Kapitel Kapitel 1
Kapitel 1
„Madame haben geläutet?“ Die ältliche Zofe schloss sachte die Türe zum Ankleidezimmer hinter sich und vollführte einen steifen Knicks, während sich ihre Dienstgeberin leichtfüßig von der Chaiselongue erhob.
„Jawohl, das habe ich!“, rief Madame de Chanlecy und befahl ihre treue Dienerin mit einladender Geste zu sich, „komm, meine liebe Griselda, so tritt doch bitte näher!“
„Wünschen Madame, dass ich Hochdieselbe frisiere?“, fragte die Zofe, mit kritischem Blick auf das infolge der morgendlichen Stunde noch etwas wirre Haar ihrer Herrin, doch Madame de Chanlecy winkte lebhaft ab. „Später, meine Liebe, später! Zuerst die wunderbare Neuigkeit! Ich werde nämlich – oh, ma chère, höre nur! – also, meine liebe Griselda, ich werde mich wieder vermählen!“
„Vermählen?”, rief Griselda aus und klatsche ganz unbewusst in die Hände, „oh, pardon, Madame, aber das ist ja eine wunderbare Nachricht. Und wer … also, darf ich fragen … verzeiht, wenn ich es dürfte … oh, Madame, nun ja, wer ist es denn?” Ihre Wangen färbten sich dabei abwechselnd weiß und rot, war sie sich doch nur zu klar bewusst, dass das eigentlich nicht anging! Eine Zofe hatte keine Fragen zu stellen, eine Zofe hatte zu frisieren, punktum. Aber sie kannte Madame de Chanlecy nun schon so lange, dass ihr Verhältnis einen kleinen Hauch von Freundschaft hatte, ja mehr noch: Griselda, die selbst unvermählt und kinderlos war, wachte über ihren Schützling mit dem Argwohn einer Glucke.
Nach der Anmeldung geht es weiter!
Dieses Kapitel und viele weitere sind verfügbar für Mitglieder. Jetzt anmelden!
Noch kein Account? Jetzt registrieren!
Kapitel Kapitel 2
Nach einem exquisiten und mehrgängigen Abendessen – „mon cher Abbé, Ihr esst ja gar nichts! Hier, versucht die Trüffelpastete … und die Schweinshaxe, die ist wirklich zum Niederknien … und dort, das Kalbsragout, das zergeht auf der Zunge!“- das für ein ganzes Regiment gereicht hätte, verabschiedete sich die Herrin des Hauses, was Porthos ein breites Grinsen entlockte, nachdem er ihr ehrerbietig die Hand geküsst und sie für ihre Haushaltsführung gelobt hatte. „Parbleu, meine Herren, nun ist ein Verdauungsschnäpschen angebracht, wahrhaftig! Ich habe da einige Flaschen besten Cognacs, außerdem einen Schnaps aus Kirschen, direkt aus den kalten Landen Deutschlands, Myrthenschnaps aus Korsika und einen wahrhaft göttlichen Branntwein aus Schottland.“ Er führte seine Gäste in einen kleinen, an das Speisezimmer angrenzenden Salon, in dem mehrere gemütlich aussehende Lehnstühle standen. Ein Feuerchen brannte im Kamin, und die Wände waren mit Bücheregalen bedeckt, doch die Rücken der Bücher sahen neu aus. Sehr neu und ungelesen. In der Mitte des Raumes stand Mousqueton – oder vielmehr Mouston, wie er sich nun nannte – mit einer Schürze um den dicken Bauch hinter einem Wägelchen, auf dem sich Gläser und Flaschen dicht an dicht reihten.
Nach der Anmeldung geht es weiter!
Dieses Kapitel und viele weitere sind verfügbar für Mitglieder. Jetzt anmelden!
Noch kein Account? Jetzt registrieren!
Kapitel Kapitel 3
„Wie, Madame?“
Madame de Chanlecys Zofe sah ihrer Herrin erstaunt ins Gesicht, „ich soll alle Bediensteten unten in der Halle zusammenrufen?“ Mon Dieu!, durchzuckte es sie, was war denn nun schon wieder passiert?! Jawohl, es musste mit diesem gewissen Brief zusammenhängen, den die gnädige Frau heute morgen bekam! Sie hatte ihn, kaum dass sie das Kuvert in Händen hielt, sofort mit bebenden Fingern geöffnet und gelesen, ja regelrecht verschlungen, leuchtenden Auges und über und über rot wie ein verliebtes junges Mädchen! Ah, dieses Schreiben konnte demnach von keinem anderen als ihrem Herrn Verlobten stammen! Wie oft schwärmte Madame doch von diesem Edelmann, welche Lobeshymnen sang sie auf seine Waffenfertigkeit und seine Bravour! Und auf sein gutes Aussehen und seinen unglaublichen Charme, der sie vom ersten Augenblick an restlos für ihn eingenommen hatte! Bei allen Heiligen, was hatte er ihr wohl geschrieben? Die Gute war ja vor lauter Glück und Seligkeit komplett aus dem Häuschen!
