Rettungsaktion von kaloubet , Rochefort und Aramis
Durchschnittliche Wertung: 5, basierend auf 17 BewertungenKapitel Kapitel 1
„Nun denn, meine Herren, ich hoffe, das Diner mundet Euch!“ Madame du Vallon lächelte säuerlich in die Runde ihrer Gäste und befahl Mousqueton, nun genannt Monsieur Mouston, mit kurzem Wink, das Abendessen auftragen zu lassen. Mon Dieu, nicht genug damit, dass ihr Herr Gemahl mit knapper Not und unter beständiger Lebensgefahr, wie er ihr erzählte, aus Deutschland zurückgekehrt war, nein, nun mussten auch noch seine beiden intimen Freunde, mit denen er jenes halsbrecherische Unternehmen bestritt, der Comte de la Fère und der Abbé d`Herblay, Gut Bracieux heimsuchen! Und ihr war keine plausible Ausrede eingefallen, um dies zu verhindern! Himmel, die beiden hatten doch mit Sicherheit nichts anderes vor, als ihren Gatten abermals in ein haarsträubendes Abenteuer zu verwickeln! Als wär`s beileibe nicht genug, an unverschämter Zumutung, dass sie, Adèle, alleine an der Herbstjagd ihres Herrn Nachbarn, des Comte de Monchéry, teilnehmen hatte müssen, bloß weil ihr Ehemann nichts Besseres zu tun fand, als sich derweil im kriegsgeschüttelten Deutschland herumzutreiben und sich mit mörderischen Wegelagerern und habsburgischen Spionen bis aufs Blut zu schlagen! Doch beim Geiste ihrer seligen Frau Mutter, Monsieur du Vallons Eskapaden sollten nun ein Ende haben! Dafür wollte sie schon sorgen!
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Kapitel Kapitel 2
Der Tropfen rann langsam die Wand hinunter. Dort, wo die dickste Stelle war, verzerrte sich das Mauerwerk, grünlich schimmerndes Moos wurde deutlich sichtbar, bis es, wenn der Tropfen weiterrann, wieder einfach nur eine grün verschwommene Stelle an der feuchten Mauer war. Der Tropfen war aus der Mauer ausgetreten, war geballte Feuchtigkeit, ein Beweis, dass es draußen regnete. Denn wenn die Hitze die kleine Zelle erfüllte, wenn draußen die Sonne brannte, dann war auch die Mauer trocken, und das Moos gelblich verfärbt. Sie war jetzt lange genug in dieser Zelle, um das Wetter aus dem Mauerwerk ablesen zu können. Es war fast, als wäre die Zelle ein lebendiges Wesen, das atmete, schwitzte, austrocknete oder weinte, je nachdem, wie das Wetter draußen war. Sehen konnte sie es nicht, denn die Zelle hatte keine Fenster, nur eine Tür, eine einfache Pritsche, einen Eimer und eben die Mauer. In der Tür war eine Öffnung mit einem Gitter, das geöffnet werden konnte, so dass die Wachsoldaten ihr das Essen reichen konnten. Außerdem fiel durch diese kleine Öffnung ein wenig Licht in die Zelle, so dass sie zumindest wusste, wann es Tag war, und wann Nacht. Mehr wusste sie nicht. Sie hatte keine Ahnung, wie lange sie nun schon in dieser Zelle saß, nur ihr Haar, das ihr inzwischen bis an den Hintern herunterfiel, ließ sie ahnen, dass viel Zeit seit ihrem Prozess verstrichen war.
