Kapitel Begegnung
Die sanften Stimmen des Waldes ringsum murmelten und raunten sacht, Zweige knackten leise, zarte Blätter flüsterten im Sommerwind - Sonnenstrahlen flimmerten durchs dichte Geäst, und wie von ferne klangen Vogelrufe, sehnsüchtig und lockend, aus schattig grünem Dickicht -
Aramis sah hinauf in die wogenden Wipfel der Bäume, immer noch trunken und wohlig erschöpft von den heißen Flammen der Liebe, die seine Seele, seinen Körper, sein ganzes Sein ergriffen hatten wie wilder, sprühender Feuersturm. Ihm war, als wäre er hoch auf dem leuchtenden Sonnenwagen durch himmlisch strahlende Lüfte geflogen, wie Helios selbst, mit leichter, sicherer Hand seine feurigen Rosse lenkend - auf bloßen Gedanken, aufs leiseste Gefühl hin gehorchten sie ihm, trotz ihrer unbezähmbaren, unbändigen Wildheit, flogen ihm voran, in mächtig ausholenden Sprüngen, und ließen ihn nicht stürzen, wie jenen unglücklichen Phaeton -
Er wandte den Kopf und sah zu seinem Liebsten, der nun, ihm zugewandt, mit geschlossen Augen neben ihm ruhte. Forschend blickte Aramis dem Geliebten ins Gesicht, betrachtete sein männlich schönes, edles Antlitz. Ein bedrängender Gedanke stieg plötzlich in ihm hoch, eine dunkle Erinnerung an erst vor kurzem vergangene, schreckliche Tage - und doch lagen sie nun so fern. „Mein Freund,“ fragte er leise und strich Athos sachte über die feuchten Locken, „habt Ihr denn immer schon Männer geliebt?“
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