Kapitel Aufbruch
Früh am nächsten Morgen sammelten sie sich im Hof des Louvre, zwanzig Musketiere zu Pferd, die Eskorte für den König für die Reise nach Nantes, wo der Gouverneursposten vakant war und neu besetzt werden musste. Da der König angeordnet hatte, dass Gaston, die Königin, Richelieu, andere Berater und Höflinge mit auf die Reise gehen sollten, waren die Musketiere nicht die einzigen Soldaten, die die Gesellschaft begleiteten, und der Innenhof des Louvre bot kaum genügend Platz für all die Kutschen, Planwagen, Waffen, Körbe und Kisten. Hunde bellten, Federvieh gackerte, Pferde wieherten und laute Rufe nach Menschen, Tieren oder verloren gegangenen Gegenständen erfüllten die noch morgendlich frische Luft. Athos strich seinem unruhigen Pferd über den Hals und betrachtete gedankenverloren die Szenerie, ohne sie jedoch wirklich wahrzunehmen, zu sehr verharrten seine Gedanken in der vergangenen Nacht. Sie waren in das Pomme de Pin zurückgekehrt und hatten ihr Abendessen fortgesetzt, hatten dabei kein Wort mehr über die Intrige verloren, und auch d´Artagnan und Porthos hatten geschwiegen - doch war ihr Schweigen ahnungsvoll gewesen, und nachdem sie das Lokal verlassen hatten, hatte Athos ihnen in groben Zügen ihre Ängste geschildert, hatte dabei aber nur die Geschichte mit den Ferrets erwähnt, die alleine schon ausreichte, um sie verdächtig erscheinen zu lassen. Danach hatten sie sich von ihren Freunden verabschiedet, und er war nach Hause gegangen, alleine und mit dem Bewusstsein, in dieser Nacht ganz bestimmt keinen Schlaf mehr finden zu können. Aramis hatte an seiner Tür geklopft, wenig später, und wirklich, er hatte kein Auge mehr zugetan - doch war selten eine Nacht so wunderbar gewesen. Noch jetzt durchrieselten ihn leise Schauer, hatte er das Gefühl, nie einen schöneren Morgen gesehen zu haben und spürte er die samtweichen Berührungen und Küsse seines Freundes auf seiner Haut. Ein seltsam entrücktes Glücksgefühl durchströmte ihn, entriss ihn der Wirklichkeit, und er musste sich zusammenreißen, um nicht grundlos zu lächeln. Er sah zur Seite, dort war er, Aramis, sein Pferd tänzelte, und er sah großartig aus in seiner Paradeuniform - Athos ritt zu ihm, noch brachen sie nicht auf, noch war die Marschordnung nicht festgelegt und noch konnten sie über diese wenigen Momente vor dem Aufbruch verfügen.
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