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Kapitel Kapitel 3
„Nun, mein lieber Leibmedicus? Wie steht`s um meine sterbliche Hülle?“, knurrte Herzog Johann, während er sich unter leisem Ächzen vom Stuhl erhob und sein Kammerdiener ihm das Wams wieder zuknöpfte, „sagt es mir rundheraus: Wie lange hab ich noch zu leben?“
„Eure Durchlaucht, verzeiht!“ Doktor Mylius schüttelte bedauernd den Kopf, „doch die Antwort auf diese Frage hängt von einigen Faktoren ab, deren Entwicklung nicht so leicht vorherzusehen ist.“
„Pah, ich weiß schon, was Ihr damit sagen wollt, Herr Doktor!“, brummte der Herzog unwirsch. „Ich soll mich körperlich mehr bewegen, täglicher Spaziergang und so weiter, aber jede Anstrengung und unnötige Aufregung vermeiden und mich gefälligst beim Essen und Trinken mäßigen! Ist es nicht so?!“
„Eure Durchlaucht, Ihr wisst, Euer Herz ist nicht mehr das stärkste, und mit Herzschwäche ist beileibe nicht zu - !“
„Zum Donnerwetter, schon gut, Herr Doktor, erspart mir Eure Predigt! Ihr habt doch sicher eine ärztliche Mixtur bereit, die dem Übel entgegenwirkt?“
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Kapitel Kapitel 4
Zweibrücken war wie ausgestorben. Oder zumindest fast. Die Straße lag leer vor ihnen, von einer noch zögerlichen Sonne beschienen, und nichts regte sich. Das mochte an der frühen Stunde liegen, erst vor wenigen Augenblicken hatten die Glocken sechs Uhr geläutet, aber dennoch erschien es Athos, als müssten wenigstens die Handwerker ihre Läden aufschließen und die Dienstmägde die Nachttöpfe ausleeren. Oder wenigstens der Geruch nach frisch gebackenem Brot zu riechen sein. Doch niemand ließ sich blicken, und es roch nach nichts. Doch, korrigierte sich Athos, nach Kloake. Zumindest der Geruch zeigte, dass hier Menschen lebten, auch in Paris stank es im Sommer nach Unrat. Vor allem dann, wenn das Wetter drückend wurde, wenn kein Lüftchen wehte und die Sonne wie eine schwere Decke auf der Stadt lag. Auch hier konnte das Wetter auf den Häusern sitzen wie eine Wärmeglocke, sie hatten das gemerkt, als sie angekommen waren und das Gefühl gehabt hatten, kaum Luft zu bekommen. Nun, heute schien wieder so ein Tag zu werden, schon jetzt war es warm.
Er öffnete die obersten Knöpfe seines Wamses und konzentrierte sich wieder auf das, was Reinhold von Rosen eben sagte - nämlich, dass die Stadtmauer vor zwölf Jahren verstärkt und die Hauptstraße gepflastert worden sei. Skeptisch blickte Athos die Straße entlang, auf die von Rosens Hand zeigte und auf der sie eben standen. Ja, sie war gepflastert, das stimmte, aber sie war eng, und auf beiden Seiten standen Bürgerhäuser, deren obere Stockwerke weit in die Straße krängten. Wenn hier eine Armee einfiel, dann konnte keine Kanone sie aufhalten, weil keine Schussbahn frei war. Von Rosen schien ihm den Gedanken anzusehen, denn er nickte: “Eckig, verwinkelt und aus Holz.”
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Kapitel Kapitel 5
Ein kleines Turmzimmer im Schloss, nur wenige Quadratmeter groß, die Fenster hoch und schmal. In der Mitte stand ein Beistelltischchen, darauf eine Karaffe mit Wein, zwei Kristallgläser und eine Schale mit süßem Backwerk. Links und rechts davon waren zwei bequeme Lehnstühle platziert. In einem davon saß der Comte de Rochefort, und zu seinen Füßen ruhte Faustus. Der Blick des Stallmeisters war in gespannter Erwartung auf die Tür gerichtet.
Es war nicht einfach gewesen, Johann von Pfalz-Zweibrücken zu ihrem Vorhaben zu überreden, denn die Enttäuschung und Entrüstung des Herzogs über den Verrat Bernsteins waren immer noch groß. Doch schließlich hatten ihn die Argumente der Franzosen und vor allem auch des Oberst von Rosen überzeugt: Wenn es mit Hilfe des Gefangenen wirklich gelingen könnte, die Gefahr von Zweibrücken abzuwenden, so sollten sie es in Gottes Namen versuchen. Wenn Bernstein sich bei diesem Unterfangen als loyal erwies und Erfolg hatte, dann wolle er, Johann, sein Verbrechen als gesühnt betrachten und ihn gehen lassen. Der Comte hatte noch gebeten, das Gespräch in einem der Räume des Schlosses führen zu dürfen; die düster-bedrohliche Atmosphäre des Kerkers schien ihm wenig geeignet für eine Unterredung zweier Edelleute - und er wollte zumindest versuchen, dieses Zusammentreffen als solche zu gestalten. Für einen Moment stand ihm die Szenerie im nachtdunklen Wald wieder vor Augen, der Schuss, abgefeuert von Bernstein, der wohl ihm gegolten und dann einen anderen getroffen hatte… aber persönlicher Groll hatte hier und jetzt nichts verloren und war auch nicht angebracht. Der Hauptmann hatte versucht, einen Auftrag zu erfüllen, und um sein Leben gekämpft. Er, Rochefort, hätte wohl in dieser Lage nicht anders gehandelt.
