Sans toit ni loi von kaloubet
Durchschnittliche Wertung: 5, basierend auf 99 BewertungenKapitel Fatalité
Er drückte sich in die kleine Nische neben dem Hintereingang. Niemand hatte bemerkt, dass ein Musiker fehlte, niemand hatte sie gezählt und sein Verschwinden war unbeobachtet geblieben. So war es immer, die hilfreichen Geister, die es brauchte, damit ein Haus funktionierte, blieben namenlos, ungesehen. Dicht neben ihm, von einer einzelnen Kerze nur vage beleuchtet, schloss der Soldat, der hier als Majordomus fungierte, die Türe von innen, drehte sich dann um und verschwand durch eine andere Tür, die wohl, so vermutete Athos, in die Küche führte. Er wartete einen kleinen Moment und stieg dann die Treppe zu seiner Rechten wieder hinauf, die zu der Musikertribüne führte. Dort kauerte er sich nieder, legte seinen Geigenkasten auf den Boden und entnahm ihm einen langen Dolch und eine Pistole. Dann verschloss er den Kasten sorgfältig wieder, er wollte die Geige dem alten Henri, von dem er sie geliehen hatte, gerne wieder zurückgeben. Nur war er sich nicht sicher, ob ihm das auch gelingen würde. Er hatte es ihm gesagt, als er ihn in seiner Hütte kurz vor Blois besucht hatte, diesen alten Mann, der einst für seinen Vater gespielt und ihm das Geigenspiel beigebracht hatte, doch Henri hatte abgewinkt: „Lass mal, Jungchen, ich bin alt, ich kann sie eh nicht mehr spielen“, hatte er gesagt, was bei Athos ein seltsames Gefühl der Geborgenheit heraufbeschworen hatte, wann hatte ihn das letzte Mal jemand ´Jungchen´ genannt? Er war drauf und dran gewesen, dem Alten seine Pläne zu verraten, hatte sich im letzten Moment gebremst: Er durfte ihn auf keinen Fall in Gefahr bringen. Deswegen hatte er auch die Geige sorgfältig untersucht, aber nichts wies auf ihren Besitzer hin.
Er strich gedankenverloren ein letztes Mal über den Geigenkasten, es war schön gewesen, wieder einmal spielen zu dürfen, schön und schaurig zugleich, denn es beschwor Erinnerungen an glücklichere Zeiten herauf. Sie hatten häufig musiziert im Kreis der Familie, sein Vater hatte viel von Musik gehalten und seine Söhne mehr als ein Instrument erlernen lassen und auch er hatte Raoul Geige und Clavecin gelehrt. Doch die Zeit des Spiels war endgültig vorbei. Er richtete sich langsam auf, im Haus waren alle Geräusche verstummt, die Bewohner schienen sich bettfertig zu machen. Gut. Zeit für die Abrechnung.
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