Sans toit ni loi von kaloubet
Durchschnittliche Wertung: 5, basierend auf 99 BewertungenKapitel Chaleur
Er hatte weder den Hut noch den Mantel ausgezogen und auch kein Feuer gemacht, sondern sich einfach auf sein Lager gesetzt und nach dem Branntwein gegriffen. Nun trank er einen langen Schluck und starrte an die dunkle Wand aus Stein. Was war das? Die Hölle? War er gestorben und hatte es nicht gemerkt? Gab es auf dieser schauerlichen Welt keine Hoffnung mehr, gab es nur noch Leid und Tod? War das die Apokalypse und sie waren mitten drin? Wieder trank er einen Schluck, da hob sich der Vorhang aus Tuch, der als Tür diente, und ein Mensch schlüpfte herein. Schnell wie der Gedanke hob er die Pistole, nur um sie gleich darauf sinken zu lassen. „Was wollt Ihr?“, knurrte er.
Sie reagierte nicht auf seine unhöflichen Worte, sondern sah sich suchend nach einer Stelle um, an der sie das Brot und die Äpfel deponieren könnte. Doch die kärglich eingerichtete Unterkunft, in der es gerade einmal ein Lager und die Feuerstelle gab, wies ansonsten blanken Boden auf, trocken zwar, aber sandig. Also legte sie beide Dinge schlussendlich auf das Eck des Lagers, ohne ihn dabei anzusehen. Dann griff sie nach dem Feuerholz, das Edouard Athos gebracht hatte. Der Junge trieb sich gern in seiner Nähe herum und half ihm, wo er konnte, seit Athos ihn aus dem Wald geholt hatte. Der Graf nahm seine Dienste achselzuckend hin, nur manchmal strich er ihm geistesabwesend über den Kopf und Edouard strahlte dann über das ganze Gesicht. Sie schichtete das Holz zu einer kleinen Pyramide, nahm ein wenig trockene Flechten, die ihnen als Zunder dienten, zog ihren Feuerstein aus der Rocktasche und schlug Feuer. Noch immer hatte Athos keinen Ton gesagt, er beobachtete schweigend ihr Tun und trank immer wieder von dem Branntwein. Als das Feuer schließlich brannte, kniete sie vor Athos nieder, nahm das Brot und einen Apfel, schnitt beides in Stücke und bot ihm davon an. Doch er schüttelte den Kopf. Da biss sie ein Stück Brot ab und ein Stück Apfel, das Brot war frisch, mit einer knusprigen Kruste, der Apfel schmeckte süß. Beides vereinte sich im Mund zu einer wahren Delikatesse und plötzlich merkte sie, dass ihr Tränen über die Wangen flossen. Mehr und mehr, sie konnte ihnen nicht Einhalt gebieten, konnte nicht aufhören zu weinen, und so warf sie das angebissene Brot und das Apfelstück zu Boden und wollte aufspringen, fliehen – da legte sich eine Hand auf ihren Arm und hielt sie zurück.
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