Szenen einer beinah klassischen Tragödie von Aramis
Durchschnittliche Wertung: 5, basierend auf 46 BewertungenKapitel Szene 1
„He, Margoulin, so pass doch auf!“, fauchte Monsieur Le Coq mit bösem Blick, an den kleinen, dicken Lakaien gewandt, der eben mit missmutigem Gesicht, im Schein des ausladenden Kronleuchters, die Marmorfliesen in der prunkvollen Eingangshalle im Palais des Duc de Pourceaugnac mit Besen und nassem Lappen bearbeitete und das Aufwaschwasser dabei nach allen Richtungen spritzen ließ. „Mein Anzug verträgt keinerlei Feuchtigkeit, und Monsieur le duc schätzt es ebenfalls nicht sonderlich, wenn du ihm seinen Leib-und Magentrunk mit dieser schmutzigen Brühe hier verwässerst!“
„Pardon, Monsieur!“, knurrte Margoulin zurück, grimmig und ohne seine zornesmutige Tätigkeit zu unterbrechen. „Doch mit Verlaub, Ihr selbst befahlt mir vorhin, den Fußboden hier zu säubern, und das tu ich!“ Und damit fuhr er ungerührt fort in seinem nassen Werke.
„Allerdings!“, versetzte Monsieur Le Coq, gestrenger und infolgedessen beim übrigen Personal nicht sonderlich beliebter Haushofmeister des Duc de Pourceaugnac. „Doch ich habe dir keineswegs Befehl gegeben, hier eine Schlammschlacht zu veranstalten! Mach gefälligst sauber, ohne dass man von einer schmutzigen Pfütze in die andere fällt! Compris?!“ Und damit wandte er sich der breiten Marmortreppe zu, um wie jeden Abend das Sanctissimum des Herrn Herzogs aufzusuchen, welches von allen Hausbediensteten nur er allein betreten durfte, um seinem Herrn auf silbernem Tablett den gewohnten und angesichts dessen cholerischen Temperaments auch dringend benötigten Magenbitterlikör zu servieren.
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Kapitel Szene 2
„Verdammt, verdammt, verdammt!!“, tobte der Prinzipal des Théâtre du Marais, Monsieur Montdory, in höchster Wut und raufte dabei seine dichte, jedoch bereits sichtlich ergraute Mähne. „Ich erklärte doch gestern laut und deutlich, angesichts gewisser dringend verbesserungsbedürftiger Details: Heute Morgen pünktlichst um zehn alles bereit zur nochmaligen Generalprobe!! Mesdames et Messieurs, ich verbitte mir aufs Schärfste, dass man meine Anordnungen einfach kaltschnäuzig in den Wind schlägt! Heute Abend ist Premiere!! Und der Zuschauerraum dieses Hauses hier sicher wieder gesteckt voll mit den verfluchten Komödianten des Hôtel de Bourgogne, diesen sogenannten comédiens du Roi, wie sie sich präpotenterweise zu nennen belieben, die wie gierige Hunde nur darauf lauern, uns mitsamt der neuen Tragödie Monsieur Corneilles in der Luft zu zerreißen! Beim Jupiter, unser Ruf steht auf dem Spiel!! Ist es uns denn nicht gerade erst mit Müh und Not gelungen, hier in der Vieille Rue du Temple Fuß zu fassen und uns auf Thalias wie Melpomenes Bühne gegen diese elenden Barbaren zu behaupten, die nicht davor zurückschrecken, ihre frechen Lakaien draußen auf offener Gasse schamlos randalieren zu lassen, und sich ohne alle Skrupel erdreisten, direkt vor unseren Toren Konkurrenzspektakel zu veranstalten, um unser Publikum am Eintritt zu hindern?! Haben wir unsere bisherigen Schlachten gegen diese Kanaillen etwa umsonst geschlagen, war unser letzter Sieg denn nicht härtest erkämpft?! Mesdames et Messieurs!! Ich erwarte von meiner Truppe, dass sie meinen Befehlen ausnahmslos gehorcht, sonst pfeifen wir hier nur zu bald auf dem letzten Loch und dürfen uns, wie schon gehabt, wieder zurück in die tiefste Provinz auf Tournee begeben!! Ist Euch das klar?!!“ Monsieur Montdorys Stimme brach, in ersticktem Krächzen, nun endlich vollends heiser gebrüllt - atemlos zog er sein spitzenbesetztes mouchoir hervor und wischte sich erschöpft die schweißglänzende Stirne, während er nicht davon abließ, mit wetterleuchtender Miene vor der stummen Reihe seiner Komödianten nervösen Schrittes auf und ab zu marschieren.