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Kapitel Kapitel 6
“So ist es wahr, Gallas marschiert auf Zweibrücken?”, fragte Porthos, während er die Hand nach einem Schokoladentrüffel ausstreckte. Er steckte sich den Trüffel in den Mund und kaute genüsslich, “aber wir schind gerüschtet?”
“Ja und nein, ich sagte es ja schon”, entgegnete Athos, der ihm gegenübersaß, ein Glas Branntwein in der Hand. Es war später Abend, sie hatten mit dem Herzog diniert und die Ereignisse des Tages besprochen. Nun saßen die Freunde in ihren Gemächern, einzig Rochefort war mit Faustus nach draußen gegangen, und tranken langsam einen hervorragenden Cognac, der das eben genossene Mahl aufs Beste abrundete. “Die Befestigungen sind gut, die Bewaffnung auch, aber ein Unsriger in den Reihen der Kaiserlichen könnte weit mehr bewirken als die besten Kanonen. Vielleicht könnte er sogar den Angriff verhindern.”
“Traut Ihr diesem Bernstein?”
“Ja”, erklärte der Graf unumwunden, “er ist ein Mann von Ehre.”
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Kapitel Kapitel 7
Es war vier Uhr nachmittags, und die Luft im herzoglichen Beratungszimmer schien zum Schneiden, obwohl alle Fenster offen standen. Eine Fliege brummte und flog immer wieder gegen die Scheibe, ohne zu merken, dass sie nur um den Fensterflügel herumfliegen musste, um in die Freiheit zu gelangen. Athos beobachtete sie, sie erinnerte ihn an viele Menschen, die auch immer meinten, den ewig gleichen Weg gehen zu müssen. Doch Bettina von Kiesel und Max von Bernstein hatten ihn überrascht. Sie waren bereit, ihren Weg zu verändern, zumindest, wenn ihr Einlenken ernst gemeint war. Bei Bernstein nahm er es an, bei Bettina war er sich nicht sicher. Nein, mehr als nicht sicher, sie war unzuverlässig, da stimmte er mit Aramis überein. Man müsste sie im Auge behalten! Er musste sie im Auge behalten. Er seufzte auf und blickte zu von Rosen, Rochefort und seinen Freunden, die soeben vor Herzog Johann die Aufgaben von Bettina und Max in Gallas` Heer resümierten.
Bettina schloss die Augen und atmete tief auf, während sie beifällig zu den bekräftigenden Worten Max von Bernsteins nickte - oh, endlich! Endlich wieder leben! Beim Allmächtigen, sie fühlte sich wie von den Toten auferstanden! Mit halbem Ohr hörte sie von Rosens Antwort, pah, natürlich war Rocheforts Plan gefährlich! Aber wenn es auf dieser Welt eine Frau gab, die fähig war, diesen Wüstling Gallas zu behexen, dann sie! Jawohl, Max hatte aus seinem Hass gegen Wallensteins Mörder ihr gegenüber kein Hehl gemacht, und es stimmte ja auch: Hätte der Herzog von Friedland sein Leben und den Oberbefehl über die kaiserlichen Truppen behalten, so herrschte nun wohl schon Friede in Deutschland, anstatt nach wie vor Raub, Mord und Brand!
