Juniherausforderung 2003 von Maike 

Kapitel Juniherausforderung 2003

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Kapitel Ein intrigantes Liebespärchen von Anonymous

Vorwort: Kurz, knapp und sachlich und vor dem Training in etwa einer halben Stunde geschrieben, Rekord! So ist sie wohl auch, aber es war lustig!

Widmung: Diese kleine Herausforderung widme ich dem lieben Rochefort, ihm ganz allein, und zwar dem Rochefort, den ich mir vorstelle, und das ist nicht der im Buch und das ist nicht Michael Wincott, obwohl der ihn schon ziemlich trifft, es ist einfach nur mein Held! So, basta pastolorium! Ende der Widmung


"Möchtet Ihr vielleicht etwas trinken?", erkundigte sich Mylady freundlich lächelnd und erhob sich anmutig. Unter den bewundernden Blicken des Kavaliers ergriff sie die gläserne Karaffe und schenkte ein edles Kristallglas voll mit dem Wein.
"Ja", sagte Rochefort sichtlich erleichtert, "ich danke Euch, Mylady, dass Ihr Euern Groll gegen mich überwunden habt." Der Graf nahm lächelnd das Glas entgegen, trank aber klugerweise noch nicht. Mylady ließ sich wieder auf ihrem Sessel nieder
"Aber Graf", Mylady lachte gurrend, "Euch kann man nicht grollen. Ich weiß, was ich an Euch habe." Sie ließ ihre weißen Zähne zwischen den korallenfarbenen Lippen sehen und der Graf nippte an dem Glas. Mylady beobachtete ihn und ein lauernder Ausdruck lag in den tiefblauen Augen. Ihr entging dabei, dass der Graf einen kurzen Blick zur Tür warf. Ihr entging auch, dass hinter der Tür sich etwas bewegte. Rochefort sank vor Mylady in die Knie. "Ihr ahnt nicht, was es mich gekostet hat, Euch so gegenüberstehen zu müssen, Ihr wisst nicht, wie schwer es mir geworden ist, Euch so anzulügen." Er ergriff ihre Hand, die sie ihm überheblich lächelnd überließ und bedeckte sie mit heißen Küssen. Mylady musste sich abwenden, um ihr scheußliches Lächeln zu verbergen und wollte ihr Glas zur Hand nehmen. Sie zögerte kurz und wandte den Blick von Rochefort. Neben ihr auf dem Tisch standen zwei Gläser. Welches war nun das Richtige, das ohne Gift? Sie blickte unsicher zum Grafen, der nun das Haupt erhob. "Fehlt Euch etwas?", fragte er mit verstecktem Spott. Sie beschloss, das zu überhören und griff nach dem Glas. Vorsichtig probierte sie ein Schlückchen, aber es schmeckte nur nach Wein, sonst nach nichts. "Sagt Mylady, was meint Ihr, wie lange wird der König noch sein Zepter und dergleichen Würden behalten?", fragte der Graf mit erhobener Stimme und strich sich die Locken aus der Stirn. "Nicht mehr lange. Bald wird er mit Pferdeäpfeln statt mit goldenen Zeptern spielen." Rochefort lachte auf und erhob sich elegant. In diesem Moment stürzten mehrere bewaffnete Gardisten herein. "Mylady de Winter, im Namen des Königs, Ihr seid verhaftet!", brüllten sie und fuchtelten bedrohlich mit ihren Degen. "Aber ja", sagte Mylady gelassen und erhob sich, "Wenn der König es wünscht..." Sie wollte nach ihrer kleinen, hübschen Pistole greifen, die sie an einem schwer zugänglichen Ort an ihrem Körper aufbewahrte als sie dann doch plötzlich innehielt. "Ihr!", keuchte sie in Rocheforts Richtung, "Ihr habt mich verraten!" Der Graf lächelte kalt. "Was habt Ihr gedacht, Mylady? Dass ich Euer Büßer bin? Ich habe Euch heute belogen, ich habe Euch immer belogen." Mylady brüllte auf wie eine Löwin und warf sich mit einem Dolch in der Hand gegen den Grafen. Allerdings, die Waffe glitt ab, er trug, dem Klang nach zu urteilen, unter den Sachen ein Kettenhemd. Die Gardisten, die bisher nur zugesehen hatten, packten Mylady unsanft und schleuderten sie trotz heftiger Gegenwehr zu Boden. Sie schrie und zappelte und hatte Tränen der Wut in den Augen. "Euer Rouge verläuft", meinte Rochefort und hockte sich zu ihr nieder. "Tränen sind ein Zeichen der Schwäche", flüsterte er und holte ein Taschentuch hervor. "Ihr dürft nicht weinen, mein Engel." Mylady wollte etwas sagen, aber heraus kam nur ein heiseres Krächzen. "Wolltet Ihr etwas sagen?", fragte Rochefort und trocknete ihr die Tränen. "Wass..", würgte sie hervor, "was... zu.. urks... zu trinken..."
"Ihr habt Durst?", fragte der Graf gutgelaunt. "Darf ich Euch von diesem köstlichen Wein noch ein Gläschen einschenken?" Er plemperte nicht gerade geschickt etwas Wein in das Glas. "Normalerweise machen das meine Diener..." Er kniete neben wieder neben ihr. "Bitte sehr."
"Wasser", hauchte sie mit ersterbender Stimme. "Jaja, Mylady, alles wird gut", er tätschelte ihr die Hand. Die Gardisten durchsuchten inzwischen ihre Wohnung, während Rochefort sie ruhighielt. Als sie fertig waren, schleiften sie Mylady mit sich, die nötigsten Beweise für ihren Hochverrat an den König bei sich.