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Kapitel Szene 3
„Was sagt Ihr da, Messieurs?“, stammelte Monsieur Montdory mit kreideweißem Antlitz, nachdem Monsieur Floridor und Monsieur Pouillard, nach glücklich überstandenem Verhör durch das prompt auf dem Schauplatz der Tragödie erschienene Polizeiorgan, endlich wieder im Théâtre du Marais eingetroffen waren, „er hat sich - umgebracht?!“
Monsieur Floridor nickte ernst und schweigend, und sein Kompagnon, Monsieur Pouillard, fügte enerviert hinzu: „In der Tat, Monsieur le principal, leider lässt sich dieses Faktum nicht verleugnen!“
Monsieur Montdory ließ sich langsam zurück in seinen Stuhl sinken, stumm und starren Blickes, als könne er das eben Gehörte nicht fassen. „Das - darf nicht wahr sein!“, stammelte er erstickt, mit totenbleichen Lippen, die Rechte krampfhaft aufs Herz gepresst, „heute Abend Premiere - und er bringt sich um! Mein Hauptdarsteller, Monsieur Alcide, der erklärte Liebling des Publikums, bringt sich einfach um und lässt mich im Stich! Das ist - unfassbar! Ungeheuerlich! Eine Katastrophe! - Messieurs!“, fuhr er auf, in hilfloser Abwehr, „seid Ihr sicher, dass es kein Unfall war?“
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Kapitel Szene 4
„Brrr! Scheußlich!“, murmelte Mylady und schüttelte sich innerlich, nach einem ordentlichen Schluck exquisiten Cognacs, angesichts der soeben ertragenen Unbill - doch nun waren die opulenten Begräbnisfeierlichkeiten für den verstorbenen Duc de Pourceaugnac samt ihren strapaziösen Begleiterscheinungen glücklich überstanden, sie saß zusammen mit Seiner Eminenz und Monsieur de Rochefort im eleganten Salon des Palais du Cardinal, das Feuer im Kamin knisterte behaglich, und Monseigneurs Katzen strichen mit wohligem Schnurren lasziv ums breite Sofa, ihrer vorübergehenden Vormachtstellung eingedenk, denn Monsieur de Rocheforts junge Wolfshündin hatte, nach ihrer letzten Eskapade mit dem teuren Morgenmantel des Herrn Kardinals, ungeachtet ihres enervierten Winselns befristetes Salonverbot.
„Wie bitte?“, bemerkte der Graf und zog pikiert eine Braue hoch, denn der Cognac ging auf sein Konto -
„Wie - ? Aber nein!“, versicherte Mylady sofort, „ich meinte natürlich dieses furchtbare Begräbnis! Bei Gott, selten sah ich solch widerwärtige Heuchelei!“
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Kapitel Szene 5
„Seht, Monsieur,“ erklärte der weißbärtige alte Mann und wies zielgenau die Dorfstraße hinab, „einfach hier geradeaus und dann am Ortsrand links um die Ecke, Ihr könnt`s nicht verfehlen! - Aber nein, mein Herr, nicht doch!“, wehrte er ab, mit breitem Lächeln auf seinem von unzähligen Fältchen durchfurchten Gesicht, als der junge Reiter vor ihm auf der Gasse ihm dankend eine Münze reichen wollte, „solche Auskunft ist nicht der Rede wert! Monsieur, gehabt Euch wohl, ich wünsch` Euch einen schönen Tag!“ Und damit zog er beflissen seine Mütze und trollte sich von dannen.