Nach der Anmeldung geht es weiter!
Dieses Kapitel und viele weitere sind verfügbar für Mitglieder. Jetzt anmelden!
Noch kein Account? Jetzt registrieren!
Kapitel Kapitel 4
Zum Henker, was machte er hier? Athos hatte sein Pferd zurückfallen lassen, es ging im Schritt hinter den anderen her, selbst Bazins und Mousquetons Maultiere hatten ihn überholt. Sein Hengst hatte unwillig geschnaubt, aber nachdem keinerlei Schenkelhilfen seines Reiters erfolgt waren, hatte er sich darein gefügt und sich dem langsamen Gang angepasst. Sie befanden sich auf einem breiten Weg, der von Montpont-en-Bresse zu jenem Château führte, das d´Artagnans Zukünftige bewohnte. Nur wenige Meilen trennten sie von ihrem Ziel, und dennoch wünschte der Graf sich weit weg von hier. Am besten nach Hause, nach Bragelonne, das vier Tagesreisen weiter westlich lag, wo nun, zur fünften Abendstunde, das Licht mild wurde. Hier hingegen war von Milde nichts zu spüren, es war fast schon dunkel, sie würden in der Nacht ankommen, wenn sie sich nicht sputeten. Kalt war es außerdem, es schneite leicht, und die Luft war schneidend, sie schmeckte nach Glas, wenn man sie einatmete. Dennoch waren es nicht die Unbilden des Wetters, die Athos´ Unbehagen verursachten, sondern die ganze Mission, auf der sie sich befanden. Eine Dame unter die Lupe nehmen. Ihre finanziellen und amoureusen Befindlichkeiten überprüfen. Parbleu! Nein, er wusste wirklich nicht, warum er mitgeritten war!
Nach der Anmeldung geht es weiter!
Dieses Kapitel und viele weitere sind verfügbar für Mitglieder. Jetzt anmelden!
Noch kein Account? Jetzt registrieren!
Kapitel Kapitel 5
„Oh, da seid Ihr ja!“, rief Madame de Chanlecy dem Grafen bei seinem Eintritt zu, „wir fragten uns schon, wo Ihr steckt! Bitte, Monsieur le comte, tretet doch näher! – Und du, Maurice, serviere dem edlen Herrn sein Glas!“ Sie winkte dem stämmigen jungen Diener, worauf dieser gehorsam, wenn auch etwas linkisch, dem verspäteten Gast ein feingeschliffenes Weinglas auf silbernem Tablett präsentierte.
„Das ist bester Chardonnay!“, erklärte die Hausherrin stolz, während Athos das Weinglas dankend in Empfang nahm und prüfend betrachtete, „aus unserem eigenen Wingert! – Messieurs!“ Sie blickte lächelnd in die Runde ihrer Gäste, und ihre Wangen röteten sich noch mehr – hach, welch ein Anblick! Die drei Freunde ihres Herrn Verlobten standen diesem an Attraktivität wahrlich nicht nach und wirkten, von der auffallend schlichten Reisekleidung des Herrn Grafen einmal abgesehen, noch imposanter als sie es sich in ihren kühnsten Vorstellungen ausgemalt hatte! „So lasst uns nun unsere Gläser auf Eure glückliche Ankunft erheben! Mon cher fiancé, meine Herren, auf Euer Wohl!“
Nach der Anmeldung geht es weiter!
Dieses Kapitel und viele weitere sind verfügbar für Mitglieder. Jetzt anmelden!
Noch kein Account? Jetzt registrieren!
Kapitel Kapitel 6
Aramis hatte kaum seine Antwort beendet, da wurde die Flügeltür zur großen Halle ein Stück weit geöffnet, und von draußen hörten er und seine Freunde d'Artagnans Stimme: „Jahaaa, schlaft gut, meine Liebe!“, worauf sich der Gascogner, mit dem Rücken voran, zur Hälfte durch den Türspalt schob. Sogleich erklang die Stimme der Hausherrin, weiter entfernt, sie befand sich wohl schon auf der Treppe zum oberen Stockwerk: „Ach, mein Liebster! Ich vermisse Euch jetzt schon! Mein Schlafgemach wird furchtbar einsam sein, ohne Euch! Wollt Ihr mir nicht doch Gesellschaft leisten?“
D'Artagnan trat erneut nach draußen, und seine Hand krallte sich in die Türfüllung, während er murmelte: „Gott bewahre, auf keinen Fall jetzt!“ Laut und in scherzendem Ton rief er zurück: „Aber meine Liebste, wo kämen wir denn da hin?! Ich weiß doch, Ihr benötigt Euren allerliebsten Schönheitsschlaf, und meine Anwesenheit würde Euch sicherlich um diesen bringen!“
Nach der Anmeldung geht es weiter!