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Kapitel Kapitel 8
Sie hatten das Lager erreicht, bevor die Nacht vollkommen hereingebrochen war. Noch erkannte man die Silhouette der Stadt schwarz vor dem Nachthimmel, noch waren Büsche und Bäume als kompakte Schatten zu sehen. Doch je näher sie dem Lager kamen, desto mehr verdichtete sich die Dunkelheit, denn dort brannten Feuer. Menschen, Pferde, Wagen zeichneten sich als Schattenrisse vor den Flammen ab - und es waren hunderte. Wie ein Lichtermeer, wie ein zu Boden gefallener Sternenhimmel glühten die Feuerstellen bis an den Horizont. Noch hatte sie keiner angerufen, hatte keiner ihre Anwesenheit bemerkt, obwohl sie sich keine Mühe gaben, sich zu verstecken. Sie näherten sich den Kaiserlichen offen, aber diese bauten Zelte auf, schleppten Brennholz heran, stellen eiserne Dreibeine über Feuer, gruben Latrinen, schirrten die Pferde aus, bauten Pferche für Schweine, Ziegen und andere Tiere und kümmerten sich um das Abendessen. Kinder schrien, Mütter riefen, Pferde wieherten, es klapperte, schepperte, es hämmerte und sägte, und darunter, als tiefere Note, wurden militärische Kommandos gebrüllt.
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Kapitel Kapitel 9
Herzogin Luise schluchzte auf, hob abermals ihr spitzenbesetztes Taschentuch an ihre rotgeweinten Augen und umklammerte verzweifelt die Hand der Gräfin Winterstein, ihrer engsten Vertrauten. Oh, welch ein Jammer! Welch schreckliches Unglück! Sie durfte nicht ausharren, bei ihrem erlauchten Herrn Gemahl, nein, sie musste alleine mit ihren Töchtern in die Fremde, ins französische Exil! Beim Allmächtigen, welch furchtbarer Schmerz! Ihr war, als zerreiße es ihr die Brust, als breche ihr Herz entzwei, als der Wagen unter lautem Peischengeknall zum Stadttor hinausrollte und die tapferen Bürger Zweibrückens, die im Angesicht der drohenden Gefahr ausharren mussten, ihrer Fürstin weinend und klagend Lebewohl zuriefen! Und die guten Leute hatten recht, es war ein Abschied für immer! Sie, Luise, fühlte es nur zu hart! Oh, mochte Doktor Mylius auch mit allen Kräften seines so hochfliegenden, wunderbaren Geistes versuchen, ihr Trost und Zuversicht einzuflößen, mochte auch jener stattliche junge Abbé, der unlängst aus Frankreich an Herzog Johanns Hof gekommen war, sich mit wahrhafter Engelszunge bemühen, ihr Mut zuzusprechen und Hoffnung in ihrem blutenden Herzen zu wecken, es waren dennoch bloß mitleidige Worte! Gerechter Himmel, aber die beiden hatten recht, sie musste Haltung bewahren, durfte sich nicht dermaßen gehen lassen! Sie trug Verantwortung für ihre Töchter, die zusammen mit ihr, der Frau Gräfin und der Baronin von Holzhausen, ihrer Hofmeisterin, reisten, und die, bis auf die beiden Älteren, Elisabeth Luise und Anna Sibylla, die schwer bedrückt den entsetzlichen Schmerz der Mutter ahnten, diese Fahrt weniger als eine Flucht sondern eher als eine abenteuerliche Reise empfanden! Kein Wunder! Waren doch Maria Amalie und Magdalena Juliane erst halbwüchsige Mädchen von dreizehn und vierzehn Jahren!
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Kapitel Kapitel 10
Jawohl, hier war sie richtig! Rasch und unter leisem Schauder beim Anblick der stählernen Kugelzangen, Knochensägen, Skalpelle und des von getrockneten Blutspritzern bedeckten Holztisches in deren Mitte sah sich Bettina in dem hohen, grauen Zelt um. Doch wo, zum Teufel, sollte sie mit ihrer Suche beginnen? Sie trat auf eine der beiden hölzernen Truhen zu, in denen der Feldchirurg wohl, wie sie vermutete, seine Medizinflaschen und sein Verbandszeug aufbewahrte, doch da schwang die Plane vorm Zelteingang auseinander und eine tiefe raue Stimme rief ungehalten: “Heda, meine Hübsche, was sucht Ihr denn da?!”
“Oh!” Sie fuhr herum und lächelte entschuldigend, und in ihren weit aufgerissenen Augen lag furchtsame, schuldbewusste Betroffenheit. “Bi...bitte verzeiht!”, stammelte sie, “aber ich brauche Eure Hilfe!”
Der Feldscher trat auf sie zu und musterte sie forschend - eine auffallend schöne Frau, stellte er fest, sicher keine von den Marketenderinnen! Etwa die Geliebte oder gar das Eheweib eines Offiziers? “Wer seid Ihr?”, fragte er, “und was führt Euch zu mir?”
