Mylady und Aramis von Aramis
Durchschnittliche Wertung: 5, basierend auf 21 BewertungenKapitel Mylady und Aramis
Armentières. Wir hatten Mylady gefunden. In ihrem Versteck, einem kleinen Haus, unten am Fluss. Es gab kein Entrinnen.
Als mir klar wurde, was Athos von uns erwartete, konnte ich es nicht fassen -
„Athos!“, stieß ich hervor, mit zitternder Stimme, „das ist Wahnsinn! Ihr dürft es nicht tun! Wollt Ihr Euch denn zum Mörder machen?!“
„Schweigt, Aramis!“ Athos warf mir einen Blick zu, scharf wie eine Degenklinge. „Dies ist nicht Eure Angelegenheit! Ihr habt meine Anklage gehört, die furchtbaren Verbrechen, die dieses Weib begangen hat, sind Euch bekannt - nun habt Ihr darüber Euer Urteil zu fällen, c`est tout!“
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Kapitel Aramis abandonné
Die Belagerung von La Rochelle war vorüber, die Stadt endlich besiegt, d`Artagnan hatte sein Leutnantspatent erhalten, und die Dinge liefen zusehends wieder im alten Geleise –
„Herzlichen Glückwunsch, mein lieber d`Artagnan!“, rief Porthos und reichte dem frischgebackenen Herrn Leutnant die Hand, „wie schade, beinah hätte ich die Freude gehabt, unter Eurem Befehl zu dienen! Aber Ihr müsst wissen, meine liebe Madame Coquenard ist seit kurzer Zeit Witwe! Sie hat von ihrem verstorbenen Gemahl ein Vermögen geerbt, dazu ein hübsches, ertragreiches Landgut, und unserer Heirat steht somit nichts mehr im Wege!“
Wir starrten Porthos ins Gesicht, zutiefst verblüfft und überrascht, doch der Bann war rasch gebrochen. „Félicitations!“, riefen wir übermütig, wie aus einem Mund, „bonne chance!“, und Athos ergänzte trocken: „Wieder einer, der da glaubt, im Hafen der Ehe sein Glück zu finden!“
Ich für meinen Teil konnte mir, d`Artagnans Beförderung betreffend, einige süffisante Worte nicht verkneifen. „Erstaunlich!“, bemerkte ich anzüglich, an Porthos` reich bestückter Tafel, an der wir seine Verlobung ausgiebig zu feiern gedachten, „Seine Eminenz versteht es wahrhaftig, mit Überraschungen aufzuwarten! Was meint Ihr, Athos?“
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Kapitel Jeu de Paume
Die Tage schleppten sich hin, zäh und öde – jeden Abend nahm ich mir von neuem vor, Monsieur de Tréville am nächsten Morgen mein endgültiges Abschiedsgesuch zu unterbreiten, doch immer wieder schob ich es hinaus, in unsicherem Rückzug: Es stand zweifelsohne fest, Monsieur le capitaine würde keineswegs erfreut sein, auch noch mich zu verlieren, nachdem schon Athos und Porthos vor kurzer Zeit den Dienst quittiert hatten – besonders jetzt, nach glücklicher Beendigung des kräftezehrenden, männermordenden Feldzugs von La Rochelle, schien eine weitere Dezimierung der Kompanie alles andere als ratsam. Es war also besser, einen günstigeren Zeitpunkt abzuwarten, um ihn mit meinem Ansinnen zu konfrontieren. Athos` und Porthos` Ausscheiden aus dem ruhmreichen Korps der königlichen Musketiere hatte Monsieur de Tréville ziemlich zugesetzt, was er jedoch, als schlachtengewohnter alter Soldat, der er war, natürlich niemals zugab.
Ich schob also weiterhin meinen Dienst nach Vorschrift, tagaus, tagein, und hoffte im Geheimen inständigst, dass das Blatt sich endlich wenden und mein Schicksal mich aus den Fängen dieser geisttötenden, alle Sinne abstumpfenden militärischen Beschäftigung befreien möge.
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Kapitel Auf der Fährte
Im Salon Rambouillet kochte und brodelte es wie in Teufels Küche.