Dieses Kapitel und viele weitere sind verfügbar für Mitglieder. Jetzt anmelden!
Noch kein Account? Jetzt registrieren!
Kapitel Kapitel 7
Es roch komisch. Irgendwie weiblich. Vage Erinnerungen stiegen auf, vermischten sich mit Träumen, eine Frau, lasziv hingestreckt auf einem Bett, nur mit einem Hemd bekleidet, lange blonde Haare, die sich wie ein Fächer ausbreiteten, sie wogten, ein Weizenfeld im Frühling, es wechselte zu Violett, die Luft war sanft wie ein Kuss, Lavendelfelder, Lavendel…es roch nach Lavendel! Eindeutig! Er war jetzt wach, aber der Duft wollte nicht weichen, er reizte die Nase, durchwaberte das Zimmer, das nun, im hellen Morgenlicht, sogar passenderweise mauvefarbene Tapisserien aufwies. Bevor er sich die Frage stellen konnte, wo er war, kam die Erinnerung zurück. Madame de Chanlecy, die Gästezimmer, seines am Ende des Flurs, nur, dass er den aufdringlichen, aber nicht unangenehmen Geruch gestern Abend (oder besser heute früh?) nicht mehr bemerkt hatte. Er richtete sich auf, ja, an den Bettpfosten waren Lavendelsäckchen befestigt, und auch auf dem Nachttischchen stand eine kleine Schale mit getrockneten Blüten. Hm, hatte das etwas zu bedeuten, oder war das einfach eine Marotte der Hausherrin? Benutzte sie Lavendel so, wie andere Knoblauch benutzten, um unangenehme Gäste zu vertreiben? Er hob die Bettdecke und schwang die Beine aus dem Bett, dabei schnupperte er an seinem Nachthemd. Nein, er roch nichts, kein übermäßiger Schweißgestank, aber vielleicht sollte er Aramis diskret darauf ansprechen. Man roch sich ja selbst nur mäßig, doch frönte er regelmäßig der Dekadenz des Badens, also sollte damit alles in Ordnung sein. Auch Alkoholausdünstung war nicht zu bemerken, sie hatten zwar die Cognacflaschen geleert, aber er war fast nüchtern zu Bett gegangen. Pah! `Ernüchtert` traf es vielleicht besser! Er griff nach seinen Hosen und zog sie an, gefolgt von Hemd und Wams. Noch gestern Abend hatte er sich zum wiederholten Mal gefragt, ob er dieser Farce wirklich bis ans Ende beiwohnen wollte, doch immerhin war d´Artagnan sein Freund, und es ging um dessen Zukunft! Wenn er ehrlich war, traute er der Hausherrin auch nicht über den Weg, irgendetwas war seltsam an dieser Frau. Andererseits schien sie den Gascogner wirklich anzuhimmeln, aber das konnte täuschen. Parbleu, er war durch genug Höllen gegangen, um von der Falschheit der Frauen ein Lied singen zu können, aber auf der anderen Seite wiederum verdankte er ihnen den Himmel auf Erden! Nein, er wusste nicht, wie er zu dieser Anne Charlotte (welch bezeichnende Vornamen!) stehen sollte, wahrlich nicht! In einer Ecke seines Zimmers stand ein äußerst weiblich anmutender Schminktisch mit einem Spiegel und einer Wasserkanne, er tauchte die Hände ins Nass und wusch sich das Gesicht. Sein Antlitz sah ihm aus dem Spiegel entgegen, ja, er müsste sich rasieren, aber da war keine Seife. Lavendel, aber keine Seife. Es blieb ihm anderes nichts übrig, als das Zimmermädchen darauf anzusprechen, doch für heute musste es so gehen. Hm, oder Aramis? Der hatte immer so herrlich duftende Rasierseifen… parbleu! Woran dachte er da?! Das musste die Wirkung des Lavendels sein, der verweiblichte sogar die Gedanken! Mit beiden Händen fuhr er sich durch die Haare und ging zur Tür. Auf dem Flur hörte er leise Stimmen, er war anscheinend spät erwacht, unten frühstückten sie schon! Und in der Tat saßen alle, bis auf Porthos, um den ovalen Tisch und sahen auf, als Athos den Raum betrat.