Monsieur Floridor holte tief Atem, nahm die Zügel auf und setzte sein Pferd wieder in Bewegung, um dem eben beschriebenen Weg zu folgen. Immerhin hatte er dieses Dorf hier, Noisy-le-sec, zeitgerecht und ohne jeden unerwünschten Zwischenfall erreicht, und jener gewisse Konvent der Jesuiten, den er im Auftrag Monsieur Montdorys aufsuchen sollte, würde sich dank der erhaltenen Auskunft ebenfalls anstandslos finden lassen.
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Kapitel Szene 6
So bist du, o Paris, nun niedergesunken,
Du Liebling der Musen, gesättigt und trunken
Vom Nektar des Himmels, von Ambrosia genährt,
Die Apollo dir selber zur Speise gewährt.
Verstummt ist dein Mund, dein edler Gesang,
Der Götter und Menschen wie Zauber bezwang,
Verklungen dein Lied, deiner Stimme Gewalt,
Die in des Grabes tiefer Nacht nun verhallt -
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Kapitel Szene 7
„Monsieur le chevalier, soll das etwa heißen, Ihr geht heute Abend nochmals aus?“, fragte Bazin stirnrunzelnd, angesichts meiner Geschäftigkeit, während er meinen schwarzen Talar sorgfältig und intensivst mit der Kleiderbürste bearbeitete.
„Wie Ihr seht.“, antwortete ich ausweichend, meinen Spitzenkragen vorm Spiegel schließend, „es könnte spät werden, also wartet nicht auf mich, ich besitze ja meinen Schlüssel.“
Bazin rollte enerviert die Augen - was in aller Welt hatte Monsieur l`abbé nun schon wieder vor?! Ging er abermals auf unliebsame Abenteuer aus? „Und wie steht`s mit dem Abendessen?“, knurrte er ärgerlich. „Ich habe vorhin noch eine extragroße Portion kalten Bratens besorgt! Soll ich die nun etwa ganz alleine vertilgen?!“
„Ach, der hält sich schon bis morgen!“, gab ich hochgemut zurück, während ich meine Manschettenknöpfe schloss, mir resolut den Mantel um die Schultern warf und den Degen ins Wehrgehänge schob, „lasst mir also, mon cher Bazin, bitte was davon übrig!“
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Kapitel Szene 8
„Bonjour, Monsieur le chevalier!“, begrüßte Monsieur de Rochefort mich lakonisch, als ich mich anderntags, wie vereinbart, in seinem geräumigen Schreibgemach im Palais du Cardinal einfand. „Ich hoffe, Ihr hattet gestern einen angenehmen Abend?“
„Wie man`s nimmt, Monsieur le comte!“, erklärte ich vage, in schuldiger Reverenz meinen Hut ziehend, „ich könnte mir bequemere Arten vorstellen, meine abendlichen Stunden zu verbringen. Aber dessen ungeachtet erhielt ich wieder einige interessante Einblicke in die menschliche Natur.“
„Ah?“, versetzte der Graf süffisant. „Da ersuche ich sogleich höflichst um eine nähere Erklärung! Bitte, nehmt doch Platz!“ Er wies mit einladender Geste auf die wohlbekannte Sitzgruppe am Kamin, schritt mir voran und rückte einen der gepolsterten Lehnstühle zurecht. Ich ließ mich gehorsam darin nieder, während Monsieur de Rochefort an den kleinen Wandtisch trat und aus kristallener Karaffe zwei Gläser dunklen, samtigen Rotweins einschenkte. „Also.“, begann er ernst, mit eindringlichem Blick, während er mir eins der beiden Weingläser reichte und sich mir vis à vis im fauteuil niederließ, „bitte berichtet mir. Habt Ihr beim Totenmahl im Théâtre du Marais etwas in Erfahrung gebracht, das uns womöglich weiterhelfen könnte?“
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Kapitel Szene 9