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Kapitel Kapitel 11
“Also, meine Herrn! Ich denk`, damit ist für morgen alles klar?!” Gallas erhob sich steif von seinem Stuhl, blickte aus geröteten Triefaugen in die versammelte Runde seiner Offiziere und winkte seinen Dienern, reihum gehörig nachzuschenken. “Dann lasst uns trinken! Es lebe der Kaiser!”
Sofort sprangen alle an der Tafel auf, wie auf Kommando und mit klirrenden Waffen, hoben ihre bis zum Rand gefüllten Becher, und die Wände des Zeltes erzitterten unter dem dröhnenden Schlachtruf der Katholischen Liga. “Jesus! Maria! Vivat Ferdinandus!”
Schon lief der Wein durch alle Kehlen, auch jener gewisse Franzose verwehrte dem Kaiser diese Huldigung nicht, und Gallas grinste anerkennend. Hm, dieser Monsiör Ados schien offenbar einiges zu vertragen! Haha, jawohl, die Jünger des Bacchus erkannten einander sofort! Aus purem Instinkt! Und umso besser in diesem Fall hier, denn wer ungeniert trank, war vertrauenswürdig! Der hatte nichts zu verbergen!
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Kapitel Kapitel 12
Bettina setzte sich auf ihrer Bettstatt auf und fuhr sich ärgerlich mit den Fingern durchs Haar - nein, es half nichts, sie konnte einfach nicht schlafen! Nicht bei dem Gedanken an das, was diese Nacht im Lager vorging! Verdammt, sie hätte das Laudanumfläschchen nicht wegwerfen sollen, vielleicht wären noch ein, zwei Tropfen darin gewesen, um ihr nun wenigstens ein paar Stunden wohlverdienten Schlaf zu bescheren! Sie musste grinsen, na, wenigstens schlief Gallas wie ein Toter! Und ebenso, wie sie hoffte, sein unglücklicher Adjutant! Sie runzelte die Stirne, Eisenbergs innere Anspannung war ihr nicht entgangen, ahnte er womöglich etwas? Hatte sie, Bettina, sich ungewollt verraten? Sie wusste, Verliebte waren in der Regel blind, aber ob das auch auf Rudolf zutraf? Er wirkte irgendwie so seltsam und zerfahren, doch sie glaubte nicht, dass dieser Zustand mit ihr zusammenhing. Nein, es musste an seinem unerfreulichen Dienst hier liegen, und sie konnte sich beileibe vorstellen, dass es kein Honiglecken war, Adjutant dieses lüsternen, skrupellosen Trunkenbolds zu sein! Sie lächelte grimmig, ha, dieser elende Kerl befand sich nun jedenfalls außer Gefecht! Sie, Bettina, hatte ihren Part wie verabredet erfüllt. Doch wie stand es um ihre beiden Mitverschworenen, um Max und den Franzosen? Kamen sie mit dem Lahmlegen der Kanonen voran? Sie gestand sich ein, dass sie sich Sorgen machte - um alle beide! Sei`s drum, sie konnte sowieso nicht schlafen! Schon erhob sie sich von ihrem Strohsack, warf ihren Mantel um, ein dunkles, wollenes Tuch übers Haar, und trat hinaus vors Zelt. Kühle, klare Nachtluft schlug ihr entgegen, und sie atmete unwillkürlich tief ein und wieder aus. Im Lager schien alles ruhig, bloß die Wachtfeuer glommen, die meisten schon sichtlich heruntergebrannt. Sollte sie es wagen? Ja, entschied sie, hier untätig herumzustehen brachte nichts, und vielleicht konnten die beiden ja ihre Hilfe gebrauchen? Schon schlich sie los, geschmeidig und lautlos, wie eine Katze in der Nacht.
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Kapitel Kapitel 13
Der Hauptmann und Athos hatten die Baronin mit vereinten Kräften zurück in ihr Zelt getragen - Gott sei Dank, sie schien nur bewusstlos! Doch selbst ihre Ohnmacht konnte unter diesen Umständen für sie lebensgefährlich werden, denn der Sturmangriff stand unmittelbar bevor! Verdammt, das Pulverdepot! Dass mussten sie unbedingt noch kriegen! Kaum hatten sie Bettina auf ihren Strohsack gebettet, war Bernstein auch schon wieder auf und davon, denn der Brand im Marketenderlager schien noch nicht gelöscht, und das war seine Chance!