Nach der Anmeldung geht es weiter!
Dieses Kapitel und viele weitere sind verfügbar für Mitglieder. Jetzt anmelden!
Noch kein Account? Jetzt registrieren!
Kapitel Kapitel 8
„So, das Mittagessen hätten wir geschafft!“, brummte Dorette, die Köchin des Hauses, und wischte ihre kräftigen rosigen Hände an der Schürze ab, ehe sie sich aufseufzend am Küchentisch niederließ und die Ofenbank unterm Gewicht ihrer riesenhaften Figur wie immer leise ächzte. „Heiliger Himmel! Unglaublich, was diese Mannsbilder auf einen Sitz vertilgen können! Das gestrige Diner und das Frühstück heute morgen waren ja bereits mehr als üppig, aber das déjeuner grad eben übertraf wirklich alles! Hat man solche Vielfraße je gesehen?! Wenn die noch länger bleiben, dann werden sie mir meine Speisekammer und den Vorratskeller komplett leerfressen! Und was bleibt uns dann für den Winter? Ein bisschen eingelegter Kohl, ein paar saure Äpfel und trockenes Brot! Und was unseren guten Wein betrifft, von dem wird rein gar nichts übrigbleiben!“
„Jawohl, Madame la cuisinière!“, bekräftigte Lisette, das frisch angeheuerte zweite Küchenmädchen, eifrig. „Maurice erzählte mir vorhin beim Geschirrabräumen, der Herr Haushofmeister hätte sich schon drüber beschwert, dass die Herren gar soviel…ähm, Pardon! …saufen!“ Sie gluckste errötend, nach außen hin verlegen, doch im Innersten zutiefst erheitert.
Nach der Anmeldung geht es weiter!
Dieses Kapitel und viele weitere sind verfügbar für Mitglieder. Jetzt anmelden!
Noch kein Account? Jetzt registrieren!
Kapitel Kapitel 9
„Das ist eine Alba Maxima, Monsieur.“ Der Gärtner verbeugte sich tief, fast schien es, als wolle er den Boden mit der Nase beackern, doch die Freude, dass dieser vornehme Herr seine Arbeit bemerkte, färbte ihm die Wangen rot.
„Eine wunderschöne Pflanze, sie blüht weiß, nicht wahr?“
„Jawohl, mein Herr. Weiß mit einem Hauch Creme und gefüllten Blütenblättern.“
„Bringst du sie gut über den Winter?“
„Ich gebe Stroh an die Wurzel, seht Ihr?“ Der Mann wies auf die Schubkarre, die neben ihm stand, „ein bisschen Pferdemist kann nicht schaden, aber nicht zu viel. Und wenn man sie regelmäßig schneidet, dann wird sie Euch jeden Sommer mit herrlichen Blüten erfreuen.“
„Sehr schön!“, lobte Athos. „Rosen sind auch mir die liebsten Pflanzen. So fein und doch so wehrhaft.“ Er nickte dem Gärtner zu und zog den Mantel fester zusammen. Es schneite zwar nicht mehr, aber der Wind war immer noch schneidend kalt. Trotzdem hatte er beschlossen, einen Spaziergang zu machen, es hielt ihn nicht mehr im Haus, so groß es auch war. Die ganze Geschichte begann ihn wahrlich zu bedrücken, noch immer haderte er mit sich selbst, ob es nicht besser war, abzureisen. Die Rosen waren eine willkommene Ablenkung, selbst jetzt, zu Beginn des Winters.
Nach der Anmeldung geht es weiter!
Dieses Kapitel und viele weitere sind verfügbar für Mitglieder. Jetzt anmelden!
Noch kein Account? Jetzt registrieren!
Kapitel Kapitel 10
„Ich muss jetzt erstmal den Kopf freibekommen.“
D’Artagnan redete beruhigend mit sich selbst und wandte seine Schritte in Richtung Stall. Unterwegs griff er nach dem vom Hausdiener - wie war noch gleich sein Name? - bereitgehaltenen Mantel und nach seinem Hut, warf sich beides achtlos und ohne ein Wort über und verschwand im Stall, wo er höchstselbst sein Pferd putzte, sattelte und zäumte. Herrlich, diese Routinetätigkeiten ohne jegliche Etikette ließen ihn wieder etwas entspannter in die Zukunft sehen!