Ich hatte, in meiner Eigenschaft als membre subordonné dieser société illustre, ungebührlicherweise gewagt, Monsieur de Chapelains neueste dramaturgische Schrift, betitelt Lettre sur la règle des vingt-quatre heures, in versifizierter Form zu persiflieren, und damit in ein wahres Wespennest gestochen – man disputierte und stritt, was das Zeug hielt, mit hoch erhobenen Stimmen und heftigster Gestikulation, und ich, der Anstifter dieses unerwarteten combat littéraire, konnte nichts anderes tun, als mich, schamrot vor Verlegenheit, möglichst tief in meinem fauteuil zu verkriechen, in der Hoffnung, die Sturmfluten der von mir entfachten Winde des Aiolos wollten gnädig über mich hinwegziehen!
Endlich beruhigten sich die Stürme, die hitzigen Gemüter ermüdeten langsam, und Madame de Rambouillet konnte mir endlich die Leviten lesen. „Monsieur le chevalier!“, rügte sie mich enerviert, schwankend zwischen Ärger und heimlicher Genugtuung, nachdem sie mich, zielstrebig und bestimmt, in die nächstgelegene Fensternische manövriert hatte, „ich muss schon sagen! Quelle impertinence remarquable! Évidemment - in Eurer Eigenschaft als Musketier des Königs befürwortet Ihr naturgemäß solch kriegerische Aktionen, doch bitte bedenkt, dass Ihr Euch hier in meinem literarischen Salon befindet und nicht auf dem Schlachtfeld! Ihr habt meine lieben Gäste weit mehr echauffiert als unbedingt nötig!“
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Kapitel Mademoiselle de Beuvre
Rien n`est constant que l`inconstance, durable même en son changement...
(Honoré d`Urfé, L`Astrée )
Die Sonne stand schon tief, im Westen, als ich Château La Motte-Seuilly erreichte.
Vor mir lag ein weites Tal, von hügeligem Bergland umgeben, an dessen Hängen sich üppige Wiesen und dunkle Wälder dehnten; ein Fluss wand sich glitzernd, in unzähligen Mäandern, durch die blühenden Auen, von dichtem Erlen- und Weidengehölz umsäumt, das Herrenhaus mit seinem großzügig angelegten Garten in weitem Bogen umschließend, und in der Ferne, über den ragenden Baumwipfeln, schimmerten die Dächer von Schloss Bois-Doré.
Ich hielt unwillkürlich an, meinen schnaubenden Vollblüter zum Stehen parierend, oben auf der sanft abfallenden Hügelkuppe, auf die mich meine Straße geführt hatte, und ließ meinen Blick schweifen, unter tiefem Atemholen und im Innersten berührt. Welch liebliches Bild, quelle vue magnifique et merveilleuse! Welch unglaublicher Gegensatz zu den schmutzigen, engen Gassen von Paris! Ich hatte die überwältigende Schönheit freier Natur beinah schon vergessen gehabt, in den säuberlich beschnittenen Laubengängen und in den düsteren, bloß von flackerndem Kerzenlicht erhellten Sälen des Louvre!
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Kapitel Ein unverhofftes rencontre
Ich durfte mit mir zufrieden sein. Dank meiner poetischen Neigungen und einschlägigen literarischen Kenntnisse war es mir gelungen, in Monsieur de Beuvres Haus gastliches Quartier zu erhalten und ein etwas altmodisch möbliertes, doch bequemes Gästezimmer zu okkupieren, dessen Ausstattung meinen ländlichen Ansprüchen voll und ganz gerecht wurde. Zudem hatte ich von seinen Fenstern aus einen guten Teil des weitläufigen Gartens und der Wirtschaftsgebäude des Schlosses im Blickfeld, was für die erfolgreiche Erkundung des Terrains nur von Vorteil sein konnte. Dieser Sichtung der Verhältnisse widmete ich mich denn auch sofort, kaum dass ich mich in meiner Unterkunft wohnlich installiert hatte. Meinen englischen Vollblüter hatte ich, meiner lügenhaften Behauptung über seinen schonungsbedürftigen Gesundheitszustand eingedenk, in der Obhut des jungen Stallburschen der dörflichen Herberge zurückgelassen – dies gereichte mir jedoch keineswegs zum Nachteil, denn der Marstall des Herrn de Beuvre war, zu meiner nicht geringen Überraschung, gut bestückt.