Später stand Rochefort vor dem Kardinal. "Das habt Ihr ausgezeichnet gemacht, Graf", lobte der. "Wahrlich, ich bin es zufrieden. Hier, fangt." Ein Geldbeutel flog Rochefort auf die Füße. Mit einem Schmerzenslaut sprang er zurück. Dann hob der den Geldbeutel auf. Drinnen war genug, um für hundert Jahre ein Götterleben zu führen. Seine Verneigung fiel dementsprechend aus. "Gut, Graf, ich habe in Zukunft noch weitere Aufträge für Euch. Bitte haltet Euch immer in Bereitschaft.Ihr könnt gehen." Rochefort verneigte sich und dachte schaudernd daran, dass der Kardinal ihm wohl noch weitere Bestien wie Mylady antun würde. "Bitte, Bitte Gott mach, dass keine so bewaffnet wie Mylady ist, dachte er und überprüfte vorsorglich sein Kettenhemd, ob es unter dem Mantel auch schön unsichtbar war.


Nachwort: Mylady lebt natürlich noch. In der Bastille führt sie ein langweiliges Leben und bereut den Moment als sie beschloss, eine Intrige gegen den König auszuhecken. Damals war sie betrunken gewesen und wollte es einfach nur mal probieren. Ihr Gift war übrigens zu schwach.

Tja, und genauso stellen wir uns Rochefort vor *freu*, ist das nicht klasse?

Kapitel Winter in Regensburg von Parbleu!

Er wusste es noch nicht, aber es war sein letztes Getafel als König von Böhmen. An jenem nebeligen Morgen des 8. November 1618 sass Friedrich, Kurfürst der Pfalz und gewählter König von Böhmen, zusammen mit dem englischen Gesandten und weiteren fünfhundert Gästen im grossen Saal des Hradschin, der Prager Burg, bei erlesenen Spezereien.
Auch die Königin, eine englische Prinzessin und ebenso wie Friedrich von gut-protestantischem Glauben, genoss die Freuden der böhmischen Küche. Ihre beliebteste Hofdame jedoch fehlte und das war verwunderlich. Dass auch ihr Gatte nicht zugegen war, fiel seltsamerweise niemandem auf.