Soeben führte er sein Pferd in den Hof, schnallte die Sporen an und stieg auf, als er eine Stimme – IHRE Stimme! – von der Freitreppe hörte: „Huhuuuu, Liebster, so wartet doch auf mich, ich komme miiiiit! Herr Stallmeister, wo bleibt meine Stute?“
Wie gewünscht führte der Stallmeister das Pferd zur Aufstieghilfe, die Anne Charlotte begierig erklomm und sich ungelenk im Seitsattel zurechtsetzte.
Nach der Anmeldung geht es weiter!
Dieses Kapitel und viele weitere sind verfügbar für Mitglieder. Jetzt anmelden!
Noch kein Account? Jetzt registrieren!
Kapitel Kapitel 11
„Morbleu!“, murmelte Porthos entgeistert, nachdem er seine unsägliche Verblüffung ein wenig überwunden hatte, „bei allen Teufeln, was ist denn in unseren Gascogner gefahren?“
„Sieht so aus, als wäre ihm was Gravierendes über die Leber gelaufen!“, raunte Aramis seinem großen Freund mit diskret gesenkter Stimme zu. „Nun ja, nachdem sich Madame de Chanlecy ebenfalls zurückgezogen hat, bleibt uns nichts anderes übrig, als bis zum Abendessen zu warten, um zu erfahren, was da passiert ist!“
„Verflucht, die Pferde - !“, erregte sich der Hüne, „habt Ihr die zerrissenen Zaumzeuge und den ruinierten Sattel gesehen?! Die sind eindeutig durchgegangen! Diable! Das gibt’s doch nicht! D`Artagnan ist ein erstklassiger Reiter, dem geht niemals ein Pferd durch!“
Aramis schmunzelte. „Ihm vielleicht nicht, aber eventuell seiner Verlobten?“
„Na, und wenn schon! Dann wäre er ihr eben sofort hinterher gesprengt und hätte ihre widerspenstige Stute gleich am Zügel gepackt! Parbleu! Das macht man als Kavalier doch ständig, bei der Herbstjagd!“
Nach der Anmeldung geht es weiter!
Dieses Kapitel und viele weitere sind verfügbar für Mitglieder. Jetzt anmelden!
Noch kein Account? Jetzt registrieren!
Kapitel Kapitel 12
D’Artagnan warf die Tür hinter sich zu, stand einige Momente mit geballten Fäusten mitten im Zimmer und spürte sein Herz klopfen. Er atmete einige Male tief ein und aus, es war einfach alles unmöglich, diese ganze Situation, in der er sich befand! Was machte er überhaupt hier? Er fühlte sich in diesem Moment gefangen, und es war alles so…..unwürdig….und falsch! Gegen seinen Willen spürte er Tränen in seine Augen steigen. Das durfte doch nicht wahr sein! Diese ganze Affäre machte ihn dermaßen dünnhäutig! Zu allem Unglück klopfte es auch noch an der Tür, woraufhin er laut, barsch, und möglichst knapp „Herein!“ rief, sich aber nicht umdrehte, sondern mit dem Rücken zur Tür stehen blieb. Er hörte, wie die Tür sich öffnete, vernahm tappende Schritte zum Sideboard an der Wand, ein Tablett wurde abgestellt, Glas klirrte leise. Dann die diskrete Stimme des Hausdieners: „Wünschen der gnädige Herr noch etwas zum Wein?“
Er drehte sich nicht um, suchte seiner Stimme Festigkeit zu geben. „Nein, nichts! Raus!“ war das einzige, was er hervorbringen konnte.
Nach der Anmeldung geht es weiter!
Dieses Kapitel und viele weitere sind verfügbar für Mitglieder. Jetzt anmelden!
Noch kein Account? Jetzt registrieren!
Kapitel Kapitel 13
Als Athos am nächsten Morgen aus dem Fenster sah, lag die Welt unter einer weißen Decke. In der Nacht war Schnee gefallen, reichlich sogar, und durch die Bäume des Parks schien eine zögerliche Morgensonne, die violett-rosafarbene Lichtreflexe auf die helle Fläche zauberte. Ein verwunschenes Bild, wobei der Dunst, der vom Fluss aufstieg, die Kälte des Morgens bewies. Trotzdem öffnete der Graf die Fensterflügel und atmete einen Moment lang die eiskalte Luft ein, bis ihn schauderte und er das Fenster wieder schloss. Er hatte sich inzwischen mit seinem Aufenthalt hier ausgesöhnt, es kam ihm nicht mehr so grausig falsch vor, sich in die Angelegenheiten seines Freundes einzumischen, denn dieser schien Hilfe wahrlich gebrauchen zu können. Auch wenn ihm, Athos, Ratschläge zuwider waren, so wollte er doch sein Wort halten und den beiden zukünftigen Eheleuten ein Gespräch nahelegen. Führen, das hatte er sich geschworen, mussten sie es aber selbst. Nach einer sorgfältigen Morgentoilette ging er in den Speisesaal, nur um diesen leer und verlassen vorzufinden. Parbleu, noch nicht einmal das Frühstück war angerichtet, und dabei mochte es auf acht Uhr zugehen. Immerhin tat sich etwas in der Küche, das konnte er von hier hören, und als er diese betrat, war die Köchin auch gerade über einen großen Topf mit Milch gebeugt, in die sie Flocken einrieseln ließ.