Athos hatte mit ihm gehen wollen, aber sie konnten Bettina nicht alleine lassen. Sie hatten ein wenig miteinander gehadert, immerhin war Bernstein Bettinas langjähriger Gefährte und sollte sich eher um sie sorgen als er, Athos, ein Fremder und Feind, wenn man es genau nahm. Bernstein hatte aber nur den Kopf geschüttelt. “Ihr ringt noch immer nach Luft”, hatte er gesagt, “ich gehe, oder keiner geht.” Und so war er verschwunden. Es stimmte, seine Lunge brannte noch immer wie Feuer, es war verdammt knapp gewesen. Er sah sich um, da war ein kleiner Eimer neben der Pritsche, er war halb voll mit klarem Wasser, eine Kelle hing darin - plötzlich merkte er, wie durstig er war, er griff nach der Kelle und trank, das Wasser lief seine staubige Kehle hinunter, beim Schlucken knirschten Kohlestücken zwischen seinen Zähnen, und er musste husten. Doch gleich trank er weiter, spülte die Asche hinunter, war er jemals so durstig gewesen? Am liebsten hätte er den Eimer geleert, aber er musste Bettina etwas übrig lassen. Er sah zu ihr, vielleicht bekam er sie ja mit dem Wasser wach, da blickte sie zurück, die Augen weit aufgerissen und dunkel.
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Kapitel Kapitel 14
Ein Aufschrei aus hundert Kehlen gellte von den Mauern der Stadt, laute Rufe erschollen, setzten sich in Windeseile fort, und schon drängten sich die Bewaffneten an allen Brüstungen und Zinnen, um das feurige Schauspiel zu beobachten, das sich vor ihren Augen im Lager der Kaiserlichen abspielte.
Auch Herzog Johann, der zusammen mit dem Stadtkommandanten und seinen Männern in grimmiger Entschlossenheit dem Sonnenaufgang entgegenharrte, starrte fasziniert durch sein Fernglas, und dem Oberst entfuhr es, ganz gegen seine gewohnte Selbstbeherrschung, beim Anblick der hoch auflodernden Flammen: “Potzblitz! Da hat der Teufel selber Hand angelegt!”
“Was, um alles in der Welt, ist da passiert?”, fragte der Herzog entgeistert.
“Eine solche Stichflamme?“ Sein Adjutant, Graf Eichborn, beschattete seine Augen mit der Hand und betrachtete den dunklen Rauchpilz, der überm Lager waberte und in der leichten Morgenbrise allmählich zerfaserte. “Das muss eine heftige Explosion gewesen sein. Seht nur, da brennen mehrere Zelte. Das sieht man selbst ohne Fernglas.”
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Kapitel Kapitel 15
Sie hatten die Toten unter der Eiche liegen gelassen, hatten ihnen nur die Waffen abgenommen und kurz auf die Geräusche gelauscht, die von der Stadt her kamen. Erste Kanonenschüsse waren zu hören, vereinzelt erst, dann immer regelmäßiger: Die Schlacht hatte begonnen. Sie hatten sich angesehen und waren sich ohne Worte einig gewesen: Weg, nur weg, jeden Moment konnten Gallas´ Schergen, aufgehetzt von Eisenberg, auf sie zustürmen. Doch kopflos zurück durch das Lager rennen ging nicht an, erstens konnte Bernstein nicht mehr rennen, zweitens hätten sie sich verdächtig gemacht. Also gingen sie strammen Schrittes, aber nicht zu schnell, durch die Gassen, wobei sie versuchten, wie Söldner auszusehen, die zu ihrer Einheit unterwegs waren. Das konnte nicht lange gutgehen, im Lager waren Sergeanten dazu abgeordnet, mit kleinen Trupps darauf zu achten, dass niemand aus den vorderen Linien desertierte - und sie sahen nicht alt und verbraucht genug aus, um zu diesen Trupps zu gehören.
