Kapitel Kapitel 28
„Soso, eine Laune der Natur!“, echote Madame Olympe, und um ihre Lippen irrlichterte ein wissendes Lächeln „nun, eine hübsche Laune, denn ansehnliche Mannsbilder sind ja weiß Gott rar gesät.“
„Findet Ihr, Madame?“ Ein Mann teilte die raunende Menge und stellte sich neben den Comte de la Fère, der instinktiv Raoul an sich zog. Wer war das? Der Kerl war nicht gekleidet, als wäre er eingeladen, er trug dunkle Reiterkleidung, hohe Stiefel, einen Hut, der die Hälfte des Gesichts verdeckte, und einen Staubmantel, ja, sogar einen Degen. Doch irgendetwas an dem Neuankömmling kam dem Grafen bekannt vor, sehr bekannt sogar, und noch bevor der Kerl weitersprach, hatte er erraten, wer da neben ihm stand. Parbleu, was war das für ein Spiel?! Sie konnte nicht hier sein! Durfte es nicht, denn sie riskierte damit Kopf und Kragen!
„Jawohl, finde ich!“, gab Madame Olympe resolut zurück und musterte den Mann neugierig.
Parbleu! Welch ein Mund! Sinnliche, volle Lippen, ohne jeden Schimmer eines Bartflaums! Und dazu diese Stimme! Irrte sie sich, oder schwang darin tatsächlich ein Timbre, das zum Organ eines Mannsbilds nicht recht passen wollte? Alle Wetter!, durchfuhr es sie, mit einem Mal im Innersten überzeugt, nein, das konnte kein Irrtum sein! Sie, Olympe, war immerhin Schauspielerin von Profession, sie kannte sich mit Kostüm und Maskerade aus! Und das überraschende Erscheinen dieses Herrn da wirkte in der Tat wie ein wohleinstudierter, bühnenreifer Auftritt! Sie wandte sich Anne Charlotte zu, drohte dieser schalkhaft mit erhobenem Zeigefinger und bemerkte scheinbar diskret, aber dennoch so laut, dass es jeder hören konnte: „Liebste, wie ich sehe, habt Ihr nicht nur Eure guten Freundinnen vom Théâtre du Marais eingeladen sondern auch eine Dame von der Konkurrenz?“
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