Nach der Anmeldung geht es weiter!
Dieses Kapitel und viele weitere sind verfügbar für Mitglieder. Jetzt anmelden!
Noch kein Account? Jetzt registrieren!
Kapitel Kapitel 14
Mon Dieu! Warum hatte Madame noch immer nicht geläutet?! Griselda, die ältliche Zofe, schüttelte besorgt den graumelierten Kopf. Sie lauschte abermals angestrengt an der geschlossenen Türe zum Boudoir ihrer Herrin, doch dahinter war alles mäuschenstill, nichts regte sich im Zimmer. Himmel, was war gestern Abend nur geschehen?! Madame war zutiefst niedergeschlagen, ja vollkommen verzweifelt gewesen, sie konnte kaum ihre heißen Tränen zurückhalten! Und als sie, Griselda, behutsam zu fragen wagte, was der gnädigen Frau denn solchen Kummer bereite, hatte ihre Herrin sie nicht wie sonst ins Vertrauen gezogen sondern ihr im Gegenteil befohlen, sich hinauf in ihre Kammer zurückzuziehen, denn sie wolle allein sein! Oh, die Ärmste hätte wohl allen Beistand gebraucht, so aufgelöst, wie sie war! Aber Madame scheuchte sie, Griselda, sogleich hinaus, und damit erfuhr sie klarerweise nicht das Geringste! Aber nun hatte sich hoffentlich der Sturm wieder gelegt, und sie konnte es wagen, ihre Herrin aufzusuchen. Sie musste ihr ja schließlich beim Ankleiden helfen!
Nach der Anmeldung geht es weiter!
Dieses Kapitel und viele weitere sind verfügbar für Mitglieder. Jetzt anmelden!
Noch kein Account? Jetzt registrieren!
Kapitel Kapitel 15
Nach einem ausgedehnten Frühstück, das den gesamten Vormittag in Anspruch nahm, hatten Athos, Porthos und Aramis beschlossen, einen Ausritt zu machen, um nicht nur an gedeckten Tischen zu sitzen, zumal der Tag geradezu dazu einlud: Die Sonne strahlte von einem eisblauen Himmel, und der in der Nacht reichlich gefallene Schnee glitzerte, dass man schier die Augen zukneifen musste. Die Luft war rein und kalt, und weiße Atemwölkchen standen vor den Nüstern der freudig tänzelnden Pferde. Mit dem Erscheinen der beiden Verlobten rechnete niemand, doch als Porthos eben den Fuß in den Steigbügel stellte und Athos und Aramis schon im Sattel saßen, waren sie aufgetaucht. Strahlend und deutlich frischer als noch vor wenigen Stunden. Die Baronin hatte rasch einen offenen Schlitten anspannen lassen, und bald war die Partie unterwegs, durch den schneebedeckten Winterwald und über Feld und Flur. An einem schon halb zugefrorenen See legte man eine Rast ein, zwischen d´Artagnan und Porthos entspann sich eine Schneeballschlacht, an der am Ende alle, selbst die Frau Baronin, lachend teilnahmen, und nun - der Tag ging schon zur Neige, und die Bäume warfen lange Schatten - kehrten alle im Schritt am langen Zügel zum Schloss zurück.
Nach der Anmeldung geht es weiter!
Dieses Kapitel und viele weitere sind verfügbar für Mitglieder. Jetzt anmelden!
Noch kein Account? Jetzt registrieren!
Kapitel Kapitel 16
Kardinal Richelieu blickte unwillig von dem Schriftstück auf, das er soeben gelesen hatte. Was gab es denn nun wieder?! Nie, wirklich niemals konnte man sich in diesem Tollhaus auf etwas in Ruhe konzentrieren! Und dabei war der Bericht, der hier vor ihm lag, wahrhaft faszinierend: Ging es doch um die Tiefe der Häfen, die geeignet waren, die neue Flotte aufzunehmen, die er, Richelieu, trotz der Indifferenz seines Königs auf die Beine zu stellen gedachte! Leider, leider gab es nur wenige Hafenbecken, die tief genug waren, da würden seine Ingenieure noch einiges zu tun bekommen. Schon wollte er das Schreiben wieder zur Hand nehmen, da klopfte es ein zweites Mal.
