neben dem Freund auf die Couch. „Irgendwie seid Ihr niedlich, wenn Ihr krank seid!“

„Niedlich??? NIEDLICH?????“ Der Freund verschluckte sich fast an seinem Tee. Das hatte noch keiner zu ihm gesagt.

„Doch, doch!“ erwiderte d’Artagnan eifrig. „Ihr merkt es nur nicht!“

„Ich geb Euch gleich niedlich!“ brummelte der Freund.

„Wenn es Euch tröstet, kann ich Euch sagen, dass selbst Porthos niedlich ist, wenn er sich eine Erkältung zugezogen hat. Er ist dann sogar noch …..fragiler als Ihr es seid! Und Aramis ist dann richtig unterhaltsam. Ganz theatralisch, Ihr könnt es Euch nicht vorstellen, was einem da geboten wird!“

Gegen seinen Willen musste der Freund nun doch lachen, was ihm mit einem erneuten Hustenanfall heimgezahlt wurde, worauf er erneut mit Leidensmiene zurück in die Polster sank.

„Jetzt sagt mir doch mal ganz…..vorsichtig……was denn überhaupt passiert ist, mon ami. Warum ist es hier drinnen kalt? Ihr habt es doch sonst warm gehabt, auch wenn im Kamin kein Feuer brannte!“

„Ach, die Heizung ist ausgefallen und damit gibt’s auch kein warmes Wasser. Genug Öl ist im Tank, das hab ich erst vor drei Wochen nachtanken müssen, da war ich nämlich Kaltsteher, weil in den Öltanks kein Füllstandsanzeiger ist und plötzlich das Öl leer war. Tja, und dabei hat’s die Ölpumpe zerlegt. Die ist auch vor drei Wochen ersetzt worden……. Also…..vor drei Wochen war ich schon mal für einige Tage ohne Heizung und Warmwasser…..“ Der Freund brach ab, merkte, dass das ganz schön konfus erzählt war.

„Gut. Vor drei Wochen war es schon mal kalt. Und jetzt wieder. Woran liegt es?“ fragte der Gascogner gewichtig.

„Wenn ich das wüßte. Genug Öl ist da, Ölpumpe ist neu, Sicherung ist drin…… Montag kommt der Heizungsmonteur und guckt sich das an…….“

„Ach, mon ami, seht das mal alles nicht so schwer! Mir wäre es zum Beispiel gar nicht aufgefallen, dass etwas nicht stimmt! Wir haben doch Feuer im Kamin entzünden können, da ist doch alles in Ordnung! Und diese ganzen neumodischen Sachen, die Ihr da aufgezählt habt, die braucht man doch nicht wirklich!“

„Ach? Nein?“ Der Freund verfiel wieder in seinen grimmigen Modus. „Ich hab’s aber gern warm und dusche auch gerne mit heißem Wasser.“

„Naja, ein Feuer im Kamin wärmt doch. Und Wasser kann man doch in einem Topf über dem Feuer heiß machen……“

„Ach ja?“ Der Freund musterte ihn grimmig. „Nur dieser Kamin ist ein offener Kamin fürs schöne Ambiente. So richtig warm krieg ich diesen großen Raum hier nicht damit! Und Pötte schleppen, bis ich eine Wanne Wasser heiß habe, ist nicht wirklich praktikabel, wenn ich mich waschen will!“

„Pah, Hauptsache, wir haben ein Dach über dem Kopf und genug zu essen, sowie Holz zum Feuer machen. Den Rest brauchen wir nicht! Eigentlich könntet Ihr auch auf dieses ganze Brimborium mit dem Strom, dem elektrischen Zeugs, verzichten!“

„WAAAAS????“ Der Freund glaubte, sich verhört zu haben. „Das wäre der Untergang des Abendlandes! Das Auslöschen der Zivilisation!!!“

„Nicht aufregen, mon ami! Und schön unter der Decke bleiben!“ Der Gascogner grinste. „Das mit dem Strom war mir von Anfang an nicht geheuer, ist viel ungefährlicher ohne dieses Zeug!“

„Der ist nur gefährlich, wenn man allen Ernstes an den Weidezaun pinkeln will!“ schoss der Freund zurück. „Das weiß man doch, dass man das nicht tun sollte, auch nicht bei Mutproben…….“

