Kapitel Kapitel 1
Kapitel 1
„Madame haben geläutet?“ Die ältliche Zofe schloss sachte die Türe zum Ankleidezimmer hinter sich und vollführte einen steifen Knicks, während sich ihre Dienstgeberin leichtfüßig von der Chaiselongue erhob.
„Jawohl, das habe ich!“, rief Madame de Chanlecy und befahl ihre treue Dienerin mit einladender Geste zu sich, „komm, meine liebe Griselda, so tritt doch bitte näher!“
„Wünschen Madame, dass ich Hochdieselbe frisiere?“, fragte die Zofe, mit kritischem Blick auf das infolge der morgendlichen Stunde noch etwas wirre Haar ihrer Herrin, doch Madame de Chanlecy winkte lebhaft ab. „Später, meine Liebe, später! Zuerst die wunderbare Neuigkeit! Ich werde nämlich – oh, ma chère, höre nur! – also, meine liebe Griselda, ich werde mich wieder vermählen!“
„Vermählen?”, rief Griselda aus und klatsche ganz unbewusst in die Hände, „oh, pardon, Madame, aber das ist ja eine wunderbare Nachricht. Und wer … also, darf ich fragen … verzeiht, wenn ich es dürfte … oh, Madame, nun ja, wer ist es denn?” Ihre Wangen färbten sich dabei abwechselnd weiß und rot, war sie sich doch nur zu klar bewusst, dass das eigentlich nicht anging! Eine Zofe hatte keine Fragen zu stellen, eine Zofe hatte zu frisieren, punktum. Aber sie kannte Madame de Chanlecy nun schon so lange, dass ihr Verhältnis einen kleinen Hauch von Freundschaft hatte, ja mehr noch: Griselda, die selbst unvermählt und kinderlos war, wachte über ihren Schützling mit dem Argwohn einer Glucke.
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