Sans toit ni loi von kaloubet
Durchschnittliche Wertung: 5, basierend auf 99 BewertungenKapitel Prisonniers
„Verflucht, mir brennen die Sohlen“, flüsterte LaManche seinem Nachbarn zu, „hoffentlich haben die Fouriers für genügend Wein gesorgt. Wie viele Meilen sind wir heute wieder gelaufen? Und nicht eine verdammte Rebellenseele.“
„Weil die Rebellen eine Seele haben? Oder überhaupt einer? Glaubst du da dran?“ Favier, ein vierschrötiger Soldat von etwa dreißig Jahren, der aussah, als habe ihn die Armee direkt von seinem Feld verpflichtet, schnäuzte sich mit dem Daumen, ohne aus dem Tritt zu kommen. Vor und hinter ihnen gingen ihre Kameraden, staubbedeckt und müde marschierten sie Richtung Cholet. Da ertönte von vorne das Kommando ´Halt´ und wie ein Mann blieben die Soldaten stehen. La Manche und Favier reckten die Hälse, aber der Weg war schmal und an beiden Seiten von Bäumen gesäumt, sie konnten nicht erkennen, was da vorne vor sich ging. Alle hatten ihre Gewehre gepackt und lauerten nach links, nach rechts, schickten misstrauische Blicke in das Walddunkel. Zwar waren in der letzten Zeit kaum noch Scharmützel mit den Weißen vorgekommen, aber man wusste nie. Vielleicht hatte sich ein versprengter Trupp dieser Teufel neu formiert und griff jetzt mit dem Mut der Verzweifelten an. Sie waren nur zwanzig und der Feldwebel, der sie führte, galt nicht als das hellste Licht unter der Sonne. Man munkelte, er habe den Posten vor allem wegen der guten Beziehungen seiner Frau zu Oberleutnant Maraudier erhalten. „Was ist los?“, zischte es von hinten, La Manche zuckte nur mit den Schultern. Da gellte von vorne die Order: „Zur Seite, lasst passieren“, und sie wichen aus, reihten sich am Rand des Weges auf, ohne die Gewehre sinken zu lassen. Der Hufschlag eines Pferdes, das Gerumpel eines Karrens kamen näher, auf dem Pferd saß einer der ihren, ein Leutnant. Er blickte streng geradeaus, mit dem war wohl nicht gut Kirschen essen. Auf dem Karren lag einer, unmöglich zu erkennen, wer es war, vermutlich ein verwundeter Offizier, sonst hätten sie ihn nicht transportiert. Einen Soldaten hätten sie liegen gelassen und die Feldsanitäter hingeschickt. Wenn es sich noch gelohnt hätte. Dahinter kam eine kleine Reihe elender Gestalten, zerlumpt und gefesselt. „Das sind Weiße“, grollte Favier deutlich hörbar, „das sind ci-devants. Guckt doch mal die Haare an.“ „Warum leben die noch?“, flüsterte sein Nachbar ein wenig gedämpfter, aber niemand antwortete ihm. Nur noch das Schlurfen der Gefangenen war zu hören und das Rumpeln des Wagens, der sich langsam entfernte. Hinter den Elendsgestalten kam wieder ein Soldat der Republik, die Waffe in der Hand, er warf den Blauen am Wegesrand triumphierende Blicke zu, als hätte er persönlich und ganz allein einen besonderen Beutezug gemacht. „Die werden wohl gesucht“, wisperte LaManche, als der Trupp vorüber war, „die bringen sicher ein Kopfgeld ein.“
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