„Herein!“, rief er ungehalten, und sein Sekretär schob sich schüchtern durch die behutsam geöffnete Türe. Er hatte bereits am Tonfall erkannt, dass die Stimmung Seiner Eminenz an Sturm gemahnte. Besser, er hielt seine Meldung so knapp wie möglich und verschwand anschließend gleich wieder!
Nach der Anmeldung geht es weiter!
Dieses Kapitel und viele weitere sind verfügbar für Mitglieder. Jetzt anmelden!
Noch kein Account? Jetzt registrieren!
Kapitel Kapitel 17
Anne Charlotte und Athos verließen die Küche, und im gleichen Moment traten d'Artagnan, Aramis und Porthos in den Flur.
„Mein Herzallerliebster!!“
„Meine süße Amazone!!“
Die Baronin flog ihrem Verlobten entgegen, dieser breitete die Arme aus, wirbelte sie herum und blieb dann mit ihr in einer engen Umarmung stehen.
Die drei Freunde beobachteten das Schauspiel grinsend.
D'Artagnan hielt sie umfasst, strich über ihr blondes Haar, das in wilden Strähnen außerhalb der kunstvoll drapierten Frisur auf ihre Schultern fiel, während sie sich eng an ihn schmiegte und sich seiner Umarmung völlig hingab. Er merkte, wie sein Körper ihn aufforderte, doch bitte jetzt - JETZT! - mit Anne Charlotte ins Schlafgemach zu gehen und den Sieg über den Erbschleicher zu feiern. Sie bemerkte seine Reaktion, lächelte verschmitzt zu ihm empor und küsste ihn derart leidenschaftlich, dass dem Musketier die Luft wegblieb.
In diesem Moment spazierte Aramis hinter seinem Freund vorbei und tippte ihm auf die Schulter: „Eh, eh, immer langsam, Monsieur le mousquetaire! Zuerst wird geheiratet, und bis dahin dürft Ihr Euch mit einem zärtlichen Kuss begnügen!“
Nach der Anmeldung geht es weiter!
Dieses Kapitel und viele weitere sind verfügbar für Mitglieder. Jetzt anmelden!
Noch kein Account? Jetzt registrieren!
Kapitel Kapitel 18
Frédéric fluchte, als er schwerfällig aus der Postkutsche stieg, die vor einem Stadthaus gehalten hatte. Das Gebäude war hoch, schmal, und die oberen Stockwerke hingen über die Straßenfront hinaus. Ein kalter Wind wehte, und er beeilte sich, eingelassen zu werden.
Endlich ins Haus getreten, stiefelte er sofort auf das Arbeitszimmer zu, dessen Tür sich zugleich öffnete. Der Hausbesitzer war das Ebenbild seines Hauses: Lang und dürr, vom Alter bereits leicht gebeugt und griesgrämig.
„Na endlich! Warum habt Ihr mich in dieses fürchterliche Provinznest kommen lassen, mein verehrter Herr Advokat?!“ Frédéric hielt seinen Unwillen nicht im Zaum.
„Das habe ich Euch doch geschrieben!“, erwiderte der Jurist. Seine Nase glich dem Schnabel eines Geiers, und er hielt sie immer etwas hoch, um mit blitzenden kleinen Kohleaugen sein Gegenüber zu sezieren.
„Der Teufel hole Euer juristisches Kauderwelsch!“, schimpfte sein Besucher. „Das versteht ja sowieso kein normaler Mensch!“
Nach der Anmeldung geht es weiter!
Dieses Kapitel und viele weitere sind verfügbar für Mitglieder. Jetzt anmelden!
Noch kein Account? Jetzt registrieren!
Kapitel Kapitel 19
Die klare Januarsonne stand bereits tief, und die Bäume warfen lange Schatten.