Nur einige Meilen vor den Toren Prags rückte zur selben Stunde das vom Bayern Tilly geführte Heer der katholischen Liga gegen die Böhmen und Pfälzer, die sich am Weissen Berg verschanzt hatten, vor. Eine Schlacht zu gewinnen, bei der sich die Verteidiger oberhalb der Angreifer befanden, erschien den Landsknechten als Höllenfahrt, doch Tilly hatte vorgesorgt: Er hatte immer gewusst, dass er den Vorteil der Verteidiger in einen Nachteil verwandeln könnte, wenn er die Artillerie der Protestanten ausfindig machen und vor der Schlacht zerstören könnte.
Und das hatte er getan. Im Morgengrauen war eine Schwadron der Bayern auf jenem von Buschwerk verdeckten Plateau, auf dem die böhmischen Kanonen standen, erschienen, hatte die Wachen überwältigt und die Kanonen zerstört.
Wie er von diesem Versteck erfahren hatte, gedachte er geheim zu halten: Von einer blutjungen englischen Hofdame, die sich mit Mylady ansprechen liess und erstaunlich gut französisch sprach. Tilly lachte leise.


Während sich bei Prag das Glücksrad weiterdrehte und dem armen Friedrich, den man bald darauf abschätzig den Winterkönigkönig nannte, seine hässliche Seite zeigte, war Mylady auf dem Weg nach Westen.
Sie hatte England verraten, was ihr ihr Gatte nie verzeihen würde, so er es entdecken würde, aber sie hatte ihrer Heimat gedient. Und ihrer Börse, dachte sie, denn der Kardinal war in solchen Fällen nicht knauserig. Als zuständiger Minister für Aussenpolitik war Richelieu Diplomat und Geheimdienstler gleichermassen und wusste, dass besondere Dienste besonders belohnt werden müssen.
Was der Kardinal mit der Unterstützung Habsburgs und Bayerns bezweckte, war Mylady nicht klar, immerhin schien es offensichtlich, dass er England und die Protestanten schwächen wollte.
Als sie die bayerische Grenze erreichte, fühlte sie sich wohler, denn der wirre Irrglaube der Böhmen hatte ihr während all der Wochen ihres Aufenthaltes Sorgen gemacht. Die Böhmen, so fand sie, waren in der Lage, jede Autorität zu missachten und würden womöglich auch eilig reisende Damen aus dem Ausland nicht mit Samthandschuhen anfassen, wenn sie Verdacht schöpften, dass jene Damen, so schön sie auch sein mochten, allzu eilig ihr Land zu verlassen gedachten.
In Regensburg nahm sie Quartier, und beschied dem Wirt, der sie mit allerlei Geschichten von Reichstagen, Kaisern und Fürsten unterhalten wollte, sich zu verfügen, nachdem er ihr ein Glas Wasser und ein halbes Huhn gebracht hätte.


Kurz vor Regensburg hätte Lord Winter beinah die Spur seiner Frau verloren. An einer Kreuzung kostete ihn die Auskunft eines Bauern, den er nach einer schönen blonden Dame auf einem Rappen gefragt hatte, einen halben Dukaten Trinkgeld und die allergrösste Mühe, den Dialekt des guten Mannes zu verstehen. Immerhin hatte er nach einigen Minuten Erfolg und ritt gegen Abend in der Reichsstadt ein. Es gab entschieden zu viele Gasthöfe, wie er fand, denn erst beim achten Wirt, den er fragte, ob eine Dame just heute abgestiegen sei, sah er das gierige Funkeln in den Augen, welches ein gesprochenes „Nein!“ bekanntlich zu einem „Ja, wenn Ihr mir Trinkgeld gebt!“ macht.
Lord Winter verkündete, dass er nur eine Nacht bleiben wolle und bezahlte für eine Woche.
„Das zweite Zimmer links nach der Treppe“, sagte der Wirt.