D’Artagnan lachte: „Jahaaaaaa, Ihr wisst das und ich hab’s von Euch gelernt. Das probier ich bestimmt nicht freiwillig aus!“

„Ausserdem habt Ihr mithilfe von Strom gerade innerhalb von 5 Minuten diesen Tee bereitet. Und wir haben Licht in der Wohnung. Und könnten uns Musik anstellen oder Fernsehen schauen oder im Büro arbeiten…….“

Der Musketier nickte: „Ja, gut, das sind Argumente. Und ich geb zu, es hat Spaß gemacht in der Küche. War nicht mühselig und langatmig. Aber gebt es zu: Ein klitzekleines bißchen verwöhnt seid Ihr in Eurer Zeit aber schon, mon ami!“

Der Freund seufzte: „Verwöhnt? Gar kein Ausdruck! Wahrscheinlich sind wir alle total verweichlicht! Wißt Ihr übrigens, dass in Eurer Zeit die sogenannte „Kleine Eiszeit“ in Europa stattfand? Davor im Mittelalter gab es eine Warmzeit und danach lange Winter und feuchtkalte Sommer mit Mißernten……“ Der Freund versank wieder in depressive Stimmung.

„Oh, wirklich?“ D’Artagnan lächelte. „Nein, das wußte ich nicht. Allerdings muss ich Euch sagen, dass wir auch herrlich warme Sonnentage genießen und……“ Er brach ab, sah, wie der Freund mißmutig die Stirn runzelte und wechselte den Kurs. „Ja, und dann gibt es da unsere Winter! Lang sind sie! Und hart! Sowas von hart, das könnt Ihr Euch fast nicht vorstellen, mon ami!“

Theatralisch seufzte er: „Es wird so kalt, daß man kaum seinen Wachdienst verrichten kann! Vögel sollen im Flug erfroren vom Himmel gefallen sein! Als sie am Boden aufschlugen, zersplitterten sie in mehrere Teil, könnt Ihr Euch das vorstellen?“ D’Artagnan verzog keine Miene. Wenn der Freund so etwas hören wollte: Bitteschön!

„Oh, wie schrecklich!“ hauchte der Freund und zog die Decken bis zum Kinn. „Seht Ihr, das blüht uns hier, wenn wir weder Heizung, noch Warmwasser, noch Strom haben!“

D’Artagnan machte ein ernstes Gesicht: „Und die Kälte macht vor den Häusern nicht halt. Meiner Vermieterin ist die Milch erfroren, als sie sie aus einem Krug in eine Schale schütten wollte! Mitten beim Eingießen!!!“ Er biß sich auf die Lippe. Der Freund warf ihm einen mißtrauischen Blick zu. „Wollt Ihr mich jetzt verarschen?“

„Nein, nein, mon ami, und einen Regimentskameraden musste man mitsamt Pferd vor einen großen, offenen Kamin stellen. Er war im Sattel festgefroren!“

Der Freund schnaubte erbost, sah das humorige Glitzern in d’Artagnans Augen und packte eines der Sofakissen. Der Gascogner sprang blitzschnell auf, floh Richtung Küche, während das hinterhergeworfene Kissen ihn nicht mehr erreichte. „Ich hol nur schnell was!“

„Ihr glaubt wohl, Ihr könnt mir einen Bären aufbinden?! Unmöglich, einen kranken Mann so anzuführen!!! Gleich erzählt Ihr mir noch, Ihr würdet Euch im 17. Jahrhundert die Eier abfrieren!!!!“brüllte der Freund heiser, um sogleich stöhnend zurückzusinken.

In der Küche hörte er d’Artagnan lachen, Glas wurde verschoben, es folgte andächtige Stille: „Oh! Was habt Ihr denn hier Schönes? Eine Flasche Armagnac! Prächtig!“

„Mmpf……könnt Ihr ja mit herbringen……..!“

„Schon da!“ D’Artagnan stand strahlend in der Tür.