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Kapitel Geheime Pläne
Mylady setzte ihr strahlendstes Lächeln auf und tat, als ob sie mich nicht kannte. Ihre raffinierte Verstellungskunst erwies sich wieder einmal als wahrhaft souverän, und ich bezweifelte, ob mein bescheidenes Talent auf dem Gebiet der Schauspielerei jemals imstande sein würde, an solch brillantes Können auch nur im Mindesten heranzureichen. Nichtsdestotrotz machte ich gute Miene zum subtilen Spiel, nachdem ich meine Verblüffung einigermaßen überwunden hatte, und begrüßte Mylady betont unbeteiligt, mit höflicher Reverenz und flüchtigem Handkuss, als stünde ich besagter Dame zum ersten Male gegenüber. Sie lächelte mir zu, charmant und verbindlich, avec un peu de coquetterie flattante, und thronte sofort im Mittelpunkt der allgemeinen Aufmerksamkeit, mit sicherem Zepter und silbriger, glockenheller Stimme den Gang des gemeinschaftlichen Gesprächs dirigierend. Monsieur de Beuvres Antlitz erglänzte sichtlich, die Spitzen seines buschigen Schnauzbarts stellten sich unwillkürlich auf, und er bemühte sich zutiefst, mit allen Fasern seines Herzens, in nobel gedämpftem Ton mit der äußerst anziehenden und weltgewandten Dame zu konversieren, anstatt wie sonst der sonoren Lautstärke seiner Bärenstimme ungehindert freien Lauf zu lassen.
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Kapitel Nächtliches Abenteuer
Enfin! Das Diner war vorüber, das obligate abendliche Geplauder im Salon, welches sich wieder weitschweifig auf allem möglichen Terrain bewegte, ebenso - Mademoiselle und Monsieur de Beuvre hatten sich in ihre privaten Gemächer zurückgezogen, und ich konnte mich endlich auf meine bevorstehende Aufgabe konzentrieren.
In aufkeimender Nervosität lauschte ich, durch die spaltbreit geöffnete Tür meines Gästezimmers spähend, den nach und nach verstummenden Geräuschen im Hause nach, irgendwann war auch der letzte Dienstbote zu Bett gegangen, und ich wartete sicherheitshalber noch geraume Zeit, bevor ich behutsamen Schrittes auf Zehenspitzen mein gastliches chambre séparée verließ.
In höchster Vorsicht tastete ich mich an der holzgetäfelten Wand des Flurs entlang, mich an jeder Tür so unhörbar als möglich vorbeischleichend, erreichte glücklich die Treppe und stieg, mich dicht ans Geländer haltend, die breiten hölzernen Stufen hinab, in striktem Bemühen, sie unter keinen Umständen zu verräterischem Knarren zu veranlassen. Die Tür zur Bibliothek lag vor mir, einer ihrer Flügel stand einladend offen, die schweren Samtvorhänge waren zurückgezogen, und silbriges Mondlicht fiel in breiten hellen Streifen durch die hohen Fenster. Myladys Vorhersage erwies sich also als durchaus korrekt, was die Lichtverhältnisse in dieser Nacht betraf.
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Kapitel Flucht und Ende
Der Tag brach an, als ich Mademoiselles Bett verließ. Die Morgenröte leuchtete am Himmel, bald würde die Sonne aufgehen. Vorsichtig schlüpfte ich unter der Decke hervor, sacht und behutsam, um Mademoiselle nicht zu wecken. Sie lag in tiefem Schlummer, das kastanienbraune Haar gelöst, mit rosigem Antlitz, ein glückliches Lächeln auf den geöffneten Lippen. Draußen vorm Fenster, in den Weiten des erwachenden Gartens, erscholl das noch schlaftrunkene, verhaltene Zwitschern eines Vogels – war`s schon die Lerche?
Meine Knie und Hüften schmerzten noch ein wenig, als ich hinüber zum Lehnstuhl schlich und nach meinen Kleidern griff, während Mademoiselles treuer vierbeiniger Gefährte sich von seiner Lagerstatt erhob und mich schweifwedelnd beschnüffelte.
„Psst, Mélampe! Geh zurück auf deinen Platz!“ flüsterte ich ihm zu, in unmissverständlichem Befehlston. Der Hund blickte mich an, enttäuscht und sichtlich gekränkt, legte die Ohren flach und trollte sich wieder in seinen Winkel. Leise und rasch, jedes unnötige Geräusch vermeidend, streifte ich mir Hemd und Hosen über und verließ auf bloßen Strümpfen, meine Stiefel mit den kostbaren Papieren unterm Arm, Mademoiselles Schlafgemach.
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