Das herzogliche Palais des verstorbenen Duc de Pourceaugnac erwies sich als hohes graues Gebäude von strenger und vollkommen schmuckloser Fassade. Krähen hockten in den Ästen der beiden kahlen Bäume, die seine Einfahrt begrenzten, und ihr misstöniges Krächzen schallte zu uns herab, als Monsieur de Rochefort und ich die steinernen Stufen zum Eingangsportal hochstiegen. Ich hatte, auf Monsieur le comtes dringenden Wunsch hin, geflissentlich meine priesterliche Soutane angelegt - dieses geistliche Kleidungsstück würde es ihm, wie er meinte, sehr erleichtern, dem nunmehrigen Hausherrn wie der hiesigen Dienerschaft meine unverhoffte Anwesenheit zu erklären. Ein dicklicher Lakai öffnete auf sein Klopfen, mit missmutiger Miene und einem feuchten Besen in der Hand - „Bonjour, Messieurs, bitte einzutreten!“, knurrte er unwirsch und besah dabei stirnrunzelnd unser Schuhwerk - offenbar war er hier in der Eingangshalle zum Dreckaufwischen verdonnert, wie der nasse Fußboden zeigte, und verabscheute daher neuerliche Kotspuren auf den soeben säuberlich gereinigten Fliesen wie die Pest. Doch da war dem Ärmsten nun leider nicht zu helfen, denn das Wetter war schlecht, und kaum standen wir in der Halle, kam auch schon ein hagerer älterer Mann in steifem Schritt die breite Treppe herabgestelzt, um Monsieur de Rochefort und mich gebührend zu empfangen. Er schien den Herrn Grafen gut zu kennen, seinem untertänigsten Gruß nach zu schließen, und als dieser mich als den hochwürdigen Herrn Abbé d`Herblay vorstellte, allzeit bereit, den schwer Bedrängten und Beladenen geistlichen Beistand zu leisten, wurde seine servile Miene schier ad ultimum unterwürfig und devot.
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Kapitel Szene 10
„Hm!“, knurrte Monsieur de Rochefort stirnrunzelnd, während er sich mir vis à vis in die Kutschenbank zurücklehnte, „ich möchte wetten, diese kokette kleine Katze versucht etwas zu verbergen! Oder hattet Ihr den Eindruck, Monsieur Aramis, Mademoiselle Giselle wäre vorhin uns beiden gegenüber vollkommen aufrichtig gewesen?“
„Nun, um ehrlich zu sein,“ erwiderte ich zögernd, „ich halte sie für eine ziemlich durchtriebene Person, und ich denke, wenn`s um ihren Vorteil geht, schreckt sie wohl vor Lug und Trug nicht zurück!“
„Ja, so schätze ich sie ebenfalls ein.“, bestätigte der Graf. „Mit einem Wort, ein kleines Luder! Der junge Herzog sollte sich daher beizeiten vorsehen! Sonst verschwindet sie womöglich eines Tages mit dem teuren Familiensilber!“
„Hm!“, konterte ich süffisant, „ich denke, sie wird wohl eher alles daransetzen, Monsieur le duc, abgesehen von heißen Küssen, ein paar wertvolle Schmuckstücke herauszulocken, als höchst willkommene Überreste von der seligen Frau Mama, so verführerisch, wie dieses Mädchen sich in Szene zu setzen weiß! Hoffentlich ist der junge Mann bereits gegen ihre Reize immun!“
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Kapitel Szene 11
„Nun, meine Herren,“ wandte sich Mylady mit süffisantem Lächeln an Monsieur de Rochefort und mich, nachdem ihre drei vornehmen Besucherinnen uns glücklich verlassen hatten, „was führt Euch zu mir? Ich nehme an, Messieurs, Ihr hattet nicht unbedingt vor, an meiner soeben stattgehabten Teegesellschaft teilzunehmen?“
Monsieur de Rochefort schlug die Augen nieder und lächelte verbindlich. „Nun, um ehrlich zu sein: Nein, Madame! Wir kamen aus einem ganz besonderen Grund, nämlich, um Eure fachkundige Expertise einzuholen!“
„Wie?“, fragte Mylady mit unschuldigem Augenaufschlag, „Monsieur le comte, Ihr meint - ?“