Mylady hatte nicht die Absicht, ihr Zimmer zu verlassen. Vielmehr wollte sie morgen in aller Frühe aufbrechen, wahrscheinlich sogar schon vor Morgengrauen gegen sechs Uhr, um Paris vor einem möglichen frühen Wintereinbruch zu erreichen.
Als sie beinahe eingeschlafen war, hörte sie, wie in einem anderen Zimmer des Gasthofes ein schwerer Gegenstand zu Boden fiel. Sie fluchte auf eine Art, wie es ihr Stand und ihre Schönheit ihr eigentlich hätten verbieten sollen, denn sie brauchte Schlaf.


Lord Winter war unsicherer als es der geneigte Leser von englischen Edelmännern kennen wird. Er verehrte die Schönheit und den Geist seiner Frau über alle Massen, jedoch glaubte er immer auf der Hut sein zu müssen, denn Mylady war nicht mit all den Damen zu vergleichen, die er nach Meinung seiner Familie hätte heiraten sollen. Ihr Vergangenheit blieb rätselhaft, über ihren französischen Adelstitel nachzusinnen, traute er sich nicht, da er fürchtete, bei Aufklärung Konsequenzen ziehen zu müssen. Myladys Verschwinden aus Prag jedoch war mehr als er sich bieten lassen konnte. Als der böhmische Hauptmann vor den König getreten war und nur „Verrat! Unsere Kanonen wurden gestürmt!“, gesagt hatte, da hatte Winter gewusst, wie die Schlacht ausgehen würde und hatte seine Frau rufen lassen. Als diese nach einer Stunde noch immer nicht gefunden worden war, hatte er sich an heimliche Briefwechsel auf französisch erinnert und war davongeritten, sie zu suchen. Jetzt würde er mit ihr sprechen müssen und er fürchtete, dass es ihr letztes Gespräch werden könnte.
Die Pistole, die er dem Gespräch beizugesellen gedachte, fiel ihm aus seiner zitternden Hand. Er fluchte.


So lautlos es Lord Winter möglich war, öffnete er Myladys Tür. Nun, da sie nur angelehnt war, blickte er in den Raum und sah, dass seine Frau schlief. Wie immer verdeckte ein Morgenmantel ihre Schultern und selbst hier, in einem nicht exquisit zu nennenden Gasthof mitten im Reich, fragte er sich, warum ihre kokette Art, mit der sie ihr blendendes Aussehen nach Belieben ins Feld führte, sich nicht auf ihren Körper erschreckte, den sie selbst in gemeinsamen Nächten sorgsamer verhüllte als es Nonnen tun würden.
Er betrat den Raum, schloss die Tür hinter sich ebenso leise wie er sie geöffnet hatte und beugte sich über seine Frau. Nicht einmal der schwere Verdacht, den er hegte, konnte ihn hindern, eine nahezu zärtliche Stimme aufzusetzen, als er sagte: „Mylady, habt die Güte zu erwachen! Mir scheint, ein Gespräch unter Eheleuten ist höchst wünschenswert.“


„Winter!“
Nur einmal in ihrem Leben hatte Mylady soviel Todesangst gespürt, wie in diesem Augenblick. Was wusste ihr Mann? Wie lange war er schon hier? Sie griff sich an die Schulter und stellte erleichtert fest, dass sie vollständig bekleidet war. Er kannte ihr grosses Geheimnis also nicht und das kleine, nunja, selbst wenn er es kannte, würde er nicht weitererzählen. Nicht mit jenem kleinen silbernen Dolch im Nacken, den sie ihm verpassen würde, wenn er die Dummheit besass, ihre Umarmung zu erwidern.
„Oh, Mylord, wie unendlich glücklich macht es mich, dass Ihr mich gefunden habt. Kommt an mein Herz!“
Lord Winter, ein Mann bis zu seinem Tod, legte seine Pistole beiseite und öffnete die Arme.


„Hab ich noch etwas vergessen?“, fragte sich Mylady, die sich entschieden hatte, doch schon gegen fünf Uhr aufzubrechen.
„Ah ja, in der Tat.“
Sie biss in einen Apfel. Den Rest warf sie weg.