Sans toit ni loi von kaloubet
Durchschnittliche Wertung: 5, basierend auf 99 BewertungenKapitel Débris
´Klonk´. Mit einem dumpfen Geräusch traf die Spitze des Pickels auf den Stein. Seine Hände, seine Schultern schmerzten, aber er merkte es kaum. Ohne nachzudenken hob er den Pickel wieder an und ließ ihn auf die dunklen Gesteinsbrocken fallen, die, wie man ihm beigebracht hatte, aus Kohle bestand. Kohle, die man in Ziegeleien und Brauereien, bei der Herstellung von Seife oder Glas dringend benötigte, die aber auch in Öfen und Herden anhaltend brannte. Es war ihm gleichgültig, sie hätten ihn auch die Ställe ausmisten lassen können, die Böden kehren, die Aborte leeren, er hätte es getan ohne nachzufragen, ohne nachzudenken, denn in seinem Kopf gab es nur einen Gedanken, in seinem Herzen nur ein Gefühl: Sein Vater war tot, sie hatten ihn getötet, ihn auf die Guillotine geschickt und nie, nie mehr würde er seine Hand halten, nie mehr seine Stimme hören. Er war allein, so allein, und alles andere hatte kein Gewicht, war leer und schwarz und gleichgültig. Fast war er ihnen dankbar, dass sie ihm diese Aufgabe gegeben hatten, hier auf dem Abraumplatz mit vier weiteren Jungs, alle etwas älter als er: Sie mussten die großen Kohlestücke, die aus der Mine nach draußen transportiert worden waren, verkleinern und auf Schubkarren laden, um sie dann auf einen großen Haufen zu schütten, der einmal in der Woche auf Karren verladen und weggefahren wurde. Das Hauen und Pickeln, das Aufladen und Wegfahren war harte Arbeit, es hinderte ihn am Denken und der Schmerz und die Erschöpfung erlaubten ihm, nachts zu schlafen.
Henry hatte ihm, nachdem er aus seiner Ohnmacht erwacht war, eine Pritsche in einem Gemeinschaftsraum zugewiesen, einem großen, leeren Raum, erdgeschossig in einem der Wirtschaftsgebäude gelegen und der vermutlich früher, als das Anwesen noch als Bauernhof gedient hatte, eine Remise für Karren gewesen war. Außer ihm waren da noch fünf weitere Jungen, er war der Jüngste und in körperlichen Arbeiten der Unerfahrenste, doch niemand machte ihm sein anfängliches Ungeschick zum Vorwurf. Der Älteste, Rémy mit Namen, war ein Bauernsohn, in die Mine geschickt von seinen Eltern um ein wenig Geld zu verdienen, drei weitere, Antoine, Régis und Jérémy, waren, Söhne von Tagelöhnern, auch sie gaben das wenige, was sie verdienten, Henry, der es einmal im Monat ihren Familien zukommen ließ. Nur Jérôme, mit knapp sechzehn Jahren der Zweitälteste, war wie er ein Aristokratensohn, er war seit drei Jahren hier und hatte ihn unter seine Fittiche genommen. Da er ziemlich geschickt war in allem, was er anfasste, mit einem wachen Geist und großer körperlicher Kraft, wurde er von den anderen respektiert, was zur Folge hatte, dass sie auch ihn, Raoul, in Frieden ließen. Jérôme hatte ihn angelernt, ihm gezeigt, wie man mit einem Pickel umging, hatte ihm die Mine und die in den Berg getriebenen Stollen erklärt, auch wenn er bis auf Weiteres auf der Abraumhalde arbeiten sollte. Außer den Jungs arbeiteten ungefähr zwanzig Männer auf und in der Mine, Henry war der Aufseher, der Vorarbeiter, und sie unterstanden einem Mann, der einmal in der Woche nach dem Rechten sah. Früher hatte die Mine dem Comte de Bouines gehört, doch seit dieser die Guillotine bestiegen hatte, unterstand das Bergwerk Paris, wie Henry sagte. Der Mann war ein Abgesandter aus Paris ohne dass klar wurde, wer eigentlich in Paris das Sagen hatte. Irgendein Komitee vermutete Jérôme und Raoul war es sowieso gleichgültig.
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