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Kapitel Kapitel 16
Sie waren unbehelligt bis an den äußersten Rand des Lagers gekommen. Zwar hatten ihnen ein paar ältere und sichtlich betrunkene Soldaten fragende Blicke zugeworfen, aber da sie in die richtige Richtung unterwegs waren, hatten sie sie wohl für Nachzügler gehalten und waren schwankenden Schrittes und mit einem knappen Gruß an ihnen vorbeigelaufen. Dann kam die Palisade, und dahinter die Gräben, die bis dicht an die Stadt heranführten. Hier war niemand mehr, die Eingänge zu den in die Erde gegrabenen Gängen waren verwaist, die Erde kahl und von tausenden Füßen zertrampelt. Weiter vorn tobte die Schlacht, eine Staubwolke hing über den Kämpfenden, so dass Einzelheiten von hier nicht zu erkennen waren, aber ein stetiges Grollen, wie das Knurren einer Bestie, erfüllte die Ebene. Am Rand der Staubwolke bewegten sich Gestalten, Sanitäter, Wasserträger, Pulverjungen, rechts davon war eine Baracke als Lazarett eingerichtet, aber hier, so dicht am Lager, war ein seltsames, friedliches Niemandsland. “Nach links”, murmelte Porthos und beschattete seine Augen mit der Hand. “Wir müssen versuchen, links um die Schlachtlinie herum zu kommen.”
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Kapitel Kapitel 17
„Jetzt wird es ernst!“, knurrte Oberst Von Rosen seinem Dienstherrn grimmig zu, während dieser schweratmend zu ihm an die Mauerbrüstung trat, auf der, hoch erhoben und weithin sichtbar, die herzogliche Fahne wehte, von Rauch und Pulverdampf umnebelt. „Gallas` Soldaten nähern sich unseren Mauern!“
„Haben unsere Kanonen denn keine Wirkung getan?“, keuchte der Fürst, die Hand auf sein krampfhaft zuckendes Herz gepresst, und blickte schaudernd hinab in die tobende Tiefe, wie in einen feuerspeienden Höllenschlund.
„Doch, Durchlaucht, unsere Kanoniere tun ihr Bestes! Aber die Kaiserlichen sind einfach zu viele, diese Massen schaffen unsere Kanonen nicht! Unseren Spionen gelang es zwar offensichtlich, Gallas` Puverlager zu sprengen, und anscheinend ist auch ein beträchtlicher Teil seiner Artillerie funktionsuntüchtig. Aber wir müssen uns nun trotz allem auf die Erstürmung der Mauern gefasst machen! Auf den blutigen Kampf Mann gegen Mann!“ Von Rosens Miene verdüsterte sich noch mehr, „Eure Hoheit, verzeiht, aber Ihr solltet Euch nun verschanzen! Hier auf der Mauer ist Euer Leben in höchster Gefahr!“
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Kapitel Kapitel 18
„Seht nur!” Von Rosen zeigte nach vorn über die Mauer hinweg, „sie drängen sie zurück, sie jagen sie davon, parbleu, sie preschen dazwischen, und die feindliche Infanterie flieht!”
„Ich seh´s, lieber Oberst, ich seh´s!” In die Stimme des Herzogs lag freudiger Triumph, „sie rennen, sie flüchten, das ist die Wende!”
„Feuer einstellen!”, schrie der Oberst den Kanonieren zu, „sonst trefft ihr am Ende noch die Unsrigen!”
Seinem Befehl wurde prompt Folge geleistet, die Kanonen ließen ihr donnerndes Feuerspeien sein, und der Herzog und sein Stadtkommandant spähten gebannt aus. Ein Reiter näherte sich soeben der Stadtmauer, er hielt einen Verwundeten im Arm. Ein Trupp Männer folgte ihm auf dem Fuße, und als Von Rosen den Größten von ihnen erkannte, tat sein kühnes Kriegerherz einen Sprung. Potztausend! Jawohl, dieser Riese von einem Mann konnte nur einer sein! Monsieur Porthos! Inmitten seiner tapferen Gefährten! Doch wer war der junge Mann, den der Abbé d`Herblay - denn kein anderer als dieser musste der Reiter sein! - umfangen hielt? In der Tat, der Jüngling schien schwer verletzt, und so schrie Von Rosen, ehe er sich nochmals besann, aus Leibeskräften den Verteidigern unten am Tor zu: „Heda, Soldaten! Unsere Kameraden kehren zurück! Öffnet ihnen und lasst sie herein!”