Ich räusperte mich vernehmlich und zog achtsam das gewisse weiße Fläschchen aus der Tasche meiner Soutane. „Madame,“ erklärte ich leise, „hier in diesem Behältnis, das ursprünglich für ein ganz spezielles Kosmetikum bestimmt war, befindet sich eine seltsame braune Flüssigkeit. Wärt Ihr so gütig, diese in genauen Augenschein zu nehmen und uns darüber aufzuklären, worum es sich hierbei handeln könnte?“
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Kapitel Szene 12
Monsieur de Rochefort ordnete sorgfältig die Effekten auf seinem Schreibtisch und erhob sich sodann, um sich nochmals zu vergewissern, dass alles vorbereitet war - die Türe zum Salon war bloß angelehnt, der Vorhang somit geöffnet, die Bühne bereit, alle Requisiten befanden sich an ihrem Platz und harrten stumm dem Auftritt der Hauptperson dieses wohlinszenierten Dramas entgegen -
Der Graf trat ans Fenster, schob die Gardine ein wenig zur Seite und blickte hinunter in den weitläufigen Hof, der zu dieser morgendlichen Stunde bloß von den Wachen der Garde du Cardinal besetzt war und ansonsten noch still und unbevölkert vor ihm lag. Doch im nächsten Augenblick straffte sich seine Gestalt, mit scharfem Blick spähte er aus dem Fenster: Ein Edelmann trat durchs Tor, in Hut und Mantel, den Degen an der Seite, und näherte sich raschen Schrittes dem hohen Portal. Schon wandten zwei Gardisten sich ihm zu, um ihn nach seinem Begehr zu fragen, der Herr zog mit ungeduldiger Geste ein Billett aus seinem Handschuh, entfaltete es und wies es den beiden Soldaten. Diese tippten zum Gruß an ihre Hüte, unter knapper Verbeugung, traten zur Seite und gaben dem Besucher den Weg frei. Schon öffnete ein Lakai die schwere Eingangstüre, und der Edelmann verschwand im Palais du Cardinal -
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Kapitel Szene 13
„Verdammt!“, zischte Monsieur de Rochefort enerviert, nachdem er, Mylady und ich in den frühen Morgenstunden endlich im Palais du Cardinal eingetroffen waren und nun in seinem Salon am Kamin saßen, ein Glas exquisiten Cognacs zur Stärkung in der Hand. „Ein weiterer Mord, direkt vor unserer Nase, ja beinah vor aller Augen! Dieser ominöse Täter ist in der Tat so verwegen wie ein Gascogner!“
„Oder aber er ist mittlerweile zutiefst desperat!“, warf ich leise ein. Doch meine Worte konnten den Zorn des Herrn Stallmeisters nicht bremsen. „Dieser verfluchte Kerl schleicht sich in Mademoiselle Margays Garderobe, als sie eben dabei ist, noch rasch ihre maquillage aufzufrischen, und schneidet ihr, ratsch, einfach die Kehle durch! Bei Gott! Sie muss also jenen gewissen Mann, von dem sie damals sprach, tatsächlich vor Monsieur Alcides Haus gesehen haben! Doch sie zog es vor, zu schweigen, als Ihr, Monsieur Aramis, sie näher befragtet - und so musste sie nun sterben! Wie bodenlos dumm von ihr, mit dem Mörder Katz und Maus zu spielen!“
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Kapitel Szene 14
„Bei allen Göttern!“, stammelte Monsieur Montdory, die Hand aufs zuckende Herz gepresst, „erst Monsieur Alcide, und jetzt das! Ich bin ein vom Schicksal geschlagener Mann! Wie sollen wir die Aufführungen des Clitandre fortsetzen, wenn nun mit dem Tod Mademoiselle Margays die obligate Intrigantin des Dramas ausfällt?! Wir brauchen schleunigst für sie Ersatz, sonst bleibt unser gestriger strahlender Sieg so gut wie fruchtlos! Oh, ich bin am Ende!“ Und er krallte stöhnend die bebenden Finger in seine ergraute Mähne.