„Cognacschwenker hab ich auch. Da im Schrank! Rechts oben steht das Bleikristall meiner Mutter selig.“

D’Artagnan trat gehorsam zu dem Schrank, öffnete das Möbelstück, das erst 100 Jahre nach ihm selbst auf die Welt gekommen war und nahm vorsichtig zwei kleine Gläser heraus. Er pfiff leise. „Oh, die sehen schön aus, mon ami! Und schwer sind sie!“

Er stellte die Gläser samt Flasche auf den Couchtisch, bemerkte jetzt zum ersten Mal den Berg benutzter Papiertaschentücher, die auf dem Boden neben der Couch lagen. Uuh, peinlich. Junggesellenmarotte, dachte der Freund.

D’Artagnan musterte den Haufen jedoch interessiert, schaute den Freund fragend an: „Ist das alles voll mit dem Inhalt Eurer…….“ Ihm fehlten die Worte.

„Meiner NASE!!! Und Nasennebenhöhlen!! Ja, das ist der Inhalt sämtlicher Hohlräume in meinem Schädel, die nicht von Gehirn, Zunge, Zähnen und Knochen besetzt sind!“ dozierte der Freund indigniert. „Was dachtet Ihr denn?“

D’Artagnans Wangen waren leicht errötet. „Naja, ich kenne diese hübschen….. Papiertüchlein eigentlich in einem anderen Kontext……so praktisch, die kleinen Dinger!“

„Eure Gedankengänge möchte ich haben!“ seufzte der Freund.

Der Gascogner grinste entwaffnend: „Die habt Ihr, mon ami, die habt Ihr!“

Damit schenkte er ihnen Armagnac ein, reichte dem Freund ein Glas und stieß mit ihm an: „Auf Eure Gesundheit!“

„Oooh, da merkt man genau, wo der hingeht!“ stieß der Freund hervor.

„Genau das wollte ich auch sagen! Das wärmt schön, mon ami!“

„Nein, genau genommen, stellt Alkohol nur die Blutgefäße weit, so dass man zunächst Wärme empfindet, im Anschluß aber umso schneller auskühlt……“

„Pssst, mon ami! So weit lassen wir es gar nicht kommen!“ brachte ihn der Gascogner zum Schweigen. Rutscht mal nach links Richtung Kamin und gebt mir etwas von der Decke ab!“

Und ehe der Freund sich’s versah, saßen sie nebeneinander auf der Couch, die Füße hochgelegt auf der Recamière, die Decken über sich gebreitet. D’Artagnan hatte ihm den Arm um die Schultern gelegt und ihn an sich gezogen. Herrlich warm war es nun unter der Decke und der Freund gab seine Widerborstigkeit auf.

Nach einiger Zeit fragte d’Artagnan: „Nun? Glaubt Ihr immer noch, dass Ihr hier auskühlt und erfriert?“

Der Freund schüttelte den Kopf: „Nöööö…..“

D’Artagnan grinste. „Übrigens sollte ich zu Eurer Beruhigung sicherlich noch eine Sache klarstellen, mon ami!“

„Hm? Was denn?“

„Gebt mir mal Eure Hand! Nein, nicht über der Decke, darunter!“

Der Freund reichte d’Artagnan einigermaßen ratlos die Hand unter der Decke, der Musketier packte sie und legte sie sich zielstrebig auf die Wölbung im Schritt seiner Hose.

Die Augen des Freundes wurden groß und ihm fehlten die Worte. Er zog die Hand aber nicht fort, sondern wölbte Finger und Handfläche um das Dargebotene.

„Nun?“ fragte d’Artagnan. „Hab ich mir die Eier abgefroren im 17. Jahrhundert?“

Der Freund räusperte sich. „Hrmmm…….ne….nein, absolut nicht. Alles dran, was man braucht!“ Er ließ nicht los, an dieser Stelle war es noch ein wenig wärmer! Prächtig!

D’Artagnan nahm behutsam den Arm, den er um den Freund gelegt hatte, fort, fischte eine volle Packung Taschentücher von der Couchlehne und ließ sie mitsamt seinem Arm unter der Decke verschwinden. „Und nun, mon ami, werde ich mich darum kümmern, dass Euch so etwas hier im 21. Jahrhundert ebenfalls nicht passiert.“

Der Freund konnte nur noch leise aufstöhnen, als der Gascogner ihm beherzt an die Bestückung griff, dann überließ er sich d’Artagnans warmer Hand, die ihm nachdrücklich ins Bewußtsein brachte, dass noch Leben in seinem Körper war.