D'Artagnan hatte es nicht eilig. Gut gelaunt ließ er seinen Hengst am langen Zügel dem Waldweg folgen. Er fühlte sich entspannt und in aufgeräumter Stimmung. Wie herrlich war es, nicht nur seine Verlobte sondern auch seine drei besten Freunde wiederzusehen1 Seine Verlobte, die morgen seine Frau werden sollte! Vorfreude prickelte durch seine Adern. Wie aufregend würde das sein! Er als Schlossherr! - Denn, um ehrlich zu sein, sein Elternhaus in der Gascogne war ja nur ein Schlösschen oder vielmehr ein winziges Landgut. - Auf jeden Fall würde er morgen hochoffiziell der Mann an Anne Charlottes Seite werden! Das klang doch hervorragend! Und dann, ja dann konnten sie beide auch endlich einmal tun, wonach ihnen der Sinn stand, ohne sich um Konventionen scheren zu müssen! Erneut fühlte er das leise Kribbeln im Bauch. Wie sie wohl in ihrem Brautkleid aussah? Ach ja....
Träumerisch hing er seinen Gedanken nach. Morgen würde es eine kleine, intime Hochzeitsfeier geben, und heute Abend schon trafen Athos, Porthos und Aramis ein, um mit ihm am Vorabend seiner Vermählung einen gemütlichen Junggesellenabschied zu feiern! Ach, war das schön! Er fühlte sich tatsächlich geborgen, wie er genussvoll feststellte. Ein herrliches Gefühl, das er viel zu selten hatte! Nun, als Ehemann sollte er sich diesen Luxus ruhig ein wenig häufiger gönnen! Entspannt nahm er die Zügel wieder auf und legte in leichtem Trab das letzte Stück seines Weges zurück.
Nach der Anmeldung geht es weiter!
Dieses Kapitel und viele weitere sind verfügbar für Mitglieder. Jetzt anmelden!
Noch kein Account? Jetzt registrieren!
Kapitel Kapitel 20
Anne Charlotte war seligen Blickes in ihr Schlafgemach entschwunden, und die Männerrunde blieb allein zurück. Für eine kurze Weile herrschte verlegene Stille im Raum.
D'Artagnan sah sich verschmitzt um und erhob sich, bedeutete seinen Freunden jedoch, sitzenzubleiben. „Gönnt mir zwei Minuten! Ich bin sofort wieder zurück!“
Flink war er aus der Tür, und sie hörten ihn die Treppe hochlaufen, offensichtlich immer zwei Stufen auf einmal nehmend. Kurze Stille, dann eilige Schritte die Treppe wieder herunter, und d'Artagnan stieß die Tür zum Speisezimmer auf, breit grinsend und mit mutwilligem Lachen: „So, für den heutigen Abend bin ich wieder ganz der Alte!“
Und in der Tat: Er trug sein altes Wams, die vom Reiten abgewetzten Hosen und seine geliebten Stiefel. „Es soll ja auch gemütlich sein!“ Er lachte abermals, „und nun folgt mir, meine lieben Freunde, ich zeige Euch den Keller des Dionysos, nebst lauschiger Sitzecke, wo wir ganz ungestört feiern können!“
Nach der Anmeldung geht es weiter!
Dieses Kapitel und viele weitere sind verfügbar für Mitglieder. Jetzt anmelden!
Noch kein Account? Jetzt registrieren!
Kapitel Kapitel 21
„Hier, da habd Ihr die Falsche...äh, die Flasche, mein Freund!“, murmelte Aramis und reichte dem Gascogner die bouteille, immer noch gelinde verschnupft wegen seines lesetechnischen Versagens, während Athos d`Artagnans Glas unter leisem Lächeln füllte. Jawohl, eine gute Wahl, denn dieser spezielle Rotwein hier war in der Tat mehr als süffig!
„Wussded Ihr übrigens,“ setzte der Abbé ernst hinzu, „dass man eine solche Flasche - hicks! – auch als Oragel benüzzen kann? Monsieur de Rabelais hat dies ja eindruggsvoll in seinem Buch beschrieben.“
„Hä? Rabbeläs? Wer'sn das?? Nie gehört! Merkt Euch den mal, da komm'n wir später drauf zurück, was er so orakeln wollte!“ D'Artagnan prostete Athos dankbar zu und trank den ersten Schluck, nein, die ersten Schlucke des Rotweins. Ja, wirklich.....lecker! Gut! Also, wo war er stehengeblieben? Ach ja, die Flasche drehte sich nicht von selbst!
Er ging auf dem Teppich in die Knie und krabbelte andächtig zur Mitte, wo er sich feierlich hinhockte und die Flasche in Bewegung setzte. Überraschenderweise drehte sie sich ausnehmend gut, was d'Artagnan ein glucksendes Lachen entlockte. Solche Flaschen waren wirklich albern, wenn man sie mal genauer betrachtete!
Nach der Anmeldung geht es weiter!
Dieses Kapitel und viele weitere sind verfügbar für Mitglieder. Jetzt anmelden!
Noch kein Account? Jetzt registrieren!