l'amour perdu von kaloubet
Durchschnittliche Wertung: 5, basierend auf 90 BewertungenKapitel La valeur des femmes
Die folgenden Tage reihten sich aneinander, ein jeder glich dem vorangegangenen und dem folgenden, und es war vor allem das Wissen um diese unumstößliche Monotonie, die sie so schwer zu ertragen machte. Das Land war leicht hügelig und recht bewaldet, ein Umstand, der ihren Ritt trotz aller Gleichförmigkeit gefährlich machte, denn die Wälder waren ein beliebtes Versteck für gottloses Gesindel aller Art. Der Einsiedler, den sie in dem zerstörten Dorf kennengelernt hatten, hatte es vorgezogen, in die Einsamkeit seiner Höhle zurückzukehren, er hatte genug an den Überresten ihres Gespräches zu zehren, wie er sagte, das ihm sicher eine Weile vorhalten würde.
Er hatte ihnen grob den Weg gewiesen und sich verabschiedet, nachdem d'Artagnan ihm noch leicht sarkastisch einen guten Appetit und genügsames Verdauen gewünscht hatte, was ihm einen scharfen Seitenblick von Athos eingetragen hatte.
Auf ihrem langen Ritt kamen sie immer wieder durch Dörfer, auch bewohnte, aber die bisher offenen Türen wichen misstrauischen Blicken und verschlossenen Läden. Die Menschen flüchteten in ihre zumeist armseligen Hütten, sobald sie Fremder ansichtig wurden, und noch so freundliches Klopfen nutzte nichts, die Türen blieben verschlossen. Dieser Zustand wurde auf die Dauer unhaltbar, da sie, ohne zu stehlen, nichts einkaufen konnten und die Vorräte, die Feld und Wald ihnen zu bieten hatten, wenig Abwechslung boten. Es mangelte nicht an Wasser, zahlreiche Wasserläufe durchquerten die Gegend, auch Wild war reichlich vorhanden, aber Brot, Obst oder Gemüse und Getreide für die Pferde waren nur schwer zu erlangen. Porthos schlug nach zahlreichen vergeblichen Versuchen vor, man möge eine Türe einschlagen und die Bewohner mit Gewalt zum Verkauf ihrer Habe zwingen, doch Athos wies dieses Mittel von sich und auch Aramis war nicht bereit, Gewalt gegen diese armseligen Dorfbewohner anzuwenden. Schließlich, als sich die Diskussion zum wiederholten Male im Kreise drehte, sie dringend zumindest Futter für die Pferde benötigten und ein weiteres Dorf vor ihnen lag, ertönte eine leise, aber feste Stimme, die sich bisher noch nicht an dergleichen Gesprächen beteiligt hatte: „Messieurs, ich werde gehen. Ich spreche genug Deutsch und mir werden sie nicht misstrauen.“ Athos drehte sich zu seiner Tochter um. „Amandine, nein, ich möchte nicht, dass du allein in dieses Dorf gehst. Das kann gefährlich sein.“ sagte er, allerdings mit einem gewissen Zögern in der Stimme. Porthos lenkte sein Pferd neben das seines Freundes und sah das Mädchen an. „Der Vorschlag ist gut. Dir werden sie kaum die Türen vor der Nase verschließen. Und Freund, wir werden an der Dorfstraße warten und alles beobachten. Beim leisesten Verdacht greifen wir an.“ Amandine war schon vom Pferd gestiegen und zu d'Artagnan gegangen, der ihr eine Börse in die Hand drückte. „Handle, mein Mädchen, wir haben nicht mehr viel Geld!“ riet er ihr, über den Hals seines Pferdes gebeugt. Die Kleine nickte und kehrte zu ihrem Vater zurück, der die Szene besorgt und ob des gasconischen Ratschlags mit gerunzelten Augenbrauen beobachtete. „Vater, seid unbesorgt, ich komme zurück.“ sagte sie zu ihm, während er ihr zärtlich über die Haare strich. Dann beobachteten sie, wie das Mädchen in das Dorf ging, zielstrebig das ansehnlichste Haus in der ganzen Straße auswählte und in stolzer Haltung an die Tür klopfte, die ihr tatsächlich geöffnet wurde. Sie trat ein und blieb eine ganze Zeitlang verschwunden, eine Zeit, die Athos wie eine Ewigkeit vorkam und während der seine Freunde ihn immer wieder bitten mussten, doch endlich einmal sein armes Pferd friedlich grasen zu lassen. Schließlich erschien die kleine Gestalt wieder in der Straße, aber sie war nicht allein, ein Knecht begleitete sie, beladen mit Säcken verschiedenster Größe. Selbstbewußt führte sie ihn zu den Reitern, die bei ihrem Anblick alle abgestiegen waren, und wies den Knecht an, die Säcke abzulegen. Dann dankte sie ihm, und er kehrte unbeladen in das Dorf zurück. Athos sank auf ein Knie und umarmte seine Tochter erleichtert, die ihn mit einem spitzbübischen Lächeln ansah. „Seht Ihr?“ Dann sagte sie, zu d'Artagnan gewandt: „Und Monsieur d'Artagnan, ich habe noch etwas Geld übrig, ich habe den Leuten gesagt, wir seien nur die Vorhut für einen Troß armer Waisenkinder, wir hätten nicht viel Geld und es sei ihre Christenpflicht, uns zu helfen.“ Aramis schlug dem Mädchen lachend auf die Schulter. „Bei Gott, Amandine, ich glaube ja nicht, dass dein Herr Vater diese List gutheißt, aber sie scheint wirksam gewesen zu sein. Christenpflicht! - ha, man merkt, dass du in einem Kloster aufgewachsen bist.“ Amandine blickte bei diesen Worten etwas erschrocken zu Athos, der sie ernst ansah, aber die stumme Frage in ihren Augen erkannte. „Nein, ich bin dir nicht böse, ich bin stolz auf dich, du warst schlau und tapfer. Aramis sagte das nur, weil er weiß, dass ich Lügen nicht mag. Auch wenn sie für einen guten Zweck gebraucht werden.“ Etwas kleinlaut murmelte die Kleine: „Entschuldigt.“ Aber ihr Vater schüttelte den Kopf und zog sie erneut an sich. „Mein Kind, es gibt nichts zu entschuldigen. Wir danken dir alle, du warst sehr mutig.“
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