Returning to Tomorrow von duchesse und Aramis
Durchschnittliche Wertung: 5, basierend auf 27 BewertungenKapitel Richelieus Vermächtnis
Die mächtigen Orgelklänge waren verstummt, das Kyrie eleison des kirchlichen Chors verklungen, und der Erzbischof von Paris, Monseigneur de Gondi, hob weihevoll die Hände und schickte sich an, zusammen mit seinem Herrn Koadjutor, den höchsten geistlichen Würdenträgern der Stadt und einer ungeheuren Schar von Ministranten das feierliche Hochamt zu Ehren des verstorbenen Kardinals de Richelieu in der Kathedrale von Notre Dame zu zelebrieren.
Leises Husten und Räuspern erklang allenthalben, Seide raschelte, Sporen klirrten, und der Schein unzähliger Kerzen erhellte die winterliche Düsternis, während Weihrauchschwaden den Altar wie zarte weiße Schleier umschwebten.
„Dominus vobiscum!“
Auch der Comte de Rochefort erhob sich inmitten der Trauergäste, die sich in den Kirchenbänken drängten, und murmelte folgsam „Et cum Spiritu Tuo!“, denn der Erzbischof, begleitet von vier jungen Ministranten mit hell leuchtenden Kandelabern in Händen, trat soeben gravitätischen Schrittes ans Lesepult, um mit lauter Stimme das Evangelium zu verkünden. An dieses schloss sich die obligate Predigt an, und in dieser würdigte Monseigneur de Gondi, dem hohen Anlass entsprechend, in feierlicher Rede die herausragenden Verdienste des verstorbenen Kardinals. Rochefort runzelte die Stirne. Alle waren sie erschienen, der gesamte Hof – doch nicht der König. Hm, Seine Majestät wirkte in letzter Zeit auffallend kränklich. Hatte etwa ein Unwohlsein Louis von der Teilnahme am Hochamt zu Ehren seines verstorbenen Ersten Ministers und getreuen Unterstützers abgehalten? Doch wie dem auch sei, leider bedeutete sein Fernbleiben, wenn auch vermutlich unbeabsichtigt, ein politisches Signal – hatten Richelieus Gegner nicht prompt frohlockt und in ihrem Triumph helle Freudenfeuer entzündet, weil ihr erklärter Feind endlich das Zeitliche gesegnet hatte? Immerhin gelang es dem Herrn Kardinal noch vor seinem Tode, dem König einen Nachfolger vorzuschlagen: Monsignore Giulio Mazarini, seit kurzem Kardinal, ein Parvenu mit hohen Ambitionen, der als päpstlicher Nuntius nach Paris gekommen war und vor rund zwei Jahren in Richelieus Dienste trat. War dies ein guter Griff? Das würde sich nun erweisen!
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