Die Mitglieder des Ensembles, um ihren verzweifelten Direktor versammelt, schlugen betreten die Augen nieder. Schließlich ergriff Monsieur Malin das Wort. „Monsieur le principal!“, erklärte er offen und alle Umschweife, „Mademoiselle Margays Tod ist wahrlich erschütternd, da sind wir alle geschlossen einer Meinung! Doch dieser kann dennoch nicht an der nackten Tatsache rütteln, dass Schauspielerinnen ihrer Kategorie keineswegs dünn gesät sind! Für sie Ersatz zu beschaffen ist nicht schwer, zumal Euch ja die jungen ambitionierten Damen bereits die Türe einrennen, um vorsprechen zu dürfen, und bis Ihr die Brauchbarste unter ihnen herausgefiltert habt, mag Mademoiselle Biche vorübergehend jene Rolle übernehmen.“
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Kapitel Szene 15
Nun gut! Monsieur Le Coq runzelte die Stirne und fasste die neue Zofe scharf ins Auge. Doch was er an ihr sah, war durchaus imstande, seinen persönlichen Vorstellungen von einem korrekten Dienstmädchen zu genügen: Ein leidlich gewachsenes Frauenzimmer, nicht mehr ganz jung, aber auch nicht zu ältlich, unscheinbar, mäuschenhaft, mit ein wenig unebener Nase und nichtssagendem Antlitz, zwar nicht direkt hässlich, aber doch verlässlich so gestaltet, dass sich garantiert kein Mann nach diesem weiblichen Wesen umdrehte. Ein unkleidsamer metallener Zwicker verbarg ihren Blick, und ihr voluminöses Häubchen tat züchtig das Seine, ihr strähniges aschblondes Haar gebührend zu bedecken.
Mademoiselle Lucille, wie sie sich nannte, besaß gute Referenzen, hatte offensichtlich sogar im Haus der Duchesse d`Aulne in N. langjährigen Dienst versehen, nach dem Tod der alten Dame ihren Aufenthaltsort jedoch nach Paris verlegt, wo sie hoffte, möglichst rasch eine neue Anstellung zu finden -
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Kapitel Epilog
„Monsieur l`abbé, habt Dank für Euer promptes Erscheinen! Monsieur le duc erwartet Euch.“
Der Gouverneur der Bastille zog unmerklich die Brauen hoch und sah mir heimlich prüfend ins Gesicht. Offenbar hatte er einen würdevollen, respektgebietenden und in der Ausübung jener traurigen geistlichen Pflicht wohlerfahrenen Priester vorgerückten Alters erwartet. Doch nichtsdestotrotz verneigte er sich vor mir, ehrerbietig und knapp, und wies sogleich einen seiner zahlreichen Adjutanten an, mich zu dem jungen Verurteilten zu führen.
Ich folgte dem Offizier, der mir nun sporenklirrenden Schrittes voranging, schweigend den finsteren Gang entlang, beklommenen Herzens und unter leisem Schauder, im Anblick der gewaltigen, steinernen Mauern - oh, welche Qual musste es sein, gefangen in einem dieser Kerker zu liegen, ohne Licht, ohne Luft, und dies womöglich über Jahre oder gar Jahrzehnte hinweg, ohne Hoffnung auf Befreiung, bis ans Ende seines Lebens! Bei Gott! Lieber sterben, als ein solches Los ertragen!
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