l'amour perdu von kaloubet
Durchschnittliche Wertung: 5, basierend auf 90 BewertungenKapitel Horribles retrouvailles
Vielen Dank an Silvia, für ihr hilfreiches Betalesen!!!
Als sie am nächsten Morgen erwachten, war das Feuer ausgegangen und ein leichter Regen hatte eingesetzt, der langsam aber stetig Kleider, Sättel, Decken und nicht zuletzt die Besitzer derselben zu durchweichen begann. Vor Kälte fröstelnd und leise fluchend sattelten sie ihre Pferde, das Frühstück bestand aus einigen harten Brotkanten, nebenbei verzehrt. Es war nicht das erste Mal, dass sie dergleichen Unbilden über sich ergehen lassen mussten, dies gehörte leider zu der wenig komfortablen Art des Reisens, der sie sich verschrieben hatten. Hinzu kam, dass die Möglichkeiten der körperlichen Reinigung äußerst eingeschränkt waren, ab und an ein wenig auf dem Feuer erhitztes Wasser, ein hastiges Abreiben der exponiertesten Körperteile, viel mehr ließ die anhaltende Kälte nicht zu. Waren sie zu Beginn ihrer Reise noch durch Ortschaften gekommen, in welchen Herbergen zu finden waren, deren Wirte tatsächlich Wasser auch zum Waschen bereitstellten, so gab es in den Dörfern durch die sie nun kamen, kaum noch Gasthäuser und die wenigen Spelunken, die sich als solche bezeichneten, wurden von Halsabschneidern geführt, die jeden, der das Wort ‚Seife‘ oder ‚Waschen‘ auch nur in den Mund nahm, als Juden oder Heretiker betrachteten und deren Nasen sich alsbald kräuselten, als röchen sie schon den Rauch des Scheiterhaufens. D'Artagnan und Porthos schienen diese Nebensächlichkeiten nicht zu sehr zu stören, zumal beide es als praktischer betrachtet hatten, sich einen Bart stehen zu lassen und auf die morgendliche Rasur ganz zu verzichten, aber Aramis schob allein den Gedanken schaudernd von sich und auch Athos mochte sich nicht so recht mit dieser Zierde abfinden, nahm es aber, im Gegensatz zu seinem Freund, als Stoiker, wenn die Umstände diese Prozedur wirklich nicht zuließen. Trotz aller Bemühungen hatte sich so ihr Aussehen mehr und mehr den überall präsenten Söldnern angeglichen, ihre Kleider hatten schon lange die Farben verloren, die sie bei ihrem Aufbruch gehabt hatten, und hingen, durch den ständigen Gebrauch und die Witterung ausgebleicht und verzogen, ohne jeglichen Schnitt an den Trägern herunter, auf deren Gesichtern die Entbehrungen und Strapazen der letzten Monate deutlich zu lesen waren. Sie waren nur noch Schatten ihrer selbst, mager, hohlwangig, mit strähnigem langem Haar, selbst Porthos hatte seine einstmals imposante Leibesfülle verloren. Athos begann sich um Amandine zu sorgen, die zwar versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, die aber immer öfter auf ihrem Sitz einschlief, und deren Schatten unter den Augen in ihrem eingefallenen Gesicht deutlich ihre Erschöpfung verrieten. Keiner von ihnen verlor ein Wort über ihren Zustand, doch war allen klar, dass sie nicht mehr lange so weiterreiten könnten. Allein die Hoffnung, so nahe an ihrem Ziel zu sein und vielleicht schon bald wieder Richtung Frankreich aufbrechen zu können, gab ihnen genügend Mut und Hoffnung, an diesem trüben Morgen die Pferde zu einem neuen Ritt zu satteln.
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