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Kapitel Kapitel 19
„Weg!” Gallas machte eine angewiderte Handbewegung, „weg, einfach weg. Lasst zum Rückzug blasen, das ist ja erbärmlich hier!”
Seine Ordonnanz neigte den Kopf und gab dem Trompeter ein Zeichen, der den Befehl sogleich in die Tat umsetzte. Die Töne zogen sich lang und auffordernd über das Schlachtfeld, immer wieder, bis auch die Letzten sie gehört hatten und innehielten. Von hier, vom Hügel aus, von dem man eine exzellente Sicht über das Geschehen hatte, war es ein beeindruckendes Schauspiel: Männer erstarrten, die Arme noch zum Hieb in die Höhe gereckt, Reiter parierten durch, Pferde wieherten, erstaunt, nun plötzlich zum Halt gezwungen zu werden, Verwundete, eben noch mit aller Kraft vom Schlachtfeld kriechend, ließen sich erschöpft zu Boden fallen, die ganze Szenerie blieb stehen wie ein Uhrwerk, das zum Stillstand gekommen war.
Dann schien ein Aufatmen durch die eben noch Kämpfenden zu gehen, auch wenn der Seufzer nicht zu hören war, las er sich auf aller Mienen und in der Körperhaltung, selbst bei den Siegern. Hände wurden gereicht, Hilfe wurde angeboten, und eben noch erbittert Fechtende steckten die Waffen weg und unterstützten die, die nicht mehr gehen konnten.
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Kapitel Kapitel 20
„Meine Pfälzer Abgeordneten?”, rief Richelieu ungewohnt aufgeräumt seinem Diener zu, „so lasst sie nicht draußen warten, kein Antichambre für diese Herren. Bittet sie sogleich herein!”
Der Diener verneigte sich und schickte sich an, die Flügeltür zu öffnen. Doch kaum hatte er sie einen Spalt aufgetan, schloss er sie sofort wieder. „Ein Hund!”, erklärte er seinem Herrn mit indigniert hochgezogenen Augenbrauen, „da ist ein Hund!”
„Ah, hat Rochefort also wieder sein Teufelsvieh dabei!” Der Kardinal lächelte milde und pflückte zwei Katzen von den Stühlen, auf denen sie geschlafen hatten. Er setzte sie auf den Schreibtisch zu einem dicken Kater und nickte dem Diener zu. „Jetzt lasst sie doch endlich herein!”
„Sehr wohl, Eure Eminenz!”, schnarrte dieser gehorsam, doch zugleich mit missbilligendem Blick, der unzweifelhaft besagte: Aber allein auf Eure Verantwortung! Sodann öffnete er mit pathetischem Griff beide Türflügel und rief mit sonorer Stimme ins Vorzimmer hinaus: „Meine Herren, Seine Eminenz lässt bitten!”
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Kapitel Kapitel 21
Epilog
„Ah, parfait! Charles, bitte stell das Tablett hier auf den Sofatisch!” Madame du Vallon nickte dem schmächtigen Hausdiener wohlwollend zu, „nein, einschenken brauchst du mir nicht, das mach ich schon selber. Danke, mein Lieber, du darfst dich zurückziehen!”
„Sehr wohl, Madame!” Der Diener verneigte sich und verschwand auf leisen Sohlen, die Hausherrin ließ sich seufzend in ihren Lehnstuhl sinken und griff nach der Teekanne. Dunkel und dampfend rann das heiße Gebräu in ihre Tasse, doch sein sonst so betörender Duft schien ihr seltsam schwach - ach, und auch das Essen schmeckte ihr nicht mehr so gut wie früher! Himmel, man merkte, wie sehr Mouston, der tüchtige Haushofmeister, hier im Hause fehlte! Oder lag es etwa an ihr, Adèle, selber, dass ihr keine Speise, kein Getränk mehr munden wollte? Aber sie fühlte sich doch nicht krank! Bloß etwas abgespannt! Sie setzte die Teekanne ab, holte tief Atem und erhob sich entschlossen. Jawohl, sogleich die Probe aufs Exempel! Mon Dieu, wenn auch ihr selbstgemachter Weichsellikör ihr nicht mehr schmecken wollte, dann war tatsächlich etwas mit ihr nicht in Ordnung!
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